SPECIAL zu Mitch Albom

Mechaniker im Vergnügungspark eines unbedeutenden Küstenorts – als kleiner Junge hatte Eddie ganz andere Zukunftspläne. Doch eine unglückliche Fügung zwingt ihn, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten: Tag ein Tag aus marschiert Eddie durch "Rubys Pier" und prüft die Fahrgeschäfte auf Sicherheitsmängel. Mit den Jahren hat er zu hoffen aufgegeben, dass ihm der Absprung in ein interessanteres Leben je gelingen könnte. Er fühlt sich unrettbar gefangen in einem bedeutungslosen Dasein. Mit seinem Schicksal hadernd ist der Kriegsveteran ergraut und verbittert. Vereinsamt nach dem Tod seiner über alles geliebten Frau verspürt er nur tiefes Bedauern über seine nicht gelebten Träume.

Bis die triste Arbeitsroutine an Eddies 83. Geburtstag jäh unterbrochen wird: Bei einem der besonders rasanten Fahrgeschäfte hatte sich eine Gondel aus der Verankerung gelöst. Eddie stürzt auf ein kleines Mädchen zu, das die Gefahr nicht erkennt, um sie vor der fallenden Gondel zu schützen. Seinen beherzt-riskanten Rettungsversuch bezahlt er dabei selbst mit dem Leben. Mit seinem letzten Atemhauch fühlt er zwei kleine Hände in den seinen – dann nichts mehr.

Er erwacht im Leben nach dem Tod, und wie schon sein irdisches Leben, ist auch dieses ganz anders, als er es sich vorgestellt hatte: kein blühender Garten Eden, sondern ein geheimnisvoller, variabler Raum, der für jeden Menschen eine andere Erscheinung annimmt und in dem jeder Neuankömmling nacheinander von fünf Menschen begleitet wird: Völlig Fremde, entfernte Bekannte oder die engsten Vertrauten; alle haben sie direkt oder indirekt am Leben des Verstorbenen teilgenommen, haben seinen Weg maßgeblich beeinflusst und ihn für immer verändert.

Auch für Eddie stehen diese fünf Menschen bereit, und anhand ihrer Erzählungen und kunstvoll damit verwobener Rückblicke wird der Leser zusammen mit dem Protagonisten durch ein bewegtes Leben geführt. Allmählich werden dabei die engen, bisher verborgenen Zusammenhänge in Eddies nur scheinbar bedeutungslosem Dasein sichtbar. Von jedem seiner Begleiter lernt er eine wichtige Lektion, die seine Sicht auf die Welt für immer verändern wird.

Wie eng zum Beispiel die Lebenswege scheinbar völlig fremder Menschen miteinander verbunden sein können, das lehrt Eddies erster Begleiter ihn, ein entfernter Bekannter aus seiner Kindheit: der "Blaue Mann" aus dem Kuriositätenkabinett des Vergnügungsparks, der bei einem Unfall unbemerkt Eddies Leben rettet, doch später selbst an den Folgen stirbt. Aus Eddies Zeit als Soldat im Zweiten Weltkrieg wartet sein damaliger Captain auf ihn und erinnert ihn an ihre gemeinsame Flucht aus einem philippinischen Gefangenenlager. Damals opferte sich der Captain, damit seinen Kameraden die Flucht gelingen konnte – ein Opfer, das Eddie erst jetzt im Nachhinein versteht und schätzen lernt. Ruby – deren Mann den Vergnügungspark bauen ließ – eröffnet Eddie die Wahrheit über seinen Vater, mit dem er bis zum Ende im Streit lag, und den er insgeheim für das Scheitern all seiner Zukunftspläne verantwortlich machte. Nun endlich gelingt es ihm, den jahrelangen Hass zu begraben, und er entdeckt die heilende Kraft der Verzeihung. Marguerite, Eddies große Liebe, führt ihn schließlich durch die Geschichte ihres gemeinsamen Lebens und macht ihm dabei deutlich, dass eine Liebe wie die ihre für die Ewigkeit bestimmt ist und der Tod ihr nichts anhaben kann.

Doch so wichtig und tröstlich die Einblicke, die ihm seine ersten vier Begleiter gewähren, für Eddie auch sein mögen – niemand kann ihm die drängendste seiner Fragen beantworten: Hatte er das kleine Mädchen im Vergnügungspark retten können? War der verzweifelte letzte Augenblick seines Lebens ein weiterer vergeblicher Versuch oder hatte sein Opfer einen Sinn? Voller Hoffnung wartet er nun auf den fünften Begleiter – und wird nicht enttäuscht. Denn dieser überraschende Gast offenbart ihm nicht nur, dass seine Rettungsaktion erfolgreich war, sondern auch, dass sein ganzes Dasein von einem tieferen Sinn durchzogen war, dass zahlreiche Menschen ihm ihr Leben verdanken und dass er mit seiner aufopferungsvollen letzten Tat ein lange zurückliegendes Unrecht wieder gut gemacht hat. Als er dies begriffen hat, findet Eddie endlich den Frieden, den er sein ganzes Leben lang gesucht hat. Nun kann er eingehen in seinen ganz eigenen Himmel – und dort auf ein kleines Mädchen aus einem Vergnügungspark warten. Ihr wird er erzählen, wie eng ihrer beider Leben verknüpft waren und welche alles entscheidende Rolle Eddie in dem ihren gespielt hat …

Mitch Albom hat uns mit "Die fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen" ein erstaunliches Buch geschenkt, das auf ganz neue und dabei höchst unterhaltsame Weise mit der Frage nach dem Sinn des Lebens umgeht. Diese zeitlose und kluge Geschichte eines Menschen, dem das höchste aller Güter zuteil wird – ein sinnerfülltes Dasein – wird nicht nur die Leser seines Buches "Dienstags bei Morrie" begeistern, sondern jeden Liebhaber guter Literatur, der mehr möchte, als nur unterhalten zu werden. "Die fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen" ist ein Buch, das man nach der Lektüre mit einem Lächeln auf den Lippen beiseite legt, das Trost spendet in einer ungemütlichen, an Äußerlichkeiten orientierten Zeit. "Ein Geschenk für die Seele", so meint Amy Tan.