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Elsberg_Portraitrund
© Clemens Lechner

Liebe Leser*innen,

als Thrillerautor steht man beim Thema Klima gleich vor mehreren Herausforderungen:

1. Es existiert bereits das Genre Climate Fiction, kurz Cli-Fi. Da draußen gibt es also schon sehr viele Klimaromane. Und jetzt soll man noch einen drauflegen? Wurde nicht ohnehin alles gesagt?

2. Auch in den Medien sehen, lesen und hören wir andauernd davon – und, Hand aufs Herz, wollen eigentlich gar nichts mehr davon wissen. Wie also kann man das Thema wieder spannend und interessant machen?

3. Als Autor von Thrillern zu den großen Zukunftsthemen musste ich einmal etwas zum Klima schreiben. Aber etwas, das so noch niemand davor erzählt hat. Was könnte das sein?

4. Das Zeit-Paradoxon: Ein Thriller spielt üblicherweise innerhalb weniger Stunden bis Tage. Das Klima nicht. Im Gegenteil. Das entwickelt sich über Jahrzehnte und Jahrhunderte. Wie bringt man diese Zeitunterschiede zusammen, ohne Science-Fiction zu schreiben?

Für meinen neuen Thriller °C - Celsius habe ich deshalb das Klima neu gedacht!

Machen Sie sich auf eine Überraschung gefasst! Freuen Sie sich auf Spannung und Fantasie in einem weltumspannenden Abenteuer!

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre!

Ihr Marc Elsberg

°C – Celsius

Als mehrere schwarze Flugobjekte über dem chinesischen Luftraum auftauchen, hält die Welt den Atem an. Hat die chinesische Regierung ihre Drohungen wahr gemacht? Werden sie Taiwan angreifen? Das Weiße Haus ist in Aufruhr, und der amerikanische Präsident kurz davor, die Flotte zu alarmieren. Erst in letzter Sekunde kann eine Klimawissenschaftlerin einen Angriff abwenden. Denn sie erkennt sofort, dass da keine Kampfdrohnen am Himmel aufsteigen. China will kein Land angreifen, es will die Macht über das Weltklima an sich reißen. Ein Unterfangen, das tödlich enden kann …

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Leseprobe "°C – Celsius"

UFOs
»Die rasen direkt auf uns zu!« So hatte Chen nicht erwartet zu sterben. Durch das Fenster des Airbus der Singapore Airlines auf dem Weg nach Taipeh sah er die monströsen Maschinen seitlich auf sie zurasen. Unter ihnen der Globus. Rosige Wölkchen flockten in der Morgendämmerung über dem Südchinesischen Meer. In diesiger Ferne ging es über in das graugrüne Festland. Vor kaum einer Minute hatte Chen die Stimmung mit der Kamera einfangen wollen.
Da hatte er sie entdeckt, die kleinen dunklen Punkte, die schnell größer wurden. Schwarz. Bizarr geformt. Bedrohlich. Jetzt filmte er. Auch andere Passagiere hatten sie gesehen. In den Reihen vor und hinter sich hörte Chen ihre aufgeregte Stimmen. Immer mehr Menschen drängten zu den Fenstern. Wollten einen Blick auf die Ungetüme erhaschen. Ein massiver schwarzer Rumpf. Kein sichtbares Cockpit. Sechs ewig lange Flügel, die wie Stachel in verschiedenen Winkeln vom Rumpf abstanden. Die Spannweite musste deutlich über jener eines A380 liegen! Chen zoomte sie heran. Erkannte seltsame Ausstülpungen sowohl an den vielen Flügeln als auch am Rumpf. Waren das Düsen? Bomben? Chens Magen krampfte sich zusammen. Ein Anblick wie aus Science-Fiction- Filmen. Doch das hier war echt. Von Westen her kamen noch mehr immer größer werdende Punkte heran und hielten unbeirrt auf sie zu. Die Passagiere wurden lauter, Angst brach sich Bahn. »UFOs!« »Eine Alien-Attacke!« So mussten sich die Menschen in den hoch gelegenen Büros des World Trade Centers am 11. September 2001 Sekunden vor dem Einschlag des ersten Flugzeugs gefühlt haben, dachte Chen. Ungläubig. Fassungslos. Hoffend. Panisch. Schließlich Leere im Kopf. Einzelne Schreie, die sich kurz vor dem Einschlag zu kollektivem Entsetzen vereinten. Der Moment, in dem sich die Zeit unendlich dehnte, während sie zu begreifen versuchten, was eigentlich geschah. Bis sie stillstand und einen Herzschlag lang Klarheit einkehrte, in dem der Geist auf wundersame Weise alles verstand und doch nichts mehr tun konnte, als das Unausweichliche zu erwarten. Genau so ging es ihm jetzt. Zusammen mit der Klarheit machte sich Kälte in ihm breit. Wenigstens würden sie die Folgen der außerirdischen Invasion nicht mehr erleben müssen. Chen spürte Kims Hand um seine. Gekrallt. Konnte den Blick aber nicht abwenden. Hielt wie gelähmt die Kamera auf die heranrasenden Ungeheuer gerichtet. Wartete auf die Kollision.
Das unheimliche Flugobjekt verdunkelte den Bildschirm in Amber Fields’ Büro im Weißen Haus. Für einen Moment war die Welt verschwunden. Im Hintergrund des Videos hörte sie einen Chor nackter Angst. Ein weißer Blitz leuchtete auf. Sekundenbruchteile später hatte die nervöse Kamera die Belichtung wieder auf den blauen Himmel eingestellt. Das UFO war denkbar knapp über die Passagiermaschine hinweggerast. Schon flog das nächste Monster auf sie zu. In verwackelten Bildern sah Amber, wie die zweite Maschine binnen eines Wimpernschlags den Monitor ausfüllte. Dann verschwand sie nach unten aus dem Bild. Hartnäckig, wenn auch weiter mit zitterndem Griff, schwenkte der filmende Passagier auf Maschine drei und vier. Mit etwas mehr Abstand als die ersten beiden Flugobjekte kreuzte Nummer drei die Bahn des Linienflugs von Singapur nach Taipeh. Als die vierte Maschine den Bildschirm fast komplett ausfüllte, stoppte der CIA-Chef das Video und zeigte das monströse Ding in einem unscharfen Standbild, was es noch bedrohlicher wirken ließ.
»Das war knapp«, bemerkte US-Außenministerin Kendra Sully. Sie war die Zweite auf dem Splitscreen von Ambers Laptop.
»Flug 372 der Singapore Airlines hatte wegen einer Gewitterfront kurz zuvor eine Kurskorrektur vorgenommen«, erklärte der CIA-Chef, der Dritte auf Ambers Bildschirm. In Washington, D.C., war es Abend, und selbstverständlich saß Amber noch in ihrem Büro. »Wahrscheinlich kamen ihm die Dinger deshalb so nahe. Das erlaubte den Passagieren, Videos zu machen und sie wenige Minuten später per Bord-Wi-Fi online zu stellen. Das Ganze geschah vor drei Minuten. Dadurch wissen wir, wie sie aussehen. Und womit wir es zu tun haben könnten.«
»UFOs …«, setzte die Außenministerin an, doch der CIA- Chef unterbrach sie umgehend. »… sind es nach bisherigem Stand nicht. Das wäre die gute Nachricht.«
»Die gute?«, warf Amber ungläubig ein.
»Gruselig aussehende Riesenflieger sind unterwegs vom chinesischen Festland Richtung Taiwan. Viel schlechter geht kaum.«
»Exakt«, sagte der Minister für Homeland Security. Die Stirn in tiefe Falten gelegt, sah er ihnen von einem der großen Monitore in Ambers Büro zu. In einem weiteren Fenster spielte der CIA-Direktor jetzt Satellitenbilder ein. Währenddessen scrollte Amber auf ihrem Telefon. Die Videos und Bilder der Passagiere schwirrten bereits durchs Internet. Noch hatten nicht viele Menschen sie gesehen. Das würde sich in Kürze ändern, denn sie unterlagen keiner Geheimhaltung aus Gründen der nationalen Sicherheit. Sie überlegte fieberhaft. Vielleicht wusste einer ihrer Kontakte bereits mehr darüber. Sie machte rasch ein paar Screenshots und versandte die Nachricht.

Pat Welzer schreckte aus dem Schlaf hoch und schnappte nach Luft. Eine Nachtleuchte verteilte grünlichen Schimmer im Raum. Pats Lunge fühlte sich wie ein faustgroßer Schwamm an: zu klein, um genug Luft aufzunehmen. Panisch beschleunigte sich sein Atem. Mit jedem Zug schien seine Lunge zu schrumpfen, noch weniger Luft zu inhalieren. Kam da drin überhaupt etwas an? Hinter seinen Augen hämmerte roter Schmerz. Hektisch kämpfte er einen Arm frei. Bekam die Handsauerstoffflasche neben dem Bett zu fassen. Ohne zu denken, drückte er den MundNasen- Aufsatz in sein Gesicht. Presste den Knopf daneben. Mit einem leisen Zischen verteilte sich der Sauerstoff unter dem Plastikteil auf seiner Haut. Gierig sog Pat die Luft ein. Behielt den lebenspendenden Atem einen Moment lang in der Lunge, bevor er ihn wieder ausstieß.
Ahhhh! Und noch einmal. Der rote Hammer in seinem Kopf milderte seine Hiebe. Mit der freien Hand fuhr er über die tiefe Narbe oberhalb seiner rechten Braue, wo sich kalte Schweißperlen sammelten. Er wischte sie weg. Sein Blick wanderte durch den düsteren Raum. Hotelzimmer war das keines, auch wenn ihr chinesischer Führer es als solches angepriesen hatte. Acht Quadratmeter. Ein einfaches, offenes Regal, auf dem Pat seine Tasche und den Rucksack abgelegt hatte, den die Chinesen ihm zur Verfügung gestellt hatten – so wie das meiste Equipment, das man im Basislager des Mount Everest benötigte. Mehrere Garnituren warmer Unterwäsche und Zwischenschichten. Hightech-Hose, -Anorak und -Handschuhe. Mützen. Zwei Gletscherbrillen. Sonnencreme. Und mehr.
Früher war er als Journalist glamouröser gereist. Die Zeiten waren vorbei; ein Umstand, den er vor allem sich selbst zuzuschreiben hatte. Doch er würde sich zurück nach oben kämpfen. Fragte sich nur, wie. Die offizielle Einladung der Chinesen war kurzfristig erfolgt, vor vier Tagen. Vorgestern Morgen hatte er am Flughafen in Peking zwanzig weitere Kolleginnen und Kollegen getroffen. Die meisten kannte er. Gemeinsam waren sie nach Lhasa geflogen, begleitet von einem ebenso großen Trupp chinesischer Betreuer. Bewacher wohl eher. Wofür auch immer. Vielleicht wollten ihnen die Chinesen ja ihre schmelzenden Gletscher zeigen. Oder sie hatten besondere Rohstoffvorkommen freigelegt, und das sollte der Welt nun gebührend präsentiert werden.
Pat hatte so etwas schon ein paarmal gemacht. Die verborgenen Schätze im Hindukusch. Die Narben der Anden – Lithiumabbau. Und jetzt das hier. Es war riskant, mit der Höhenkrankheit war nicht zu spaßen. Bei seinen früheren Einsätzen hatte es Pat kaum erwischt. Aber da hatte das Adrenalin ihn im Griff gehabt. Der Erfolg. Und er war jünger gewesen. Seine Hand an der Maske kühlte aus. In dem Zimmer herrschten höchstens zwölf Grad. Er schob den Ärmel der dicken Jacke, die er trug, zurück. Es war bereits halb acht Uhr morgens! Von Lhasa hatten zwanzig Geländewagen ihre Truppe in einer Tagesfahrt zu den letzten Quartieren vor dem Basislager des Mount Everest auf chinesischer Seite gebracht. Nicht weit von seiner Schlafstätte entfernt akklimatisierten sich Hunderte Bergtouristen, Führer und ihr Personal, die es am Ende der Maisaison noch auf den Gipfel schaffen wollten. Hoffentlich waren sie besser in Form als er. Vorsichtig nahm Pat die Maske ab und versuchte, ohne Sauerstoff zu atmen. Gleich fühlte sich die Luft wieder dicker an. Und dünner. Sein Hals verengte sich. Was durchkam, schien kaum Sauerstoff zu enthalten. Panik lauerte in einem Winkel seines Kopfes. Doch er konnte nicht den ganzen Tag an der Flasche hängen. Wie sah das denn aus! Er zwang sich, kontrolliert zu atmen.
Ging doch. An seiner Hüfte vibrierte etwas. Sein Telefon. Er nestelte es hervor. In der Kälte, der Dunkelheit, der Höhe. Alles war schwierig hier. Aber immerhin: Empfang. Zumindest das, was die Chinesen durchließen. Auf dem Bildschirm stapelten sich neue Nachrichten. Die oberste in Großbuchstaben: MELDE DICH! Sie stammte von Amber. Amber Fields. Pressesprecherin des Weißen Hauses. Pat kannte sie aus einer anderen Zeit. Amber und er, das hätte etwas werden können. Wenn er den Reizen anderer Frauen ein wenig entschiedener hätte widerstehen können.
VERDAMMT, PAT! MELDE DICH ENDLICH …
Er tippte die Nachricht an, als es an seiner Tür klopfte. »Aufwachen!«, ertönte es von draußen. »Frühstück haben Sie schon verpasst! In fünfzehn Minuten geht es los!« Pat erkannte die Stimme eines ihrer Betreuerbewacher. »Komme!«, rief er abwesend. Seine ganze Aufmerksamkeit galt jetzt Ambers Nachrichten. Die kommen aus China und fliegen Richtung Taiwan. Was ist das? Von seinem Telefon starrten ihm Bilder von Kampffliegern wie aus Star Wars entgegen. Der Hals wurde ihm eng. Doch diesmal nicht wegen des Sauerstoffmangels.
Die Fotos auf dem Display von Emanuel Sanusis Mobiltelefon zeigten einen Flughafen: drei Rollfelder, Hangars, andere Gebäude. Auf einer der Startbahnen waren zwei seltsame dunkle Konstruktionen zu erkennen. Ein langer, plumper Rumpf, sechs überlange Flügel, je zwei nahe der Schnauze, in der Mitte und am Heck. Darunter prangten Zylinder. Tanks? Oder Waffen. Er wischte zurück zu den Videos aus der Passagiermaschine. Dieselben Dinger. Niemand von den erlesenen Gästen um ihn herum hatte mitbekommen, was soeben auf der Welt geschah. Die Frauen in ihren Zwanzigtausend-Dollar-Abendkleidern und die Männer im italienischen Smoking standen mit ihren Champagnergläsern und Cocktailschalen im Festsaal des Washingtoner Hotels und warteten darauf, dass der Präsident der Vereinigten Staaten sich zu ihnen durcharbeitete. Der günstigste Beitrag für das Fundraising-Event im exklusiven Johnson-Hotel betrug fünftausend Dollar, für alle, die am Cocktail-Empfang teilnehmen wollten. Ein kurzes Händeschütteln, ein Standardlächeln, ein paar hohle Phrasen und ein schnelles Foto inklusive, bevor der Präsident zum nächsten Paar, zur nächsten Gruppe weitereilte. Wer am anschließenden Abendessen mit ihm im Washington-Saal des Hotels teilnehmen wollte, musste vierzigtausend Dollar hinblättern. Immer noch ein moderater Preis, solange man keinen Wert auf tiefsinnige Gespräche legte. Gerade versuchte der Präsident seinen Charme bei einem Immobilienentwickler aus Miami und seiner Frau sowie einem Venture- Capital-Investor und dessen Ehemann. Oder was immer dieser Mann für Charme hielt. Am Präsidenten saß selbst der Viertausenddollaranzug, als käme er von der Stange. Trotz reichlich Stretchanteil. Und auch die Fünfhundertdollar-Collegefrisur machte ihn nicht zu einem Teil jener Gesellschaft, zu der er gern von Geburt an gehört hätte. Manu setzte sich in Bewegung. Als Organisator des Events konnte er es sich erlauben, den Präsidenten für ein paar Minuten zu unterbrechen. Auf seinem Weg grüßte er selbst ein paarmal, nickte und lächelte, winkte nach links und rechts. Als der Präsident ihn erblickte, breitete er professionell erfreut die Arme aus. »Manu!« »Mister President«, erwiderte Manu, obwohl ihn der mächtigste Mann der Welt seit Jahren dazu aufforderte, ihn bei seinem Vornamen Gilbert – kurz Gil – zu nennen. Was Manu unter vier Augen oder in kleineren, vertrauten Runden tat. Aber hier erst ab einem späteren Zeitpunkt, sobald es angemessen war, persönlicher zu werden. Bevor Gil sich an das nächste Paar wandte, nahm Manu ihn beiseite. Hielt sein Mobiltelefon auf Bauchhöhe, möglichst unauffällig. »Tut mir leid«, sagte er dabei so leise, dass kein anderer sie verstehen konnte. »Auch für die Gäste. Ich fürchte, in ein paar Minuten bist du hier weg.« Gils Augenbrauen hoben sich. Manu spielte das Video ab. Währenddessen blieb ihm nicht verborgen, dass einige der Gäste um sie herum die Situation verfolgten. Auch wenn sie sich keinen Reim darauf machen konnten, worum genau es gerade ging. Doch ein Präsident war schließlich immer im Amt. Aber was konnte so wichtig sein, dass es ihm ein Tech-Unternehmer, Hedgefondsmilliardär, Wagniskapital-Investor und einer der wenigen Schwarzen im Raum in diesem Moment auf seinem Mobiltelefon zeigen musste?
»Was ist das?«, fragte Gil mit Blick auf das Display.
»Videos von Passagieren eines Singapore-Airlines-Fluges über dem Südchinesischen Meer«, antwortete Manu leise. »Vor gerade einmal sechs Minuten.«
Der Präsident blickte ihn aus zusammengekniffen Augen an. »UFOs?«
»Noch«, erwidert Manu. Gil überspielte seine Irritation und lächelte die nächststehenden Gäste an. Auch Manu verfiel wieder in seine Rolle als Gastgeber. Er stellte den Präsidenten den nächsten Spendern vor.
Die UFOs schossen durch die Finsternis. Für die Videos und Grafiken in Ebele Solayas Virtual-Reality-Brille bildete der abgedunkelte Raum den idealen Hintergrund. Ebele stand zwischen den organischen Sitzmöbeln, die neben kleinen Tischchen die einzige Einrichtung bildeten. Sie packte die ersten Satellitenbilder der Maschinen mit in die geschlossene Kommunikationsgruppe. Dazu einen Livestream über die Flugrouten der beiden Schwärme.
»Nachricht hinzufügen«, diktierte sie der Software. In dem virtuellen Raum vor ihr erschien sie selbst, wie sie sprach und wie die anderen sie sehen würden. »Die entscheidende Phase hat begonnen«, sagte sie. »Die Maschinen sind unterwegs.« Nur zwölf Personen würden diese Informationen erhalten und Ebeles Nachricht sehen. Die entscheidenden zwölf. Ebele musste sie rasch informieren. Damit die anderen das Gefühl hatten, bei ihr und dem Mastermind gut aufgehoben zu sein. Weil sie informierten, noch bevor die eigenen Geheimdienste und privaten Sicherheitsdienste der anderen es taten. Bei denen konnte es sich nur mehr um Minuten handeln, bis sie sich die Sache wenigstens genauer ansahen. Die UFOs begannen bereits, auf ersten sozialen Medien als Insider-Tipp zu trenden. In einer Viertelstunde würde das Internet kaum mehr ein anderes Thema kennen. Außer natürlich die Scheidung dieses Reality-Soap-Stars von ihrem Basketballer. Aber auch die würden die Menschen schnell ablösen mit ihren Spekulationen, Vermutungen und Verschwörungstheorien. Und ihren Ängsten.
»Die Vorbereitungen zur Reaktion der Allianz darauf laufen nach Plan. Ab sofort wird die Geschichte der Welt neu geschrieben.«
Diesen Himmel über dem Himalaya mussten die Berggötter persönlich gespannt haben. Pat fühlte sich wie Ötzi, der Mann aus dem Südtiroler Eis. Bevor der Gletscher ihn freigegeben hatte. Obwohl er die komplette Einheitsausrüstung seiner chinesischen Gastgeber trug. Schick sah anders aus. Gegen den eisigen Wind zog er die Kapuze noch tiefer in die Stirn, den Kragen noch höher ins Gesicht. Vor der bescheidenen Quartieranlage bestaunten schon andere das Panorama. Sie hatten unglaubliches Glück. Selbst während der Saison im Mai und Oktober gaben die Wolken nur an wenigen Tagen einen solchen Blick frei: Am Ende des schattigen Tals leuchtete der Mount Everest in der Morgensonne. Einen Atemzug lang vergaß Pat seine Kopfschmerzen, die Kurzatmigkeit, den Frust. Während seiner langjährigen Karriere als Auslandskorrespondent hatte er zahlreiche beeindruckende Orte gesehen und Momente erlebt: den Taj Mahal in der nebeligen Morgensonne, ein Tauchgang mit einem Schwarm Pottwalen, Geburten in den unwirtlichsten Gegenden, von der Wüste Gobi bis nach Syrien. Das und noch mehr. Der Anblick des höchsten Berges der Welt würde sich zu diesem Archiv in seinem Gedächtnis, seinem Herzen brennen, das wusste er sofort. So saugte er ihn erst einmal schweigend in sich auf, im Ohr nur das Rauschen des Windes und das Knattern der Gebetsfahnen.
Nach und nach traten immer mehr Kolleginnen und Kollegen vor die Türen und ließen sich von dem Anblick fesseln. Filmten und fotografierten das spektakuläre Panorama. Benahmen sich wie Touristen, nicht wie Journalisten. Aber was sollten sie auch tun? Saßen hier fest, während die Action woanders ausbrach. Er nestelte sein Telefon hervor, hatte Ambers Bilder direkt auf dem Schirm. Früher wäre er in Washington zum Weißen Haus gerast. In die Menge von Touristen und vielleicht ersten Demonstrierenden und Verschwörungstheoretikern eingetaucht. Hätte atemlose Interviews und Berichte in die Welt gesendet, am Puls des Geschehens, zur Prime Time. Stattdessen stand er hier, abgeschoben in den Himalaya. Schnaufend wandte er sich an einen ihrer Bewacher und präsentierte ihm sein Telefon mit Ambers Bildern. »Was ist das?« Der Mann blieb versteinert, er blinzelte nicht mal. Eine Sphinx auf dem Dach der Welt. War zu erwarten gewesen. Hinter ihnen klatschte ein Betreuer in die behandschuhten Hände.
»Meine Damen und Herren, wir müssen los!«, rief er und wies schräg hinter sie. Pat sah in einiger Entfernung fünf Hubschrauber zwischen den Felsen warten. Sightseeing am Mount Everest? Na, hoffentlich funktionierten die Geräte in dieser Höhe auch wirklich!
Der Mond schimmerte durch die dünnen Wolken und warf düstere Schatten auf das ehemalige Industriegebiet im Süden Berlins. In den lang gestreckten Ziegelbauten waren um diese nächtliche Stunde alle Fenster dunkel. Eines der eisernen Tore war zur Seite geschoben und öffnete sich zu einem finsteren Schlund. Davor parkte ein Lastkraftwagen. Aus dem Schatten löste sich eine wuchtige Silhouette und schob sich auf das Fahrzeug zu. Weitere Schemen tauchten auf, postierten sich neben der Hebebühne des Lkw. Routiniert setzte der Mann am Steuer des Gabelstaplers die acht Särge auf der Hebebühne ab. Während der Mann daneben die Hebebühne auf Ladeflächenniveau brachte, wendete der Gabelstaplerfahrer und verschwand wieder in dem schwarzen Schlund. Auf der Ladefläche schoben Sienna und ihre vier Kumpanen die Särge einen nach dem anderen in den Laderaum. Sie waren gerade fertig, als der Gabelstapler mit der nächsten Fuhre heranrollte. Sienna wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn.
»Puh«, stöhnte Khalil. Es war Mai, und das Thermometer war in dieser Nacht bereits auf zweiundzwanzig Grad geklettert. Die erste Hitzewelle des Jahres. Darauf hatten sie gewartet. Durch die Dunkelheit surrte der nächste Gabelstapler heran und stellte acht weitere Särge auf der Ladeplatte ab.

Manu war mit dem Präsidenten fast am Ende des Saals angelangt. Da entdeckte er am Eingang einen Assistenten, der dezent, aber doch entschieden in ihre Richtung eilte. Gil wandte sich leise an Manu. »Vor sechs Minuten oder so sind diese Videos also im Netz aufgetaucht?«, fragte er in seinem lang gezogenen Südstaaten-Dialekt. »Und du kennst sie schon?«
»Mehrere Programme haben die Videos sofort entdeckt.«
»Programme deiner Unternehmen.« Gil klang leicht säuerlich.
»Natürlich.«
»Was sind das für Dinger?«, wollte er wissen.
»Ich habe einen begründeten Verdacht«, erwiderte Manu. »Muss aber noch jemanden anrufen.«
Der Assistent hatte sie erreicht. Er flüsterte dem Präsidenten etwas ins Ohr. Gil lauschte unbewegt, dann sah er auf zu Manu. Warf einen schnellen Blick durch den Raum. Auf die sehr bald sehr enttäuschten Sponsoren, die er nun stehen lassen musste. »Du hattest recht«, sagte er. »Wir müssen los.« Natürlich hatte Manu recht.
»Wir?«
»Du kommst mit«, sagte der Präsident.
Aus der Luft wirkte das Panorama auf Pat noch überwältigender. Mit drei Kollegen kauerte er in der Passagierkapsel des Hubschraubers, der das Basislager hinter sich gelassen hatte und sie in Richtung Mount Everest flog. Unter ihnen wand sich der gefrorene Strom des Rongbukgletschers. Die riesigen Eisspitzen, die auf seiner Oberfläche aufragten, ließen ihn aussehen wie den eingefrorenen Rücken eines gigantischen Drachen. Völlig gebannt von dem Anblick, hätte Pat Amber fast vergessen. Rasch tippte er eine Nachricht: Keine chinesischen Infos zu UFOs. Wisst ihr inzwischen mehr? Der Helikopter setzte zur Landung auf Felsen weit oberhalb des Gletschers an. Der aufwirbelnde Staub zerstob jegliche Faszination und holte Pat in die kalte Gegenwart zurück. Er hatte keine Ahnung, ob das Netz hier die Nachricht hinaus- ließ, doch er hoffte auf eine Antwort. So majestätisch das Panorama auch war: Das hier war karrieretechnisch das Abstellgleis, das konnte selbst der glitzernde Schnee nicht schönfärben. Kaum hatte der Hubschrauber den Boden berührt, liefen vermummte Gestalten auf sie zu und öffneten die Türen. Sie winkten Pat und den anderen, auszusteigen. Eine Minute später hob der passagierlose Hubschrauber in einer Staubwolke wieder ab. Aus einer anderen Richtung landete der nächste und spuckte weitere Journalisten aus. Zehn Minuten später hatten die Helis sämtliche Reporter abgeliefert. Das Knattern der Rotoren verschwand in der Ferne. Da standen sie, auf einem kleinen Plateau aus Felsen und Geröll. Die wenigen freien Hautstellen in Pats Gesicht brannten, als hätte jemand Eiswürfel draufgelegt. Weit vor ihnen hatte sich der Mount Everest eine kleine Wolkenhaube auf den Gipfel gesetzt. Links von ihnen erhob sich der steinige graue Berghang. Rechts fiel der Hang auf den Rongbukgletscher ab, der sich nun etwa hundert Meter unter ihnen erstreckte. Obwohl Pat sich nicht bewegte, atmete er schwer. Er fühlte sich alt. »Willkommen, noch einmal!«, sagte eine weibliche Stimme auf Englisch klar und deutlich direkt in seinem Ohr. Irritiert griff Pat mit den Fäustlingen an seine Anorakkapuze. Anderen um ihn herum ging es ähnlich.
»Bravo, Sie haben es geschafft!« Was geschafft? Pat mochte sich nicht ausmalen, dass er hier hätte hochlaufen müssen.
»Ab jetzt geht es nur mehr bergab.« So laut konnte doch keiner ihrer Führer sprechen, dass Pat es durch die dicke Kapuze und seine Mütze so scharf verstand!
»Ich bin Yin und werde Sie die kommenden Minuten führen. Sie tragen übrigens eine Spezialgletscherbrille mit eingebautem Lautsprecher, weshalb Sie mich tadellos verstehen sollten. Hört mich rgendjemand nicht oder schlecht, dann heben Sie bitte die Hand!« Selbst wenn, wäre es Pat zu anstrengend gewesen. Sein Körper fühlte sich dreimal so schwer an wie sonst. Diese Höhe war eine Plage. Alle Hände blieben unten.
»Vielen Dank, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind!«
»Ein Glas Punsch wäre noch nett«, meinte Pat zu seiner Nachbarin, die so tat, als hörte sie ihn nicht.
»Über die gesamte Strecke werden Sie Netz zur Verfügung haben. Sie können die Brille mit Sprachbefehlen steuern. Wir bitten Sie ausdrücklich, mitzufilmen und zu übertragen, gern in Ihren Social-Media-Feeds.« Und was würde so wichtig werden, dass sie es live senden sollten, ohne vorab zu wissen, worum es sich handelte? Chinesische Propaganda? Pat versuchte, seinen YouTube-Kanal per Sprachbefehl zu erreichen. Gelang tatsächlich. Vorerst aber beließ er es dabei und ging nicht live. »Sobald die offizielle Pressekonferenz an dem dafür vorgesehen Ort …«
»Was für eine Pressekonferenz?«, fragte Pat, aber niemand hörte ihn.
»… beginnt, werden Sie eine bessere Verbindung vorfinden. Willkommen auf dem Rongbukgletscher am Fuß des Mount Everest.«
Vor Pat begann der Mount Everest zu wackeln, verdoppelte, vervielfachte sich, die Gipfel begannen zu wanken, sich zu bewegen, abzuheben! Pat wurde schwindelig – die Höhenkrankheit! Dann legte sich ein weißer Schleier über das Bild, wirkte wie eine Kamerafahrt über den Gipfel und den Gletscher, die immer höher führte. Er halluzinierte! Immer höher stieg die Perspektive, schien bereits den halben Himalaya zu zeigen! Fuhr Pats Seele schon auf in den Himmel? Dabei glaubte er doch gar nicht an solchen Quatsch! Und wenn, würde er mit Sicherheit in der Hölle landen! Während am Rand seines Sichtfelds schneefreie Berge auftauchten, grüne Gebirge, Ebenen, erklärte Yins Stimme: »Wir befinden uns auf etwa fünftausendvierhundert Meter Höhe.«
Pat begriff. Seine Spezialgletscherbrille spielte ihm nicht nur Yins Stimme ein, sondern projizierte vor seinen Augen Augmented Reality! Seine vermeintlichen Todesvisionen waren Einblendungen auf den Scheiben der Brille. In den Animationen war der Himalaya mittlerweile nur mehr einer von drei weißen Flecken auf dem Globus. Oben war die Arktis dazugekommen, unten die Antarktis. Hinter den transparenten Bildern erkannte Pat nun wieder den realen Mount Everest. Sein Schwindelgefühl legte sich. Okay, mit dieser Achterbahnfahrt hatten sie definitiv sein Interesse geweckt.

Als Tony die Augen aufschlug, war es dunkel. Er wusste nicht, was ihn geweckt hatte oder wie spät es war. Leise hörte er die sanfte Brandung des Indischen Ozeans gegen den kaum zweihundert Meter entfernten Strand des kenianischen Resorts rollen. Er blieb ein paar Sekunden lang liegen, starrte in die Dunkelheit und lauschte den Geräuschen. Der Ruf der Nachtvögel, ein Rascheln im Unterholz nahe seiner Hütte. Das kaum hörbare Flattern des Deckenventilators. Neben sich den Atem der Frau. Cecile. Er hatte sie am Abend an der Hotelbar kennengelernt. Offiziell sah das Management ungern zu engen Kontakt zwischen Mitarbeitern und Gästen. Aber solange es keine Beschwerden gab … Sie waren in seiner bescheidenen Unterkunft statt ihrem Hotelzimmer gelandet. Tony schielte zu ihr hinüber. Sie schlief tief. Ihre Haut schimmerte unter einer zarten Schicht Feuchtigkeit. Er spürte, dass er auf die Toilette musste. Leise stand er auf und schlich hinaus. Anschließend blieb er in dem kleinen Wohnraum. Er wusste, dass er jetzt eine Weile nicht einschlafen würde. Nackt, wie er war, legte er sich aufs Sofa und griff nach seinem Telefon auf dem Rattantischchen. Wischte durch die Timelines der sozialen Medien. Gleich die ersten Bilder ließen ihn stocken. Bizarre Flugmaschinen mit sechs Flügeln. Kurze Videos zeigten sie sogar im Flug. Dazu immer ähnliche Texte: Ufos über China! Angriff auf Taiwan? Starten Megadrohnen Geheimprogramm? Hastig scrollte er weiter. Noch mehr davon. Er wechselte in den Browser zu einer Nachrichtenseite. Auch dort waren die Drohnen bereits das dominierende Thema. Sein Magen zog sich zu einem Klumpen zusammen. So leise wie möglich erhob er sich, schlich in das winzige Nebenzimmer seiner Unterkunft. Öffnete den Kleiderschrank. Tastete in der hinteren Ecke. Fand die drei Kartons. Durchwühlte den ersten. Fand nicht, wonach er suchte. Als er beim dritten angekommen war, entdeckte er ganz unten, worauf er gehofft – oder besser, wovor er sich gefürchtet – hatte: sein altes Telefon. Durch den Bildschirm zogen sich Risse. Hoffentlich funktionierte es noch. Er tippte es an. Keine Reaktion. In der Box lag noch das alte Ladekabel. Er steckte es in die Dose neben dem Schrank und das Telefon ans andere Ende. Wartete ein paar Minuten. Tippte erneut auf den Schirm. Endlich erschien das Ladesymbol, eine weitere Minute später der Startbildschirm. Hastig suchte er den Fotoordner. Darin fanden sich bei dieser Programmversion auch noch die Videos. Ungeordnete Thumbnails. Tausende. Mit fliegenden Fingern wischte er, bis er den entsprechenden Zeitraum erreichte. Da waren sie. Sieben Jahre alt. Er tippte das dritte an. Das Filmchen sah aus, als wäre es von einem anderen, größeren Bildschirm aufgenommen worden. Ein wenig verzogen und unscharf, farbschwach und am Rand eine dunkle Vignette. Trotzdem war das Motiv darauf eindeutig. Es waren UFOs, wie in den Nachrichten. Fast dieselben. Nur sieben Jahre älter.

Manu verfolgte die Konversation des Präsidenten mit seinem Team auf den Bildschirmen, die in die Rückseiten der Limousinensitze eingelassen waren. Das Weiße Haus lag nur wenige Hundert Meter entfernt vom Hotel. Selbstverständlich wurde der Präsident trotzdem gefahren. Schon aus Sicherheitsgründen. Auf zwei Telefonen gleichzeitig scannte er aus den Augenwinkeln den anschwellenden Wahnsinn in den sozialen Medien. Die UFOs begannen zu trenden. Schon verbreiteten sich die wildesten Spekulationen und Verschwörungstheorien. Von einem der Rücksitz-Bildschirme erklärte die Außenministerin zu Standbildern aus den UFO-Videos und Satellitenbildern: »Das sind dieselben Dinger. Also chinesische Flugzeuge?«
»Wir gehen von Drohnen aus«, erklärte der CIA-Direktor aus einem Fenster in einem anderen Bildschirm. »Wir können keine Cockpits erkennen. Chinesische Megadrohnen, unterwegs Richtung Südosten.« Das Internet dagegen wollte darin partout UFOs sehen, las Manu auf seinen Telefonen. Nun war es so weit: Die Außerirdischen griffen an!
»Chinesische Riesendrohnen Richtung Südosten?«, fragte Amber Fields aus einem zweiten Fenster neben dem CIA-Chef. »Da liegt Taiwan.«
Stille, einen Atemzug lang.
»Was sagt unsere Intel?«, fragte Amber den CIA-Chef.
»Arbeitet daran«, musste dieser gestehen.
»Dann soll sie schneller machen!«, explodierte Gil. »Unsere Flotte im Südchinesischen Meer wird gerade in Alarm bereitschaft versetzt«, erklärte die Außenministerin. »Jets starten in diesen Sekunden.«
Hernán Gonzalez kontrollierte ein letztes Mal die Instrumente der Super Hornet. Vor ihm lag die Startbahn der Theodore Roosevelt, Flugzeugträger der Nimitz-Klasse, die größte der US-Navy. Über dreihundertdreißig Meter lang, angetrieben von zwei Westinghouse- Nuklearreaktoren für unendliches Fahren, pflügte sie träge durch die glitzernde Weite des Südchinesischen Meeres. Die Morgensonne warf lange Schatten über das Deck. Neben Hernán bereiteten die grün gekleideten Soldaten das Katapult für den Start vor. Jene in den gelben Westen gaben die letzten Handzeichen. Im Augenwinkel nahm Hernán zwei der begleitenden Schiffe des Kampfverbands wahr. Hinter sich spürte er das Vibrieren der Triebwerke, bereits mit maximaler Startschubkraft, unbändige Kräfte, gerade noch von der Katapultfixierung zurückgehalten. Seit sieben Jahren Super Hornet-Pilot, ließ ein Start von einem Flugzeugträger weder Hernáns Puls noch seinen Adrenalinpegel steigen. Einer der Gelbgekleideten hob den Daumen. In seinem Helm hörte Hernán die Startfreigabe. Die Beschleunigung drückte ihn tief in den Sitz, als das Katapult und die entfesselten Triebwerke ihn über die Startbahn jagten. Knapp drei Sekunden später war er in der Luft. Auf dem Deck, das hinter ihm schnell kleiner wurde, bereitete sich Terry auf den Start vor. In ein paar Sekunden würde Hernán ihn an seiner Seite haben. So wie sechs weitere Kameraden. Gemeinsam würden sie den chinesischen Monsterdrohnen schon zeigen, wer die Herren waren. Hernán beschleunigte weiter in den wolkenlosen Himmel hinauf.

°C – Celsius. Hier reinhören!

Das neue faszinierende Zukunftsszenario von SPIEGEL-Bestsellerautor Marc Elsberg – jetzt als Hörbuch erleben!

Als mehrere schwarze Flugobjekte über dem chinesischen Luftraum auftauchen, hält die Welt den Atem an. Hat die chinesische Regierung ihre Drohungen wahr gemacht? Werden sie Taiwan angreifen? Das Weiße Haus ist in Aufruhr, und der amerikanische Präsident kurz davor, die Flotte zu alarmieren ...

Gelesen von James-Bond-Stimme Dietmar Wunder:

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Marc Elsberg
© Lukas Ilgner

Marc Elsberg

Marc Elsberg wurde 1967 in Wien geboren. Er war Strategieberater und Kreativdirektor für Werbung in Wien und Hamburg sowie Kolumnist der österreichischen Tageszeitung »Der Standard«. Heute lebt und arbeitet er in Wien. Mit seinen internationalen Bestsellern BLACKOUT, ZERO und HELIX wurde er zum Meister des Science-Thrillers. Mit GIER lieferte er einen spannenden Thriller und zugleich eine Kritik des allgegenwärtigen Wettbewerbs, mit DER FALL DES PRÄSIDENTEN einen fesselnden Politthriller und mit °C – Celsius einen außergewöhnlichen Klimathriller. Jedes seiner Bücher ist ein Bestseller und er ein gefragter Gesprächspartner für Politik und Wirtschaft.

BLACKOUT und ZERO sind bereits verfilmt. BLACKOUT wird dieses Jahr im deutschen Fernsehen zu sehen sein: W&B Television, Joyn und Sat.1 produzierten BLACKOUT als sechsteilige Thriller-Serie mit absoluter Starbesetzung: Moritz Bleibtreu, Heiner Lauterbach, Jessica Schwarz u.v.m.. Die Ausstrahlung erfolgt am 27. Januar 2022 auf Sat.1.

Endlich neu: °C – Celsius

Wenn Sie das Klima beeinflussen könnten, wen würden Sie vor der Erderwärmung retten? Ihre Heimat? Grönland? Afrika?
Das neue faszinierende Zukunftsszenario von SPIEGEL-Bestsellerautor Marc Elsberg.

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