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Rezension zu
Calypso

Die Melancholie der Familie

Von: Ponine
11.10.2018

Den betörend geheimnisvollen Namen Calypso teilen sich unter anderem eine griechische Meeresnymphe, ein afrikanisch-karibischer Tanzrhythmus und ein Saturnmond. Fragt man David Sedaris, ist Calypso ein besonders bescheuerter Name für eine Katze. Aber auch ein betörend geheimnisvoller Titel für die lang erwartete neue Geschichtensammlung eines der erfolgreichsten Humoristen unserer Zeit, der es wie kein anderer versteht, zarte Schönheit im Hässlichen zu entdecken und die banale Komik des schönen Scheins zu entlarven. Endlich ein neuer Sedaris, auf den mein Fan-Herz gewartet hat. Seit ich mit "Ich ein Tag sprechen hübsch" zum ersten Mal ein Buch von ihm in der Hand hielt, habe ich mir jeden anderen Band gekauft und bin quasi mit ihm gemeinsam gealtert. Wie immer kreisen seine Geschichten und anekdotischen Essays um sein Leben und seine Familie, und wie immer schimmert hinter aller Komik und mitunter Ekelhaftigkeit ein Oberthema durch. In diesem Fall ist es das Altern und das langsame Bewusstseinwerden von der eigenen Vergänglichkeit. Der Selbstmord seiner Schwester Tiffany ist für die Familie Sedaris ein Anstoß dazu, zusammenzukommen, und Sedaris Ferienhaus in new Haven wird immer wieder zu einem Begegnungspunkt, an dem diese verschiedenen Charaktere aufeinander treffen, sich aneinander reiben und auch zusammenwachsen. Sedaris schlägt diesmal nicht nur sarkastische und ein wenig eklige Töne an, sondern immer wieder durchzieht eine tiefe Melancholie die Texte. Das Essay über die Alkoholsucht seiner Mutter, die sich die Familie zeit ihres Lebens nie eingestanden hat, ht mich beim Lesen wirklich mitgenommen. Auch die Startgeschichte "Jetzt sind wir fünf" über Tiffanys Selbstmord ist eine Auseinandersetzung niht nur mit dem Tod, sondern auch mit der Frage, wie man selbst sein Leben nach dem Verlust eines Menschen weiterführt, der bislang einfach so dazugehört hat, dass man ihn vielleicht gar nicht so sehr zur Kenntnis genommen hat, wie er es verdient gehabt hätte. Ich habe das Buch innerhalb eines Tages verschlungen und danach wirklich zwei Wochen immer wieder über Szenen nachgedacht. Ich glaube, in "Calypso" hat Sedaris sein bisher stärkstes Werk vorgelegt, grade durch die fr ihn so typische Miscung aus Clownerie, Alltag und diesmal einer gehörigen Portion Melancholie. Ein wirklich empfehlenswertes Buch!

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