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Rezension zu
Sau am Brett

Sau im Bett

Von: Holger
02.05.2019

Schon die Einbandgestaltung stiftet Verwirrung: Ist im Klappentext von einem “Sautrogrennen” die Rede, schaukelt das Schwein im Inneren des Buchdeckels in einem Weinfass... Berthold Fellinger, 43, alleinstehend, keine Kinder, Beruf: Lebensmittelkontrolleur ist hin und hergerissen zwischen der Loyalität zu seinem Herkunftsort, und der weltgewandten, gebildeten Oberschicht, der er von Berufs wegen angehört. Diese Landgemeinde im bayrischen Wald wird als idyllisch beschrieben, landschaftlich schön und weitläufig und bedient jedes bekannte Klischee, das in einem Bayern – Krimi nicht fehlen darf: Die Ressentiments zwischen Bayern und Preußen, Katholizismus und Aberglaube, arm und reich, dumme Dorfpolizisten. Und mittendrin torkelt “der Fellinger” - die meiste Zeit verletzt, verdreckt und vornehmlich flüssig ernährt - durch die Szenarien und Tatorte. Bar jeder politischen Korrektheit, fluchend und polternd wie die restlichen Protagonisten werden die Morde ohne jede Regung von ihm hingenommen, als aber die hübsche Schankhilfe im See verschwindet, alarmiert er doch die Rettungskräfte. Die Landbevölkerung ist hart im Nehmen, ins Krankenhaus nach Passau fährt man nur in höchster Not, alles andere regelt die „Höllmüllerin“ genannte, vom Hauptdarsteller verehrte Ärztin Franziska. So wird der Handlungsfaden weitergesponnen und die überraschende Lösung des Falles geht beinahe unter in der Verwunderung über die enorme Zähigkeit und Heldenhaftigkeit des Hobby – Detektivs. Resümee: In den Dialogen frönt der Autor unnötigerweise einer gewissen Derbheit, während in den ausschmückenden Gedanken des Fellinger, in welchen er auf aktuelle gesellschaftliche Missstände Bezug nimmt, in kreativen Wortschöpfungen brillanter Sprachwitz durchblitzt. Sehr hilfreich hätte die Leserin einen, wie auch immer gearteten Hinweis auf die angeschlossene „Kleine Übersetzungshilfe“ gefunden. Denn selbst wenn man des Bayrischen mächtig und eine profunde Kennerin der bayrischen Seele ist, sind einem spezielle Schimpfwörter nicht geläufig. Wenig Blut, viel Alkohol enthält dieser Bayern – Krimi der anderen Art. Ein kurzweiliges Vergnügen für alle, die rustikalen Charme und den Blick in die bayrische Seele lieben, mit allen Höhen und Tiefen.

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