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Rezension zu
Der Verräter

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Bissig, biestig, bösartig, besonders – Der Verräter

Von: thursdaynext
03.12.2018

„Sellout“ von Paul Beatty wollte ich schon länger lesen, weil mich die Grundidee faszinierte, leider ist mein Englisch für anspruchsvollere Lektüre nicht ausreichend perfekt also landete Paul Beattys mit dem National Book Critics Award und dem Man Booker Preis ausgezeichnetes Werk auf der Wishlist bis zur Übersetzung. „Der Verräter“, so der deutsche Titel, wartet mit einer grandiosen Grundidee auf, sprachlich und stilistisch ist er herausragend konzipiert und dennoch habe ich mich durch dieses Buch bis zum Schluss, der mich etwas versöhnt hat, gekämpft. Es ist, obwohl sprachlich einfach gehalten keine leichte Kost die Beatty hier serviert. Ein Schwarzer Bewohner der Us – amerikanischen Kleinstadt Dickens berichtet von seiner grauenhaften Kindheit in der alle Tatbestände für § 8a zu finden sind. Sein Vater Sozialwissenschaftler und Begründer und einziger Praktizierender der „Freiheitspsychologie“ erzeiht ihn angelehnt an Jean Piagets kognitiver Entwicklungspsychologie. Wobei Piaget dabei sicher im Grab rotieren würde hätte er dies sadistischen Praktiken miterleben müssen. Konditionierung mit Elektroschock inklusive. Derartige Behandlung hinterlässt Spuren und so kommt es, dass Heros der Junge ohne Vornamen aus Dickens vor dem Surpreme Court angeklagt wird gegen etliche Zusatzartikel der amerikanischen Verfassung verstoßen zu haben indem er in Dickens die Sklaverei und die Segregation wieder einführte um die Bildung und den Stand der schwarzen Bevölkerung zu verbessern, was ihm auch gelang. „In einem überfüllten Theater <Feuer!> zu rufen, ist illegal, stimmt’s?“ „Ja.“ „Tja, und ich habe in einer post-rassistischen Welt >Rassismus> geflüstert.“ Stilistisch und inhaltlich gibt es an Beattys launig, bissiger Satire nichts auszusetzen. Er trifft mit jedem Satz, ins Herz der nicht erfüllten Versprechungen die die USA ihren People of Colour nach langer Zeit der Unterdrückung und Ausbeutung offerierten und heute noch vorenthalten. Unverschämt prall, dicht und erbarmungslos wird man in diesen Roman hineingeworfen und verheddert sich ab und an in der Fülle an Informationen, von denen einige wohl nur sehr wenigen Europäern geläufig sein dürften und eruiert werden müssen um im Kontext zu bleiben. Sicher sind mir etliche Insider entgangen, es blieb aber genug übrig. Es ist auch hilfreich wenn Leser*innen mehr als das aus Asterix und Obelix inhalierte Latein beherrschen und mit Minstrelshows Blackfacing und anderen Widerwärtigkeiten der amerikanischen Kultur vertraut sind. ich bin ein wenig unsicher durch diesen Roman geschwommen, teils aus Informationsmangel teils weil mein Zynismus momentan ziemlich heruntergefahren ist außerdem gefiel mir die unverhohlen Derbheit die der Autor dem Protagonisten zuweist nicht. Beatty hat eine bösartige, ehrliche und ungeschönte Satire über die amerikanische Gesellschaft, in der wirklich jeder vorgeführt und entlarvt wird, geschaffen. Mir war sie zu heftig, wobei es ein Erlebnis der sehr besonderen Art ist „Der Verräter“ zu lesen. ich möchte es weder missen, noch wiederholen.

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