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SPECIAL zu Marian Keyes

Chaos-Tage in Dublin

Buchempfehlung von Manuela Haselberger

Für den neuen Auftrag gibt es nur die folgende Adresse: Star Street Nummer 66, Dublin 8. Mehr nicht. Dazu den ominösen Hinweis: "Mach dich auf alles gefasst."
Doch der Besucher, der sich das Haus im georgianischen Stil anschaut, hat nicht damit gerechnet, dass so viele Menschen in dem mehrstöckigen Backsteinhaus wohnen. „Das ist nicht die Sorte Alles, auf die ich mich gefasst gemacht habe. Es ist das falsche Alles.“
So beginnt der Roman der irischen Bestseller-Autorin Marian Keyes, und während sie mit „Wassermelone“ oder „Sushi für Anfänger“ ihre Leser amüsierte, schlägt sie in „Der hellste Stern am Himmel“ einen ernsteren Ton an, wobei der Humor natürlich nicht zu kurz kommt. Worum geht's?

Die Bewohner von Star Street Nummer 66
Es sind vier Parteien, die unterschiedlicher nicht sein könnten, die zusammen in dem alten Backsteinhaus in der Star Street in Dublin wohnen. Ganz oben residiert Katie. Gerade vierzig geworden, feiert sie mit ihrer Familie und ihrem gutaussenden, sehr erfolgreichen Freund Conall ihren Geburtstag. Eine Etage tiefer teilen sich die beiden polnischen Studenten Andrej und Jan zusammen mit Lydia die kleine Wohnung. Lydia fährt Taxi und wehrt sich erbittert dagegen, für die beiden Jungs das Hausmütterchen zu geben. Abwaschen, putzen, kochen, das können Männer auch, und wenn sie noch so eifrig studieren.
In der ersten Etage ist Jemima mit ihrem Hund Grollo zuhause. Jemima ist achtundachtzig, aber immer noch fit und freut sich sehr auf den Besuch ihres Pflegesohnes Fionn, der im Fernsehen eine Show als Gärtner bekommen soll. Im Erdgeschoss wohnen Maeve und Matt, das Traumpaar der Gutmenschen. Die beiden kennen sich von der Arbeit, haben sich unsterblich ineinander verliebt und sofort geheiratet. Maeve ist nicht davon abzubringen, jeden Tag eine gute Tat zu vollbringen und animiert auch Matt dazu. Zugegeben, er tut sich nicht immer leicht damit, denn manchmal wollen die jungen Frauen an der Bushaltestelle einfach nicht von ihm mitgenommen werden, auch wenn er sie noch so freundlich zu sich ins Auto einlädt.

Die Stimme aus dem Off
So sieht das Leben in der Star Street in Dublin aus, als der unsichtbare Besucher von außerhalb ziellos durchs Haus streift. Er gibt seine Kommentare ab, drängt sich manchmal in die Gedanken der Menschen, die er beobachtet und lässt sich auch nicht davon abbringen, in ihre Erinnerungen abzudriften, selbst auf die Gefahr hin, dass er einiges durcheinanderbringt. Und natürlich kommentiert er das Geschehen aus dem Off. Daraus ergibt sich eine reizvolle, sehr spannende Atmosphäre, denn es ist nicht klar, wer hier spricht. Ist es der Tod? Ein Kind, das geboren werden will? Schließlich heißt es doch, dass sich Kinder ihre Eltern selbst aussuchen. Und manchmal sind Tod und neues Leben gar nicht so weit von einander entfernt.
Um sich ein genaues Bild der Lage zu machen, hat der Besucher einundsechzig Tage Zeit, eine Entscheidung zu treffen. Der Zeitfaktor steigert die Spannung zusätzlich, denn gerade in diesen Tagen geschieht eine ganze Menge.

Geheimnisse
Katie ist sich überhaupt nicht sicher, ob der wohlhaben Conall, der ständig als Unternehmensberater in der ganzen Welt unterwegs ist, für sie der Richtige ist. Da findet sie Fionn, den sympathischen Gärtner auch ganz erfrischend. Conall hingegen fühlt sich von der forschen Art Lydias angezogen. Doch wohin verschwindet sie so häufig ganz unvermittelt? Maeve und Matt hüten seit einiger Zeit ein Geheimnis, das ihr Zusammenleben erheblich beeinträchtigt und auf Dauer ihre Liebe zerstört, auch wenn sie sich mit aller Kraft dagegen zu wehren versuchen. Einzig die alte Jemima ruht still in sich selbst und beobachtet ihre Umgebung vom Sofa aus und Grollo knurrt hin und wieder müde.

Irrungen und Wirrungen
Es macht Spaß, dem munteren Treiben der Bewohner des alten Miethauses in Dublin zuzuschauen, denn auch ein Hektiker und Workaholic wie Conall erhält die Chance sich zu entwickeln. Erst ganz am Schluss wird klar, wer mit der Stimme aus dem Off seine besorgten Kommentare zu den Irrungen und Wirrungen in der irischen Hauptstadt abgibt.
„Der hellste Stern am Himmel“ ist ein wunderbar charmanter Roman mit sympathischen Protagonisten, der mit einer locker, leichten, sehr unterhaltenden Story ganz nebenbei zum Nachdenken anregt.

Manuela Haselberger
(bookinist)
Geislingen, September 2010