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Rezension zu
Die andere Frau

Taumelnde Enthüllungen

Von: Michael Lehmann-Pape
07.01.2019

Joe O´Loughlin hat einiges zu Schultern. Was, jedes für sich betrachtet, bereits stärkere und, vor allem, gesündere Menschen als ihn an den Rand der Kräfte schon bringen würde. Parkinson mit zunehmenden Aussetzern. Seine Frau vor 16 Monaten verstorben, mitten aus dem Leben heraus. Seine Mühe, alle Kraft zusammenzuhalten, um für Charlie und Emma, seine beiden Töchter, das Leben mit einem stabilen Rahmen zu versehen. (Was auch bedeutet, nachts aufzuschrecken und mit bangem Herzen das geöffnete Küchenfenster, durch das man aufs Dach des neuen Wohnsitzes der gebeutelten, kleinen Familie gelangt, zu betrachten. Zu Recht mit bangem Herzen, wie sich zeigen wird). „Ich bin ein gebrochener Mann, der auf den Trümmern seiner Vergangenheit steht“. Eine Situation, in der ein neuer Schock auf Joe zurollt, Der zwar mit einem vermeintlichen Unfall seines Vaters, des ehemaligen Star-Chirurgen, für ihn als Sohn zeitlebens weitgehend unnahbar, schon schwierig genug beginnt, sich aber dann Seite für Seite zu einer fast überrollenden Dampfwalze an Geheimnissen und neuen Informationen über den 80jährigen prominenten Arzt entfaltet, die Joe mehr und mehr nicht nur in Atem halten, sondern auch den Atem mehr und mehr zu nehmen drohen. Was Robotham mit kundiger Hand und überaus flüssig in den Raum des Buches setzt und mit stets griffigen Bildern den Leser umgehend und durchgehend emotional im Geschehen verankert. „Der Sommer verging in Leugnung und Isolation, der Herbst brachte die Wut, der Winter die Schuld, und im Frühling hatte meine Depression mich dazu getrieben, mir Hilfe zu suchen“. Doch Joe predigt auch immer eines dazu, als Professor und Psychologe allen, auf die er trifft: Das beste gegen Trauer ist Bewegung. Nach vorne hin. Doch soviel Bewegung? Bei der er ein Feuer sehr nahe kennenlernen wird, Drogensüchtige ihn mit einer Eisenstange bedrohen, Frauen voller Geheimnisse seinen Weg kreuzen (nicht nur jene Frau, die er aufgelöst am Krankenbett seines Vaters trifft und die sich als dessen Ehefrau bezeichnet. Nur leider keine Ähnlichkeit mit Joes Mutter aufweist). Unfall, Anschlag, Versehen? Schwarze Witwe oder instabile Persönlichkeit bei einem Nachkommen dieser Frau? Drogendelikt oder Wirtschaftsbetrug? Viele Wendungen nehmen die Ereignisse, vieles an fest gefügtem, im guten wie im schlechten, wird seine vermeintliche Realität verlieren und lange Hat Joe den Eindruck, wie im Morast zu waten und keinen Schritt wirklich voranzukommen bei all den Querverbindungen, heimlichen Liebschaften und bei dem, was sich als der echte Charakter seines Vaters (und nicht nur dessen) herauskristallisieren wird. Wobei Robotham in keiner Weise die Action zum rechten Zeitpunkt vernachlässigt und damit stetig hintergründige und an hervorgehobenen Stellen auch vordergründige Spannung bestens zu setzten versteht. Und das alles in sprachlich ausgereifter Form. Eine überaus empfehlenswerte und durchweg spannende Thriller-Lektüre mit jeder Menge menschlichem Tiefgang.

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