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Rezension zu
Rachewinter

Andreas Grubers „Rachewinter“ – Im falschen Körper

Von: ZeichenTonBild
17.04.2019

Mit „Rachewinter“ legt der Österreicher Andreas Gruber einen dritten Band um Anwältin Evelyn Meyers und Kommissar Walter Pulaski vor: Eine mysteriöse Frau ermordet in Österreich und Deutschland auf brutale Art und Weise Männer. Spannend bis zum bitteren Ende. In den Fängen der Familie Als die Wiener Anwältin Evelyn Meyers einen neuen Klienten annimmt, ahnt sie nicht, welche Folgen das für sie und ihren Assistenten Florian Zock haben wird. Michael Kotten steht unter dringendem Tatverdacht seinen Geliebten bestialisch ermordet zu haben. Ob wohl die Beweise erdrückend sind – schließlich existiert eine Handyvideoaufnahme – will Meyers Kotten vertreten. Denn sie kann sich den Sohn eines reichen Unternehmers nicht als Mörder vorstellen. Doch schon bald geraten ihre Nachforschungen in schwierige Gewässer: Zum einen stößt sie auf Widerstände von Seiten Michael Kottens Vater, der sie sehr harsch angeht. Denn Michael Kotten ist nicht nur homosexuell, sondern fühlt sich noch dazu gefangen im falschen Körper und ist bereits dabei, eine Geschlechtsumwandlung vornehmen zu lassen. Zum anderen ist es die Staatsanwalt, die sich auf den Kotten-Nachwuchs als Täter festgelegt hat. Schließlich sind die Machenschaften der Glücksspiel-Familie und die nie belegbaren Korruptionsvorwürfe gegenüber Michaels Onkel, einem einflussreichen Politiker, ein Motiv, um den Kotten-Clan zu entmachten und endlich strafrechtlich zu belangen. Nicht leicht für Meyers zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden und Licht ins Dunkel zu bringen… Auch Walter Pulaski hat es mit einem kompliziertem Mord zu tun, der noch dazu in sein Privatleben reicht. Denn in einem Motel wird der Vater der Freundin seiner Tochter tot aufgefunden. Wirkt es anfänglich wie ein Unfall, stellt sich alsbald heraus, dass der Geschäftsmann gewaltsam ums Leben kam. Nicht nur, dass Pulaski eigentlich gar nicht ermitteln soll und darf, auch seine Tochter Jasmin sowie Nina, die Tochter des Ermordeten, beginnen heimlich und ohne Rücksicht auf das eigene Leben Nachforschungen anstellen. Dabei landen sie bei einer geheimnisvollen, dunkelhaarigen Frau im roten Kleid. Als dann weitere Morde geschehen, zeigt sich, dass die Taten in Wien sowie in und um Leipzig herum zusammenhängen. So führen die Spuren mal wieder die Anwältin Evelyn Meyer und Walter Pulaski zusammen, um am Ende in einem Showdown zu münden… Verstörende Verhältnisse Egal, ob es Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez oder wie in Rachewinter Walter Pulaski und Evelyn Meyers sind, Andreas Gruber erschafft großartige Ermittlerpaare. Einerseits sind sie grundverschieden und gegensätzlich, andererseits ist genau das der Punkt, wieso sie sich bestens ergänzen und auch so interessant machen. Anders als Maarten S. Sneijeder ist Walter Pulaski jedoch kein Kotzbrocken, wenngleich er mit seiner schrulligen, launischen und sturen Art durchaus aneckt. Ihn eint mit Evelyn Meyers die absolute Versessen- und Zielstrebigkeit, den Fall aufzuklären – ohne Rücksicht auf die Vorgaben und Ansagen der Chefetagen und der Politik. Doch nicht nur die Charaktere der Ermittler, Evelyn Meyers Assistenten Florian Zock inkludiert, sondern auch alle anderen Protagonisten sind vielfältig, charismatisch und durchaus authentisch, entwickeln sich im Laufe der Handlung und sorgen dafür, dass Winterrache kein nullachtfünzehn Thriller ist. Angefangen bei Pulaskis Tochter über Michael Kotten bis hin zu Michael Kottens Vater. Keine der Figuren ist hier nur Beiwerk. Obwohl Andreas Gruber nicht an Brutalitäten spart, geschieht dies eher auf eine subtilere Art und Weise. Die zahlreichen Morde werden nicht en Detail ausformuliert, aber dennoch so, dass beim Lesen Bilder vor dem inneren Auge entstehen. Grundsätzlich ist Grubers Sprache prägnant und auf den Punkt, aber gleichzeitig detailreich, ohne dabei zu detailverliebt zu werden. Beständig hält er die Spannung hoch, sorgt immer wieder für kleinere Atempausen, um dann das Tempo gleich wieder anzuziehen. Nicht zu vergessen sind die Wendungen und Verwirrspiele, die Rachewinter zu komplexen Thriller machen. Mindestens ebenso wichtig ist die Story an sich: Michael Kotten als (möglicher) Mörder, geboren im Körper eines Mannes, der sich jedoch als Frau fühlt. Sicherlich kein neues Thema – auch nicht in Thrillern, aber durchaus spannend und immer wieder interessant. Denn Michael Kotten wird dargestellt als ein Mensch, der vom Leben enttäuscht und verletzt ist. Noch dazu aus einer Familie stammt, deren Machthunger und Gier vor nichts und niemandem Halt macht. Hinzukommen die unterschiedlichen Handlungsorte: Wien und rund um Leipzig, die Morde, die erstens nicht wie solche wirken und auch nicht zusammenhängen, obwohl man als Leser selbstverständlich weiß, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Einzig unklar ist an welchem Zeitpunkt die Handlungsstränge zusammengeführt werden. All‘ das macht Rachewinter zu einem absoluten Pageturner!

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