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SPECIAL zu Mary Higgins Clark

Auf ewig unzertrennlich

Mary Higgins Clark
© Gunter Glücklich
Unter den vielen erfolgreichen und brillanten Krimischriftstellerinnen der USA trägt sie die Ehrenkrone auf dem gut frisierten Haupt. Sie ist sozusagen die Queen Mum der Thrillerautorinnen und hat ihren festen Platz in den weltweiten Bestsellerlisten und den Herzen ihrer Fans. Dabei dauerte es eine ganze Weile, bis die heute 78-Jährige Mary Higgins Clark überhaupt zum Schreiben kam.

Millionenfache Bestsellerautorin
Als Tochter irischer Einwanderer 1928 in der Bronx geboren und aufgewachsen, musste sie sich schon früh den Härten des Lebens stellen. Als sie zehn war, starb ihr Vater, und dem Mädchen wurde zum ersten Mal die Zerbrechlichkeit und Endlichkeit des Lebens schmerzhaft bewusst. Mit 22 Jahren heiratete sie und brachte in den darauf folgenden Jahren fünf Kinder zur Welt. Doch dann schlug das Schicksal erneut zu. Ihr Mann starb und lies die junge Mutter beinahe mittellos zurück.

Hatte die junge Frau früher als Stewardess und Sekretärin gearbeitet und nur nebenbei ein paar Kurzgeschichten verfasst, konzentrierte sie sich nun ganz auf die Schreiberei. Doch ihr erster Roman, ein historisches Epos über George Washington, wurde ein völliger Flop. Erst als sich Mary Higgins Clark dem Thriller-Genre zuwandte, stellte sich beinahe umgehend der Erfolg ein.

Mittlerweile ist Mary Higgins Clark stolze Verfasserin von mehr als 25 Romanen, die millionenfach verkauft und zum Teil auch erfolgreich verfilmt wurden. Heute ist sie in zweiter Ehe verheiratet und hat gemeinsam mit ihrem Mann neun Kinder und sechzehn Enkelkinder. Ihr schriftstellerisches Talent hat sie ihrer Tochter Carol Higgins Clark vererbt, die - wie ihre berühmte Mutter - einen Bestseller nach dem anderen schreibt. Und auch ihre Schwiegertochter Mary Jane Clark greift regelmäßig zur Schreibmaschine und verfasst erfolgreiche Romane.

Tödliche Beziehungen
Mary Higgins Clark schreibt stets über normale Menschen, deren Leben in geordneten Bahnen verläuft. Ihre zumeist weiblichen Heldinnen sind jung, attraktiv, erfolgreich und vermeintlich auch glücklich. Doch fast immer lauert in der Vergangenheit ihrer Protagonistinnen ein dunkles Geheimnis, das - von den Frauen erfolgreich verdrängt - in deren jetzigem Leben keine Rolle mehr zu spielen scheint.

Doch es gibt immer auch eine Person im näheren Umfeld der Hauptfigur, die um die Leiche im Keller weiß. Und so blättert Mary Higgins Clark ganz langsam und behutsam die Vergangenheit ihrer Heldinnen auf, gibt hie und da einen winzigen Hinweis, der die ach so schöne Fassade bröckeln lässt und nur kurz ein kleines erhellendes Blitzlicht auf die Wahrheit wirft. Und während die Frauen an ihrem Verstand zu zweifeln beginnen und sich in ihrer Not niemandem mitteilen können, weil ihr Geheimnis ja gewahrt werden muss, sickern unaufhaltsam Chaos und blankes Entsetzen in ihr Leben.

Mary Higgins Clark versteht es meisterlich, einem den Angstschweiß auf die Stirn zu treiben. Auch ihr neuestes Buch, "Weil deine Augen ihn nicht sehen", verheißt dem Leser schlaflose Nächte - und das nicht nur deshalb, weil ihm das Grauen die Ruhe raubt, sondern weil er mit angehaltenem Atem weiterlesen wird, bis früh morgens der Wecker klingelt. Dieses Mal stellt die Autorin das unfassbare Verbrechen gleich an den Beginn der Story. Im Gegensatz zu ihren anderen Romanen lässt sie den Leser von Anfang an, Schritt für Schritt, an der komplizierten Auflösung des Falls teilhaben.

Der Alptraum aller Eltern
Der Thriller beginnt mit einem wahren Paukenschlag. Das Ehepaar Frawley hat den Abend bei einer offiziellen Dinnereinladung verbracht. Als die beiden am späten Abend nach Hause zurückkehren, wartet bereits die Polizei vor ihrem Haus. Ihre dreijährigen Zwillingstöchter Kathy und Kelly sind aus ihren Betten heraus entführt worden, der Babysitter wurde niedergeschlagen, von den beiden kleinen Mädchen fehlt jede Spur.

Margaret und Steve Frawley sind ein Yuppiepärchen wie aus dem Bilderbuch. Er ist ein brillanter Finanzfachmann, sie eine erfolgreiche Juristin. Erst vor kurzem sind sie - den Kindern wegen - vom hektischen Manhattan in das charmante alte Haus in der idyllischen Kleinstadt nahe New York umgezogen. Die Nachbarn waren sofort entzückt von den engelgleichen Blondschöpfen Kathy und Kelly, und auch die Eltern fanden rasch Kontakte. Margaret Frawley gab ihren Job als Strafverteidigerin auf, um ganz für die Kinder da zu sein, während ihr Mann Steve einen Riesenkarrieresprung machen konnte und bei der Investmentfirma C.F.G.+Y. einstieg.

Die Frawleys haben all ihre Ersparnisse in das Haus und dessen dringend nötige Renovierung gesteckt, und müssen nun auf jeden Cent achten. Als die Lösegeldforderung der Entführer eintrifft, gefriert ihnen das Blut in den Adern: Die Frawleys sollen innerhalb kürzester Zeit acht Millionen Dollar zahlen, sonst - so drohen die Erpresser - werde den Zwillingen Schlimmes zustoßen. Weder die Frawleys selbst noch alle Verwandte und Freunde gemeinsam können diese Summe aufbringen. Das Ehepaar ist verzweifelt und bangt um das Leben der Kinder.

Das ganze Land nimmt Anteil am Schicksal der Frawleys. Die lokale Polizei, die in diesem Fall ermittelt, erhält schon bald Unterstützung durch das FBI. Während die Agenten im Haus der Frawleys aus- und eingehen, jedoch weiterhin im Dunkeln tappen und die Eltern vor Kummer fast den Verstand verlieren, wechselt Mary Higgins Clark die Erzählperspektive und lässt den entsetzten Leser die Geschehnisse aus den Augen der Entführer und der Kinder erleben.

Drahtzieher und Handlanger
Harry, Bert, Mona und Kater Karlo nennen sich die Mitglieder der Bande, die hinter dem Verbrechen steckt. Kater Karlo ist der Kopf des Ganzen. Er hält nur telefonisch Kontakt zu seinen Handlangern. Er ist gerissen, klug und scheint genaueste Kenntnisse über die persönlichen Verhältnisse der Frawleys zu besitzen. In welcher Verbindung er zu den Eltern der entführten Kinder steht, bleibt fast bis zum Schluss der Story offen.

Was er von Harry und Bert zu halten hat, erfährt der Leser sofort. Beide sind relativ tumbe Gesellen, die Kater Karlos Drecksarbeit übernehmen und sich mit einem winzigen Anteil aus der großen Lösegeldsumme zufrieden geben sollen.

Harry und Bert führen das Leben von unbescholtenen und unverdächtigen Durchschnittsbürgern, die ganz normalen Jobs nachgehen. Doch beide vereint eine kriminelle Vergangenheit: Sie haben sich im Gefängnis kennen gelernt. Während die beiden wie immer zur Arbeit fahren, kümmert sich Harrys Freundin Mona um die Kinder. Mona, mit richtigem Namen Angie, ist eine labile und gestörte Persönlichkeit, die schon bald eigene Pläne schmiedet, in denen Bert nicht vorkommt und in denen es auch keine Rückkehr der Zwillinge zu ihren Eltern geben wird.

Die beiden kleinen Mädchen leiden unsäglich unter der Entführung. Sie sehnen sich nach ihren Eltern und klammern sich in ihrer Verzweiflung nur noch mehr aneinander. Als Kathy plötzlich schwer erkrankt, sind die Entführer völlig überfordert …

Ausnahmslos verdächtig
Unterdessen sammeln Familienangehörige, Freunde und Bekannte unermüdlich Geld für die Lösegeldforderung. Noch haben sie erst einen Bruchteil der geforderten Summe zusammen. Doch dann wendet sich das Blatt. Steve Frawleys Firma, die durch einen Börsenaufsichtsskandal gerade hohe Bußgeldzahlungen geleistet hat und deshalb dringend positive PR benötigt, entscheidet, das Lösegeld für die Zwillinge zu zahlen.

Doch diese außerordentlich großzügige Geste erweckt das Misstrauen der Ermittler. Steckt etwa Frawley selber hinter der Entführung seiner Kinder? Hat er die Entscheidung seines Arbeitgebers beeinflusst, um sich am Ende selbst zu bereichern? Immerhin saß auch Steve Frawleys Stiefbruder Richie wegen Investmentbetruges im Gefängnis. Doch die Agenten der Polizei und des FBIs verfolgen diese Theorie nur halbherzig. Die verzweifelte Sorge der Frawleys um ihre Kinder erscheint ihnen echt und ungekünstelt.

Immerhin reicht dieser Verdacht aus, um den mitfiebernden Leser von nun an selbst in die Ermittlerrolle zu zwingen. Der verfolgt mit gespannter Aufmerksamkeit die Aktivitäten von Kater Karlo und seinen Spießgesellen und prüft nägelkauend, ob die Anrufe der Entführer immer in Steve Frawleys Abwesenheit erfolgten.

Mary Higgins Clark eröffnet derweil eine neue Handlungsebene und vertieft die Biographien der leitenden Köpfe bei C.F.G.+Y., Frawleys Arbeitgebern. Denn die Entscheidung zur Zahlung des Lösegeldes ist im Vorstand keineswegs einstimmig getroffen worden. Und es stellt sich heraus, dass sowohl Gregg Stanford, der Leiter der Finanzabteilung, als auch Robinson "Rob" Alan Geisler, der Vorstandsvorsitzende, dunkle Flecken auf ihren blütenweißen Westen haben. Auch Norman Bond aus dem höheren Management hat einiges zu verbergen. Will sich einer der Männer am Firmenvermögen vergreifen und hat deshalb die Kinder eines neuen Mitarbeiters entführen lassen?

Als sich auch noch der ehemalige Bürgermeister der Heimatstadt der Frawleys unaufgefordert als Vermittler im Entführungsfall anbietet und die Polizei in seiner Vergangenheit Verbindungen zu Steve Frawleys Stiefbruder Richie feststellt, wird der Fall noch komplizierter. Der Kreis der Verdächtigen wird immer größer, das Schicksal der entführten Kinder immer ungewisser.

Telepathische Gedankenkraft
Fieberhaft durchleuchten die Ermittler die Lebensumstände aller Beteiligten. Dabei decken sie zwar einige Ungereimtheiten auf, haben jedoch immer noch keine konkrete Spur, die zum Täter führen könnte.

Währenddessen reißt Angie die Regie an sich. Ohne Harry in ihre Pläne einzuweihen, tötet sie den Mittäter Bert. Sie wollte schon immer ein eigenes Kind. Nun lässt sie Kelly frei, teilt den Eltern mit, dass Kathy an ihrer Erkrankung gestorben sei und behält das kranke Kind einfach für sich.

Ausgestattet mit Harrys und Berts Lösegeldanteil, beginnt Angie zusammen mit dem Mädchen eine ziellose Odyssee entlang der Ostküste der USA. Kathys Krankheit verschlimmert sich. Das Kind schwebt in doppelter Todesgefahr, denn Angie, die ihren Entschluss mittlerweile bereut, trägt sich nun mit dem Gedanken, Kathy zu töten. Wut entbrannt folgt Harry den Spuren seiner wahnsinnig gewordenen Lebensgefährtin und zieht nun endlich auch die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich.

Währenddessen schwanken die Frawleys zwischen Dankbarkeit und Freude über Kellys Rückkehr und der tiefen Trauer über den Tod ihrer Zwillingsschwester. Die traumatisierte Kelly und ihre Eltern werden von einer New Yorker Kinderärztin betreut. Die Ärztin, die zugleich eine ausgewiesene Spezialistin in der Zwillingsforschung ist, entdeckt Ungeheures. Kathy und Kelly, die bei ihrer Geburt an zwei Fingern zusammengewachsen, also quasi siamesische Zwillinge waren, können über weite Distanzen hinweg miteinander kommunizieren und ihre Gedanken austauschen. Doch die Erwachsenen verstehen Kelly nicht, die ihnen mitzuteilen versucht, dass Kathy noch lebt und fürchterlich leidet. Nur ihre Mutter beginnt langsam, ihrer Tochter zu glauben.

Ein fulminanter Showdown
Erst im rasanten, hoch spannenden Showdown löst sich der Fall der entführten Zwillinge endgültig auf. Wer sich aber wirklich hinter der Fassade des Drahtziehers Kater Karlo verbirgt, ob Kathy ihr grausames Martyrium überleben wird und wie die Familie Frawley und die Mitarbeiter der Firma C.F.G.+Y. in das Verbrechen verwickelt sind, offenbart die Autorin erst auf den letzten Seiten ihres Romans.

"Weil deine Augen ihn nicht sehen" ist ein Kriminalroman, der das Genre sprengt und dabei die Entstehungsgeschichte einer Entführung, ihre mörderische Entwicklung und die Motive der Hintermänner in den Mittelpunkt stellt. Geradezu genial eröffnet die Autorin im Verlauf der Story immer neue Verbindungen zu den Frawleys und den Entführern, erweitert so das Feld der Verdächtigen, gibt dem Leser immer neue Rätsel auf und steigert so die Spannung ins Unerträgliche. - Ein Meisterwerk der Kriminalliteratur!

Buchempfehlung von Bianca Reineke
Cuxhaven, August 2006



Das Hörbuch

Gelesen von Michou Friesz

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Weil deine Augen ihn nicht sehen

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