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Special zu Paul Cleave und seinen Thrillern

Über »Die Stunde des Todes«

Tödliche Perspektive

Paul Cleave spielt ein mörderisches Spiel mit seinen Lesern, lockt sie auf falsche Fährten, treibt die Angst ins Unermessliche. Denn keiner weiß: Wer ist Opfer, wer Täter?

Charlie wacht früh am Morgen auf – nach einer albtraumhaften Nacht. Die Beule an seinem Kopf schmerzt, seine Kleider triefen vor Blut. Wären da nicht die Nachrichten über zwei tote Frauen und das Blut, Charlie würde das alles für einen Traum halten … Er selbst glaubt, dass nicht er, sondern Cyris der Mörder ist – falls Cyris überhaupt existiert. Charlie flüchtet, weil ihm niemand glaubt, gejagt von der Polizei und einem bestialischen Mörder.

Paul Cleave versteht es meisterlich, seine Leser auf falsche Fährten zu locken – in ein Labyrinth dunkler Geheimnisse: Ist Charlie Opfer oder Täter? Unschuldig oder dem Wahnsinn verfallen? Schließlich ist es auch Charlie, der seine Exfrau Jo kidnappt, fesselt und knebelt. Wenn er ihr Gewalt antut, warum nicht auch zwei völlig unbekannten Frauen?

Jo spielt überhaupt eine zentrale Rolle in Cleaves neuestem Thriller Die Stunde des Todes: Selbst den Autor stellt sie vor Rätsel, lässt ihn Neuland betreten. Denn Cleave erzählt aus unterschiedlichen Perspektiven – Jos ist nur eine davon. Ein gewagtes Unterfangen. „Aus der Perspektive einer Frau zu schreiben, ist ziemlich schwierig – zumindest für mich als Mann. Hier hilft nur allergrößte Genauigkeit“, sagt Cleave.

Umso bekannter ist dem Autor der Schauplatz seiner Romane: Christchurch in Neuseeland, wo er 1974 geboren wurde. „Eine fantastische Stadt“, meint der Autor. Schließlich treiben nur in seinen Romanen Serienmörder und Psychopathen hier ihr Unwesen. „Christchurch ist nicht annähernd so schlimm, wie ich es darstelle, aber es hat definitiv einen dunklen Unterton und ist die absolut perfekte Kulisse, in der meine Charaktere leben und agieren können«, erzählt Cleave auf seiner Website www.paulcleave.co.nz Und: „Man darf nicht vergessen, es bin ja nicht ich, der Christchurch so düster sieht, es sind die Charaktere.“


Paul Cleave im Gespräch

Interview zu »Die Stunde des Todes«

Paul Cleave
© Martin Hunter
Ihr erster Roman, „Der siebte Tod“, war ein Riesenerfolg. Hat Ihr Leben sich dadurch verändert?

Paul Cleave: Ja, vor allem, dass manche Leute Sachen über mich erfinden, die gar nicht stimmen. Das ist manchmal ziemlich ärgerlich, zuweilen auch verletzend, aber ich lerne, damit umzugehen. Das Gute daran ist, dass ich ein paar ganz erstaunliche Menschen im Laufe des letzten Jahres kennengelernt habe – warmherzige, großzügige, wunderbare Menschen.


War es für Sie nach dem erfolgreichen Erstling schwierig, ein neues Buch zu beginnen, und wie sind Sie mit diesem Erfolgsdruck umgegangen?

Paul Cleave: Na ja, tatsächlich schrieb ich „Die Stunde des Todes“ vor „Der siebte Tod“, und „Cemetery Lake“ schrieb ich vor dem Erfolg von „Der siebte Tod“ – mal so gesehen war das kein Problem. Aber grundsätzlich: Ja. Der Erfolg ist da und damit auch der Erfolgsdruck. Die Leute – mich übrigens eingeschlossen – stellen an mich jetzt höhere Erwartungen. Momentan versuche ich, das zu ignorieren. Im Augenblick bin ich ja in Deutschland und versuche, mal nicht ans Schreiben zu denken.

In „Die Stunde des Todes“ wechseln Sie oft die Erzählperspektive ... In welche Figur fiel es Ihnen am schwersten, sich hineinzuversetzen?

Paul Cleave: Definitiv in die von Jo, Charlies Ehefrau. Aus der Perspektive einer Frau zu schreiben, ist ziemlich schwierig – zumindest für mich. Ich habe keine Ahnung, was Frauen denken. Da kenne ich mich überhaupt nicht aus.

Auch in Ihrem neuen Buch zeigen Sie wieder die dunkle Seite der „Garden City“ Christchurch. Gelten Sie zu Hause als Nestbeschmutzer?

Paul Cleave: Bis jetzt kam da nichts, vermutlich weil die meisten Einwohner von Christchurch wissen, dass die Stadt schon auch ihre dunklen Seiten hat. Auf internationalem Level ist das was ganz anderes: Ein paar Menschen haben mir schon gesagt, dass sie jetzt Christchurch bestimmt niemals besuchen würden, weil ich es so düster geschildert hätte.

„Cleave liefert faszinierende Einblicke in das Innenleben eines Serienkillers.“
Sunday Telegraph


Inzwischen schreiben Sie schon an Ihrem dritten Roman „Cemetery Lake“. Können Sie uns etwas über den Inhalt verraten?

Paul Cleave: Er beginnt auf einem Friedhof und endet auch dort. Es ist die Geschichte eines Privatdetektivs mit dunkler Vergangenheit, der versucht, Christchurchs jüngsten Serienmörder aufzuspüren. Er wird am Ende fast zu dem Monster, das er jagt.

Es ist bekannt, dass Sie ein großer Fan von Stephen King und Lee Child sind. Gibt es noch andere Autoren, die Sie bewundern?

Paul Cleave: Jede Menge. John Connolly zum Beispiel, den ich nicht nur als Autor, sondern auch menschlich sehr bewundere. Oder Michael Connelly, der ebenfalls ein brillanter Autor ist. Und in den letzten 15 Jahren hat mich alles, was Dean Koontz und Richard Laymon geschrieben haben, fasziniert.

Und welches Buch, das Sie gelesen haben, hat Sie zuletzt am meisten beeindruckt?

Paul Cleave: „Nothing To Lose“, der neue Roman von Lee Child. Aber ich wäre von allem, was dieser Mann schreibt begeistert.

Sie sind ja bekennender Simpsons-Fan. Wie würde eine Folge aussehen, wenn Sie dafür das Drehbuch schreiben dürften?

Paul Cleave: Mit Sicherheit düsterer als die meisten anderen Folgen. Vielleicht würde ich einen Serienkiller Springfield heimsuchen lassen ...

Bei unserem letzten Interview fragten wir Sie, was Sie sich wünschen würden, wenn Sie einen Wunsch frei hätten. Ihre Antwort damals: Dass sich Ihre Romane von selber schreiben, während sie auf dem Golfplatz sind, und dass Sie eines Tages bei den Simpsons auftreten. Gilt das immer noch?

Paul Cleave: Ja, und dass ich Deutsch könnte.

Renovieren Sie noch immer Häuser, um Sie danach teurer zu verkaufen, oder können Sie in der Zwischenzeit alleine vom Schreiben leben?

Paul Cleave: Im Augenblick nicht, weil der Immobilienmarkt in Neuseeland gerade am Zusammenbrechen ist. Ich versuche von dem Geld, das ich mit dem Schreiben verdient habe, zu leben, aber mit den Hypotheken und den Steuern, die ich zu zahlen habe, wird's nicht lange halten ...