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Rezension zu
Die unterirdische Sonne

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Beklemmend und schwer zu beurteilen

Von: Aleshanee
19.03.2015

"Am Rand der Nacht, in der Stille der Nacht allein. Kein Stern, keine Stimme. Verlassen von den Menschen und von Gott." S. 128 So fühlen sich die fünf Jugendlichen, die aus ihrem Leben gerissen wurden und ihr Dasein in Schmerz und Einsamkeit fristen müssen. Conrad, 16 Jahre alt, Sophia, 14 Jahre alt, Maren, 13 Jahre alt, Leon, 12 Jahre alt und Eike, 11 Jahre alt. So unterschiedlich sie auch sind, verbindet sie alle das gleiche Schicksal, die gleiche Demütigung. Als ich das Cover und den Titel gesehen habe, dachte ich, dass da etwas gruselig/phantastisches dahintersteckt - statt dessen wurde ich in eine brutale, beklemmende Realität gerissen, die mich manchmal sogar zögern ließ, weiterzulesen. Das Schicksal der fünf Jugendlichen ist vor allem deshalb so bewegend, weil es einer Wahrheit entspricht, die wir uns kaum vorstellen können. Das Buch ist in drei Akte unterteilt, die ich für mich selbst so betitelt habe Erster Akt: Die Situation Zweiter Akt: Die Veränderung Dritter Akt: Der Zusammenbruch Der Autor behandelt hier das Thema Kindesentführung und Kindesmissbrauch auf eine sehr subtile Weise. Die Szenerie wird bestimmt durch den Kellerraum, in dem die Figuren eingeschlossen sind. Was "oben" wirklich mit ihnen geschieht, wird nie direkt beschrieben. Durch die Reaktionen der Jugendlichen kann man sich sehr gut vorstellen, was mit ihnen passiert und wenn man sich darauf einlässt, geht das Thema ganz schön unter die Haut - vor allem durch die fast schon sachliche Erzählweise und die vielen Andeutungen, die die Grausamkeit fast noch unerträglicher machen, nimmt man an einer Erfahrung teil, über die man "allgemein nicht spricht". Die willkürlichen Sprünge zwischen dem aktuellen Geschehen im Keller, den Erinnerungen der Kinder und ihren Träumen haben die Stimmung, die dort herrscht, sehr gut widergespiegelt. Die traumatischen Erlebnisse haben die Kinder an Grenzen gebracht, an die sie sich mit aller Macht klammern um sich nicht selbst zu verlieren. Der Prozeß ist schleichend und der nüchterne Ton der Erzählweise macht das ganze noch beklemmender. Durch den Schreibstil bin ich den Charakteren nie wirklich nahe gekommen - ob das vom Autor so gewollt war, kann ich nicht beurteilen. Im Vordergrund stehen nicht die grausamen Misshandlungen, die sie durchstehen müssen, sondern ihre Art und Weise, damit umzugehen: mit der Hilflosigkeit, der Verzweiflung und der Angst, die sich in psychischen und Zwangsstörungen Ausdruck verleihen. Wenn man es nicht selbst erlebt hat, kann man es niemals nachvollziehen, welches Grauen Kinder und Jugendliche in solchen Situationen durchmachen müssen. In Deutschland werden ca. 2000 Kinder vermisst, sind spurlos verschwunden - sich an dieses Thema und die damit verbundenen Möglichkeiten heranzutrauen verdient Respekt. Aber was will der Autor mit dieser Geschichte sagen? Was mitteilen? Hoffnung ist das erste, das mir dazu eingefallen ist, obwohl sie in der Geschichte nur latent zu erkennen ist. Niemand von uns weiß, wie oft und wie vielen Kindern und Jugendlichen Missbrauch in jeglicher Form geschieht - damit umzugehen scheint aussichtslos. Sich selbst dabei nicht zu verlieren scheint mir das schwierigste zu sein und der Glaube daran, entfliehen und dem ganzen ein Ende setzen zu können. Etwas zu finden, "das Licht in der Dunkelheit", das ihnen hilft, sich nicht aufzugeben, diese Hoffnung ist es, dieser Überlebenswille, der uns stärkt und vorantreibt. Diese Aussage ist dem Autor gelungen, allerdings hat mir vor allem sein Interview geholfen, das ganze hintergründig zu verstehen - das Buch alleine empfand ich teilweise zu unbestimmt. Hätte ich das Interview vorher gesehen, wäre ich mit einer klareren Einstellung ans Lesen gegangen. Fazit Das Thema Kindesentführung und -missbrauch wird in offener und zugleich subtiler Weise veranschaulicht. Erschreckend und verstörend erlebt man ein namenloses Grauen, während man gleichzeitig auf Distanz gehalten wird und erst nach und nach begreift, wie sehr der Glaube an das Licht, das in jedem von uns wohnt, ums Überleben kämpft. Je länger ich über diese Geschichte nachdenke, desto greifbarer wird die Kernaussage.

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