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Rezension zu
Die Frauen von Salaga

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Die Sklavin und ihre Herrin - Freiheitsträume der "Frauen von Salaga"

Von: Eva Krafczyk
29.04.2019

Vorsicht, Spoiler Aminah wächst als Tochter eines Schuhmachers auf einem Gehöft in dem westafrikanischen Marktflecken Botu auf. Wurche ist die Tochter eines lokalen Herrschers, stolz, wild und gänzlich unwillig, sich dem klassischen Frauenbild zu fügen. Beide sind "Die Frauen von Salaga" in dem Roman der ghanaischen Schriftstellerin Ayesha Harruna Attah, der Ende des 19. Jahrhunderts im prekolonialen Ghana spielt, wo aber bereits der "scramble of Africa" absehbar ist. Beide Frauen träumen von einem Leben, das ihnen traditionell verwehrt bleibt - Aminah würde gerne ihren Vater auf seinen Reisen begleiten, wünscht sich, sein Handwerk zu lernen. Wurche wiederum, die eine bessere Reiterin ist als ihr eher verträumter Bruder, möchte ebenfalls an Wettrennen teilnehmen, ihre Stimme im Rat der Männer erheben, Entscheidungen treffen. Doch es kommt ganz anders. Sklavenjäger überfallen Botu und die angrenzenden Dörfer. Aminah und ihre Geschwister werden auseinandergerissen, mit anderen Sklaven immer weiter getrieben, desorientiert und erschöpft: "Als sie den felsigen Ort verließen, war der Gedanke an den Tod fast verführerisch. Fliehen war zu kraftraubend." Sie erlebt die Demütigung der Sklavenauktion, wird von ihrem Besitzer sexuell missbraucht und landet schließlich durch Weiterverkauf in Salaga. Dort ist Wurche, die als Frau einer Adelsfamilie eigentlich das Recht hätte, ihren Ehemann selbst auszusuchen, aus politischen Gründen eine arrangierte Zweckehe eingegangen. Sie verachtet ihren Ehemann Adnan, doch die Ehe bedeutet ein Bündnis, mit dem ihr Vater militärische Rückendeckung für seine eigenen Ambitionen hat. Wurche, die für ihren Ehemann nur Verachtung übrig hat, verschafft sich in ihrer heimlichen Beziehung mit einem Sklavenhändler eine Art Ventil, fühlt sich aber nach der Geburt ihres kleinen Sohnes immer mehr als Gefangene in ihrer Rolle als Frau und Mutter: "Bei allem musste sie Adnan um Erlaubnis fragen, und er nutzte seine Macht über sie trefflich aus." Die politisch ambitionierte Wurche kritisiert vergeblich Tribalismus und plädiert für Einigkeit als starke Positionierung gegen die Weißen, die sie einerseits faszinierend findet, deren Absichten sie aber auch misstraut. Als Wurche Aminah kauft, beginnt für die "Frauen von Salaga" ein gemeinsamer neuer Lebensabschnitt. Doch beide träumen von einem anderen Leben und brauchen sich letztlich gegenseitig, um ein solches Vorhaben umzusetzen. Ayesha Harruna Attah verzichtet - für mich erfreulich - auf süßliche Exotik oder Herz-Schmerz-Tragik bei der Schilderung des schwierigen Lebenswegs der beiden sehr unterschiedlichen Frauen. Dabei ist Wurche bei allen Rückschlägen diejenige, die vorwärtsdrängt und Pläne schmiedet, während Aminah eher die Träumerin ist - vielleicht auch ein Ausgleich zur harten Arbeit, zu der sie als Sklavin verpflichtet ist. Doch auch die eher sachlich-distanzierte Beschreibung bleibt nahe dran an den beiden Frauen, ihren Sehnsüchten und Hoffnungen. Und auch wenn es vordergründig ganz um die Gechichte von Aminah und Wurche geht, so wird es auf den letzten Seiten doch eindeutig politisch, wenn Wurche auf Geschlossenheit der Volksgruppen gegen die starken Europäer pocht - ein Thema, das nicht nur in Ghana, sondern in vielen der postkolonialen afrikanischen Staaten, in denen Entscheidungen an der Wahlurne nach wie vor gerne entlang religiöser und ethnischer Grenzen fallen, aktuell ist: "Es sind schon genug Menschen gestorben. Es wird Zeit, an einem Strang zu ziehen."

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