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SPECIAL zu Owen Sheers

Der eine Schritt zu weit ...

Es ist ein heißer Tag im Juni. Über der von georgianischen Stadthäusern gesäumten Straße im idyllischen Viertel London-Hampstead flirrt die Luft, und alles ächzt unter der Hitze. Da betritt ein Mann das Haus seiner Nachbarn durch die halb offen stehende Hintertür. Er streift sich die Schuhe ab, Erde von der Gartenarbeit klebt an ihnen; er ruft ins Haus hinein, aber es ist vollkommen still. Er durchquert die Küche, schaut in den Wintergarten – niemand da. Wo sind die Nelsons? Warum stand die Tür offen? Sind Einbrecher im Haus? Von einem unguten Gefühl getrieben, entscheidet er sich, in alle Zimmer zu schauen. Irgendetwas zieht ihn zu der Treppe, die zum ersten Stockwerk führt. Noch nie ist er dort oben gewesen …
Cut. Ein Schritt zurück.
Wir lernen Michael Turner kennen, den Mann, der hier durch das Haus seiner Nachbarn schleicht. Weniger als ein Jahr zuvor ist seine Frau Caroline, eine Journalistin, bei einem Auslandsdreh in Pakistan ums Leben gekommen. Die beiden waren frisch verheiratet und hatten sich gerade erst ihr Häuschen in Wales eingerichtet. In dem Versuch, ein neues Leben zu beginnen, ist Michael nun nach London gezogen. Schon am Tag des Einzugs trifft er auf Josh Nelson, seinen Nachbarn, Anlageberater bei den Lehman Brothers, der ihn wenige Tage später zu einer Party bei sich zuhause einlädt. Zwischen Michael und den Nelsons entsteht rasch eine intensive Freundschaft – zu rasch und zu intensiv, denn was verbindet den Witwer und freischaffenden Autor mit der gut situierten jungen Familie, in deren Leben jede Minute verplant ist?

„Ein wirklich unbehaglicher Roman“, urteilt die Financial Times – und tatsächlich beginnen wir uns unweigerlich selbst zu fragen, während wir Schritt für Schritt mit Michael Turner ins Innere des Hauses seiner Nachbarn vordringen, auf das Ereignis zu, das sein Leben und das der Nelsons schlagartig für immer verändern wird: Hätten wir genauso gehandelt? Wie steht es mit unserem moralischen Kompass? Wir alle haben Geheimnisse, die wir aus vermeintlich gutem Grund für uns behalten – lügen wir uns selbst etwas über unsere Motive vor?

Owen Sheers gilt nicht von ungefähr als eine der vielseitigsten literarischen Stimmen Großbritanniens. Meisterhaft verbindet er eine breite Palette an Orten und Themen zu einem vielschichtigen Ganzen: Sein Roman "I Saw a Man" führt von New York über Wales nach London und von Las Vegas in die unwirtlichen Bergregionen Pakistans; Amerikas Drohnenkrieg spielt ebenso eine Rolle wie der große Bankencrash im Jahr 2007, private Eheprobleme erweisen sich als ähnlich wirkungsmächtiger Antrieb zur Veränderung wie globale Entwicklungen.
Als Autor ist Sheers in nahezu jedem Genre zuhause, sei es historischer Roman, Sachbuch, Lyrik oder Drama, und so kommt es, dass er mit "I Saw a Man" zwar erst seinen zweiten Roman vorlegt, dieser aber mit der Finesse und Sicherheit eines Schriftstellers verfasst ist, der sich schon lange mit der Wirkungsmacht des Wortes beschäftigt. Indem er gekonnt das atemlose Tempo einer Spannungsgeschichte mit den großen Themen des Familienromans und unserer globalisierten Gegenwart verbindet, hat er einen Pageturner geschrieben, der uns erkennen lässt, wie die kleinste unserer Handlungen das Leben anderer, selbst uns fremder Menschen zerstören kann – sowohl im Privaten wie auf der Ebene der Weltpolitik.

I Saw a Man

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