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Rezension zu
Der Tyrann

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Shakespeare aktueller denn je!

Von: Belle Novelle
31.01.2019

Jeder verbindet wohl mit dem Wort „Tyrann“ eine bestimmte Person. Der Charakter zeichnet sich nicht durch positive Merkmale aus, und besonders im privaten Leben versucht man um solche Menschen einen großen Bogen zu machen. Doch was passiert, wenn ein Tyrann an der Spitze eines Staates steht und seine Macht zu seinen Gunsten einsetzt? Nach dem Motto: Einer gegen das Volk. Was passiert, wenn ihm durch seine Geburt ein Königstitel zusteht, er aber keinerlei Empathie besitzt? Und was passiert, wenn das Volk freiwillig einen solchen Tyrannen an die Spitze wählt? • Stephen Greenblatt geht in seinem Buch „Der Tyrann“ genau diesen Fragen nach. Mit Hilfe von Shakespears Dramen arbeitet er Charakterzüge eines Tyrannen heraus und analysiert deren Verhalten. Nach Shakespear badet ein Tyrann in Selbstliebe, ist arrogant, Gefühle der Mitmenschen bedeuten ihm nichts, hat keinerlei Zweifel an seinem Tun und spricht nur von Gewinnern. Ausgelöst werden diese Eigenschaften unter anderem durch große Selbstzweifel und Angst vor Ablehnung anderer Menschen – vor allem durch äußerliche Hässlichkeit. So benutzt beispielsweise Richard III. seine Machtposition als Strafe für andere Menschen aus, die sich vor ihm ekeln. Für ihn ist es eine große Genugtuung die hübschesten Frauen zu heiraten und sie anschließend wieder abzuschieben. Zu Zeiten Shakespears konnte man sich schwer gegen Tyrannen zur Wehr setzten, sodass die Menschen schwiegen. Obwohl die Menschen des 21. Jahrhunderts viele Mittel hätten dem Tyrannentum ein Ende zu bereiten, werden sie stattdessen freiwillige gewählt. Man werfe einen kurzen Blick nach Amerika: Ein reicher Mann verspricht die Sterne vom Himmel zu holen und unzählige Menschen liegen ihm zu Füße. Ist es Naivität, Bequemlichkeit, Leichtsinn, Egoismus oder einfach nur Dummheit? Shakespears Hoffnung liegt darin, dass Tyrannen an ihrer eigenen Bösartigkeit zugrunde gehen und dem Wehren des Volkes, denn „[w]as ist die Stadt sonst als das Volk?“ • „Der Tyrann“ ist ein Sachbuch, das für Shakespear Liebhaber gemacht ist oder für Leser, die das Thema einmal aus einer literaturwissenschaftlichen Perspektive kennenlernen wollen. Wie könnte es ein aktuelleres Buch geben?

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