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KaDeWe. Das Kaufhaus des Westens – Dichtung und Wahrheit

Zwei Frauen und ihre Hoffnungen.
Eine Welt im Umbruch.
Ein Palast der Träume.
„KaDeWe“ erzählt die faszinierende Geschichte vom Aufstieg und Fall des berühmtesten Kaufhauses seiner Zeit, das noch heute eine Institution ist. Der Roman erzählt aber auch die Ge-schichte zweier junger Frauen, die aus sehr unterschiedlichen Verhältnissen stammen und deren Schicksal untrennbar mit diesem Tempel des Luxus und des rauschhaften Konsums verbunden ist.
Als die Idee entstand, mich nach einem Weingut und einem Kaffeehaus in meinem nächsten Projekt mit einem Kaufhaus als zentralem Schauplatz zu beschäftigen, erinnerte ich mich sofort an den Roman „Paradies der Damen“ von Emile Zola.

Von allen Teilen des Roman-Zyklus über das Schicksal der Familie Rougon-Macquart, die ich als typische Leseratte schon im Teenageralter verschlungen habe, gefiel mir dieses Buch am besten. Allerdings weniger wegen der Protagonisten, sondern vor allem wegen der Beschreibung des Ambientes eines großen, eleganten Warenhauses.

Erst im Laufe meiner Recherchen über das KaDeWe wurde mir klar, dass Zola in seinem Roman bereits im Jahr 1883 die Geschichte der Entwicklung des Einzelhandels vom kleinen Kramladen zum eleganten Warenhaus beschreibt, wie sie in Deutschland erst ungefähr ein Jahrzehnt später begann.

Zwar gehörte Adolf Jandorf, der Begründer des Kaufhauses des Westens, das die Berliner in ihrer Manie zur Abkürzung schon rasch KaDeWe nannten, nicht zu den diesbezüglichen Unternehmern der ersten Stunde. Während seine Wettbewerber Wertheim und Tietz bereits in den Jahren 1894 und 1895 ihre ersten repräsentativen Warenhäuser eröffneten, galt Jandorfs erstes Haus am Spittelmarkt noch als ein Kaufhaus für die ärmeren Bevölkerungsschichten. Nicht umsonst sagte man Adolf Jandorf daher zunächst nach, der „billige Jakob“ zu sein.

Mit der Eröffnung des KaDeWe im März 1907 wollte Jandorf diesen Ruf loswerden. Für den Bau zwischen der Tauentzien- und der Ansbacher Straße ließ er Wohnhäuser abreißen, die erst ein Jahrzehnt vorher gebaut worden waren. Ob der Ausspruch „Was Lage ist, bestimme ich“ tatsächlich von ihm stammt, ist zwar umstritten. Aber in der klassischen Manier eines Selfmademan der damaligen Zeit, der sich aus kleinsten Verhältnissen schon 1907 zum Besitzer von immerhin sechs Volkswarenhäusern hochgearbeitet hatte, bewies Jandorf nicht nur Wagemut, sondern mit der Wahl des Bauplatzes für sein Luxuswarenhaus auch ausgesprochenes unternehmerisches Gespür:
Erst mit dem Bau des KaDeWe, strategisch günstig in der Nähe eines der frühesten U-Bahnhöfe Berlins am Wittenbergplatz gelegen, begann sich das Viertel rund um den heute weltberühmten Kurfürstendamm mit der damals noch intakten Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche überhaupt zu entwickeln. Schon wenige Monate nach der Eröffnung empfing Adolf Jandorf mit dem damaligen König von Siam einen überaus prominenten Gast, der dort nicht weniger als die ungeheure Summe von 250.000 Reichsmark ausgab und sich von Jandorf darüber hinaus fürstlich bewirten ließ.

Bald erwarb sich das KaDeWe einen weit über Berlin hinausreichenden ausgezeichneten Ruf. Es wollte und konnte mit den Luxus-Kauf-häusern von Wertheim und Tietz mithalten. Trotz des hohen unternehmerischen Risikos, das Jandorf mit dem kostspieligen Bau und der exklusiven Innenausstattung eingegangen war, geriet das KaDeWe in der Ägide Jandorf nie in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Im Gegenteil, es überstand nicht nur die schlimme Zeit während des Ersten Weltkriegs einigermaßen unbeschadet, sondern auch die nachfolgenden Jahre der galoppierenden Inflation.
Denn der Ruf dieses Konsumstempels hatte sich damals sogar bereits weit über die Grenzen Deutschlands hinaus verbreitet. Es waren ausländische Touristen und die zahlreichen russischen Immigranten, die ihre Devisen im KaDeWe ausgaben. Zu einer Zeit, in der ein Dollar schließlich mehr als vier Billionen Reichsmark wert war!

Bis heute rankt sich ein Mythos um Jandorfs Motiv, seine Warenhäuser Knall auf Fall Ende des Jahres 1926 an die Hermann Tietz OHG zu verkaufen, aus der später der Hertie-Konzern hervorging. Die genauen Gründe dafür gab Jandorf entweder nicht preis oder sie wurden der Nachwelt verschwiegen.

War es die Tatsache, dass mit Karstadt ein weiterer mächtiger Konkurrent in Berlin Fuß fasste, der darüber hinaus deutschlandweit fast alle Warenhäuser der Firma Emden aus Hamburg, mit der Jandorf jahrelang geschäftlich eng verbunden war, erwarb? Oder war es der immer stärker aufkeimende Antisemitismus, der Jandorf zwar wie all seinen übrigen jüdischen Konkurrenten am Markt von Anbeginn an entgegengeschlagen war, der auch in Berlin mit den Nationalsozialisten im Jahr 1926 unter ihrem Gauleiter Joseph Goebbels jedoch eine neue Dimension erreichte?

Denn müde als Unternehmer schien Jandorf nicht gewesen zu sein. Zumindest berichtet dies keine einzige Quelle, die mir zur Verfügung stand. Im Gegenteil, er war gerade einmal sechsundfünfzig Jahre alt. Nach den Maßstäben der damaligen Zeit im richtigen Alter für einen Patriarchen, wie auch Jandorf zweifellos einer war. So bleiben es Spekulationen, warum Jandorf sich spontan zum Verkauf seines Lebenswerks entschied.

Mein Roman spielt in den Jahren 1907 bis 1936, im Schwerpunkt zwischen 1913 und 1934. In Band 1 erzähle ich die Geschichte des KaDeWe vom Zeitpunkt seiner Eröffnung an bis zum Verkauf des Unternehmens im Jahr 1926.

Das war eine überaus bewegte Zeit. Wie die Kriegseuphorie in den Hungerwinter und die bittere Verzweiflung der Bevölkerung umschlug, wie die Novemberrevolution und ihre Nachwehen die Weimarer Republik jahrelang erschütterten und wie die darauffolgende Inflation sich auswirkte, bilden die Schwerpunkte des ersten Teils der Dilogie. Natürlich immer in Bezug zum KaDeWe.
Im Rahmen dieser historischen Ereignisse erzähle ich die Geschichte zweier fiktiver weiblicher Hauptpersonen, die aus Milieus stammen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten:

Judith Bergmann und Rieke Krause

Judith Bergmann (Bild rechts) kommt aus einer großbürgerlichen jüdischen Familie. Ihr Vater Paul ist Konzernjustiziar im Jandorf-Imperium und einer der besten Freunde des Eigners.

Rieke Krause (Bild unten) wurde dagegen in ärmliche Arbeiterverhältnisse im Wedding hineingeboren und wohnt dort in einer der damals berüchtigsten Mietskasernen, dem sogenannten Meyers Hof.

Beide junge Frauen sind überaus ehrgeizig. Rieke arbeitet sich im KaDeWe vom Kassenmädchen zur Aufsichtsdame, der höchsten Position für weibliche Vorgesetzte, in der Damenkonfektion hoch.

Judiths Ambitionen gelten einem Studium und einer Berufstätigkeit im Bereich der Wissenschaft, beides zu Beginn des 20. Jahrhunderts alles andere als selbstverständlich für eine Tochter aus gutem Hause. Als Mentorin auf diesem Weg stelle ich ihr eine der faszinierendsten Frauen-Persönlichkeiten der damaligen Zeit zur Seite, die ebenfalls jüdischstämmige Alice Salomon, Urmutter der Sozialarbeit.

Judith lasse ich zu einer der ersten Sozialforscherinnen Berlins werden. Sie beschäftigt sich hauptsächlich mit den katastrophalen Verhältnissen, in denen die Bewohner des Scheunenviertels, vor allem die Kinder, leben. Ihr Bezug zum KaDeWe ist nicht nur durch ihren Vater und ihren Bruder Johannes gegeben, die dort leitende Positionen einnehmen, sondern auch durch die Großzügigkeit Adolf Jandorfs, der Judiths Projekte immer wieder mit Spenden unterstützt.
Hier möchte ich einmal exemplarisch herausstellen, wie ich in meinem Roman Dichtung und Wahrheit miteinander verbinde. Von Jandorf ist zum Beispiel bekannt, dass er kurz nach der Gründung des KaDeWe ein Kinderasyl mit einer sehr großzügigen Spende bedachte.

Der ihm daraufhin zugedachte Titel eines preußischen Kommerzienrats wurde aber vom damaligen Polizeipräsidenten Georg von Borries hintertrieben. Jandorf scheint ein Herz für Kinder gehabt zu haben. Hätte es tatsächlich soziale Projekte gegeben, für die sich die Tochter seines besten Freundes engagiert, hätte Jandorf diese sicherlich (wie im Roman) mit Lebensmittel- und Geldspenden unterstützt.

Bei Rieke Krause, meiner zweiten fiktiven weiblichen Hauptfigur, wertschätzt Jandorf dagegen (anfangs bei Riekes Mutter, später bei ihr selbst) mit welch unermüdlichem Fleiß und Engagement sie versuchen, aus ihrem Elend herauszukommen. Selbst als Sohn eines nahezu mittellosen Bauern in einem Dorf in Baden-Württemberg geboren, halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass Jandorf auch Mitarbeiterinnen gefördert hätte, die, wie er selbst, durch harte Arbeit und Ehrgeiz weiterkommen möchten.

Zwar hatte Adolf Jandorf viele Charakterzüge eines klassischen Patriarchen und konnte schon einmal einen müßigen leitenden Angestellten vor aller Augen und Ohren abkanzeln („Nehmen Sie die Hände vom Arsche!“). Aber nirgendwo ist mir in meinen Recherchen begegnet, dass er tyrannisch und ungerecht gewesen sei. Im Gegenteil bot Jandorf seinen Angestellten zumindest im KaDeWe gute und großzügige Arbeitsbedingungen. Also halte ich es für plausibel, dass er auch eine echte Rieke Krause so unterstützt hätte, wie ich es in meinem Roman beschreibe.

Natürlich gibt es auch noch eine Reihe weiterer fiktiver Protagonisten, mit deren Hilfe ich die Zeit zwischen 1907 und 1926 beleuchte. Da ist Riekes Bruder Robert, der schwer verstümmelt aus dem Krieg heimkehrt und sich schließlich das Leben nimmt. Da ist ihre leichtfertige Schwester Sanni, die ins Halbweltmilieu abrutscht und mir damit die Gelegenheit gibt, das Geschehen in den Roaring Twenties zu verdeutlichen.
Da ist Judiths homosexueller Bruder Johannes, dessen große Liebe vor Verdun fällt und der schließlich daran zerbricht, als Gunter Perl, sein großer (fiktiver) Konkurrent im KaDeWe, ihn im Rahmen einer Intrige mit seiner sexuellen Neigung erpresst. Da ist Riekes, jahrelang von ihr nicht erhörter Verehrer Peter Hauser, der sich als Mitglied der SPD schließlich gegen die Nazis stemmen und dadurch politischer Verfolgung ausgesetzt sein wird. Und natürlich viele mehr …

Ab Band 2 werden dann auch die Gebrüder Tietz eine große Rolle spielen, an die Jandorf sein Imperium und damit auch das KaDeWe verkauft hat.
Ein besonderes Highlight beim Schreiben des Romans war für mich die Schilderung des Ambientes im KaDeWe. Dabei halfen mir meine eigenen Eindrücke aus prächtigen Kaufhäusern sehr. Denn natürlich hatte ich schon nach dem Genuss von Zolas Roman „Paradies der Damen“ keine Gelegenheit ausgelassen, berühmte Tempel des Konsums, die mir auf meinen Reisen begegneten, persönlich in Augenschein zu nehmen.

Dazu gehören die Galerie Lafayette in Paris genauso wie Harrods in London oder Saks an der Fifth Avenue in New York. Und natürlich das KaDeWe, das ich bereits ehrfürchtig erkundete, als ich noch nicht einmal im Traum daran dachte, einmal einen großen Roman darüber zu schreiben, geschweige denn über das Budget verfügte, mir dort etwas leisten zu können.

Sehr interessant finde ich, dass das KaDeWe in jüngster Zeit auch in anderen Zusammenhängen recht viel Aufmerksamkeit bekommen hat. Die Serie in der ARD, die erst kürzlich darüber gelaufen ist, hat mit den Geschehnissen in meiner Geschichte jedoch kaum etwas gemeinsam. Denn im Gegensatz zum Drehbuch der Serie habe ich mich bemüht, mich weitestgehend an die historisch belegten Fakten zu halten, auch wenn diese nicht allzu üppig sind.
Nur in einer Hinsicht weicht meine Geschichte erheblich von der wahren Geschichte des KaDeWe und auch den in der Serie geschilderten Ereignissen ab: Die Figur des Georg Karg habe ich durch die fiktive Figur des Gunter Perl ersetzt. Denn über die reale Rolle des Georg Karg, nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu seinem Tod ein deutschlandweit angesehener Unternehmer, ist zu wenig bekannt, um daraus die tatsächlich geschehenen Ereignisse ableiten zu können. Daher habe ich mich in diesem Aspekt mit der Fiktion beholfen, wieder getreu dem Grundsatz, es könnte so gewesen sein.
Das KaDeWe ist ein Spiegel seiner Zeit und es ist ein Spiegel der Träume, die die Menschen in dieser Zeit bewegt haben. Gleich, ob es der mächtige Unternehmer war oder die kleine Verkäuferin: Sie alle haben im KaDeWe und durch das KaDeWe ihre Träume zu leben versucht. Es sind die großen Themen, die uns auch heute noch bewegen, die wir in der Geschichte wiederfinden: der Wunsch nach Selbstverwirklichung, nach sozialem Aufstieg, die Angst vor Verlust und Elend, die Sehnsucht nach Liebe und der Kampf um Gleichberechtigung, sei es als Frau in einer männerdominierten Gesellschaft, sei es sozial, sexuell oder im Hinblick auf die eigene Herkunft.
Deshalb hat mich dieser Stoff so gereizt – und deshalb hoffe ich, dass der Roman seine Leserinnen und Leser mitreißen wird, so wie mich die Geschichte des KaDeWe mitgerissen hat.

Ihre Marie Lacrosse

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Marie Lacrosse

Berlin, Anfang des 20 Jahrhunderts: Das Kaufhaus KaDeWe erstrahlt in Glanz und Luxus – eine Welt, die Judith Bergmann wohl vertraut ist. Denn die Tochter des KaDeWe-Justiziars soll Harry Jandorf heiraten, den einzigen Sohn des Kaufhausgründers. Die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Rieke Krause hingegen ist von der Pracht des Kaufhauses schier überwältigt, als sie dort eine Stelle als Verkäuferin antritt. Schon bald verliebt sie sich in ihren Kollegen Hermann. Doch in den Wirren des Ersten Weltkriegs und der Nachkriegszeit werden die Lebenspläne von Judith und Rieke gewaltig durcheinandergewirbelt. Und auch das KaDeWe und sein Eigner Adolf Jandorf stehen vor großen Herausforderungen ….

Erscheint am 13. Oktober 2022

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