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Rezension zu
Die Hirnforscherin, die den Verstand verlor

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Mit vielen sachlichen Informationen zum Gehirn

Von: Michael Lehmann-Pape
01.10.2018

Diagnose Gehirntumore. Drei Stück. Davon einer blutend. Gefahr droht, rasches Handeln ist nötig. Aber was wäre die beste Behandlung? Und was genau geht da vor im Gehirn mit welchen Folgen? All das überfällt Barbara Lipska 2015 wie aus heiterem Himmel und mit voller Wucht. Eine Brustkrebserkrankung samt einem Melanom war vor einigen Jahren erfolgreich überstanden worden. Aber plötzlich setzt der Verstand aus. Oder, besser gesagt, geht ganz eigene Wege. Zwänge tauchen auf, Themen werden tagelang durchgekaut und in jede Konversation eingebracht, das Sichtfeld ist gestört (nach unten Rechts sieht Lipska nichts mehr) mit einem traurigen Höhepunkt, als die Hirnforscherin mit Tönungspackung für die Haare auf dem Kopf joggen geht. Das ist die eine, dramatische Linie im Buch, in der Lipska sachlich, mit gewisser Distanz und dennoch den Schock und die verzweifelten Emotionen ahnen lassend ihren persönlichen Kampf gegen diese Diagnose und Erkrankung aufnimmt. Wobei ebenso interessant im Buch vermittelt wird, was denn genau da passiert im Gehirn (Lipska ist von Beruf her Hirnforscherin und kann wissenschaftlich genaue Einblicke fundiert vermittelnt). Und zudem, aufgrund vieler Empfehlungen und Vermittlungen zu führenden Ärzten der Onkologie und Chirurgie, gibt das Buch ebenfalls Auskunft über den aktuellen Status Quo der Behandlungsmöglichkeiten und Therapie-Wege. Dies aber in seher subjektiver Weise und mit manchen Unklarheiten, die dem Leser, falls er selbst betroffen sein sollte, nicht unbedingt für die eigene Situation weiterhilft. Am Ende wirkt es eher so, als wäre in der Masse an Therapie, die Lipska in der Breite verfolgt, irgendetwas überaus hilfreich gewesen, was aber am Ende nicht genau und klar im Raume steht. „Obwohl ich mich jahrelang mit Hirnerkrankungen beschäftigt habe, merke ich zum ersten Mal im Leben, wie zutiefst verstörend es ist, ein Gehirn zu haben, das nicht richtig funktioniert“. Und die Nachrichten werden, lange Zeit, auch nicht besser. Die Teilnahme an einer Studie glückt, doch eigentlich darf Liska dafür keine neuen, nicht bestrahlten Tumore in sich tragen. Genau das aber findet sich auf den neuesten MRT´s vor Beginn der Studie. Gewissensentscheidungen müssen gefällt werden, jede Chance abgewogen und geprüft werden, im Buch findet sich auch eine eindringliche Betonung der Wichtigkeit, viele Meinungen einzuholen, sich selber mit der Erkrankung überaus vertraut zu machen und dann Entscheidungen für die vermeintlich besten Wege zu treffen, die einem kein Arzt oder Angehöriger abnehmen kann. Was hier und da zu Kopfschütteln führen wird, denn Lipska ist eine nicht sonderlich einsichtige Patientin (vor allem zu Beginn) und handelt hier und da unüberlegt (was alleine das ständige selbstständige Autofahren angeht). Intensiv kann der Leser aber zumindest zwei der drei Ebenen, die persönliche, die Erläuterungen zum Gehirn und die Wege der Therapie, im Buch nachvollziehen und hat am Ende einen erfolgreichen Kampf gegen den „Krebs im Kopf“ umfassend miterlebt. Wobei ein wenig mehr an Therapie-Erkenntnisgewinn zu wünschen gewesen wäre.

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