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Rezension zu
Schatten der Toten

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Von der Tatortreinigerin zum (Beinahe-) Opfer – ein turbulenter Spionagethriller, der die Schatten der Vergangenheit ins Licht der Gegenwart holt

Von: Jens Ba
08.04.2019

Disclaimer: Kann ganz leichte Spoiler enthalten, da Reihentitel! Vorab muss ich gestehen, dass der Thriller »Schatten der Toten« mein erstes Buch von Elisabeth Herrmann war, weshalb ich mich ganz naiv direkt in die Geschichte gestürzt habe. Erst im Verlauf des Buches wurde mir klar, dass es eine Vorgeschichte geben muss, da es immer wieder einen Querverweis auf diese gab, was für das Leseverständnis jedoch kein Problem darstellte. Zur Geschichte selbst: Judith Kepler ist Tatortreinigerin und damit im Großen und Ganzen auch zufrieden – wäre da nicht ihr unbändiger Wunsch, ihren Vater, einen früheren Stasi-Spion, zur Rede zu Stellen. Dies gestaltet sich recht schwierig, da dieser inzwischen unter dem Namen Bastide Larcan sein Unwesen im Untergrund treibt und als gefürchteter Waffenhändler gilt. Das hält sie jedoch nicht davon ab, jede Möglichkeit zu nutzen, ihn aufzuspüren. Als Quirin Kaiserley, ein ehemaliger Spion der BRD, sein neues Buch veröffentlicht, wird Judith von ihrer Vergangenheit eingeholt. In dem Buch wird die misslungene Operation Saßnitz 1984 aufgearbeitet, bei der Bastide Larcan, ehemals Richard Lindner, mit seiner Familie in den Westen geleitet werden sollte – im Austausch für eine Liste der wichtigsten Stasi-Spione. Gleichzeitig liegt Eva Kellermann im Sterben, eine ehemalige BND-Sekretärin, die von Lindner damals verführt worden war, um an geheime Informationen zu gelangen. Diese beiden Ereignisse führen dazu, dass sich Judith plötzlich in einem Umfeld von Ex-Agenten der BRD, der DDR sowie verdeckten Ermittlern und Agenten des BND wiederfindet. Zunächst hält sie das noch für Zufall, da ihre Aufmerksamkeit auf zwei andere Ereignisse gelenkt wird: Ihr Chef Dombrowski wird ins Krankenhaus eingeliefert, weshalb sie das Geschäft leiten muss. Gleichzeitig schwebt Tabea in Lebensgefahr, die ihr in der Vorgeschichte ans Herz gewachsen ist. Als plötzlich deren Vater Frederick in Berlin auftaucht und von einer ehemaligen BND-Agentin aufgesucht wird, ist ihr Interesse geweckt. •Was hat er mit dem BND zu tun und warum kümmert er sich nicht um seine Tochter? Nach etwas Recherche und der Begegnung mit einem weiteren Bekannten aus der Vergangenheit findet sie heraus, dass es einen Waffenhandel im ukrainischen Odessa geben soll. Zufälligerweise wurde ausgerechnet dort zuletzt auch Bastide Larcan, ihr Vater, gesichtet. Nun muss Judith eine wichtige Entscheidung treffen: •Wird sie ihren Verpflichtungen gegenüber ihrem Chef und Tabea gerecht, oder soll sie den Spuren zu ihrem Vater folgen? •Welches Risiko geht sie in einem undurchsichtigen Netz aus Motiven, Intrigen und (falschen) Informationen ein und welche Rolle spielt sie im Dickicht aus BND, KGB, Stasi und radikalen Vereinigungen wirklich? Nun, diese Fragen müsst ihr euch selbst beantworten, indem ihr das kurzweilige Buch von Elisabeth Herrmann lest. Zusammengefasst ist es ein spannungsgeladener Thriller, der sich gut lesen lässt und verschiedene Handlungsstränge zu einem Höhepunkt zusammenführt. Auch wenn für mich der Zusammenhang der Hauptcharaktere schnell klar war, war die Spannung dadurch nicht gemindert vorhanden. Was mich etwas verwundert hat, war die Vielzahl an Handlungssträngen und Verzweigungen, die m. E. nicht alle notwendig gewesen wären, um den Leser an der Nase herumzuführen: Durch den Rückblick zur Operation Saßnitz sowie zur Vorgeschichte, den Kompetenzkampf zwischen BND und Verfassungsschutz, den Verbindungen zwischen den Radikalen und den Ukrainern, den immer noch schwelenden Kräftemessen zwischen Ost und West und den persönlichen Motiven der Hauptpersonen, gab es für meinen Geschmack zu viele Einflüsse. Ein wenig reduzierte Komplexität hätte dem Buch sicherlich nicht geschadet, dem Leser aber einen einfacheren Einstieg und bessere Nachvollziehbarkeit verschafft. Sprachlich ist das Buch sehr gelungen, die Personen beschreibt Herrmann sehr ausführlich und bildhaft. Die Wortwahl in den Dialogen schärft die Eigenschaften der Charaktere und unterstützt dessen Eigenheiten, was sie sehr authentisch werden lässt. Als Stilmittel sind immer wieder scheinbare ukrainische (Dialekt)Wörter eingebaut wie »frantsuz«, »lider« oder »bulteryer«. Der Google Übersetzer konnte mir keinen einheitlichen Sprachursprung nennen, weshalb ich davon ausgehe, dass die Wörter frei gewählt wurden, um den Franzosen Bastide Larcan, den Leader Oleg und den Bullterrier Mikhail in dem Part des Handlungsstrangs in der Ukraine authentischer zu beschreiben, was für mich gut funktioniert hat. Das Setting in Berlin spielt nur eine untergeordnete Rolle, die Umgebung von Odessa dafür umso mehr. Auch die Orte beschreibt Hermann sehr bildlich, wodurch das Geschehen in der Fantasie deutlich sichtbar wird. »Die Eiszapfen an den Wäscheleinen – bizarre Kunstwerke, die an Tropfsteinhöhlen erinnerten. Wintergärten, das Holz ausgeblichen und verwittert, die kaputten Scheiben durch Pappkartons ersetzt. Türme, Erker, Labyrinthe aus Hinterhöfen, in denen man sich verlaufen konnte. Und immer wieder die Farben Odessas, abgeblättert, wie pockennarbige Fresken, von Ausblühungen fast gesprengt: Sahnegelb. Babyblau. Prinzessinnenrosa.« (S. 256) Was ich etwas schade finde, ist, dass das Cover nicht so richtig passt. Es erinnert an einen Ort im Buch, der jedoch etwas anders beschrieben wird. Hier hätte ich mir entweder einen stärkeren Bezug gewünscht oder ein Cover, das den Titel mehr aufgreift. Auch im Vergleich zu den Covern der anderen Bücher finde ich es nicht ganz so ansprechend oder catchy. Aber das ist Geschmackssache. Insgesamt betrachtet ist »Schatten der Toten« von Elisabeth Herrmann ein sehr gut geschriebener und komplexer Thriller, der (obwohl der dritte Band einer Reihe) auch einzeln wunderbar funktioniert. Für Fans von Spionagethrillern ein guter Lesetipp. Euer Jens

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