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Rezension zu
Wer Strafe verdient

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

In aller Breite und Ruhe gut erzählt, aber auch mit manchen Längen versehen

Von: Michael Lehmann-Pape
05.11.2018

Ein Diakon, einer, der Geistlicher werden wollte, aber die Abschlussprüfungen nicht bestanden hat. Einer, der zum „Bürger des Jahres“ gerade gewählt wurde, der sich einsetzt, für Kinder, für Arme, für die Gemeinde. Und ein anonymer Hinweis, genau dieser Diakon eine ungesunde Nähe zu Kindern pflegen soll. IN der heutigen Zeit ist klar, dass da nachgegangen wird. Verhaftung, warten auf „echte“ Polizisten in Ludlow (aufgrund der allgemeinen Einsparungen sind im Ort nur Hilfspolizisten ohne große Befugnisse zu Gange). Und dann wohl Suizid im Polizeirevier. So die offizielle Lesart, daher die Vernachlässigung weiterführender Ermittlungen. Wobei die örtlichen Polizeikräfte die Rechnung ohne den Vater des Diakons gemacht haben. Der Verbindungen hat. Und so wird die Chief-Superintendentin Ardery aus London zur Prüfung geschickt. Und Ihr Barbara Havers an die Seite gestellt. Nicht ohne Hintergedanken, denn Sir Hillier, der Polizeichef, sucht seit Längerem Material, um Havers, aber auch ihren verbundenen Vorgesetzten Lynley So verlaufen die Ermittlungen eher gegeneinander als miteinander zwischen Havers und Ardery, die zudem noch mit mindestens zwei gravierenden Problemen zu kämpfen hat, wovon das eine in Flaschenform und das andere durch ihren ehemaligen Ehemann den Alltag belastet. Doch alle Versuche, die Sache rasch abzuschließen und Havers das ein oder andere ans Zeug zu flicken Scheitern in ersten Hauptteil des Kriminalromans, bis im zweiten Hauptteil dann die Ermittlungen an das eingespielte Duo Havers – Lynley fallen. „Unter jedem Stein, den man umdreht, kommen neue Beziehungen zu Tage“. Was eine Stärke dieses Falles ist, denn mehr und mehr Details aus dem Hintergrund der vielen Figuren und damit mancher möglicher Verdächtiger treten zu Tage, immer wieder erhält der Leser neue Impulse, die Sachlage aus einer leicht geänderten Perspektive zu betrachten und bis dato sicher scheinende „Geschichten“ zur Tat nee zu bewerten. Und genauso passt es dieses Mal ganz gut, eine doch lange Wegstrecke der Lektüre einmal weniger mit Lynley und mehr mit seiner ehemaligen Geliebten und Kollegin Ardery zu verbringen. In Teilen allerdings erzählt George, worauf bereits der reine Seitenumfang des Werkes hindeutet, doch zu breit, zu ruhig und, was das Privatleben der Ermittler angeht mit zu viel Nebensächlichkeiten, um den Lesefluss ungestört aufrecht zu erhalten. Zwar finden sich temporeiche Passagen zu Beginn, zum Schluss und an verschiedenen anderen Stellen der Lektüre, aber ein „Page-Turner“ ist das im gesamten nicht, sondern vor allem eine ruhige, durchaus kluge Ermittlungsgeschichte zu einem aktuellen Thema der Zeit, was den Missbrauch an Kindern angeht, die viel Raum für ihre Personen lässt und damit dem Leser ein teils zu umfassendes Bild der je persönlichen Verhältnisse und Belastungen vermittelt. Hier wäre weniger mehr gewesen. Während im Gesamten trotz der Schwächen doch eine durchaus anregende Lektüre am Ende verbleibt, die mit dem Werk Georges vertrauten Lesern wieder einige neue Details und Seiten an den Hauptpersonen vermittelt.

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