Neuerscheinung von Bestsellerautorin Petra Durst-Benning

»Die Köchin - Lebe deinen Traum«

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»Diese Romantrilogie ist meine Hommage an die wenigen Köchinnen dieser Welt, die sich ihren Platz im männlichen Koch-Olymp erkämpft und es so zu Ruhm und Ehre gebracht haben.«


Petra Durst-Benning

»Die Köchin - Lebe deinen Traum«

Vom einfachen Mädchen, das gern kocht, zu einer gefeierten Köchin, die die Welt verändert

»Bon appétit!« Wenn Fabienne die Gäste des Schleusenwärterhauses bewirtet, ist sie glücklich. Schließlich gibt es bei ihnen das beste Essen am ganzen Canal du Midi: Fabiennes Maman kocht zwar mit den einfachsten Zutaten, aber eben auch mit Liebe und Leidenschaft. Was könnte es Schöneres geben, als von ihr zu lernen? Nur der Gedanke an ihren Geliebten Eric lässt Fabienne gelegentlich von der großen weiten Welt träumen. Als ihre Mutter unerwartet stirbt und der Vater eine neue Frau ins Haus holt, brennt die Minderjährige mit Eric durch. Schon bald lässt der sie bedenkenlos im Stich, und Fabienne muss allein für sich sorgen: Mit großem Glück findet sie Arbeit als Küchenhilfe in einem Weingut. Mit Stéphanie, der charismatischen Tochter des Hauses, verbindet sie schnell eine ungewöhnliche Freundschaft. Fabiennes Zukunft scheint rosig, doch dann schlägt das Schicksal grausam zu - und nichts ist mehr, wie es war.

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Leseprobe »Die Köchin«

Kapitel 1


Februar 1880, Sallèles-d’Aude am Canal du Midi, Südfrankreich

Markttage waren die schönsten Tage der Woche!, dachte Fabienne nicht zum ersten Mal, während sie und ihre Mutter Violaine von Stand zu Stand gingen, um einzukaufen.
An Markttagen sah man in Sallèles-d’Aude, dem kleinen südfranzösischen Ort am Canal du Midi, nur gut gelaunte Menschen. Wer morgens griesgrämig aus dem Haus ging, dem zauberten die Markthändler mit ihren frechen Sprüchen schnell ein Lächeln auf die Lippen. Und wer für die Scherze der Markthändler nichts übrighatte, wurde vielleicht vom Anblick der Berge von Saucissons aufgeheitert, jener schmackhaften Würste, die es am Stand von Monsieur Garonne gab und deren rauchiger Geruch einem das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Vielleicht waren es auch die getrockneten Veilchenblüten, mit denen Estelle Vialle ihre runden Ziegenkäse liebevoll dekorierte, die den einen oder anderen Marktbesucher selig lächeln ließen.
Lag es wohl am honigsatten Mimosenduft, der aus den umliegenden Gärten zum Markt wehte, dass die Leute an diesem Februarmorgen so glücklich wirkten?, fragte sich Fabienne, während ihre Mutter sich vom Käsehändler ein Bröckchen Blauschimmelkäse zum Verkosten reichen ließ. Blühten die Mimosen, war das Frühjahr mit seinen warmen Temperaturen nicht mehr weit, das wusste jeder im Süden! Entsprechend groß war die Freude, wenn die ersten Bäume und Sträucher zu blühen begannen. In der Provence, woher ihre Mutter stammte, wurde sogar ein Fest zu Ehren der sonnengelben Blüten gefeiert. Violaine Durant sprach nur selten über ihr Heimatdorf, aber zur Mimosenzeit war ihr Blick stets ein wenig wehmütiger als sonst in die Ferne gerichtet, gerade so, als habe sie Heimweh. Und auf dem Tisch im Schleusenwärterhaus stand Tag für Tag ein frischer Strauß blühender sattgelber Mimosenzweige, deren Duft für Fabies Empfinden fast schon zu aufdringlich war.
Auch Fabienne hätte an diesem Morgen die ganze Welt umarmen können – was allerdings weder am kulinarischen Marktangebot lag noch an der blütenschweren Luft, sondern einzig an der Tatsache, dass sie heute Abend Eric wiedersehen würde. Eric Lacasse mit seinen dunkelbraunen Augen, die glänzten wie ein frisch aufgeschnittener Trüffel. Eric, der sagte, dass er sie liebte. Wenn er sie anschaute, wurde ihr immer ganz anders zumute und …
»Kommst du? Wir brauchen noch Salat und Eier.« Mit einem kleinen Stups riss ihre Mutter sie aus ihren Träumen.
Den Einkaufskorb über den Arm gehängt, folgte Fabie ihrer Mutter durch das dichter werdende Gedränge auf dem Markt. Wenn Maman Salat und Eier einkaufte, bereitete sie heute bestimmt Mimosen-Eier zu, dachte sie. Das Gericht gehörte zu ihren persönlichen Lieblingen – bei den Kanalschiffern hingegen war es nicht ganz so beliebt, die Männer bevorzugten eher handfeste Eintöpfe oder Ragouts. Dennoch würden die Tische auf ihrer Terrasse heute wieder bis zum letzten Platz besetzt sein, denn so gut wie bei Violaine aß man entlang des Kanals nur selten.
Fabiennes Elternhaus – das Schleusenwärterhaus – lag ein Stück au-ßerhalb von Sallèles d’Aude inmitten von unendlich wirkenden Rebenfeldern direkt am Canal du Midi, dem 1681 erbauten, 240 Kilometer langen Wasserweg, der Toulouse mit dem Mittelmeer verband. Fabiennes Vater Guy Durant war der Schleusenwärter, und seine Schleuse war auf der langen Route des Kanals eine ganz besondere Station, und das aus gleich mehreren Gründen: Bevor die Schiffe Guys Schleuse passierten, mussten sie nämlich zuvor ein Stück auf dem Fluss Aude fahren, der dem Ort seinen Namen verliehen hatte. Zu Trockenzeiten war die Aude so harmlos wie der Kanal selbst, aber wehe, es regnete mal ein paar Tage lang! Dann wurde aus dem kleinen Flüsschen ein reißender Strom, und das Befahren war höchst gefährlich. Entsprechend erleichtert waren die Schiffer, wenn sie Guys Schleuse passiert hatten und wieder auf dem von Menschenhand erbauten Kanal fahren konnten. So genau wusste es niemand, aber es hieß, dass dieser Streckenabschnitt des Canals der einzige war, wo von den Erbauern ein natürlicher Fluss in den Kanal miteinbezogen worden war.
Eine weitere Besonderheit von Guy Durants Schleuse war das seitliche Trockendock, auf das die Barkenschiffe mittels einer Seilwinde gehievt werden konnten, wenn eine Reparatur durchgeführt werden musste. Bei den arg strapazierten Schiffen ging öfter eine Kleinigkeit kaputt, das Trockendock war entsprechend häufig frequentiert.
Auf der anderen Seite der Schleusenkammer verbreiterte sich der Kanal zu einer Art kleinem Hafen. Hier warteten die Schiffer nicht nur darauf, dass Guy Durant sie durch seine Schleuse brachte – hier blieben die gens de l’eau, die Herren des Wassers, wie sich die Barkenschiffer selbst nannten, auch gern für eine Nacht.
Offiziell durften sie für eine Rast überall auf dem Kanal anlegen, solange sie die anderen Schiffe nicht an der Durchfahrt hinderten. Doch im ovalen Hafenbecken von Guy Durant hielten die Männer besonders gern über Nacht an, was vor allem an Violaines Kochkünsten lag. Nach einem langen Tag auf dem Wasser, an dem sie Dutzende von Schleusen passieren mussten, gönnten sich fast alle Schiffer ein Essen auf der Terrasse des Schleusenwärterhauses. Dass Violaine gegen ein kleines Entgelt außerdem ihre verschwitzten Kittel und schmutzigen Hosen wusch, während die Männer ihre wohlverdiente Nachtruhe genossen, trug noch weiter zur Beliebtheit der Schleusenstation bei. Selbst waschen konnten die Schiffer auf der zweiwöchigen Reise nicht – das durch Müll und Fäkalien verunreinigte Wasser des Kanals war dafür viel zu schmutzig.
Während Fabienne und ihre Mutter über den Markt gingen, grüßten sie hier, tauschten da ein paar Worte – in Sallèles kannte jeder jeden. Dass sich ein Fremder hierher verirrte, kam eher selten vor – selbst die Barkenschiffer, die in Sallèles auf den Markt gingen, um Proviant einzukaufen, waren keine Unbekannten. Niemand wusste es ganz genau, aber man schätzte, dass rund zweihundertfünfzig Schiffe die Wasser-straße nutzten. Bei einer durchschnittlichen Besatzung von drei Mann pro Kahn – der Bootsbesitzer, ein Matrose und ein Postillon, der für die Pferde zuständig war – war die Anzahl der Schiffer also überschaubar.
Der geringe Schiffsverkehr sorgte bei Fabiennes Vater regelmäßig für Verdruss. In seiner Kindheit habe sich eine Barke an die nächste gereiht, und die Schlange vor der Schleuse, die damals noch sein Vater geführt hatte, sei den ganzen Tag lang nicht kürzer geworden, erzählte Guy Durant jedem, der es hören wollte oder nicht. Das seien noch Zeiten gewesen! Doch die goldenen Jahre des einst so stolzen »Königlichen Kanals« waren längst vorbei, und schuld daran waren in Guy Durants Augen die hohen Herren in Paris, die im Jahr 1859 den fatalen Fehler begangen hatten, den gesamten Canal du Midi an eine Eisenbahngesellschaft zu verpachten. Eisenbahner, die sich um eine Wasserstraße kümmern sollten? Das konnte doch nur schiefgehen!, hatten die gens de l’eau geargwöhnt. Sie hatten Recht behalten: Anstatt den ihr anvertrauten Wasserstraßen Aufmerksamkeit zu schenken, richtete die Compagnie des chemins de fer du Midi all ihre Anstrengungen darauf aus, den Bahntransport zu steigern. Während also in ganz Südfrankreich mehr und mehr Schienenkilometer gebaut und Waren per Bahn transportiert wurden, ging es mit dem Kanal immer weiter abwärts. Jetzt fehlte nur noch, dass die feinen Herren hier durch den Ort eine Eisenbahnlinie bauten, unkte Guy Durant oft, dann könnten sie alle ihre Schleusenwärterbüros schließen und einpacken.
Normalerweise stellte sich Fabienne taub, wenn ihr Vater so lamentierte, doch insgeheim fragte auch sie sich, was passieren würde, wenn eines Tages die Winzer, Olivenbauern und andere Produzenten hier im Süden ihre Ware nur noch mit der Bahn verschickten. Dann würden nicht nur die ganzen Kanal-Angestellten, wie ihr Vater einer war, arbeitslos, sondern auch die Barkenschiffer wie Eric und sein Vater.
Der Gedanke, eines Tages ohne Einkommen dazustehen, sorgte alle gens de l’eau. Doch keiner der Männer war so verbittert wie Guy Durant! Fabie und Violaine hofften inständig, dass niemals ein Vertreter der Compagnie des chemins de fer du Midi bei ihnen auftauchen würde. Denn Guy Durants Hass auf diese Gesellschaft war so groß, dass er jeden, der dort angestellt war, wahrscheinlich verprügelt hätte.
Wer Mutter und Tochter über den Markt laufen sah, dachte unwillkürlich, dass hier der Apfel nicht weit vom Stamm gefallen war. Beide hatten dieselbe hochgewachsene Statur, dieselben langen, schlanken Beine. Ihre Schultern reckten beide stolz nach hinten, den Kopf – aber nicht die Nase – trugen sie hoch, und jede ihrer Bewegungen war von natürlicher Grazie. An den Durant-Frauen war weder etwas Gekünsteltes noch etwas Lautes. Doch hier endeten die Gemeinsamkeiten, denn während Violaines einstmals so satt kupferfarben leuchtende Haare immer mehr ausblichen und silbrig wurden, waren Fabiennes Haare von einem tiefen Kastanienbraun. Und wo die Augen der Jüngeren erwartungsvoll funkelten, wirkten Violaines Augen oft müde und irgendwie desillusioniert. Dunkle, fast violette Schatten lagen unter Violaines Augen, aber wen wunderte es? Wo doch die Arbeit im Haus des Schleusenwärters Durant nie ausging!
Violaine hielt am Stand eines alten Mannes an, der außer Hühnereiern auch noch Gänse- und Enteneier im Angebot hatte. Letzte Woche hatte sie ihre Eier am Stand von Madame Lacasse eingekauft und die Woche davor wieder woanders. Violaine Durant hatte keine Stammhändler – dies hätte ihrer Ansicht nach dazu geführt, dass die Marktleute sich auf ihren Lorbeeren ausruhten und nachlässig wurden.
Als ob es irgendjemand wagen würde, ihrer Maman minderwertige Ware anzudrehen, dachte Fabienne spöttisch. Violaine musste eine Ente nur anschauen und wusste anhand von Federkleid, Schnabel und dem Abnutzungsgrad der Krallen, wie alt oder jung das Vieh war. Wenn Violaine Fisch kaufte, dann nur den mit den klarsten Augen und leuchtend roten Kiemen. Und wenn sie Käse kaufte, dann musste sein Reifegrad optimal sein. Und wehe, jemand wagte, auch nur einen Sou zu viel zu berechnen! Manchmal war Fabienne Violaines Auftreten fast schon peinlich, doch zu ihrem Erstaunen schienen die Händler sie gerade deswegen zu respektieren. Jedenfalls traute sich niemand, der Frau des Schleusenwärters ein Ei anzudrehen, das nicht noch nestwarm war!
Während Violaine Durant drei Dutzend Eier aussuchte, schaute Fabie unruhig in Richtung Kanal. Was, wenn Eric und sein Vater früher als geplant in Sallèles eintrafen und sie ihn verpasste? Es wäre nicht das erste Mal …
Eric und sein Vater waren Barkenschiffer, ihnen gehörte ein so genanntes Pinardier-Boot. Die »Aurelie« – nach Erics Mutter benannt – konnte über hundert Weinfässer auf einmal transportieren. Unter den Bootsleuten waren die Pinardier-Schiffer besonders hoch angesehen, denn das Hantieren mit den schweren Fässern war nicht ganz ungefährlich. Immer wieder gab es beim Be- und Entladen Unfälle, zum Beispiel, wenn jemand die Kontrolle über eins der schweren Fässer verlor und davon an eine Wand gedrückt oder überrollt wurde. Sehr unbeliebt waren bei den Pinardiers auch Ladungen, die nur aus Brandy bestanden, denn mehr als einmal war es schon vorkommen, dass sich die Ladung bei einer kleinen Unachtsamkeit entzündete und das Schiff in Flammen aufging. Doch so gefährlich die Arbeit der Pinardiers auch war, so mangelte es ihnen nie an Aufträgen, denn in Paris und Lyon war ständiger Nachschub an Wein aus dem Süden erwünscht. Noch sträubten sich die Winzer dagegen, ihren Wein mithilfe der neu erbauten Eisenbahnlinien zu verschicken – der Canal du Midi lag nicht nur näher an ihren Weingütern, es gab auch wesentlich mehr Häfen als Bahnhöfe. Und so trudelte ein Auftrag nach dem anderen bei den Pinardiers ein.
Wenn der Winzer, für den Eric und sein Vater fuhren, den Abholtermin diesmal vorverlegt hatte, dann hatte die »Aurelie« womöglich die Schleuse ihres Vaters längst passiert, und sie würde Eric verpassen …
»Fabienne, du träumst heute ständig vor dich hin! Komm, wir brauchen noch getrocknete Pilze.« Im nächsten Moment schnappte ihre Mutter den inzwischen schwer gewordenen Einkaufskorb und marschierte los. Fabienne, aus ihren Gedankengängen gerissen, folgte ihr mürrisch.
Vorbei ging es am Blumenstand – für Blumen war im Hause Durant kein Geld übrig –, vorbei auch am Stand von Colette Laroque. Sowohl Mutter als auch Tochter warfen der Fischhändlerin einen herablassenden Blick zu, so, wie sie es jede Woche taten. Umgekehrt war der Blick, mit dem die Marktfrau Mutter und Tochter bedachte, nicht weniger unfreundlich.
»Colette ist eine femme bâclée«, hatte Violaine ihrer Tochter vor langer Zeit einmal zugeraunt, als Fabie hatte wissen wollen, warum sie eigentlich nie an diesem Stand einkauften. Eine schlampige Frau – bis heute wusste Fabienne nicht, ob es Colettes äußerst großzügig geschnittenes Dekolletee war, ihre ständigen Männergeschichten, von denen man sich im Dorf erzählte, oder der Fisch, den man schon von weitem roch, der Violaine zu dieser Aussage verführt hatte. Im tiefsten Innern fand Fabie die Frau, die mit ihren verhangenen Augen immer dreinblickte, als wäre sie gerade erst aus dem Bett gestiegen, irgendwie geheimnisvoll und interessant, aber das hätte sie natürlich nie laut gesagt.
So, wie Colettes Stand der einzige war, den sie nie aufsuchten, war der Tisch des alten Monsieur Ballard der einzige, den Violaine regelmäßig besuchte. Denn seine getrockneten Pilze waren schlichtweg die besten und landeten fein gemörsert als Gewürz in fast jedem von Violaines Gerichten.
Im trockenen Flachland nahe der Küste wuchsen keine Pilze. Der alte Mann ritt deshalb mit seinem alten Gaul weit hinauf in die Berge rund um Assignan. Und selbst dort gäbe es nur wenige Plätze, wo Steinpilze und Pfifferlinge zu finden waren, hatte er ihnen einmal verraten.
Während der Pilzhändler ein kleines Säckchen seiner kostbaren Ware abfüllte, sogen Mutter und Tochter das würzige Aroma nach Wald und dunkler Erde, nach Baumrinde und ein wenig auch nach Hühnersuppe tief in sich auf. Unwillkürlich mussten sie lachen. Dass sie beide ständig irgendwo schnupperten und an etwas rochen, war schon immer so gewesen.
»Mangold, Möhren und Salat sind ja schön und gut«, sagte Violaine und nickte in Richtung der Marktstände. »Aber langsam kann ich es kaum mehr erwarten, dass die ersten Tomaten auf den Markt kommen. Der Duft von reifen Tomaten, für mich gibt’s nichts Schöneres …«, seufzte sie genießerisch.
»Ich freue mich erst mal auf Erdbeeren!«, erwiderte Fabienne. Während vor ihrem inneren Auge noch das Bild der kleinen süßen Früchte entstand, begann Violaine plötzlich zu taumeln. Hilfesuchend schaute sie sich um, als suchte sie etwas, woran sie sich festhalten konnte. Noch bevor Fabienne in der Lage war zu reagieren, schoss Monsieur Ballard mit unerwarteter Wendigkeit hinter seinem Tisch hervor und griff Violaine fest unter die Arme.
Kurze Zeit später saß Violaine im Café von Bébé an einem der kleinen wackligen Tische und hatte eine Tasse Kaffee in der Hand, heiß und mit viel Zucker.
Ein Kaffee und ein bisschen Tratsch gehörten traditionell zum Marktbesuch dazu, doch heute konnte Fabienne weder das eine noch das andere genießen. Besorgt schaute sie ihre Mutter an. Dies war nun schon das dritte Mal in letzter Zeit, dass Violaine schwindlig geworden war.
Diese trank ihren Kaffee in einem Schluck leer. »Das tat gut!«, sagte sie und wollte ruckartig aufstehen. Doch Fabienne legte eine Hand auf ihren Arm.
»Bleib doch noch ein wenig sitzen und ruh dich aus, es ist noch früh am Tag.« Ein wenig Farbe war immerhin in Mamans blasses Antlitz zurückgekehrt, dachte sie erleichtert.
»Ausruhen? Dein Vater würde mir was erzählen! Wer macht denn dann die Arbeit?« Violaine lächelte müde.
»Die Arbeit, die Arbeit! Warum kannst du nicht einmal an dich denken?«, fuhr Fabienne lauter auf, als sie wollte. »Wie lange hast du gestern Nacht wieder in der Waschküche gestanden? Bis zwei? Bis drei?« Sie, Fabienne, hatte sich kurz nach eins vor lauter Müdigkeit nicht mehr auf den Beinen halten können und war ins Bett gegangen. Hätte sie doch bloß auch durchgehalten, dann wäre ihre Mutter jetzt nicht so erschöpft, dachte sie schamvoll. »Maman, ich mache mir Sorgen um dich!«, fügte sie leiser hinzu.
Doch Violaine Durant winkte nur ab.
Fabienne presste die Lippen aufeinander. Was hätte sie auch sagen sollen? Dass Mamans Kochen und Waschen mehr in die Familienkasse einbrachte als die Arbeit des Vaters, war eine unausgesprochene Tatsache – der Beruf eines Schleusenwärters war zwar hoch angesehen, aber äußerst schlecht bezahlt. Ohne die harte Arbeit von Mutter und Tochter hätten sie schlichtweg nicht überlebt.

Autorin Petra Durst-Benning serviert französische Köstlichkeiten
© privat

Brief von Petra Durst-Benning

Liebe Leserinnen und Leser,

ist Ihnen eigentlich schon aufgefallen, dass sich Kochen und Schreiben ziemlich ähneln?

Man arbeitet bei beiden Tätigkeiten immer mit den gleichen Zutaten wie Kartoffeln, Butter, Eier oder Buchstaben …

Ob daraus ein Einheitsbrei wird oder etwas anregend Neues – das liegt einzig an dem, der den Kochlöffel schwingt beziehungsweise den Text verfasst.

Ich werde für Sie mit meiner Köchinnen-Trilogie ein hoffentlich einzigartiges Drei-Gänge-Menü kreieren. Genießen Sie jedes Häppchen und lassen Sie sich immer wieder aufs Neue überraschen!

»Mit einem Buch kann man verreisen, ohne einen Koffer packen zu müssen« – dieses Zitat gehört seit jeher zu meinen Lieblingssprüchen. Und weil das so ist, lade ich Sie auch mit meiner neuen Trilogie ein, mit mir an meine persönlichen Lieblingsorte zu verreisen: Genießen Sie die ersten Kapitel am berühmten Canal du Midi in Südfrankreich, der heute zum Weltkulturerbe gehört. Besuchen Sie danach ein mediterranes Weingut in der mittelalterlichen Stadt Carcassonne. Reisen Sie weiter nach Lyon, der kulinarischen Hauptstadt der Welt.

Liebe und Leidenschaft, Sinnlichkeit und Lebensfreude sind weitere Zutaten, die ich für meine Trilogie verwende. Aber all das wäre nichts ohne Fabienne! Sie möchte nämlich als eine der ersten Frauen eine klassische Männerdomäne erobern – die Küche eines feinen Restaurants. Und das zu einer Zeit, in der Frauen eigentlich nur am heimischen Herd kochen durften – die Gourmetküche für Feinschmecker und verwöhnte Gaumen traute man einer Frau schlicht nicht zu. Vor diesem Hintergrund erstaunt es einen fast ein bisschen, dass Frauen als Gäste im Restaurant gern gesehen und sogar üblich waren!

Beim Lesen kann man wunderbar Kraft tanken. Machen Sie es sich deshalb ganz gemütlich. Vergessen Sie den Alltag, genießen Sie Lesestunden, die nur Ihnen gehören. Und wer weiß? Vielleicht schenkt Ihnen Fabienne mit ihrem Mut und ihrer Tatkraft genau die Inspiration, die Sie jetzt gerade gebrauchen können!

Ich wünsche Ihnen ganz viel Spaß beim Lesen!

Ihre Petra Durst-Benning

Festtafel mit Baguette
© privat

Der Beginn der Gastronomie

Frauen, die ihren Weg gehen und dabei eine klassische Männerdomäne erobern, sind im Laufe der letzten 25 Jahre so etwas wie Petra Durst-Bennings Markenzeichen geworden. Inspiriert von Henri Matisses Motto »Kreativität braucht Mut«, geht Durst-Benning dabei immer wieder neue Wege und beweist zugleich ein Gespür für große Themen. Das gilt auch für ihre neue »Köchinnen-Trilogie«:
Wussten Sie, dass es Restaurants, wie wir sie heute kennen, erst seit ungefähr 1850 gibt? Und wussten Sie auch, dass die ersten Köchinnen, die es wagten, dem häuslichen Herd zu entfliehen und ein eigenes Restaurant zu eröffnen, als die »Mütter von Lyon«
bezeichnet wurden?

Petra Durst-Bennings neue Trilogie besteht nur aus den besten Zutaten: gründliche Recherche, ein sinnesfroher Schreibstil, wunderschöne Schauplätze und dazu eine Heldin, in die man sich schon auf den ersten Seiten verliebt.

Mit Sorgfalt produzierte Lebensmittel, Kochen, Gäste bewirten und Genießen. Alte Traditionen und kulinarisches Geschick. Ein Loblied auf das Echte und Wahre, das in den heutigen Zeiten genauso zählt wie einst – das alles sind seit jeher Petra Durst-Bennings Leidenschaften. Nichts ist aufgesetzt, alles authentisch, und genau dafür liebt und schätzt ihr Publikum sie.

Canal du Midi mit Boot
© privat

Der Schauplatz und die Protagonisten

Fabienne Durant wächst mit ihren Geschwistern in Südfrankreich auf, wo ihr Vater Guy ein Schleusenwärter am Canal du Midi ist. Die Boote, die auf dem 240 km langen Kanal des Südens fahren, bringen Waren vom Atlantik ins Landesinnere bis hin zum Mittelmeer.

Das Wohnhaus der Familie Durant liegt in einem malerischen Ort direkt an der Schleuse, daran angeschlossen ist ein einfacher Gasthof, wo die durchreisenden Schiffsleute vor ihrer Weiterfahrt essen gehen und sich von Fabiennes Mutter die Wäsche waschen lassen.
Von Kindesbeinen an ist Fabienne es gewöhnt, ihrer Mutter im Gasthof zu helfen. Die Familie ist arm, der Ton ist rau, aber herzlich. Die Zeit reicht nie aus für die vielen Aufgaben und Pflichten, die es zu erfüllen gilt. Sehnsüchtig schaut Fabienne ihren älteren Geschwistern hinterher, die nach und nach in die Welt hinausziehen. Sie selbst ist von ihrem Vater dazu bestimmt worden, als unbezahltes Mädchen für alles zuhause zu bleiben. Fabienne fügt sich klaglos in ihr Schicksal, denn sie liebt ihr Leben, wie es ist! Doch dann stirbt Violaine und nichts ist mehr, wie es war…
Von der armen Schleusenwärter-Tochter zu einer der besten Köchinnen ihrer Zeit. Vom in sich gekehrten Mädchen zur hochgelobten Besitzerin von »Madame Bon Appetit«, einem Restaurant der Spitzenklasse. Von der Analphabetin zur Verfasserin der ersten Kochbücher, die es je für Frauen gegeben hat. Begleiten Sie Fabienne auf ihrer aufregenden Reise!

Mimoseneier à la Violaine
© privat

»Wenn an einem Tisch keine Liebe mehr serviert wird, musst du aufstehen und gehen.«



Rezept für Mimosen-Eier a la Violaine

Für je eine Person

• 2 Eier
• Ein paar Blätter Kopfsalat oder eine Handvoll Pflücksalat
• Mayonnaise, selbstgemacht oder ein gutes Fertigprodukt
• Frische Kräuter wie Kerbel, Schnittlauch, Estragon, Petersilie, fein gehackt
• Ein paar essbare Blüten wie Taubnessel, Gänseblümchen, Ringelblume, Kapuzinerkresse

1. Die Eier hart kochen, abschrecken, pellen und der Länge nach halbieren.
2. Das Eigelb in ein feines Sieb geben und durchdrücken. Sehen Sie? Das Eigelb sieht auf einmal aus wie frisch vom Baum gerieselte leuchtendgelbe Mimosenblüten!
3. Ein Drittel des Eigelbs zur Seite stellen.
4. Zwei Drittel des Eigelbs in einer Schüssel mit der Mayonnaise und den fein gehackten Kräutern verrühren, die Masse soll schön cremig werden.
5. Füllen Sie nun die Eierhälften mit der Masse, entweder ganz fein mit einem Spritzbeutel oder mit einem kleinen Löffel.
6. Die sauber gewaschenen und trocken getupften Salatblätter kommen als Bett für die Eier auf einen Teller. Die essbaren Blüten kommen als Dekoration dazu. Darauf richten Sie die gefüllten Eier an.
7. Zu guter Letzt bestreuen Sie jeden Teller mit dem restlichen durchgeriebenen Eigelb.

Servieren Sie dazu eine Scheibe Schwarzbrot oder etwas Baguette. Zur Cremigkeit der Mimoseneier passt ein Sauvignon Blanc vorzüglich dazu! Dieses und weitere Rezepte finden Sie am Ende des Romans »Die Köchin«.

Petra Durst-Benning
© privat

Petra Durst-Benning

Petra Durst-Benning wurde 1965 in Baden-Württemberg geboren. Seit über fünfundzwanzig Jahren schreibt sie historische und zeitgenössische Romane. Fast all ihre Bücher sind SPIEGEL-Bestseller und wurden in verschiedene Sprachen übersetzt. In Amerika ist Petra Durst-Benning ebenfalls eine gefeierte Bestsellerautorin. Sie lebt und schreibt im Süden Deutschlands, Frankreich war viele Jahre lang ihre zweite Heimat.

»Die Fotografinnen«-Reihe

Deutschland, zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Mimi Reventlow war schon immer anders als andere Frauen, und so kann sie nicht aufgeben, bis sich ihr großer Herzenswunsch erfüllt und sie als Fotografin ihr eigenes Geld verdient. Doch die Liebe und die Schrecken des aufziehenden Krieges durchkreuzen auch die besten Pläne … Eine starke Frau in einer turbulenten Zeit – genau recherchiert und mitreißend erzählt in der großen 5-bändigen Saga von SPIEGEL-Bestsellerautorin Petra Durst-Benning!

Jeder Band kann unabhängig voneinander gelesen werden.

Erschienen sind die Bücher in dieser Reihenfolge:

1

»Die Fotografin - Am Anfang des Weges«

Minna Reventlow, genannt Mimi, war schon immer anders als die Frauen ihrer Zeit. Es ist das Jahr 1911, und während andere Frauen sich um Familie und Haushalt kümmern, hat Mimi ihren großen Traum wahr gemacht. Sie bereist als Fotografin das ganze Land und liebt es, den Menschen mit ihren Fotografien Schönheit zu schenken, genau wie ihr Onkel Josef, der ihr großes Vorbild ist. Als dieser erkrankt, zieht sie in das kleine Leinenweberdorf Laichingen, um ihn zu pflegen und vorübergehend sein Fotoatelier zu übernehmen. Ihm zuliebe verzichtet sie nicht nur auf ihre Unabhängigkeit, sondern sieht sich in Laichingen zunächst auch den misstrauischen Blicken der Dorfbewohner ausgesetzt, da sie mehr als einmal mit ihrem Freigeist aneckt. Und als bald ein Mann Mimis Herz höher schlagen lässt, muss sie eine Entscheidung treffen …

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2

»Die Fotografin - Die Zeit der Entscheidung«

Die Wanderfotografin Mimi Reventlow lebt seit einiger Zeit in der kleinen Leinenweberstadt Laichingen und kümmert sich um ihren kranken Onkel Josef. Durch ihre offene Art ist es ihr gelungen, die Herzen der Dorfbewohner zu erobern und Freundschaften zu knüpfen. Als eine Katastrophe das Dorf erschüttert, wird sie mit ihren wunderschönen Fotografien für viele der Bewohner gar zum einzigen Rettungsanker. Doch nach einer schweren menschlichen Enttäuschung muss Mimi erkennen, dass sie sich nicht nur in ihrem Foto-Atelier dem schönen Schein hingegeben hat, sondern auch im wahren Leben. Für Mimi ist die Zeit der Entscheidung gekommen.

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3

»Die Fotografin - Die Welt von morgen«

Nach dem Tod ihres Onkels Josef hat Mimi Reventlow Laichingen verlassen und ihre Arbeit als Wanderfotografin wiederaufgenommen. Sie ist nicht mehr allein unterwegs, denn der Gastwirtsohn Anton hat sich Mimi angeschlossen. Gemeinsam bereisen die beiden das Land und wollen nach der dörflichen Enge Laichingens endlich großstädtischen Trubel erleben. Während ihres Aufenthalts in Berlin gelingt es Anton, einen florierenden Postkartenhandel aufzubauen – Mimi dagegen hat immer öfter Schwierigkeiten, eine Gastanstellung zu finden. Doch anstatt der Vergangenheit nachzutrauern möchte Mimi lieber die Welt von morgen mitgestalten! So wagt sie es, sich neu zu erfinden und dennoch treu zu bleiben. Auf ihrem Weg begegnen ihr auch alte Bekannte, wie Bernadette, die von der großen Liebe träumt. Was beide Frauen noch nicht wissen: Ihnen steht bald die größte Herausforderung ihres Lebens bevor …

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4

»Die Fotografin - Die Stunde der Sehnsucht«

Münsingen, 1914. Mimi und Anton sind inzwischen Geschäftspartner geworden, die sich erfolgreich auf der Schwäbischen Alb etabliert haben. Während auch Mimis Freunde Bernadette, Corinne und Alexander voller Tatendrang sind, verschärft sich das politische Klima in Deutschland zunehmend. Der Ausbruch des ersten Weltkrieges zerstört jäh ihre Träume, und auf einmal ist nichts mehr, wie es war. Während die Männer an die Front ziehen müssen, ist in Münsingen die Stunde der Frauen gekommen, die das verwalten, was die Männer hinterlassen haben. So werden Corinne und Mimi gar zum einzigen Rettungsanker für ihr Dorf, und ein weiteres Mal ist der starke Zusammenhalt zwischen den Frauen gefragt. In dieser dunklen Zeit erkennt nicht nur Mimi, was zählt im Leben und für wen ihr Herz wirklich schlägt ...

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5

»Die Fotografin - Das Ende der Stille«

Gerade erst haben sich Mimi Reventlow und ihr langjähriger Geschäftspartner Anton ihre Liebe gestanden. Und dennoch entscheidet sich die Wanderfotografin wie vor vielen Jahren schon einmal gegen den sicheren Hafen der Ehe und bricht stattdessen zu neuen Ufern auf! An der Westküste Amerikas – genauer gesagt in Hollywood – wartet ein spannender Auftrag auf sie. Für einen großen Bildband soll Mimi den derzeit größten weiblichen Stummfilmstar der Vereinigten Staaten fotografieren. Was Mimi nicht weiß: Die berühmte Schauspielerin »Chrystal Kahla« ist niemand anderes als Christel Merkle, das Mädchen, das seit einem kalten Wintertag im Jahr 1911 in Laichingen als spurlos verschwunden gilt ...

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