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Rezension zu
Der Sport der Könige

My old Kentucky home

Von: Frau Lehmann
18.11.2018

The sun shines bright in the old Kentucky home, This summer, the darkies are gay; The corn-top's ripe and the meadow's in the bloom While the birds make music all the day. The young folks roll on the little cabin floor All merry, all happy and bright; By'n by hard times comes a knocking at the door Then my old Kentucky home, Good-night! Weep no more my lady. Oh! Weep no more today! We will sing one song for my old Kentucky home For the old Kentucky home, far away. Das ist die offizielle Hymne Kentuckys, das traditionelle Lied des Kentucky Derbys, 1853 von Stephen Foster verfasst (Quelle: wikipedia). Kentucky, ein Teil der Südstaaten, bekannt für Pferdezucht und -rennen. Und genau darum geht es in C. E.Morgans Roman "Der Sport der Könige". Um Pferde, um Rennen und andere Traditionen der Gegend. Zum Beispiel die Sklavenhaltung. Wer Südstaatenromantik erwartet, "Vom Winde verweht" vielleicht und ein bißchen "Fury", der wird schnell eines besseren belehrt. Dieser Roman ist brutal ehrlich, düster und schmerzhaft hoffnungslos. Und großartig, wenn auch schwer auszuhalten. Henry Forge entstammt einer Farmersfamilie, die ihr Land schon zu Zeiten von Adam und Eva bebaut haben. Die Familienehre wird ihm von seinem Vater mit der Peitsche regelrecht ins Hirn getrieben. Und Henry wird auch seine Tochter Henrietta zwingen, sich den vermeintlichen Bedürfnissen der Familie zu beugen. Allmon dagegen stammt mütterlicherseits von entlaufenen Sklaven ab. Sein Ururgroßvater schwamm über den Ohio in die Freiheit, zahlte dafür aber einen hohen Preis. Allmons Vater ist ein weißer Trucker, der sich wenig um seinen Sohn kümmert. Als seine Mutter schwer erkrankt, versinken sie immer mehr in Armut und Kriminalität. Schlußendlich landet Allmon für Jahre im Gefängnis, erlernt dort aber immerhin den Beruf des Pferdewirts. Er bewirbt sich auf der Farm der Forges, wo Henrietta ihn einstellt, nicht ahnend, dass ihr Vater Gründe hat, keine Farbigen zu beschäftigen. Das Unheil lauert immer und überall. Das Verhältnis zwischen Weißen und Farbigen ist ein Minenfeld, geprägt durch Hass, Arroganz, fehlendes Verständnis und traditionelles Denken. Für jemanden wie Henry Forge sind Farbige minderwertig, nicht aus dem selben edlen Holz. C.E. Morgan lässt sich Zeit. Sie holt weit aus, bis zu den Wurzeln des Zusammenlebens, erzählt aus der "guten" alten Zeit, als das Wort "Nigger" noch normaler Sprachgebrauch war, als man Sklavinnen zwecks Vermehrung decken liess, als man Ungehorsam noch entsprechend bestrafen durfte. Und sie zeigt, dass das Denken sich auch in modernen Zeiten gar nicht so grossartig geändert hat. Deshalb muss es zur Eskalation kommen, als Henrietta sich in Allmon verliebt.... Auch die Pferde werden behandelt wie Sklaven. Das ist einer der großartigen Parts dieses Buches, wie sich Pferdezucht und Menschenhaltung spiegeln, die Grenzen verwischen. Die Pferde sind keine geliebten Lebewesen, sie sind Werte, abhängig von ihrer Qualität und nur so lange umsorgt, wie sie den Erwartungen entsprechen. Morgan arbeitet diesen Vergleich bis in die letzten möglichen Bereiche aus, schwer zu lesen und noch schwerer zu fassen. Man muss diesen 951 Seiten starken Backstein schon lesen wollen, um den Inhalt ertragen zu können. Die Autorin legt die Mechanismen des Zusammenlebens in einem ehemaligen Sklavenhalterstaat bloss, sie räumt mit jeglicher Romantik auf und zeigt die hemmungslose Brutalität mit der Menschen ihresgleichen und andere Lebewesen unterdrücken, sobald sich eine legale Möglichkeit dazu findet. Und ja, dafür braucht sie diese 951 Seiten. 951 Seiten, die in jeder Zeile widerlegen, dass Mammy ein gutes Leben bei Miss Scarlett hatte, 951 Seiten, die beweisen, das "Life, Liberty and the pursuit of Happiness" eben nicht das Recht eines Jeden sind, sondern nur für bestimmte Klassen gelten, deren simples Merkmal eine helle Haut ist. Ich danke dem Luchterhand Literaturverlag für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar.

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