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Rezension zu
Die Stadt der Träumenden Bücher

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Der dickste Liebesbrief an die Literatur

Von: Lilith
02.05.2019

Wow. Wo fängt man bei so einem fantastischen Werk nur an zu erzählen… also, der Dichterjüngling Hildegunst von Mythenmetz wächst als Lindwurm auf der Lindwurmfeste auf. Sein Schicksal ist es, ein großer Schriftsteller zu werden, wie alle Lindwürmer. Als jedoch eines Tages sein Dichtpate Danzelot von Silbendrechsler stirbt, erbt er ein geheimnisvolles Manuskript. Dieses Schriftstück ist so fantastisch, mitreißend und weltverändernd geschrieben, dass Hildengunst sich auf die Suche nach dem mysteriösen Schriftsteller macht. Sein erstes Anlaufziel ist dabei natürlich Buchheim, eine Stadt, die nur aus Verlagen, Buchhandlungen und Druckereien besteht und vom Buch lebt. Doch der Empfang ist alles andere als herzlich und je mehr Hildegunst über Buchheim und das geheimnisvolle Manuskript erfährt, umso mehr gerät er in Gefahr… Moers vierter Zamonienroman ist eine Liebeserklärung an das geschriebene Wort in all seinen Facetten - Geschichte, Schrift, Bücher, Schreiben. Dies wird schon in der tollen Aufmachung der Bücher dieser Serie deutlich: großformatig, Lesebändchen, farbiger Kopfschnitt (gelb). Ein weiteres Highlight sind die zahlreichen liebevoll detaillierten Illustrationen, die das Buch zu einem besonders schön gestalteten Werk machen. Als Übersetzer des Werkes von Hildegunst spielt Moers nicht nur mit dem Leser („Tut mir leid, aber ich kann leider nur ahnen, was mit dem Wort »knolfte« gemeint ist. Ich habe es selber erfunden, um damit ein Verb aus dem Zamonischen zu übersetzen, das mir völlig unbekannt ist“, S. 72), sondern auch mit diversen Schriftgrößen und –arten (siehe Die Kammer der gefangenen Echos, S. 249ff.). Eine meiner Lieblingsstellen ist „Sie wurden soeben vergiftet. (…) Dann wurde mir schwarz vor Augen.“ Und die nachfolgenden Seiten sind tatsächlich schwarz. Ich liebe solche Spielereien. Während der Leser Hildegunst durch Buchhaim folgt, lernt er Daten und Fakten über die gesamte Literaturgeschichte Zamoniens und erhält wichtige Tipps, wie man im Literaturjungel überleben kann. Dabei hat Moers natürlich einiges der realen Literaturgeschichte entliehen – Gagaismus = Dadaismus – aber auch zahlreiche eigene Stilrichtungen erfunden (mein Favorit hier die Stottergedichte). Spätestens wenn man auf Seite 437 „Schrecksenherrschaft“ statt „Schreckensherrschaft“ liest, weiß man, dass Zamonien einen nicht mehr gehen lassen wird und man nächste Woche in die Buchhandlung seiner Wahl rennt, um „Das Schloss der träumenden Bücher“ (erscheint am 08.10.2013) zu kaufen. Um dann verzweifelt festzustellen, dass man sich verlesen hat und es am 08.10.2014 erscheint. Schnüff. Weitere Informationen: Fast alle erwähnten Dichterfürsten sind Anagramme von Namen realer Schriftsteller. Eine ausführliche Liste findet sich auf Mythenmetz.de, wo man außerdem Zahlen in zamonische Zeichen umwandeln lassen kann. Ein interaktives Vergnügen sind die Goodies auf dieser Seite, die die Erinnerungen an das Lesevergnügen jederzeit zurückholen können, vor allem der Bildschirmschoner. Lieblingszitate: „Mich überkam der immer unwiderstehlicher werdende Wunsch, dies alles mit einem Satz in die Tiefe zu beenden, bevor die Harpyre endgültig triumphierten. Ein Sprung nur, und alles wäre vorbei. (…) »Huhu!« sagte da eine Stimme in mir.“ (S. 299)

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