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Rezension zu
Die Vergessenen

Schuld, Sühne und ein Kriegsverbrechen

Von: Eva Krafczyk
14.02.2019

wei Menschen, die auf unterschiedliche Weise von zwei verschiedenen Kriegsverbrechen geprägt sind und deren Wege sich kreuzen. Mit "Die Vergessenen" hat Ellen Sandberg einen Roman geschrieben, in dem es auch um Vergangenheitsaufarbeitung, um Schuld, Sühne und Verantwortung geht. Vera Mändler steckt als Redakteurin einer Frauenzeitschrift beruflich in einer Sackgasse. Sie will nicht mehr über Sex in den Wechseljahren oder Facelifting schreiben, sondern über aktuelle, politische Themen. Doch mittlerweile steckt sie in der Schablone "Frauenthemen" fest, wenn sie versucht, sich anderswo zu bewerben. Manolis Lefteris ist ein "Mann für besondere Aufträge" - und das schließt auch Auftragsmorde mit ein. Von seinem Doppellelben ahnen Außenstehende ebenso wenig wie von der Tatsache, dass der Besitzer eines Autohauses eigentlich schwer traumatisiert ist: Sein Vater überlebte als Kind als einziges Mitglied seiner Familie ein brutales Massaker deutscher Soldaten in einem griechischen Dorf und vertraute die grausamen Details Manolis an, als der ein kleiner Junge war. Die Alpträume verfolgen ihn bis in die Gegenwart. Die Wege der beiden kreuzen sich, als Veras Cousin erst verschwindet, dann ermordet gefunden wird. Er hatte versucht, einen Klienten von Manolis´ Auftragsgeber mit belastenden Dokumenten zu erpressen. Diese Unterlagen sind nun verschwunden. Vera wiederum will herausfinden, was der Cousin aus der Wohnung ihrer Tante, die nach einem schweren Schlaganfall bewusstlos in einer Klinik liegt, entwendet haben könnte. Bei der Durchsuchung der Unterlagen ihrer Tante stößt sie auf ein Foto: Während des Zweiten Weltkrieges arbeitete die Tante als Krankenschwester in einer Heilanstalt, in der behinderte Patienten ermordet wurden. War sie an Kriegsverbrechen beteiligit? Vera beginnt zu recherchieren - und Manolis bleibt ihr dicht auf den Fersen. Denn die Beweise, die ihrer Karierre zu einem Wechsel in ernstzunehmenden Journalismus verhelfen sollen, sind genau die Art von Materialien, die Manolis aus der Welt schaffen soll. Dabei sympatisiert er eigentlich mit Veras Absicht, ein vergessenes Verbrechen wieder bekannt zu machen und noch lebende Täter zur Verantwortung zu ziehen. Wie schwer es ist, Kriegsverbrecher auch nach Jahrzehnten noch vor Gericht zu bringen, haben nicht zuletzt die wenigen KZ-Prozesse der vergangenen Jahre wieder gezeigt, Mit den "Euthanasiemorden" packt Ellen Sandberg ebenfalls ein von vielen verdrängtes Thema an. Dabei kann der Leser über weite Strecken nur hoffen, dass es noch zu so etwas wie Gerechtigkeit kommt, denn Manolis fühlt sich seinem Auftrag verpflichtet. Streckenweise hat die Autorin ein bißchen dick Pathos aufgetragen, auch die Idee, dass der emotional schwer angeschlagene Manolis zugleich ein rationaler Killer ist, scheint nicht wirklich überzeugend, und bei den historischen Schilderungen kommen noch ein paar Sachfehler dazu. Aber sei´s drum, das Buch erhebt schließlich keinen Anspruch auf wissenschaftlich-historischen Kontext, sondern ist Fiktion mit dem realen Hintergrund der Euthanasiemorde. Spannend mit ein paar Oberflächlichkeiten, die vermeidbar gewesen wären. Auf jeden Fall aber ein wichtiges Thema, auch in der Gegenwart.

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