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Rezension zu
Die Bedrohung

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Intelligent verschachtelt

Von: Michael Lehmann-Pape
29.11.2018

Es braucht schon Konzentration bei der Lektüre dieses Science-Fiction-Thrillers mit Anleihen auch bei der Horror Literatur. Denn dem Blockbuster „Inception“ nicht unähnlich ist es lange eine gewisse Frage, was „dingliche Realität“ im Roman ist und was „virtuelles Erleben“. In einer Welt, in der das „Digitale“ verpönt ist, die Weltbevölkerung nach Jahren der digitalen Wirtschaft mit ihren Auswüchsen und vielfachem Datenmissbrauch revoltiert hat gegen die digitalen Weltkonzerne und zum rein analogen Leben zurückgekehrt ist. Schlüssel und Schlösser statt „Key-Cards“, gut alte Aktenarbeit statt Datenbanken bei den Ermittlern, keine Handys mehr, das „Omega“ als einflussreiche politische Strömung hat (und ist weiterhin bereit), „ganze Arbeit“ im Zuge der Ausmerzung technologischer Höhenflüge und digitaler Abhängigkeiten zu vollziehen. Doch, wie in jenem berühmten „kleinen gallischen Dorf“, im „Valley“ (nicht „Silicon“ im Roman, sondern „Green Valley“) überlebt seit der analogen Wende (in der Gegenwart des Romans sind erst 12 Jahre seit dieser vergangen) einer der alten Tech-Konzerne in einer nach außen hin abgeschlossenen, von hohen Mauern umgebenen, „freien Zone“. Was alles eine gewisse Balance bekommen hat, wobei die polizeilichen Ermittler der „neuen analogen Welt“ schon vieles versuchen, an genaue Informationen über das zu gelangen, was an neuer Technik und nun unstatthafter Lebensweise im Green Valley vorgeht. Die Polizistin Lucie ist dabei auf besondere Art und Weise mit der „Gegenwelt“ im Valley verbunden. Ihr ehemaliger Ehemann ist eine Art „Gemeindeleiter“ der letzten digitalen Gemeinschaft in zumindest weitem Umkreis. Und als die gemeinsame, 9jährige Tochter, die bei ihrem Vater lebt, verschwindet, macht Lucie sich auf hinter die Mauer des Valles. Das dabei Nano-Bots ebenso implantiert werden wie ein Gerät zum völligen Eintauchen in die dort herrschende virtuelle Realität, das neben den alten Fassaden und Avataren, mit denen die Einwohner im Valley ihren täglichen Dingen nachgehen auch noch eine andere, schwierige, erschreckende Ebene (und Wahrheit) hinter der digitalen Fassade lauern könnten, dass ahnt Lucie spätestens, als sie im Valley einen Alptraum erlebt. Oder wie sonst wäre zu verstehen, dass sie sich an den Füßen aufgehängt in misslicher Situation wiederfindet? Und das eigentlich Erschreckende ist, dass auch nach der Rückkehr in die „reale, analoge“ Welt Visionen, flackernde Lichter, Schafe an der Decke ihre Sinne malträtieren. Bis sie, wie auch der Leser, sich ernsthaft fragen muss, was da eigentlich vorgeht, wo genau sie sich (genauer: ihr Körper) sich befindet und was all die bedrängenden, erschreckenden, blutigen Bilder in ihrem Leben nun zu bedeuten haben. Wobei sich Greenberg, und das ist ganz gut, Zeit nimmt. Für seine Personen, für die verschiedenen Haltungen, für das „gedämpft werden“ durch die digitale Technologie, und ebenso seine Wurzeln im Horror-Bereich nicht verleugnet, sondern das Tempo immer wieder erhöht und die Spannung steigert durch Gestalten und Situationen, die Lucie durchaus zu Recht an ihrem Verstand zweifeln lassen. Was allerdings eine konzentrierte Lesehaltung zumindest in Teilen des Thrillers erfordert, denn schnell überliest man eine Kleinigkeit und könnte damit direkt einen wichtigen Faden der Erzählung übersehen. Die ein oder Länge und hier und da ein zu viel an Verwirrung nimmt man zudem im Gesamten auch in Kauf, da die Grundidee des Thrillers und die detaillierte Ausführung durchweg neugierig halten, was genau hinter all dem steckt.

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