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Martin Österdahl über »Der Geier«, den dritten Band um Max Anger

Ein wahrer Meister der Verschwörungstheorien!

Martin Österdahl
© Pierre Björk
Bitte erzählen Sie uns ein bisschen über Ihr Leben und die wichtigsten Phasen in Ihrem Leben.
Ich bin mit der deutschstämmigen Ellina Grosse verheiratet und wir haben drei Kinder; 4, 9 und 11 Jahre alt. Ehemaliger Programmdirektor beim schwedischen Fernsehsender SVT und Produktionsleiter für den Eurovision Song Contest 2013 in Malmö und 2016 in Stockholm. In einer Familie von Musikern geboren und in Musikschulen ausgebildet worden. Aufgewachsen in Stockholm und London. Studiert habe ich BWL, Zentral- und Osteuropäische Geschichte und Russisch (Master of Science). Zu meinen Hobbys zählen Reisen, Tennis, Golf und darstellende Künste.
In meiner Jugend drehte sich alles um Musik und Geschichtenerzählen. Das erste Buch, das meine Fantasie anregte, war »Entführt« von Robert Louis Stevenson. In der Schule waren Schwedisch und Essayschreiben meine Lieblingsfächer und meine Lehrer ermutigten mich dazu, Autor zu werden. Ich besuchte eine auf Musik spezialisierte Schule und hatte das Privileg, die Musik klassischer Meister zu lernen und auf Bühnen sowie in Opernhäusern in Schweden und im Ausland aufzutreten. Durch die Musik konnte ich hinter den Eisernen Vorhang reisen und war fasziniert von der Teilung Europas. Daraufhin studierte ich Russland- und Osteuropastudien an der Universität. Die prägendsten Momente in meinem Leben waren der Fall des Sowjetblocks und der Berliner Mauer. Und später die Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York, die ich von meiner Wohnung in Lower Manhattan aus miterlebte und die mich zu meinem neuesten Roman »Der Geier« inspirierten.

Welche Ausbildung haben Sie absolviert? Was haben Sie studiert? Üben Sie neben dem Schreiben noch einen Beruf aus?
An der Universität studierte ich Internationale Wirtschaft sowie Russland- und Osteuropastudien. Alles, was ich machen wollte, war Kunst, damals besonders Musik. Aber meine Eltern, die beide in der Musikbranche tätig waren, sagten mir, ich müsse eine »richtige Ausbildung« machen, was für sie entweder einen Abschluss in Jura oder Wirtschaft bedeutete. Also brachte ich meinen Abschluss so schnell wie möglich hinter mich, um zu größeren (und interessanteren) Dingen überzugehen. Ich fühlte mich zur Medien- und Unterhaltungsindustrie hingezogen, wo ich meine gesamte Laufbahn hindurchgearbeitet habe, insbesondere in der Fernsehproduktion und Auftragsvergabe. Mein Hauptschwerpunkt war musikbasiertes Live-Unterhaltungsfernsehen, aber ich habe auch fürs Sportfernsehen gearbeitet. Ich glaube, mein Schreiben wurde von den verschiedenen Formen des Geschichtenerzählens in den audiovisuellen Medien beeinflusst. Auch wenn ich Prosa schreibe, baue ich meine Romane sehr stark um Szenen herum auf, um Drama und Spannung zu erzeugen.

Warum haben Sie sich dazu entschieden, Autor zu werden?
Ich glaube, ich habe ein persönliches Bedürfnis zu schreiben, das sowohl existenziell als auch therapeutisch ist. Manchmal bin ich etwas ungläubig, und das Schreiben ist für mich die einzige Möglichkeit, mich selbst und die Welt um mich herum zu verstehen. Ich bin von Natur aus neugierig und kann durch das Schreiben neue Dinge lernen. Ich liebe es, mich in Recherchen zu stürzen. Mir eine große Geschichte vorzustellen, sie in ihre Einzelteile zu zerlegen – Charaktere, Handlungen, Szenen – und dann wieder alles zusammenzusetzen. Das verschafft mir große Befriedigung und hilft mir auch zu verstehen, wie die Dinge in dieser Welt tatsächlich funktionieren. Es beruhigt mich. Wenn ich darüber hinaus noch ein oder zwei meiner innersten Gedanken und Überzeugungen in eine spannende fiktionale Geschichte einbauen kann, empfinde ich große Genugtuung darüber, etwas zum Ausdruck gebracht zu haben, das ich nur schwer mit anderen teilen kann.

Wo finden Sie die Inspiration für Ihre Romane?
Meine Inspirationsquellen sind meine Erfahrungen im wirklichen Leben, die ich durch Reisen, die Geschichte und persönliche Begegnungen gesammelt habe. Wenn ich eine Idee in eine Geschichte verwandle, beginne ich oft mit einer großen Frage und versuche dann, das Kleine und Persönliche und damit eine menschliche Perspektive zu finden. Dann beginne ich, nach Wendungen zu suchen.

Bitte erzählen Sie uns ein bisschen über sich selbst – Ihre Hobbys, wie Ihr Leben momentan aussieht, was Sie zu erreichen hoffen.
Bei mir und meiner Familie, meiner Frau Ellina und unseren drei Kindern, dreht sich alles um die schönen Künste und den Sport! Wir lieben Konzerte, Opern, Musiktheater und alle erdenklichen Sportarten. Ich bin ein begeisterter Golfer und spiele immer noch auf Wettkampfniveau. Wir gehen auch gerne auf Reisen, um die Welt zu erleben. Gerade ziehen wir nach Genf in der Schweiz, wo ich weiterschreiben und eine neue Position als Executive Supervisor des Eurovision Song Contest antreten werde, den ich zweimal in Schweden produziert habe (2013 und 2016). Zurzeit arbeite ich an einem neuen Roman, der 2021 in Schweden veröffentlicht werden soll. Es ist ein eigenständiger Roman des Domestic-Noir-Genres. Mein Ziel ist es, mit diesem Buch sowohl ein neues Publikum zu erreichen als auch die Max-Anger-Reihe weiterzuentwickeln, um die lange Geschichte von Max zu einem spannenden Höhepunkt zu bringen. Das erste Buch der Max-Anger-Reihe, in Deutschland »Der Kormoran«, wird derzeit zu einer Fernsehserie mit Starbesetzung und einem Drehbuch umgearbeitet. Ich freue mich schon sehr auf das Filmdebüt Ende 2021!

Was macht Sie wütend?
Zu viele Dinge. Ungerechtigkeit, Ungleichheit, Mittelmäßigkeit. Ich bin besorgt über die Verwässerung von Fakten und der Wahrheit, die mit dem Aufkommen der digitalen und sozialen Medien vorangetrieben wird, ebenso über die zunehmende Ausgrenzung und Trennung zwischen Menschen und Nationen, die damit einherzugehen scheint. Ich hoffe, wir können wieder zu Werten und Führungsqualitäten zurückfinden und weiter den Weg der Zusammenarbeit, der Verständigung und letztlich des Friedens gehen.

Wer zählt zu Ihren Lieblingsautoren? Und warum?
Der russische Autor Michail Bulgakow, wegen seiner Fantasie und seines Stils. Ian McEwan wegen seiner Klasse, seinen Charakteren und der Handlung. John Le Carré, Ira Levin und Robert Harris wegen der Spannung und der historischen Elemente in ihren Büchern.

Haben Sie ein Lebensmotto, und wenn ja, welches?
Alles und jetzt!
(Ich weiß, ich arbeite daran ...)

Fünf Dinge über Sie, die wir noch nicht wussten…
1. Ich bin Linkshänder.
2. Ich bekomme leicht Rückenprobleme, wenn ich zu lange sitze und schreibe, ohne mich zu bewegen.
3. Ich habe Familie in England und Deutschland (Sachsen).
4. Beim Schreiben höre ich alte russische Walzer.
5. Ich habe Probleme mit dem Tod.

Leisten Sie wohltätige Arbeit oder unterstützen Sie eine Wohltätigkeitsorganisation? Falls nicht, gibt es Organisationen oder Anliegen, die Sie gern unterstützen würden?
Ich unterstütze wohltätige Umweltorganisationen, die sich für den Schutz der Tierwelt und der Natur der Ostsee einsetzen, insbesondere für den Stockholmer Archipel, der für mich der Himmel auf Erden ist. Seine unberührte Umwelt mit 30.000 Inseln ist ein Paradies für Tiere und Menschen, jedoch durch Industrie und Umweltverschmutzung stark beschädigt. Ich freue mich über die Verbesserungen für den einst vom Aussterben bedrohten Seeadler, der in den 80er-Jahren fast ausgestorben war, sich aber wieder erholt hat und am Himmel über Max Angers Insel Arholma schwebt!

Beschreiben Sie bitte in wenigen Sätzen, wie für gewöhnlich Ihr Schreiballtag aussiehst. Haben Sie spezielle Routinen, Rituale oder Gewohnheiten?
Ich arbeite recht diszipliniert und versuche, mich in den Tagesablauf meiner Familie zu integrieren. Da drei Kinder zur Schule gehen, versuche ich, so viel wie möglich zu schreiben, wenn sie in der Schule sind. Ich verbringe viel Zeit mit Recherchen und der Planung meiner Romane. Wenn die Planungsphase vorbei ist, schreibe ich schnell. Dann schreibe ich natürlich wieder viel um. Als Vater von kleinen Kindern ist es eine Herausforderung, zwischen Fiktion und Realität hin und her zu wechseln. Ich nutze Musik, um meine Gedanken wieder dorthin zu lenken, wo ich am Vortag aufgehört habe, und mich in die richtige Stimmung zu versetzen. Dabei sind oft instrumentale, klassische und melancholische Melodien am wirkungsvollsten für mein Schreiben!

Wo machen Sie es sich mit Ihrem Buch gemütlich? Bitte erzählen Sie uns, wo Sie am liebsten lesen!
In meinem Schreibzimmer steht ein Zweisitzer-Schlafsofa, auf dem ich oft lese und mitten am Tag Siesta halte. Ich klappe das Bett eigentlich nie auseinander, sondern quetsche mich mit meinen 1,90 Zentimetern auf das Zweisitzer-Sofa. Es ist eigentlich ganz bequem …

Wie organisieren Sie Ihr Bücherregal? Sortieren Sie nach Farbe, Genre, Autor? Oder ordnen Sie Ihre Bücher vielleicht gar nicht?
Gott, nein! Zu viel Ordnung nimmt die Freude am Finden des Schatzes! Ich versuche, Belletristik von Sachbuch zu trennen, aber abgesehen davon gibt es keine richtige Ordnung.

Haben Sie ein Lieblingsreiseziel?
Ich liebe es zu reisen und kann an allen Orten Inspiration finden. In den kalten, langen schwedischen Wintern reise ich gerne in die Sonne, um entweder irgendwo in Südostasien Wärme zu tanken oder die Aussicht und Pracht der Alpen zu genießen.

Haben Sie ein Haustier, das Ihnen beim Schreiben, tagsüber und im Urlaub Gesellschaft leistet? Falls ja, wie heißt es?
Wir haben eine Katze namens Tivoli. Sie ist schwarz und wunderschön. Eine echte Jägerin.

Bitte beschreiben Sie Ihr aktuelles Buch in wenigen Sätzen.
»Der Geier« ist eine Geschichte über Geheimbünde und Eliten, die sich der demokratischen Kontrolle entziehen. Menschen, die glauben, besser informiert zu sein als ihre Regierung und über dem Gesetz zu stehen. Die Geschichte beginnt im Kalten Krieg, als das neutrale Schweden gezwungen war, ruchlose, geheime Absprachen mit allen Seiten zu treffen – den Amerikanern, den Briten, den Deutschen und den Sowjets. Überreste dieser Geheimbünde tauchen in der Gegenwart auf, im Jahr 2001, nur eine Woche vor den Terroranschlägen von New York City. In seinem Familienhaus auf der Insel Arholma findet Max Anger ein Notizbuch, das vermuten lässt, dass sein Vater mit diesen im Geheimen agierenden Menschen und ihren rücksichtslosen Machenschaften in Verbindung stand. Bei der Entdeckung stellt sich ihm erneut die Frage, ob sein Vater wirklich Selbstmord begangen hat. Kurz darauf erhält er den Auftrag, den mysteriösen Tod eines schwedischen Diplomaten in Jerusalem zu untersuchen. Das Schicksal dieses Diplomaten ist nicht einzigartig, sondern folgt einem Muster, bei dem Staatsdiener zu weit gedrängt werden, zwischen mächtige Kräfte geraten und den Tod als einzigen Ausweg sehen. Bei weiteren Ermittlungen entdeckt Max noch mehr Verbindungen zum Tod seines Vaters. Die Suche nach der Wahrheit ist nicht nur beruflich, sondern wird immer privater. Als Max den aktuellen und vergangenen Geheimnissen immer weiter auf den Grund kommt, wenden sich alle gegen ihn. Die Wahrheit ist zu schockierend, um enthüllt zu werden, und Max, der Jäger, wird zum Gejagten.

Welche Szene war am schwierigsten zu schreiben?
Die Terroranschläge auf das World Trade Center in New York im Jahr 2001. Der Rückblick auf diesen Tag war emotional aufwühlend, denn ich hatte ihn vor Ort aus nächster Nähe miterlebt. Er weckte viele Erinnerungen und Gefühle über das Leben und den Tod und darüber, welche Entscheidungen wir als Individuen und als Gesellschaft treffen. Die Szene war aus vielen Gründen sehr schwierig zu schreiben.

Haben Sie eine Lieblingsszene?
Kurz vor dem Höhepunkt konfrontiert Max seinen alten Mentor und den Mann, der ihn mit der Untersuchung des toten Diplomaten in Jerusalem beauftragt hat. Der Mentor war wie eine Vaterfigur und Max vermutet, dass er ihn verraten hat. Er ist auf alles vorbereitet – eine Erklärung, einen Kampf oder eine Schießerei –, aber nicht auf das, was schließlich passiert ...

Haben Sie einen Lieblingscharakter?
Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, den Antagonisten Lawrence Watts III. zu schreiben, ein amerikanischer Sozialist aus einer der einflussreichsten Familien Amerikas und zugleich ein Industrieller und gläubiger Christ.

Gibt es Orte in dem Roman, zu denen Sie einen besonderen Bezug haben?
Ja, mehrere. Natürlich, Max’ Zuhause auf der Insel Arholma, wo wir auch ein Sommerhaus haben. Aber auch Jerusalem, das ich in meiner Jugend mit meiner Mutter besucht habe und das einen sehr starken Eindruck bei mir hinterlassen hat. Zu guter Letzt der tiefe amerikanische Süden von South Carolina, ein Gebiet, das mich fasziniert und mit dem mich eine Hassliebe verbindet.

Gibt es in Ihrem aktuellen Buch autobiografische Elemente? Zehren Sie beim Schreiben von persönlichen Erfahrungen? Basiert Ihr Buch auf wahren Begebenheiten?
Ja, in »Der Geier« schöpfe ich aus den Emotionen und realen Erfahrungen vom 11. September 2001 in New York.

Welche Recherchen haben Sie für Ihr aktuelles Buch angestellt?
Ich habe alles gelesen, was ich über die Skandale des Kalten Krieges in den ’70er- und ’80er-Jahren in Schweden in Erfahrung bringen konnte – die ungeklärten Todesfälle von offiziellen Persönlichkeiten und den staatlich geförderten Schmuggel militärischer Ausrüstung vom Westen in den Osten. Ich habe auch viel über den amerikanischen militärisch-industriellen Komplex und seine äußerst einflussreiche Rolle in der amerikanischen Politik gelesen.

Was sollen Ihre Leser*innen durch die Lektüre Ihres Buches lernen und verstehen?
Dass wir uns der Kräfte bewusst sein sollten, die auf unsere Industrien und unsere Demokratien einwirken. Dass wir die Freiheiten, die wir haben, wertschätzen und niemals als selbstverständlich betrachten sollten.

Ein paar Worte an Ihre deutschen Leserinnen und Leser?
Lieber Leserinnen und Leser, vielen Dank, dass Sie »Der Geier« und die Max-Anger-Reihe lesen. Ich hoffe, dass Ihnen die Mischung aus Geschichte und hochaktueller Spannung gefällt. In der Ära des »Nichts ist wahr und alles ist möglich« hoffe ich, dass dieser Verschwörungsthriller Sie unterhalten und noch neugieriger machen wird. Freuen Sie sich auf weitere spannende Abenteuer mit Max Anger!

Der Geier

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