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Rezension zu
Kolibri

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Flirrend und polarisierend wie ein Kolibri. Dieser Thriller hat seine spezielle Note.

Von: Floh
29.03.2015

In "Kolibri" erleben wir einen ganz speziellen Thriller, der finnischen Debütautorin Kati Hiekkapelto, der sich unter die Thriller mischt, aber auch eine Vielzahl weiterer Genrezüge und Facetten der Thematik aufweist. Nach meinem Empfinden liest sich dieser Thriller jedoch eher wie ein perfekter Krimi, da anstatt anspannenden Thrill in den Taten und Gedanken, die Ermittlungen und Recherchen vordergründig scheinen. Dadurch ist dieses Werk aber nicht weniger begeisternd, sondern sehr beeindruckend, vor allem wegen dieser enorm gesellschaftskritischen Thematik und den Handlungsverlauf. Erschienen im Heyne Verlag (http://www.randomhouse.de/heyne/) Inhalt: "Kaum hat Anna Fekete ihre erste Stelle als Kriminalkommissarin angetreten, landet auch schon ein Mordfall auf ihrem Tisch: eine junge Frau, die beim Joggen im Wald auf grauenvolle Weise getötet wurde. Anna nimmt die Ermittlungen auf. Ihr zur Seite gestellt ist Esko Niemi, ein alter Haudegen, der seine junge Kollegin torpediert, wo er kann. Bis ein zweiter Mord geschieht und Esko klar wird, dass sie den Killer nur gemeinsam finden werden. Doch Anna ist bereits auf eigene Faust unterwegs. Die 19-jährige Riikka wird beim Joggen im Wald brutal ermordet. In den Taschen ihres Sportanzugs findet sich ein Amulett, dem die Polizei jedoch keine weitere Beachtung schenkt. Anna Fekete und ihr Kollege Esko Niemi übernehmen die Ermittlungen. Beim Verhör von Riikkas Freundeskreis erfahren sie, dass Riikka sich kurz zuvor von ihrem Freund getrennt hat. Allerdings ergibt die Autopsie, dass sie am Tag ihres Todes Geschlechtsverkehr hatte. Der Fall verkompliziert sich, als ein zweites Opfer gefunden wird. Wieder taucht ein Amulett beim Leichnam auf. Doch es gibt keinen Hinweis, dass die beiden Opfer sich gekannt haben. Wie sich zeigt, stellen die Amulette einen blutrünstigen Aztekengott dar. Handelt es sich bei dem Täter um einen Serienmörder, der seine Opfer zufällig auswählt? Bevor Anna Fekete und Esko Niemi eine Antwort finden, geschieht ein dritter Mord. Der Tatort entpuppt sich als kaltblütige Falle." Schreibstil: Neben dem Haupthandlungsstrang webt die Autorin Kati Hiekkapelto einen weiteren dünnen Teppich aus zwei wichtigen Nebenhandlungen, die im späteren Verlauf der Ermittlungen von Bedeutung werden und sich so zu einem dicken Tau des Entsetzen vereinen. Im Vordergrund steht hier natürlich der aufwühlende Mord an einer Joggerin, jedoch spielt sich so langsam auch das Schicksal über die junge Bihar, die unter den strengen Sitten ihrer muslimischen Eltern leidet und scheinbar in Gefahr ist, in den Fokus der Aufmerksamkeit. Dieses ist ein gekonnter Schachzug dieser Autorin, denn sie besitzt somit zwei enorm wichtige Augenmerke, die den Leser gebannt an die Seiten fesseln und ihn in den Ermittlungen mit einbeziehen. Sie hat einen sehr durchdringenden und dennoch auch seichten Schreibstil, der Ruheoasen gönnt, aber auch für geballte Ermittlungsarbeit auch beim Leser sorgt. Kati Hiekkapelto wirft Fragen auf, lebt durch sympathische Dialoge und aus einem Wechselspiel der Perspektiven. Ihren finnischen Charme kann sie in ihren Zeilen nicht verbergen und sorgt so für nordische Düsternis und Verworrenheit. Das gefällt mir wirklich sehr gut, davon möchte ich gerne mehr lesen. Charaktere: Die Protagonisten sind umfassend beschrieben und werden durch spezielle Charakterzüge so einzigartig und nahezu real. Neben dem Mordfall, den Ermittlungen und die Zerreissprobe für die junge Kommissarin Anna Fekete, die sich erst noch im Dienst und im Team unter Beweis stellen muss, erfährt der Leser auch so einige Fakten aus dem Privatleben der Charaktere. Anna Fekete hat eine besondere Art die Ermittlungen zu führen, nicht immer würde ich mit ihr konform gehen, aber auch gerade dieser Wesenszug sorgt auch im Team der Behörde für so manchen Zündstoff. Neben ihren unter Argusaugen stehenden beruflichen Schritten, bekommt man auch ein interessantes Bild von ihrem Partner Esko, den man mögen oder ablehenen wird... Ein wirklich besonderer Pluspunkt in Sachen Protaginisten ist die Geschichte der Nebenhandlung um die junge Bihar, die den Leser so manche Unglaublichkeiten miterleben lässt und den Wettlauf gegen die Zeit beginnen lässt. Eindringlich, provokant und gesellschaftskritisch. Meinung: Auch wenn ich hier keinen Thriller im standardisiertem Sinne vorgefunden habe, so habe ich dennoch einen grandiosen und einmalig interessanten Krimi erleben dürfen. Gelungene Schauplätze machen dieses skandinavische Werk zu einem MUSS für alle skandinavien-Krimiliebhaber. Der Spannungsbogen ist insgesamt gut gelungen, wenn auch für meinen Geschmack etwas zu flach für einen Thriller, aber genau richtig für einen unschlagbaren Krimi mit besonderen Nuancen der Themenwahl. Der unglaubliche Showdown hat bei mir doch für einen großen Überraschungsmoment gesorgt, sehr unvorhersehbar und verblüffend. Ganz besonders gefallen hat mir der Schreibstil und der facettenreiche Ausdruck der Finnin, der mich absolut überzeugt hat, und worauf ich bei einer finnischen Autorin so gespannt war. Ganz neu und sehr selten bisher sind die zum Teil ungarischen Weisheiten und Zitate. Leider sind diese nicht übersetzt, aber der Sinn lässt sich aus den Inhalten der Passagen sehr gut erahnen. Weniger Thriller, aber dafür umso mehr Krimi, den ich loben möchte. Cover: Absolut stimmig, einladen und schon auf ein besonderes Werk hindeutend. Der Titel ist absolut treffend: flirrend, polarisierend und facettenreich. Die Verarbeitung ist sehr hochwertig, das Schriftbild locker und angenehm und das Buch liegt trotz seiner Stärke gut in der Hand. Fazit: Zwar nicht der übliche Thriller, aber ein grandios komponierter Krimi mit viel Tiefe und Genie. Ein Debüt, welches punktet und 4 Sterne + verdient!

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