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Rezension zu
Die Reise

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Wer sind wir? Wohin führt unsere Reise?

Von: Soronja Bert
12.03.2019

Kurz: Ein fantastisches, inspirierendes Buch! Wir begleiten in diesem Epos einen von zwölf Konvois auf seiner länger als 200 Jahre dauernden Forschungsreise ins Weltall; und somit begleiten wir auch Generationen von Forscher*innen - daher der Begriff "Epos". Der Roman erzählt dabei in episodenhafter Form und vermittelt durch verschiedene personale Erzähler*innen Schlüsselmomente in der Entwicklung dieses Kollektivs von Menschen. Immer wieder sind sie konfrontiert mit elementaren Fragen: Wer sind wir? Was macht Menschsein aus? Wie funktioniert Zusammenleben? Und letztlich auch immer wieder: Was ist der Sinn? Wohin führt unsere Reise? Und führt sie uns nicht letztlich zu uns selbst zurück? Das klingt alles sehr philosophisch und nach "anstrengenden" Gehirn-Übungen, doch Marina Lostetter gelingt es immer wieder, uns Leser*innen die einzelnen Personen nahezubringen, sie uns ans Herz wachsen zu lassen und uns mitzureißen. Die Fülle an kreativen Einfällen der Autorin, durch die sich immer wieder neue Entwicklungen und immer neue Herausforderungen ergeben, ist scheinbar unerschöpflich. Die einzelnen Episoden sind thematisch dabei unterschiedlich - einige haben ihren Schwerpunkt im Bereich Astrophysik, Technik, einige eher im Bereich Psychologie, Persönlichkeitsentwicklung, Identitätsfindung, einige drehen sich um Soziologie, Politik, Gesellschaftsentwicklung, einige sind eine Mischung aus allem. Man fühlt sich unweigerlich an Star Trek in seinen besten Zeiten (TOS oder TNG) erinnert - das Buch ist ähnlich abwechslungsreich, vielschichtig, tiefsinnig und gleichermaßen spannend und unterhaltsam. Gleichzeitig ist das Buch etwas ganz Eigenes und ist auf keinen Fall ein bloßer Abklatsch. Besonders gefallen hat mir, dass sich Zeit genommen wird: Es gibt keinen rasanten, actionreichen Kampf-gegen-Aliens-Quatsch, es gibt keine billigen Effekte, keine vorschnellen Schießereien im Weltraum. (Vorsicht, Spoiler: Es gibt auch keine Begegnung mit lebendigen Außerirdischen.) Das Buch zeigt, wie unfassbar groß und wunderbar unser Universum ist und wie groß und selten und besonders das Wunder des Lebens ist. Und es legt Wert auf die kleinen Dinge, die es zu entdecken gilt, und die kleinen Schritte, die zu gehen sind. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es als Serie verfilmbar wäre. Und ich bin froh, dass es einen zweiten Teil gibt, und warte schon jetzt vorfreudig auf die deutsche Übersetzung. Diese Geschichte und die Autorin haben riesiges Potential. PS: Um das nicht zu vernachlässigen: Es gab auch Kleinigkeiten, die mich gestört haben - z.B. bin ich nicht sicher, ob der Umgang mit Geschlechterklischees und Klischees über Homosexualität so richtig in eine im 21. Jahrhundert verfasste Zukunftsvision über das 22. Jahrhundert und folgende Jahrhunderte passt. Z.B. sind, wenn ich mich nicht täusche oder etwas überlesen habe, alle Captains ausnahmslos Männer.

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