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Rezension zu
Die Überlebenden

Solider Auftakt mit zu vielen Längen

Von: maaraavillosa
03.04.2015

Worum geht es? In den USA bricht ein noch nie zuvor dagewesenes Kindersterben aus, das Idiopathische Adoleszente Akute Neurodegeneration, abgekürzt IAAN. Woher diese Krankheit so plötzlich kommt, ist nicht auszumachen, Fakt ist aber: Nicht alle Kinder erkranken an IAAN. Stattdessen entwickeln diese Ausnahmen mit etwa 10 Jahren paranormale Fähigkeiten. So können sie zum Beispiel die Gedanken anderer steuern. Damit diese Kinder gar nicht erst in Versuchung kommen, ihre Fähigkeiten für bestimmte Zwecke zu nutzen, werden die Eltern von der Regierung dazu angehalten, ihre Kinder, sobald diese atypisches Verhalten zeigen, zu melden. Ruby ist eines dieser Kinder. Zusammen mit wenigen anderen, sogenannten Psi-Kindern, wird sie in ein Lager gebracht. Offiziell sollen diese Lager dazu da sein, die Kinder zu rehabilitieren, stattdessen erleben sie dort fernab der Zivilisation die schlimmste Zeit ihres Lebens. Sie werden je nach Ausbildungsgrad ihrer paranormalen Fähigkeiten in Farben eingestuft. Die Roten, Orangenen und Gelben sind für die Zivilisation die gefährlichsten. Ruby, eigentlich Orange, schafft es aber, sich als Grüne einstufen zu lassen. Ein besseres Leben im Lager hat sie deshalb trotzdem nicht. Jedes einzelne Psi-Kind wird der Tod irgendwann ereilen. Sechs Jahre später wird die dann 16.-jährige Ruby von der sogenannten Children’s League befreit. Doch Ruby bleibt gegenüber der Anführerin Cate misstrauisch, schließlich flüchtet sie. Auf den verlassenen Straßen trifft Ruby auf andere Überlebende, die auf der Flucht sind: Liam, Chubs und Zu. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg nach East River. Denn dort soll sich der Flüchtling aufhalten, der Ruby zeigen kann, wie sie ihre Fähigkeiten sinnvoll einsetzt und wozu sie tatsächlich imstande ist... _________________________________ Wie hat es mir gefallen? Das klingt doch nach einer wirklich spannenden Geschichte, oder? Aber Vorsicht: Letztlich haben nur die geniale Idee, die ersten 100 Seiten und die letzten 150 Seiten das Buch noch auf die 3,5 Sterne retten können. Alles was dazwischen passierte, hat bei mir wirklich nur den Schnarch-Effekt ausgelöst. Denn da passierte nichts. Also so rein gar nichts. Es war so zäh, dass es mich in eine Leseflaute gezogen hat - ich hatte wirklich null Motivation, weiterzulesen. Letztlich habe ich mich zum Fortsetzen des Buches gezwungen, und das Durchhalten hat sich für die letzten 150 Seiten auch definitiv gelohnt. Aber auf Anfang: Zu Beginn werden die Leserinnen und Leser aus Sicht von Ruby in die Geschichte eingeführt. Ruby erzählt in einer Rückblende, wie nach und nach immer weniger Mitschüler ihrer 4. Klasse in die Schule kommen, und ein Virus, der erst nur sehr wenige betraf, immer mehr zum Leiden aller wird. Die Perspektive schwenkt in Ruby's Jetzt-Zeit. In dieser Jetzt-Zeit lebt Ruby bereits sechs Jahre im Thurmond-Lager. Zwischen harter Arbeit und psychischen und physischen Strafen (z.B. dem sogenannten Weißrauschen) gibt es nur wenig Hoffnung auf eine Zukunft außerhalb des Lagers, Ruby hat Familie und Freunde verloren. Bis Cate in Ruby's Leben tritt und sie aus dem Lager herausbugsiert. Dies erfolgt auf ziemlich drastische, fast schon markabere Weise, aber das war es, was die ersten 100 Seiten so spannend machte. Auch wenn der Einstieg in die Geschichte insgesamt doch eher schwerwiegend war, muss ich sagen, dass mich diese Idee um den Virus, um die Einteilung in Farben, diese paranomalen Fähigkeiten und letztlich die Flucht aus dem Lager, angespornt hat, dran zu bleiben. Aber dann driftete das Buch in eine wirklich kaum auszuhaltene Länge ab. Ruby flieht (das war ja noch nachvollziehbar), trifft auf Chubs, Liam und Zu (das auch!), sie tun sich zusammen ... und dann? Dann passiert auf 200 Seiten einfach nichts. Es ist nicht so, dass jetzt gar nichts passiert. Natürlich gibt es dann nochmal ein, zwei Kleinigkeiten, die versuchen Spannung reinzubringen. Aber es sind eben nur Kleinigkeiten die einen Versuch anstellen - der bei mir leider gar nicht gefruchtet hat. Für mich tuckerten die vier Kids 200 Seiten lang nach East River. Mehr erwähnenswertes passierte da für mich einfach nicht. Und das ist eben ungemein schade, denn DANN in East River angekommen, geht es ja erst richtig los, mit der ganzen Story! Wäre diese, meiner Meinung nach, unnötige Länge nicht existent, dann wäre Die Überlebenden ein super Auftakt in eine neue Dystopie gewesen. Die Geschichte hätte vielleicht keine fünf Sterne erhalten (es braucht immer Luft nach oben!), aber auf jeden Fall spitzenmäßige vier. Solltet ihr also gerade das Buch lesen, und Euch langweilen: Haltet durch, es wird noch super! Nur leider werden durch diese Zähe auch die Charakter ganz schön in Mitleidenschaft gezogen. Ruby blieb für mich lange Lesezeit sehr unnahbar, sie spricht kaum laut aus, was sie innerlich fast zerpflückt. Das ist jetzt nicht unbedingt anstrengend, aber es hätte der Geschichte definitiv mehr Fahrtwind gegeben, würde das Mädchen doch einfach mal handeln. Zum Ende wird es dann auch definitiv besser. Sehr gut einlassen konnte ich mich wiederum auf Liam. Er hat in der Geschichte die Rolle des großen Bruders inne, der alles versucht ins Lot zu bringen. Bei Chubs war es so, wie mit Ruby. Aber auch er hat seinen ganz eigenen Charme, der ihn gen Ende hin auch richtig sympathisch macht. Schade war die Namensgebung (beziehungsweise die Übersetzung dessen) der Suzume, denn in der Geschichte wird sie meist bei ihrem Spitznamen "Zu" benannt. Auch wenn das nun Jammern auf hohem Niveau ist: Mich hat dieses "Zu" ständig verwirrt. Wenn ich nicht den Namen "Zu" gelesen habe, dann die Präposition "zu" und umgekehrt. Verbunden mit den unnötigen Längen hat es ewig gebraucht, bis ich mich vollends auf diese Unterscheidung eingestellt habe. Wirklich gut fand ich die Geschichte aber dann, als die vier Kids ihren Fuß auf East River setzen und auf den ominösen Flüchtling treffen. Denn dann klärt sich so vieles um den Virus und auch um Ruby's Fähigkeiten auf, was für das Verständnis der Gesamtgeschichte nochmal diesen "Aha!"-Effekt bringt. Auch erfährt man ab hier durch Rückblenden, wie Ruby eigentlich ins Lager gelangt ist. Auch sehr positiv war für mich, dass die Geschichte zeitlich nicht so weit von der unsrigen verortet ist - zumindest empfand ich es nicht als Lichtjahre weit entfernt. Diese Virus-Sache könnte auch locker morgen oder übermorgen einbrechen. Das unterscheidet diese Dystopie meiner Meinung nach nochmal von vielen anderen dystopischen Geschichten. Dennoch bin ich unschlüssig, ob ich den kürzlich erschienenden zweiten Band Furchtlose Liebe lesen soll. Die Überlebenden endet mit einem Cliffhanger, eigentlich würde ich gerne wissen wie es weiter geht. Allerdings schreckt es mich enorm ab, zu wissen, dass es sogar schon erste Buchabbrecher zum zweiten Band gab. Das ist für mich schon eine kleine Zwickmühle. Was würdet ihr tun? Ansonsten lässt sich sagen, dass Die Überlebenden allein wegen der Idee ein solider Auftakt für eine neue Dystopie ist. Wäre der erste Band 200 Seiten kürzer, hätte die Geschichte nicht nur auf den letzten 150 Seiten ordentlich Pfeffer im Pops, sondern würde wahrscheinlich für viele Leserinnen und Leser ein wahrer Pageturner sein. Dies hat sich für mich nun leider nicht eingestellt, deshalb habe ich noch gerade so 3,5 Sterne vergeben und ich werde nun auf weitere Stimmen zum zweiten Band warten, um dann zu entscheiden, ob ich Ruby's Geschichte weiterverfolge.

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