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Rezension zu
Weißer Tod

Pageturner mit Suchtpotential...!

Von: Andreas Kück - LESELUST
05.03.2019

Ein eindeutig psychotischer junger Mann poltert plötzlich in das Büro von Privatdetektiv Cormoran Strike und schwafelt von einem Mord, den er als Kind beobachtet haben soll. Bevor Strike nähere Informationen erfahren kann, ist dieser junge Mann ebenso plötzlich wieder verschwunden. Doch diese kurze Episode lässt Strike nicht ruhen, zudem er vom Kulturminister höchst persönlich engagiert wird, belastende Fotos von einer Verfehlung aus seiner Vergangenheit aufzuspüren. Mit Hilfe seiner Assistentin Robin Ellacott – nun glücklich (?) verheiratete Cunliffe – nimmt er die Ermittlungen auf…! Ebenso wie Joanne K. Rowling eine begnadete Märchen-Erzählerin ist, ist Robert Galbraith ein exzellenter Geschichten-Erzähler. Wie sollte er auch nicht: Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich hinter dem Pseudonym „Robert Galbraith“ niemand geringeres als Mrs. Rowling verbirgt. Wobei es durchaus verständlich ist, dass sie sich anfangs hinter Mr. Galbraith „versteckt“ hat. So sollten die Krimis ihre Fans ohne den „Harry Potter“-Bonus finden und nicht mit ihnen verglichen werden. Es ist schier erstaunlich, wie bravourös sie den Genrewechsel meisterte: Stand bei „Harry Potter“ ganz die spektakuläre Zauberwelt mit seinen phantastischen Wesen im Mittelpunkt, schafft sie es bei „Cormoran Strike“ ein modernes „Whodunit“ mit überzeugenden Charakteren und einer glaubwürdigen Hintergrundgeschichte zu kreieren. Nun liegt mit „Weisser Tod“ der 4. Fall mit dem hünenhaften Privatdetektiv Cormoran Strike und seiner Assistentin Robin Ellacott vor, der auf 860 Seiten eine Geschichte um Erpressung, Korruption und einem brutalen Mord im Schatten der Olympischen Spiele des Jahres 2012 aufblättert. Vielleicht bekommt nun der eine oder die andere Leser*in Schnappatmung aufgrund der hohen Seitenzahl: Viele Rezensenten bemängelten die Beschreibungen der Szenerie und die Dialoge als langatmig und langweilig – eine Meinung, die ich in keiner Weise teilen kann! Joanne K. Rowling stellt jedem Kapitel ein Zitat aus dem Drama „Rosmersholm“ von Henrik Ibsen, das Themen wie Schuld, Manipulation, Inzest und Trauer behandelt, vorweg, sodass auf beinah genialer Weise der Inhalt des folgenden Kapitels illustriert wird. Ein intelligenter Schachzug…! Rowling ist eine meisterhafte Autorin: Sie hat das Talent, – dank ihrer detailreichen Beschreibungen – realistische Welten vor meinem inneren Auge zu entwerfen. Ihre Charakterzeichnung der Protagonisten ist sehr präzise. Ihre Milieuschilderung zeugt von einer großen Beobachtungsgabe. Diese Zutaten sorgen in ihren Krimis für Atmosphäre und Authentizität, sodass ich zu keiner Zeit Langeweile verspürte. Nur peu à peu entblättert sie die Handlung vor dem Leser, kann sich somit dessen Aufmerksamkeit sicher sein und hält die Spannung aufrecht. Dabei scheut sie sich nicht einen über mehrere Kapitel aufgebauten Handlungsbogen mit einem überraschenden Knall-Effekt wieder zu vernichten, nur um dann ihre Protagonisten gemeinsam mit dem Leser von vorne beginnen zu lassen. Mrs. Rowling ist gemeinsam mit Mr. Galbraith wieder ein „Pageturner“ gelungen!

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