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SPECIAL zu Mark Alpert »Die Würfel Gottes«

„Was wäre, wenn Einstein tatsächlich die Weltformel entdeckt hätte?“

Mark Alpert im Interview über seinen Wissenschaftsthriller „Die Würfel Gottes“

Sie arbeiten seit zehn Jahren als Redakteur für das renommierte amerikanische Wissenschaftsmagazin Scientific American [Die deutschsprachige Ausgabe erscheint seit 1978 unter dem Titel Spektrum der Wissenschaft]. Nun haben Sie Ihren ersten Roman veröffentlicht, einen rasanten Thriller, in dem es um nichts Geringeres als die Jagd auf die Weltformel geht. Hat Ihre Arbeit als Wissenschaftsjournalist Sie auf dieses Thema gebracht?

Ja, genauso war es. 2004 brachte der Scientific American eine Sonderausgabe über Einstein heraus, und während ich einen der Beiträge über Einsteins Forschungsarbeit redigierte, fesselte mich seine lange, vergebliche Suche nach einer einheitlichen Feldtheorie, mit der man alle Grundkräfte der Natur erklären könnte. Einstein verfolgte dieses Ziel die ganze spätere Hälfte seines Berufslebens hindurch, von den 1920er Jahren bis zu seinem Tod 1955, aber alle Lösungen, die er veröffentlichte, erwiesen sich als fehlerhaft, und letztendlich kamen viele seiner Physikerkollegen zu dem Schluss, dass seine Suche in die Irre geführt hatte. Aber in den vergangenen 30 Jahren haben Physiker die Suche nach einer vereinheitlichenden Theorie wieder aufgenommen, die heutzutage gemeinhin als Weltformel bezeichnet wird. Die meisten aktuellen Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf die Stringtheorie, aber auch andere Möglichkeiten wie die Loop-Quantengravitation werden erforscht. Und einige Wissenschaftler haben sogar Einsteins Vorstellung wieder aufgegriffen, die Weltformel sollte lieber dem klassischen Modell folgen als der Quantenmechanik. Wie auch immer, als ich diesem Thema nachging, kam mir eine faszinierende „Was-wäre-wenn-Idee“ in den Sinn: Was wäre geschehen, wenn Einstein bei seinen Forschungen nicht gescheitert wäre? Was, wenn er tatsächlich die Weltformel entdeckt hätte? Und auf dieser Idee beruht mein erster Roman.

Ihre Faszination für Albert Einstein begann schon in der Schulzeit und begleitete Sie auch während Ihres Studiums der Astrophysik an der Princeton University. Können Sie uns mehr über Ihr lebenslanges Interesse an Einstein – als Physiker und Mensch – erzählen?

Schon als Kind mochte ich Naturwissenschaften, und Einstein ist das Idol für alle Kinder, die von Naturwissenschaften begeistert sind. Lehrer und Verwandte fragen einen ständig: „Willst du etwa wie Einstein sein?“, oder: „Hältst du dich für so klug wie Einstein?“, wodurch er zu einer Art Mythos, einem unerreichbaren Ideal wird. Aber als ich älter wurde und mehr über Einsteins Leben erfuhr, erkannte ich, dass an diesem Mythos vieles überhaupt nicht stimmte. Mathematik zum Beispiel war nicht gerade seine größte Stärke. Als er die allgemeine Relativitätstheorie entwickelte, musste er sich von seinen Kollegen helfen lassen, um die mathematische Struktur dieser Theorie zu formulieren. Seine größte Begabung war so etwas wie eine Intuition für die physikalische Beschaffenheit des Universums, die Fähigkeit, grundlegende Gegebenheiten des Universums zu erkennen, die vor ihm noch nie jemand aufgezeigt hatte, beispielsweise die Invarianz physikalischer Gesetzmäßigkeiten in unterschiedlichen Bezugssystemen. Und natürlich macht es Einstein gleich viel menschlicher, wenn man feststellt, dass er neben Stärken auch Schwächen hatte. Diese zwei Seiten besaß er ebenso im Privatleben. Zu seinen Stärken gehörten Charme, Idealismus, Verspieltheit, großes Mitgefühl für verfolgte Menschen und eine tiefe Abscheu vor dem Krieg. Aber er konnte auch egozentrisch und gefühllos sein.

Der Titel Ihres Buches lautet „Die Würfel Gottes“ in Anspielung auf einen wissenschaftlichen Streit, in dem Einstein äußerte, Gott würfle nicht. Was hat er damit gemeint?

Einstein wiederholte dieses Zitat so oft, dass Niels Bohr gelangweilt erwiderte: “Einstein, hör auf damit, Gott vorzuschreiben, was er zu tun hat.” Im Grunde wollte Einstein damit seine philosophische Haltung gegenüber der Quantenmechanik zum Ausdruck bringen, der Theorie, die in den 1920er Jahren entwickelt wurde, um das Verhalten der Materie im atomaren und subatomaren Bereich zu beschreiben. Die Quantentheorie besagt, dass sich bestimmte Dinge nicht vorhersehen und nicht im Voraus berechnen lassen. Beispielsweise kann man nicht genau voraussagen, wann ein einzelnes radioaktives Atom tatsächlich zerfallen wird, obwohl man die Wahrscheinlichkeit des Zerfalls für jeden beliebigen Zeitpunkt äußerst genau berechnen kann. Einstein hasste diese Vorstellung. Er war der Überzeugung, das Universum sollte sich, wenigstens theoretisch, vollkommen nachvollziehbar und berechenbar verhalten. Er argumentierte, wir könnten einzig und allein deshalb nicht exakt vorhersehen, wann dieses radioaktive Atom zerfallen werde, weil wir die „verborgenen Parameter“ nicht erkennen würden, die den genauen Moment des Zerfalls bestimmten. Bohr und andere Anhänger der Quantentheorie hingegen meinten, Einstein sei einfach stur und weigere sich schlichtweg, die Tatsache anzuerkennen, dass das Universum dem quantenmechanischen Modell folge. Aber für Einstein stellte das strikte Prinzip von Ursache und Wirkung einen unerschütterlichen Glaubenssatz dar, die Grundlage seiner ganzen Weltanschauung.

Sie haben Ihr Studium der Astrophysik erfolgreich abgeschlossen. Dennoch haben Sie nie als Physiker gearbeitet, sondern eine ganz andere Richtung eingeschlagen: Sie wollten Schriftsteller werden. Was hat Sie zu dieser Entscheidung bewogen und wie haben Sie dieses Ziel verfolgt?

Man könnte behaupten, ich sei als junger Mann sehr konfus gewesen. Als Kind betrachtete ich leidenschaftlich gern die Sterne und verschlang Bücher über Astronomie und Physik. Schon ganz jung stand für mich fest, dass ich Wissenschaftler werden wollte, und ich begann, mein Leben danach auszurichten. Aber ich mochte auch Sciencefiction- und Fantasyliteratur, und als ich zur Universität ging, begeisterte ich mich plötzlich für alle möglichen Autoren, die ich zuvor nie gelesen hatte: Franz Kafka, Flannery O´Connor, Thomas Mann, James Joyce. Ich fing auch damit an, Gedichte zu schreiben, meistens armselige Versuche, Dichtern nachzueifern, die ich mochte, wie Wallace Stevens und John Berryman. Die Kurse in Kreativem Schreiben betrachtete ich am Anfang lediglich als Abwechslung zu meinen anderen Studienfächern, die ich viel ernster nahm, zu all den Lehrveranstaltungen in Mathematik, Mechanik und Elektrodynamik, die man an der Princeton University belegen musste, wenn man Astrophysiker werden wollte. Aber mit der Zeit stellte ich fest, dass mir die Literaturkurse besser gefielen als das Astrophysikstudium, und daraus erwuchs natürlich im Verlauf des Studiums ein immer größerer Konflikt für mich. Als ich das Astrophysikstudium abgeschlossen hatte, entschied ich mich daher, an der Columbia University noch ein Literaturstudium anzuhängen. Zwei Jahre später nahm ich eine Stelle als Zeitungsreporter an, um Geld zu verdienen. Doch die Naturwissenschaften ließen mich nie los, und als ich 1998 Redakteur beim Scientific American wurde, schloss sich der Kreis. Es war die ideale Stelle für mich, weil ich hier jeden Monat ein neues Gebiet der Naturwissenschaft erkunden und anschließend versuchen kann, darüber anschaulich und unterhaltsam zu berichten.

Für einen Wissenschaftsjournalisten läge es eigentlich nahe, populäre Sachbücher zu verfassen, doch Sie legen einen Thriller vor. Was reizt Sie an diesem Genre?

Ich habe eine Schwäche für Nervenkitzel. Sobald ich begonnen habe, einen Thriller zu lesen, kann ich ihn kaum mehr aus der Hand legen. Ich möchte unbedingt wissen, wie es ausgeht. Und um das zu erfahren, bin ich bereit, mich durch Hunderte von Seiten zu ackern und etliche Stunden Schlaf zu opfern. Ein Buch zu schreiben, erfordert natürlich eine viel größere Hingabe, als eines zu lesen, und ich habe festgestellt, dass Schreiben für mich stets unterhaltsam sein muss, sonst besteht keine Hoffnung, dass ich das Projekt bis zum Ende verfolge. Bei der Arbeit an einem Thriller besteht der Reiz für mich teilweise darin, dass ich selbst nie ganz sicher bin, was passieren wird. Ich beginne mit einem Entwurf der Handlung und habe eine grobe Idee, was sich ereignen und an welchen Orten die Geschichte spielen wird, aber die Einzelheiten des Buches kommen für mich immer überraschend zustande. Die einzelnen Kapitel rücken erst dann in mein Blickfeld, wenn ich beginne, daran zu schreiben. Diese Arbeitsweise macht mir Spaß, weil ich dabei ständig etwas Neues entdecke, und ich hoffe, dass auch die Leser etwas von diesem Vergnügen verspüren. Und nebenbei vielleicht auch ein wenig über Wissenschaft erfahren.

Die Hauptfigur Ihres Romans ist David Swift, ein Professor für Wissenschaftsgeschichte. Er hatte Physik studiert, war aber dann in eine persönliche Krise geraten und hatte die Physik aufgegeben. Ist Ihr Held ein Alter Ego, in dem sich Ihre berufliche Laufbahn spiegelt?

Ja, ich wollte einen Helden, der Naturwissenschaften liebt, aber ständig darum ringt, sie zu begreifen. Darin spiegelt sich meine eigene Situation und vermutlich auch die vieler Leser. Dass ich Physik an der Universität so schwierig fand, war für mich eine große Enttäuschung. Ich musste feststellen, dass ich nicht so gescheit war, wie ich geglaubt hatte, und diese Erkenntnis ist immer ernüchternd. Aber ich habe seither gelernt, aus der Not eine Tugend zu machen. Als Redakteur beim Scientific American verstehe ich mich als Vermittler für alle, die sich ernsthaft für Physik und Astrophysik interessieren und darüber so viel wie möglich erfahren möchten, ohne sich ausgiebig mit der Mathematik befassen zu müssen. Und dasselbe versuche ich nun in meinen Thrillern: den Leuten beim Lesen eines Abenteuerromans nebenbei einen Einblick in die Naturwissenschaft zu geben. David Swift steht für all diese Leser, er ist der Laie, der mitunter mehr Begeisterung für eine Materie aufbringen kann als ein Profi, weil sie ihm stets neu und unverbraucht erscheint.

Gibt es auch für andere Figuren Ihres Romans, beispielsweise für die genialen Wissenschaftler Hans Kleinman und Amil Gupta oder die attraktive Physikerin Monique Reynolds, Vorbilder im wirklichen Leben?

Das Vorbild für Monique Reynolds war Lisa Randall, eine Harvard-Professorin und Expertin für Stringtheorie, die bei der Erforschung der Extradimension zu bahnbrechenden Erkenntnissen gelangte. Ich wandelte alle Einzelheiten ab, die ihre Familie, ihre ethnische Herkunft und Universitätszugehörigkeit betreffen, aber für einen richtigen Wissenschaftler sind solche Details ohnehin belanglos – es zählt allein die Qualität seiner Forschungsarbeit, und hier liegen die Übereinstimmungen mit Lisa Randall. Amil Gupta geht ein wenig auf den Physiker David Bohm zurück, der zu Beginn seiner Laufbahn mit Einstein zusammenarbeitete und wesentlich später einige unkonventionelle Ansichten über Neurologie und Gesellschaft entwickelte, die teilweise von dem Indischen Philosophen Jiddu Krishnamurti beeinflusst waren. Das Vorbild für Hans Kleinman war Richard Gott III, mein Lieblingsprofessor in Astrophysik an der Princeton University. Professor Gott arbeitete zwar nie mit Einstein zusammen (so alt ist er nicht!), aber wir veröffentlichten gemeinsam eine Forschungsarbeit unter dem Titel „Relativität in einer (2+1)-dimensionalen Raumzeit“, einen ganz ähnlichen Titel trägt in „Die Würfel Gottes“ die gemeinsame Publikation von David Swift und Hans Kleinman.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einem autistischen Jungen eine Schlüsselstellung in ihrem Roman zu geben?

Für den Scientific American habe ich mehrere Beiträge über Autismus verfasst. Wenn man sich mit Autismus beschäftigt, kann man eine Menge darüber erfahren, wie das Gehirn funktioniert. Bei Autismus handelt es sich wirklich um eine ganze Bandbreite von Störungen, und die Romanfigur Michael gehört zu den Menschen mit extrem ausgeprägtem Autismus, die Hochbegabungen zeigen. Sein Gedächtnis ist in der Lage, Wunderleistungen zu vollbringen, dafür spricht er kaum, spielt lieber mit seinem Gameboy und hasst Berührungen. Einige Historiker haben behauptet, Einstein hätte autistische Eigenschaften gehabt. Ich bin da etwas skeptisch – wenn er wollte, war Einstein ein sehr witziger, geselliger Mensch, und das ist äußerst untypisch für jemanden mit Autismus. Andererseits verstand es Einstein, sich völlig von der Welt abzuschotten und sich über lange Zeit auf eine einzige Sache zu konzentrieren, was wiederum zu den Charakterzügen einiger Autisten zählt.

Die Jagd nach der Weltformel spielt sich in Ihrem Buch auf zwei Ebenen ab. Zum einen muss die Formel selbst entschlüsselt werden, gleichzeitig geht es darum, sie vor Missbrauch zu schützen. Es beginnt ein gnadenloser Wettlauf mit wilden Verfolgungsjagden, bei denen modernste technische Mittel zum Einsatz kommen: Roboter und Kampfsimulatoren. Sind diese Technologien wirklich schon so ausgereift, wie Sie sie schildern?

Ja, diese ganzen Technologien gibt es wirklich. Als ich 2005 für eine Geschichte im Scientific American das US Naval Research Laboratory besuchte, nahm ich selbst an einer virtuellen Kampfsimulation teil. Bei meinem Rundgang erlaubten mir die Forscher, ins Innere der VirtuSphere zu treten, jener drei Meter großen Kugel, die ich in meinem Roman beschrieben habe. In diesem Sphäroid trägt man einen Rucksack, eine Gewehrattrappe und eine Datenbrille, die eine Landschaftsanimation zeigt. Während man in der Kugel umherläuft, rotiert sie an Ort und Stelle wie ein riesiger Trackball. Dabei messen die Rollen auf der Plattform unter der Kugel, wie schnell und in welche Richtung sie sich dreht. Diese Daten werden an den Computer übermittelt, der den Bildschirm der Datenbrille entsprechend verändert, so dass man wirklich den Eindruck erhält, sich in einer virtuellen Landschaft zu bewegen. Und mit seiner Gewehrattrappe kann man auf Dinge in der Landschaft zielen und schießen, was Sinn und Zweck des ganzen Programms ist – denn es wurde entwickelt, um die US Marines für den Häuserkampf auszubilden. Es war eine ziemlich überzeugende Vorführung; bei dieser Simulation gab es einen Moment, da steckte ich mitten im Kugelhagel in einem düsteren Gang fest und geriet für einige Sekunden in echte Panik. Und auch die Roboter, die in „Die Würfel Gottes“ beschrieben werden, existieren wirklich: Der Überwachungsroboter Dragon Runner wurde im Irak getestet, und der fahrerlose Highlander ist ein Automobil, das vom Robotics Institute an der Carnegie Mellon University entwickelt wurde.

Die Aktionsszenen in Ihrem Buch sind hart und im Tempo atemberaubend. Waren es bestimmte Filme, die Sie zu diesen Passagen inspiriert haben?

Ich habe dabei an keinen bestimmten Film gedacht, aber ich mag Filme, in denen Autojagden und Hubschrauber vorkommen. Einen Roman schreiben, ist für mich so ähnlich wie eine weitschweifende Phantasie zu Papier zu bringen, und manchmal stelle ich mir die Handlung tatsächlich so vor, als ereignete sie sich in einem Film, vielleicht weil ich selbst nie eine Autojagd oder einen Hubschrauberangriff erlebt habe.

Die wichtigsten Schauplätze der Handlung sind die Mercer Street 112 in Princeton, das Robotics Institute an der Carnegie Mellon University, die einsamen Wälder in West Virginia, die Militärbasis Fort Benning und das Fermilab mit seinem gigantischen Teilchenbeschleuniger. Wie haben Sie diese Stationen ausgewählt?

Nun, in der Mercer Street 112 befand sich Einsteins Wohnsitz in Princeton, daher bietet sich diese Adresse als Schauplatz für einen Roman über Albert Einstein an. Genauso folgerichtig ist, dass Monique Reynolds in diesem Haus lebt, weil es auch in Wirklichkeit als Domizil für besonders begabte Mitglieder am Lehrstuhl des Princeton Institute for Advanced Studies dient. Das Robotics Institute ist eine weitere Schmiede großartiger Ideen und angesagter Technologien, die ideal zu dieser Sorte Thriller passen. Eigentlich ist „Die Würfel Gottes“ eine einzige große Verfolgungsjagd, und dieser Ablauf bot mir die Gelegenheit, einige faszinierenden Gegenden wieder aufzusuchen. In West Virginia besuchten meine Frau und ich einmal den Sonntagsgottesdienst einer Gemeinde, in der die Schlangenzeremonie praktiziert wird, und diese Erfahrung war derart interessant, dass ich wusste, ich würde sie eines Tages in einem Buch schildern. Und als Schauplatz für den Höhepunkt des Romans wählte ich das Fermilab, weil es sich um eine überragende Forschungsstätte, eine der krönenden Errungenschaften der amerikanischen Wissenschaft handelt.

Können Sie uns schon verraten, worum es in Ihrem nächsten Buch gehen wird und ob wir David Swift darin wiederbegegnen werden?

Ja, in der Fortsetzung von “Die Würfel Gottes” werden David Swift, Monique Reynolds, Michael Gupta und Lucille Parker wieder vorkommen. Gegenwärtig trägt das Buch den Arbeitstitel “Quantum Crash” (der richtige Titel wird vielleicht anders lauten – die Entscheidung darüber trifft der Verleger!). Ich mag diese Personen und wollte versuchen, sie weiterzuentwickeln. Wie der Titel bereits erkennen lässt, handelt es sich wieder um einen Wissenschaftsthriller, der sich um neue physikalische Entdeckungen dreht, die mich faszinieren. Ich würde gern mehr darüber erzählen, aber ich möchte auch nicht zu viel verraten.

Kann man mit Thrillern auch ein breites Publikum für wissenschaftliche Themen gewinnen, Menschen, die sich andernfalls nie damit beschäftigt hätten?

Das hoffe ich. Ich habe viele E-Mails von Leuten bekommen, die schilderten, sie hätten zunächst Bedenken gehabt, „Die Würfel Gottes“ zu lesen, weil sie sich mit Physik nicht besonders gut auskennen, aber dann hätten sie das Buch trotzdem mitgenommen und es problemlos in einem Zug durchgelesen und jetzt kämen sich ein bisschen schlauer vor. In Wahrheit sind die Grundgedanken der Physik gar nicht so schwer zu begreifen, obgleich die Einzelheiten (und die Mathematik) anspruchsvoll sein können. In meinen Thrillern möchte ich die spannenden, heldenhaften und witzigen Seiten der Wissenschaft vermitteln, und dadurch die Menschen überzeugen, dass sie keine Scheu davor haben brauchen.

Was haben Physik und Dichtung gemeinsam?

Beide würdigen auf ihre Art die Schönheit der Welt. Eine physikalische Formel kann so elegant sein wie ein Vers, und ein Gedicht so unbeugsam und vollkommen wie ein Naturgesetz.

Sie haben in Ihrem Beruf als Wissenschaftsjournalist und nun auch als Romanautor Ihre naturwissenschaftliche und Ihre schriftstellerische Begabung zusammengeführt. Ist damit für Sie ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen?

Mit dem Schreiben dieser Bücher hat sich für mich zweifellos ein Traum erfüllt. Ich schreibe schon seit über zwanzig Jahren Romane – vor „Die Würfel Gottes“ habe ich vier Romane verfasst, die keinen Verleger fanden – aber in „Die Würfel Gottes“ wählte ich ein Thema, von dem ich wirklich etwas verstehe, vielleicht liefert das eine Erklärung dafür, warum gerade dieses Buch veröffentlicht wurde. Und es macht mir riesigen Spaß, an der Fortsetzung zu schreiben.
Interview und Übersetzung: Elke Kreil
© Page & Turner Verlag 2009