Simon und Maggie brechen mit ihrem Wohnmobil Richtung Bayerischer Wald auf, um dort endlich einmal zu entspannen. Doch als auf einer einsamen Straße durch einen Wald ein Tier anfahren, bewegt sich ihr Urlaub in eine völlig andere Richtung. Als sie nämlich den Unfall in der nächsten Ortschaft melden, werden sie von den Dorfbewohnern misstrauisch angestarrt. Maggie und Simon spüren sofort, dass eine unheimliche Bedrohung in der Luft liegt. Als Simon dann in Begleitung von zwei örtlichen Polizisten an die Unfallstelle zurückkehrt, erwartet ihn eine böse Überraschung. Es liegt kein Tier im Graben, sondern eine tote, nackte Frau …
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Max Korn hat mich schon mit seiner „Talberg“-Trilogie absolut überzeugen können, sodass ich natürlich ungemein gespannt auf seinen neuen Roman war. War ich anfangs tatsächlich noch etwas skeptisch, weil die Handlung nicht mehr im atmosphärischen Talberg spielte, wurde ich innerhalb nur weniger Seiten vom absoluten Gegenteil überzeugt. Korns Schreibstil ist einfach, aber dermaßen effektiv, dass man das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen möchte. Was wie ein klassischer Horrorfilm beginnt, entwickelt sich über ein Hinterwäldler-Szenario zu einem extrem spannenden Thriller, der wieder einmal (zumindest für mich) einen absoluten Pageturner darstellt. Die Szenarien werden so bildhaft beschrieben, dass man mittendrin und dabei ist. Sicherlich mag die Handlung für den ein oder anderen nichts Neues darstellen, aber das ist in diesem Fall wirklich vollkommen egal. Korn schafft es erneut, hervorragend und kurzweilig zu unterhalten.
Die Atmosphäre dieses Buch ähnelt ein wenig der, die Max Korn mit seinen „Talberg“-Büchern heraufbeschworen hat: mystisch, unheimlich, rätselhaft und dennoch ein wenig, als würde man die Schauplätze kennen und den Prota- und Antagonisten persönlich gegenüberstehen. „Wolfsgier“ ist wie ein Gespenster-Krimi in XXL-Format. Das Setting im Bayrischen Wald und die Nähe zur tschechischen Grenze empfand ich als großartig und stimmig. Das abgelegene Dorf und dessen undurchsichtige, durch die Bank seltsame Einwohner, verströmt zwar eine ähnliche Atmosphäre wie die „Talberg“-Bücher, aber Korn schlägt einen anderen Weg ein, der zum einen, wie oben bereits erwähnt, an die Heftchenromane der Gespenster-Krimi-Reihe erinnert, zum anderen aber Bilder aus alten, aber auch aktuellen Horrorfilmen heraufbeschwört. Man liest (und merkt), dass Korn dieses Filmgenre mag und seine Figuren und Geschehnisse locker daran anlehnt. Wer so etwas mag, wird, wie ich, begeistert sein.
Die Wendungen, die der Autor während der Handlung einbaut, sind nicht vorhersehbar und machen das Lesevergnügen absolut kurzweilig. Auch hier baut Korn immer wieder den von ihm gewohnten bayrischen (oder in diesem Fall auch österreichischen) Dialekt ein, der den Roman im gesamten auflockert und den Lesern so manches Mal ein Grinsen auf die Lippen zaubert. Gerade diese Eigenart seiner Bücher macht die Handlungen immer sehr authentisch und dadurch auch unheimlicher.
Mir persönlich hat „Wolfsgier“ wieder außerordentlich gut gefallen und vor allem die Entwicklung vom klassischen Horror-Roman zum klassischen Thriller sagte mir zu. Das „Ende vom Lied“ ist, dass ich es wieder einmal nicht erwarten kann, bis uns Max Korn in sein nächstes Abenteuer mitnimmt. Von mir also eine ganz klare Leseempfehlung.
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Fazit: Ein rasant geschriebener Thriller voller Wendungen.
©2024 Wolfgang Brunner für Buchwelten