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Rezension zu
Cyberwar – Die Gefahr aus dem Netz

Sachlich, nüchtern, erschreckend

Von: Michael Lehmann-Pape
29.10.2018

„Um verständlich zu machen, warum unsere Software und Hardware so verwundbar ist…..“ Das ist das Ziel des Buches und das wird sachlich und fundiert dem Leser vermittelt. Wobei man das Zitat fast auch im übertragenen Sinne gut nutzen könnte, denn auch der menschliche Geist vor allem ist eine „Software, die verwundbar ist“. Was glänzend im Kapitel über „Fake News“ im Buch minutiös unter anderem nachvollzogen wird. Und damit dem Leser der erweiterte Sinn all der Nachrichten, Meinungsmache, Klickorgien vor und während Wahlen vor Augen geführt wird. „Desinformation“ ist das Stichwort und damit Verwirrung. Instabilität ist dabei das Ziel und so wird auch erklärbar, warum Länder wie China und andere rigoros auf eine Zensur des Internet und hier vor allem der sozialen Netzwerke setzt. Unter Einsatz vielfacher und im Buch beschriebener technischer Mittel wird deutlich, wie die Erkenntnisse der Psychologie und der professionellen Werbung übertragen werden auf das „Vernebeln“ eigener Interessen, auf das „Ablenken“ von brisanten Inhalten und, ganz allgemein, darauf, die Grenzen zwischen Behauptung und Fakten durch „Übertönen“ verschwimmen zu lassen und am Ende eine gewisse Ratlosigkeit, ein grundsätzliches Misstrauen oder gar eine „Egal-Haltung“ bei den Nutzern zu erzeugen. So werden Themen „gesetzt“, nicht von irgendwelchen dubiosen Hintergrundgestalten, sondern bevorzugt unter Kontrolle und mit Zielvorgaben von Regierungen, die ihren je eigenen Zielen inzwischen perfektioniert auch digital nachgehen. Und, wie das Beispiel der Fake-News zeigt, mit Desinformation und Überschüttung von Nebensächlichkeiten inzwischen fast bessere Instrumente entwickelt haben, als das gute, alte „Hacken“, von dem im Buch natürlich auch die Rede ist. „Den Kampfeswillen des Gegners zu schwächen, seine Fähigkeit zum rationalen Handeln zu beeinträchtigen und ihn durch Täuschung und gezielte Falschinformation zu Fehlern zu verleiten, sind seit Jahrtausenden Mittel der Auseinandersetzung in Konflikten“. Und dies geschieht nun technisch ausgereift ununterbrochen, gezielt und mit klarer Strategie, die allerdings im Einzelfall schwer festzumachen und nach zu weisen ist. Woraus die Autoren einen klaren und überzeugenden Schluss ziehen: Die Konzentration der Energie auf „Verteidigung“ der digitalen Informationsträger und Informationsweichen. „Die derzeitige Konzentration vieler Staaten auf digitale Offensivstrategien führt hingegen dazu, dass unsere Welt unsicherer und gefährlicher wird“. Warum das so ist, das argumentieren die Autoren überzeugend und verweisen ebenso auf die überaus hohe Anfälligkeit liberaler Gesellschaften, die sich mit autoritärer Zensur und zentralisiertem Handeln schwertun. Eins ehr erhellendes, aufklärendes und die Hintergründe vielfacher digitaler „Kampfstrategien“ offenlegendes Werk, dass die Lektüre überaus wert ist.

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