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Rezension zu
Sex und Lügen

Erschreckend und traurig und dennoch realität für viele Frauen

Von: Fhina
19.10.2018

Ich werde nie in der Lage sein das zu fühlen, was diese Frauen tun. Ich bin sehr frei erzogen worden. Religion und Glauben waren präsent, aber nie wirklich wichtig oder ein Muss. Natürlich bin ich mir bewusst, dass man die Kulturen und Gesellschaften des Islams nicht mit denen des christlichen Europas vergleichen kann und bestimmte gesellschaftliche Werte einfach so tief in der jeweiligen Gesellschaft – nicht nur bedingt durch Religion und Glaube, sondern auch durch die Kultur – verankert sind, dass es nahezu unmöglich ist, diese zu einfach zuverändern. Es ist ja auch gut und wichtig, dass man gewisse kulturelle Werte pflegt und an nächste Generationen weitergibt. Aber es ist falsch, wenn diese Werte einen anderen Menschen degradieren und ihm nahezu alle Rechte nimmt. Leider ist es in vielen Ländern – nicht nur in denen, in denen der Islam überwiegend verherrscht – immer noch normal, dass es große Unterschiede zwischen Mann, Frau sowie Homosexuellen in der Gesellschaft gibt . Das Buch enthält Geschichten von Frauen, die ganz konform mit der Gesellschaft, Religion und Kultur leben, die ihr Schicksal akzeptiert und sich angepasst haben, welche aber dennoch den Wunsch nach mehr Freiheit und Gleichberechtigung haben. Es werden aber auch Geschichten von Frauen geteilt, die sich von all dem los gerissen haben, die auch nie streng erzogen wurden und von klein auf gelernt haben, dass eine Frau nicht weniger wert ist als ein Mann. Es sind Frauen, die gleichzeitig aber dennoch zur Vorsicht erzogen wurden und gerade wegen ihrer sehr liberalen Erziehung, nun immer wieder auf Ablehnung in der Gesellschaft stoßen, da es sich als Frau schließlich nicht gehört ein eigenes Leben zu haben. Dann gibt es die Frauen, die ein Doppelleben führen. Die heimlich bereits Sex haben, ohne verheirated zu sein und sich, um keine Strafe zu bekommen, ihr Jungfernhäutchen wieder herstellen lassen, die Frauen, die heimlich fremdgehen oder als Prostituierte arbeiten. Das Buch geht auch auf die aktuelle Rechtslage in Marokko ein. So kann es, laut Artikel 490 des Strafgesetzbuches, Haftstrafen bis zu einem Jahr geben für alle Personen die unterschiedlichen Geschlechts sind und unverheiratet miteinander schlafen. Außerdem wird im Artikel 489 festgehalten, dass “jede tendenziöse oder widernatürliche Handlung zwischen zwei Personen gleichen Geschlechts mit sechs Monaten bis drei Jahren Gefängnis” bestraft wird. Besonders schockierend finde ich aber, dass “ein Vergewaltiger, der die vergewaltigte Frau heiratet, nicht mehr strafrechtlich verfolgt werden kann.” Leider sind Vergewaltigungen in Marokko trauriger Alltag und eine Vergewaltigung ist erst dann eine Vergewaltigung, wenn eine tatsächliche penetration stattgefunden hat… Alles andere in den Augen des Gesetzes keine Vergewaltigung… Für mich persönlich sind diese Gesetze einfach inakzeptabel und nicht tolerierbar. Es macht mich traurig zu lesen, dass jeden Tag (!) ca. 24 uneheliche gezeugte Babys ausgesetzt werden und jährlich hunderte Frauen bei illegalen Abtreibungen sterben, weil diese sonst auch mit Gefängnis bestraft werden würden. Die Autorin geht teilweise auch auf die Vorfälle der Silvesternacht 2015 in Köln ein und zitiert Joumana Haddad, eine libanesische Dichterin und Journalistin: “Mütter, es tut mir leid, euch das zu sagen: Wenn eure Söhne zu Schlägern, Vergewaltigern, verwöhnten Ehemännern werden, wenn sie also Machos sind, dann hat das nicht nur mit Gesellschaft und Kultur zu tun. Es liegt auch an euch, ihren Müttern. […] Anstatt eurer Tochter zu erzählen, dass sie Beute ist, versucht eurem Sohn zu sagen, dass er kein Jäger ist. Anstatt eure Tochter zu lehren, den Mund zu halten, versucht eurem Sohn beizubringen zuzuhören. Anstatt eurer Tochter zu verbieten, dieses T-Shirt zu tragen, macht eurem Sohn klar, dass dieses T-Shirt keine offene Einladung zum Sex ist. Anstatt eure Tochter zu zwingen, sich zu verhüllen, erklärt eurem Sohn, dass eine Frau mehr ist als ihr Körper. Anstatt eurer Tochter zu beweisen, dass Männer Feinde sind, beweist eurem Sohn, dass Frauen wertvolle Partner auf Augenhöhe sind. Anstatt eure Tochter in Angst vor Männern und euren Sohn zum Frauenverächter zu erziehen, versucht sie beide in Vertrauen, Wertschätzung und Liebe zueinander groß werden zu lassen. Meine Worte richte ich an Mütter überall auf der Welt.” (Zeit.de) Fazit: Erschreckend und traurig und dennoch realität für viele Frauen. In der Hoffnung, dass sich das irgendwann dennoch etwas ändern wird… Danke an die mutige Autorin und die mutigen Frauen, die ihre Geschichte geteilt haben.

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