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Rezension zu
Papa kann auch stillen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein kleiner Schritt für ein Paar, ein großer für unsere Gesellschaft

Von: Eva-Maria Obermann
22.03.2015

Ich bin sehr beeindruck von dem Buch. Mit alltäglichen Beispielen und sehr persönlichen Anekdoten erzählt das Paar in jeweils eigenen Anteilen, warum und wie sie diesen Weg bestritten haben. Oft wird dabei der gleiche Punkt aus beiden Blickwinkelnd beleuchtet – ein rundes Bild entsteht. Dabei sind beide so ehrlich, wie ich das aus der Ferne der Leserin beurteilen kann. Streit hat in dem Buch Platz, er wird nicht wegretuschiert oder überspielt. Nein, er wird als wichtig angesehen und als Grund für eine Aussprache. Und nur mit genügend Kommunikation kann das Prinzip 50/50 erfolgreich sein. Ein Ratgeber ist das Buch dabei so wenig wie ein Lehrbuch. Kein „Ihr sollt“, „ihr müsst“, „nur so ist es richtig“. Dafür aber gespickt mit anderen Meinungen, Beispielen, Statistiken und Untersuchungen. Im Mittelpunkt steht dabei gar nicht so sehr der eigentlich persönliche Weg, der für die beiden Autoren logisch und weniger „großes Abenteuer“ war, sondern stattdessen der Gesellschaftliche Blick auf Mütter und Väter, der die gleichberechtigte Partnerschaft im Moment der Elternschaft einfach oft ausblendet. Paare können gleichberechtigt sein, Eltern nicht. Ich nicke, denke nach, lese meinem Mann Passagen vor. Den niedrigen Sozialbalken der Sims auf sich selbst projiziert – das kennen wir nur zu gut. Die Erfahrung, wie wichtig Absprachen sind, Gemeinsame Zeit und Gleichwertigkeit. Kein neuer Mann ist hier beschrieben, keine neue Mutter, nein – eine neue Familie, eine richtige Familie, in der nicht jeder „seinen“ Teil beiträgt, sondern alle ein bisschen von allem. Dass beide Erfahrung im Schreiben haben, ist schnell gemerkt. Passende Momente sind treffend herausgearbeitet, Erfahrungsbericht trifft Kolumne. Journalistisch angehaucht mit dem nötigen ernst durch Zahlen, die wir doch so gerne vor uns haben. Schön ist, dass auch hier kein „nur das ist richtig“ aufkommt, sondern immer mehrere Seiten aufgezeigt werden. Viele Wege führen nach Rom. Interessant fand ich vor allem das Kapitel über die Hausarbeit, die ja doch oft zum Hauptdiskussionspunkt wird. „Wann ist die beste Zeit fürs Putzen? Nie natürlich.“, so die Zwischenüberschrift in einem der Kapitel und die trockene Erkenntnis, dass es auch bei 50/50 um Kompromisse gehen kann, um ein für und wider, eine gemeinsame Mitte. Wichtig ist auch: 50/50 heißt nicht etwa, dass alles mit der Strichliste geteilt wird, streng abgestimmt und kompromisslos geregelt ist. Gleichberechtigung, Gleichwertigkeit, Augenhöhe – solche Worte fallen oft. Gemeint ist einfach ein großes Wir in allen Bereichen. Die Selbstverständlichkeit, die unsere Gesellschaft erst noch lernen muss, wenn ein Vater Zeit mit dem Kind verbringt und Mama im Büro sitzt. Die Selbstverständlichkeit, dass weder Kindererziehung noch Vollzeitarbeit geschlechtsspezifisch ist, dass Teilzeit für beide tatsächlich eine gute Idee ist und dass dabei wirklich alle profitieren, gemeinsam und auf Augenhöhe.

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