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Rezension zu
Giada kocht

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Amerikanische Italienküche

Von: Turbohausfrau
22.05.2019

Persönlich habe ich noch nie eine Kochsendung der Autorin Giada de Laurentiis gesehen, aber sie ist sehr bekannt und hat ja auch einen klingenden Namen: De Laurentiis ist der Name etlicher Filmschaffender − da fällt der Apfel nicht weit vom Stamm! Frau De Laurentiis lernte in der berühmten Kochschule "Cordon bleu" kochen, hat schon viele Kochbücher geschrieben, betreibt Restaurants in verschiedenen Städten der USA, ist Caterer und eben auch eine der berühmtesten Fernsehköchinnen der USA. Dass das Buch wunderschön ausschaut, dafür sind die helle, freundliche Gestaltung und die Fotos von Aubrie Pick verantwortlich. Sie ist eine gut gebuchte Food-Fotografin, die wirklich sehr stimmige Fotos macht. Die Fotos im Buch zeigen zu einem großen Teil die überirdisch schöne (und für einen Foodie unverschämt schlanke, das muss ich neidisch dazusagen) Autorin, ihre Tochter, ihre Reisen, ihre Freunde, ihre Familie, Giada beim Essen, beim Trinken, beim Einkaufen − sie ist eindeutig der Mittelpunkt des Buches. Man findet auch jede Menge Food Fotos, aber leider nicht zu jedem Rezept. Jedenfalls vermitteln die Fotos das, was ich so unter italienischem Lebensgefühl subsummieren möchte. Insgesamt ist das Buch schön gemacht: Der Einband ist Hardcover, es gibt ein kurzes Inhaltsverzeichnis, zusätzlich ein Register mit den Rezepten. Die Unterteilung erfolgt in die Kategorien "Vorspeisen", "Leicht und einfach für mittags", "Zwischendurch", "Schnell und lecker für abends", "La dolce vita", "Beilagen" und "Süßes". Direkt vor den einzelnen Kapiteln werden die Rezepte noch detailliert aufgelistet. Insgesamt darf man keine klassische italienische Küche erwarten. Die Rezepte heißen zwar ganz klassisch, aber die Praxis zeigt dann eine ganz nonkonformistische Herangehensweise. Als Beispiel Mostarda: Es werden keine frischen, sondern getrocknete Früchte verwendet, die Autorin nimmt keine Senfessenz, sondern Senfkörner, die Zubereitung ist keine Prozedur über drei Tage, sondern in einigen Minuten erledigt. Noch ein Beispiel: Bistecca Fiorentina ist lege artis ein T-Bone oder Porterhouse Steak und muss mindestens 1,2 kg wiegen. Gewürzt wird maximal mit ein wenig Olivenöl, Salz und Pfeffer. Außer dem Grill gibt es keine zulässige Zubereitungsart. Das richtige, ganz und gar echte Fleisch kommt von einer Rinderrasse namens Chianina, einer der ältesten Rinderrassen der Welt. Ist das Fleisch von einem anderen Rind, darf es in Florenz nicht Bistecca Fiorentina heißen. In Restaurants nennt sich das dann Bistecca Piemontese. Ganz anders schaut das im Buch aus: Es wird ein Ribeye Steak mit 5 cm Stärke verwendet, das ca. 1 Kilo wiegt (da weiß ich ehrlich gesagt nicht, wie sich das rein rechnerisch ausgehen soll, denn Ribeye ist das kleinformatige Stück vom Rostbraten). Auf dem Foto sieht man allerdings schon ein T-Bone Steak. Jedenfalls wird mit vielen Kräutern und Gewürzen gewürzt, das Fleisch wird in der Grillpfanne angebraten und kommt danach unter den Backrohrgrill. Die Rezepte klingen durchwegs ansprechend und ich bin sicher, dass das Ribeye Steak, das auf diese Weise wie im Buch zubereitet wird, gut schmeckt, allerdings Bistecca Fiorentina geht anders. Das zieht sich so durch das ganze Buch: Es gibt ein Rezept für Cacio e Pepe, bei dem mit vielen verschiedenen Zutaten gearbeitet und die Sauce nicht nur mit Pfeffer und Käse gemacht wird wie bei der ursprünglichen italienischen Variante, es gibt Carbonara mit karamellisiertem Zwiebel und Obers, in den einführenden Worten durch die italienische Speisekammer steht, man kann Speck durch Prosciutto ersetzen, es wird Gruyere über Pasta gerieben usw. Mit den Zutaten hatte ich ein paar Probleme: In einem Rezept werden "0,5 l Bitterorangenlikör, z. B. Aperol" verwendet - ähm? Ja, es sind zwar Bitterorangen im Aperol, aber trotzdem ist das kein Bitterorangenlikör. Bei Turbinadozucker wüsste ich selbst in Italien nicht, wo ich den finden kann, Giardiniera und Castelvetrano-Oliven sind weitere solche Beispiele. Es wird mit Convenience-Produkten gearbeitet, damit es wirklich schnell geht. Bei der Zutatenliste hatte ich manchmal Schwierigkeiten, zum Beispiel der "Schwarzweiß-Brownie-Eiscreme-Kuchen" geht so, dass man Brownies aus einer "Brownie-Backmischung für dunkle Schokofondant-Brownies" (Gibt es so etwas tatsächlich?) und einigen zusätzlichen Zutaten bäckt, der fertige Kuchen wird in drei Teile geschnitten, in den ersten Zwischenraum wird fertig gekauftes Vanilleeis gestrichen, in den zweiten Zwischenraum kommt dunkles Eis, das leider in der Zutatenliste nicht vorkommt. Brownies sind übrigens nicht das einzige Amerikanische, das in dem Buch vorkommt. Für wen das Buch gemacht ist? Für Leute, die nicht ganz akkurat italienische Länderküche kochen möchten, sondern italienisch angehauchte Rezepte suchen, die schnell zuzubereiten sind. Für Leute, die auch gern zu Halbfertigprodukten wie fertigen Teigen und Backmischungen greifen. Für Leute, die schon kochen können und nicht zu sehr auf eine akkurate Zutatenliste angewiesen sind. Vor allem aber für Leute, die Giada gern mögen, denn sie ist sehr präsent in dem Buch. Die Rezepte sind alle rasch gekocht und passen sehr gut in den Alltag, wenn nach einem langen Arbeitstag schnell etwas auf den Tisch bringen will. Man sieht den Rezepten wirklich an, dass die Frau kochen kann. Sie zeigt Dolce Vita-Küche. Das Buch ist hübsch anzuschauen und man denkt dabei sofort an Urlaub.

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