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Rezension zu
Aus der Tastatur gefallen

Aus der Tastatur gefallen

Von: Ben Vart
15.03.2019

Man muss Terry Pratchett nicht kennen, um ihn zu mögen. Also seine Geschichten. Ihn persönlich zu mögen, ohne ihn persönlich gekannt zu haben, das wäre ja ebenso vermessen, wie ihn nicht zu mögen. Persönlich, meine ich. Zu kompliziert? Auch nicht komplizierter als manche seiner Geschichten. "Aus der Tastatur gefallen" fasst mehrere Dutzend - ja, wie soll man sagen - erzählerische Gedankensplitter zusammen. Seien es Vorworte, seien Kolumnen, seien es sowas wie Liebesbriefe. Nein! Nicht Liebesbriefe im herkömmlichen Verständnis und die kämen bei Pratchett auch nicht daher wie herkömmliche Liebesbriefe. Der Schöpfer der Scheibenwelten hat einen Stil, der … so anders ist. Ironisch mal, sarkastisch mal und auch mal einfach nur … ja … einfach mal humorvoll. Allein die Erzählung über seine Lesereise durch Australien. 14 Tage lang. Dabei beschreibt er 13 Tage recht genau, wo er war, wie er war, wieviel Leute sich die Bücher signieren ließen, wie lange es jeweils dauerte. Ja, aber wo bleibt der 2. Tag? Er springt von Tag eins, der Abreise, zu Tag drei nach der Landung. Tag zwei werde vom australischen Zoll konfisziert, erzählt er. Man erhalte ihn erst bei der Abreise zurück. Dann zeigt er dem Leser, dass wir doch eigentlich auch nur in einer Fantasywelt leben: "Nehmen wir eine Spezies, die ein paar Meilen über feuerflüssigem Gestein und ein paar Meilen unter einem alles erstickenden Vakuum lebt … In einem Universum, in dem ganze Galaxien explodieren können, glauben sie an Sachen wie "Naturrecht" und "Vorsehung" und sogar an Demokratie" (Terry Pratchett "Aus der Tastatur gefallen", Seite 117 "Wessen Fantasy sind Sie?") und wenig später macht uns der Fantasy-Autor klar, das ja … zum Beispiel seine Landsmännin Agatha Christie auch nur Fantasy geschrieben hat. Fantasy, die wir ebensowenig erkennen wie wir an seine Scheibenwelt glauben, die auf einer Schildkröte durchs All schwebt. Er hat schon etwas Augen öffnendes, wenn man es sich selbst erlaubt, einmal seine Position einzunehmen, mit der er oft auf Alltägliches blickt. Folgen wir ihm, erkennen wir aufgrund der neuen Perspektive auf einmal neue Bilder. So wie jene Bilder, die mal eine junge, schöne Frau zeigen oder das Gesicht einer Hexe. Je nachdem, wie wir unseren Blick einstellen und unser Gehirn polen. Und Pratchett macht das ohne erhobenen Zeigefinger. Schließlich ist er kein Oberlehrer, sondern war gelernter Redakteur. Okay. Kann man diskutieren, welcher Typ der nervigere ist. Wobei ich mich immer auf die Seite des Redakteurs schlüge. Und da ist noch ein Punkt, der ihn sympathisch macht. Wahrscheinlich ist es sogar der Punkt, weswegen er zu einem der bekanntesten SF-Autoren der Szene und von seiner Königin geadelt wurde: Er vergaß nicht, dass er auch einmal jung gewesen war. Erfahrung sammeln musste. Menschen brauchte, die Verständnis für ihn und seine vermeintlich verschrobenen, weil nicht ins Bild der angeblich normalen Welt passenden, Ideen. Für Pratchett Fans ein Muss. Für angehende Autoren und all diejenigen, die irgendwo behaupten: "Ich schreibe schon mein ganzes Leben lang …" eine Pflicht. Für die, die Pratchett nicht kennen - oder vielleicht auch nicht mögen - reines Vergnügen.

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