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Rezension zu
Emilienne oder die Suche nach der perfekten Frau

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Trifft den Nerv der Zeit

Von: Zeilentänzerin
13.01.2019

Emilienne oder die Suche nach der perfekten Frau ist ein Roman von Anne Berest aus dem Hause Knaus, erschienen im Jahr 2016. Darin beschreibt die Autorin, was es heisst, in der heutigen Gesellschaft eine perfekte Frau darzustellen, die gut aussieht, Karriere macht, frei von Zweifeln ist und ihr Familienleben immer im Griff hat. Beim genaueren Hinsehen wird schnell bewusst, dass es die „perfekte“ Frau so vielleicht gar nicht gibt. Emilienne ist mittleren Alters, hat einen Sohn mit dem sie in Paris lebt und arbeitet als Fotografin. Unter ihren Eltern, die Zeit ihres Lebens als Künstler tätig sind, fühlte sich Emilienne mehr als Requisit denn als geliebte Tochter. Die perfekt gestylten Mädchen aus ihrer Nachbarschaft haben Emilienne schon als Kind beeindruckt. Auch als Erwachsene freundet sie sich schnell mit der ebenso perfekt scheinenden Julie an, die mit ihrem Mann und ihrem Baby nebenan lebt. Augenscheinlich ist Julie immer modebewusst gekleidet, erfolgreich im Job, beliebt bei Freunden, nie schlecht gelaunt und bis ins letzte Detail durch organisiert. Als Julie nach einem Zusammenbruch in der Psychiatrie landet, bröckelt die Fassade. Die Diagnose: akuter postnataler Erschöpfungszustand, verursacht durch eigene überhohe Ansprüche und den inneren Druck, den diese auslösen. Für Julie wird schnell klar, dass dafür die Gesellschaft verantwortlich ist, die Frauen zu viel abverlangt, sie zu Sklavinnen macht und erwartet, dass diese sich zu Tode schuften. Nach Julies Einweisung und der niederschmetternden Diagnose, beginnt Emilienne sich mit der Thematik auseinanderzusetzen und sucht fortan für ein Fotoprojekt die „perfekte Frau“. Wichtig ist für sie vor allem eins: Die perfekte Frau ist nur dann perfekt, wenn sie Schwächen hat. Emilienne lernt auf der Suche nach Fotomodellen spannende Frauen kennen, die allesamt beeindruckende Geschichte erzählen können. Darunter verbergen sich sowohl schöne, als auch zutiefst verstörende Erlebnisse. Zudem wird Emilienne bewusst, wie viel jede einzelne von ihnen von sich selbst erwartet und wie sehr sie darunter leiden, wenn sie versagen. Nach jeder Begegnung fragt sie die Frauen nach der für sie perfekten Frau, um diese anschließend ausfindig zu machen und abzulichten. Wichtig zu erwähnen ist, dass auch Emilienne selbst die für sie perfekte Frau trifft. Anne Berest trifft mit ihrer Geschichte ins Schwarze. Das Thema könnte aktueller nicht sein. Es fühlt sich wohl jede Frau angesprochen, wenn es darum geht, von Selbstzweifeln zerfressen zu werden, sich mit anderen zu vergleichen und dabei immer den Kürzeren zu ziehen. Eine wichtige Message des Buches ist definitiv, dass es keine makellosen Frauen gibt und das auch gut so ist. Ein Ideal ist ein Fantasieprodukt und irgendwie ja auch ziemlich langweilig. Der Blick der Autorin auf ihre Charaktere ist ernst, aber auch humor- und liebevoll. Die Geschichte lässt sich fließend lesen, sodass ich schnell in das Geschehene hinein finden konnte. Emilienne als Charakter konnte mich nicht immer überzeugen, was auch daran liegt, das Berest bzgl. Sexualität unschöne Formulierungen verwendet, die ich an einigen Stellen grob unangebracht finde. Insgesamt ist es eine Geschichte, die den Nerv der Zeit trifft, mit der sich viele Frauen identifizieren können und die nachdenklich macht.

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