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Rezensionen zu
Über Menschen

Juli Zeh

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Wie kann man so phänomenal schreiben? Ich weiß es nicht. Was ich aber weiß, ist dass Juli Zeh es in ihren Büchern immer schafft. Ihr Schreibstil zieht dich in das Buch ein und dir fällt überhaupt nicht auf, was um dich herum geschieht. Das ist echt etwas besonderes. In Über Menschen geht es um Dora, die während Corona aus Berlin aufs Land in Brandenburg in ein Dorf namens Bracken zieht. Ein AfD wählendes Dorf mit einem Dorf-Nazi. Typisch Dorf eben. Das Buch erzählt von Doras Alltag auf diesem unter hundert Einwohner Dorf von ihren Nachbarn. Wenn du selbst auf einem Dorf wohnst, kannst du dein eigenes Dorf wahrscheinlich in so vielen Aspekten wieder erkennen. Ich für meinen Teil kann das. Dorffunk, das Dorf weiß über dein Leben besser bescheid als du selbst und immer so weiter. Dieses Buch ist eines der besten Bücher die ich in letzter Zeit gelesen habe.

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Romeo und Julia in Bracken…

Von: Peter Schlegel aus Sindelfingen

27.10.2021

Den Kernsatz, der dieses großartige Werk für mich auf den Punkt bringt, findet man eher beiläufig auf Seite 162. Dort heißt es: » Es geht nicht darum Widersprüche aufzulösen, sondern sie auszuhalten «. Wie schwer das umsetzbar ist, wird den Lesenden Seite um Seite bewusst gemacht, nicht nur intellektuell, sondern auch emotional, denn die Geschichte 'wühlt auf'. Es ist ein Roman, der in keine Schublade so richtig passt, und es liegt einzig am Rezipienten, in welches Regal er am Ende gestellt wird. Da ist zum einen ein Liebesdrama, das dem Vergleich mit Romeo und Julia locker standhält. Die unversöhnlichen Gegensätze, die im Verona der Renaissance die verfeindeten Häuser Montague und Capulet repräsentierten, werden greifbar und verstehbar in die Gegenwart transformiert: Stadt vs. Land, Linke vs. Rechte, Hygieneaktivisten vs. Coronaignoranten, Hipster vs. AfD'ler ... die Liste lässt sich noch fast endlos weiterführen. Es sind Gruppen (Großfamilien), die ihre Identitäten aus ihren Lebensentwürfen ableiten, die von ihren Milieus und ihren politischen Umfeldern bestimmt werden, wobei die Gräben dazwischen immer unüberbrückbarer werden. Zwar ist das Ende ganz anders als in Verona, aber es trifft den Lesenden genauso mitten ins Herz, '... denn niemals gab es ein so herbes Los, als Julias und ihres Romeos.' Gleichzeitig ist der Roman auch ein zeitgeschichtliches Dokument, das in Zeiten von Corona neu entdeckte existenzielle Fragen und Widersprüche festhält und damit auch dokumentiert. Wie ein unabhängiger Chronist beschreibt Juli Zeh diese Zeit. Fast wie bei einer Zenmeisterin ist ihr Blick auf die Wirklichkeit klar, ohne Schnörkel und gnadenlos. Dass der Roman dennoch locker und leicht daherkommt, so dass man ihn ohne weiteres in einem Zug lesen möchte, ist kein Widerspruch aber dennoch erstaunlich. Ich vermute, es liegt daran, dass die Autorin aus einem tiefen sicheren Grund schöpft. Letztendlich ist es aber auch ein politisch-philosophischer Roman mit einer klaren Botschaft. Nur wenn wir bereit sind zu lernen, auch Widersprüche auszuhalten, besteht noch Hoffnung auf ein menschenwürdiges Leben. Aus meiner Sicht ist dieses Werk der weitaus beste Roman von Juli Zeh in der Reihe der guten und sehr guten Romane, die ich bisher von ihr gelesen habe. Ich kann ihn deshalb nur allerbestens empfehlen.

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Zu schlicht

Von: Marion aus Duesseldorf

20.10.2021

Bei allem bemühen um literarische Differenzierung- und das ist gelingt ihr wahrlich so wie gewohnt- die Geschichte ist nicht überzeugend, die Figuren kommen einem nicht nah. Anders als in unterleuten fehlt etwas. Vielleicht der Plot- es ist von Seite 1 an abzusehen, wie sich alles entwickelt. Die Komplexität weicht der Simplifizierung. Obwohl ich ihr Ansinnen total nachvollziehen kann, so hat mich die literarische Umsetzung enttäuscht. Nicht in sprachlicher Hinsicht: diese überzeugt in gewohnter Manier und ist wohltuend. Nein, von der Konzeption der Geschichte her. Wie ein Nicolas’ Sparks Roman. Lauter Klischees. Der langweilige, bornierte Stadtmensch ohne verstand. Der Böse Mit dem guten Herzen. Bier statt Wein. Der gute Vater, dem die unschuldige Tochter jeden impulskontrollverlust verzeiht, weil er ja eigentlich ein Mensch der Liebe ist. Und dann noch diese unsägliche Auflösung mittels des Todes des streitbaren mitgefaehrten. Viel spannender wäre gewesen, ihn leben zu lassen und zu klären, wie weit Dora tatsächlich mit ihm gehen würde. Das muss sie jetzt indes nicht und hat Raum, ihre nachbarschaftliche Beziehung zu einer dissozialen Persönlichkeit zu verklären.

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Trotz oder gerade aufgrund des kontroversen Themas hat mir "Über Menschen" von Juli Zeh sehr gut gefallen! Zunächst finde ich es total spannend, dass das Buch schon die Pandemiesituation behandelt und dadurch die Entscheidung der Protagonistin, aufs Land nach Brandenburg zu ziehen, noch besser nachvollziehbar wird. Und auch einige andere Kleinigkeiten spiegeln einfach meine Erfahrungen im Frühjahr 2020. Dora sieht sich dann mit ihrer eigenen Haltung, Einstellung und auch Vorurteilen konfrontiert. Auf einer Metaebene geht es auch viel um die Bedutung von Familie aber auch gesellschaftlichen Zusammenhalt. Ich verstehe, dass es für einige Leser*innen irritierend und gar grenzüberschreitend wirken mag, wie Dora sich gegenüber diversen anderen Personen verhält. Mir führt dies aber wunderbar vor Augen, dass sich unsere Welt nun Mal nicht in gut und böse teilen lässt... Wie alle Bücher von Juli Zeh, die ich bisher gelesen habe, lässt sich "Über Menschen" leicht lesen, auch wenn es natürlich keine "Gute-Laune-easy-going-flowy"-Geschichte ist. Von mir auf jeden Fall eine große Empfehlung für das Buch! 💛

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Dora ist 36 Jahre alt und flüchtet Anfang 2020 von Berlin ins brandenburgische Umland - sie hat sich ein Haus in dem (fiktiven) Dorf Bracken gekauft, und der Umzug dorthin hängt bei weitem nicht nur mit dem Beginn der Corona-Pandemie zusammen. Der eigentliche Grund für ihre Flucht ist ihr Partner, der sich zuerst in das Thema Klimakatastrophe und schließlich auch Corona verrannt hat. Dora zweifelt an ihrem Leben und will in Bracken zur Ruhe kommen. Diese Ruhe wird aber schnell durch ihren Nachbarn Gote gestört, der sich ihr als "Dorf-Nazi" vorstellt, was leider nicht nur so dahingesagt ist ... Selten war ich mir so unschlüssig, wie ich ein Buch bewerten soll, wie bei diesem hier. Dass die Geschichte so aktuell ist, machte mir weniger aus als erwartet. Im Gegenteil finde ich es schon jetzt, nur knapp 1,5 Jahre später, interessant, wie bekannt und gleichzeitig fremd mir die Gedanken vom Beginn der Pandemie sind. Genauso war es "damals"; genauso anders hat sich das Empfinden mittlerweile entwickelt. Auch weitere zeitgenössische Themen und Blickwinkel wurden scharf beobachtet und überzeugend eingefangen. Was ich möglicherweise nicht ganz verstanden habe, ist, was genau die Autorin letztlich mit der Figur des Gote aussagen wollte. Im besten Fall "Begegne jedem Menschen als Mensch, was auch immer er getan hat, damit du selbst Mensch bleibst", im schlimmsten Fall "Nazis können eigentlich auch ganz nett sein (jedenfalls zu denen, die nicht zufällig die aus ihrer Sicht falsche Hautfarbe haben)"? Ich möchte sehr gern ersteres annehmen, fand den zweiten Aspekt aber leider auch recht deutlich mitschwingend, und das geht mir ziemlich gegen den Strich. Ich vergebe 4/5 ⭐ für ein lesenswertes, aber schwieriges Buch.

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Leseempfehlung für alle!!

Von: Marie

18.09.2021

INSGESAMT: 4,5/5 Sterne Dieses Buch war auf eine so schön erfrischende Art gesellschaftskritisch. Nicht die Art, die oben drauf haut, Schuldige sucht (und findet) und alle und alles tadelt, sondern diejenige, bei der der Fokus nicht auf „Kritik“, sondern auf „Gesellschaft“ liegt, auf den Menschen selbst - auf denjenigen, die sich für Übermenschen halten. Der Beginn des Romans ist ruhig, ein bisschen langatmig, es wird oft zwischen verschiedenen Zeitpunkten in der Vergangenheit und der Gegenart hin- und her gesprungen, ohne tatsächlich Zeiten zu beziffern oder Anhaltspunkte zu liefern, was manchmal schwer zu verfolgen war. Dennoch liefert die Geschichte viele lebensnahe und aktuelle Themen, es werden gegenwärtige Probleme angesprochen, allen anderen voran der Beginn der Corona-Pandemie, während dem die Geschichte spielt. Es war wirklich interessant und lustig, die ganzen Gefühle und Gedanken des ersten Lockdowns so in verschriftlichter Form vor sich zu haben, insbesondere aus heutiger Sicht, in der das alles irgendwie schon wieder anders ist - nur leider noch lange nicht vorbei. In den Schreibstil muss man erst einmal herein finden, er ist grammatikalisch sehr simpel, allerdings durch die eloquente Wortwahl dennoch unfassbar ausdrucksstark und oftmals bedeutungsschwer. Vor allem gegen Ende schafft Juli Zeh es durch die aufgeworfenen Fragen und Gedanken trotzdem, einen zu Tränen zu rühren. Während es in den ersten 2/3 hauptsächlich um politisch heiß diskutierte Themen geht, wird es danach immer persönlicher, was mich ziemlich unerwartet getroffen hat und mehr berührt hat, als zu Beginn gedacht. Um ehrlich zu sein, zwischendurch habe ich mich immer wieder gefragt, welche Message dieses Buch denn jetzt eigentlich verbreiten möchte, bis ich gemerkt habe, dass genau das eine der vielen getroffenen Aussage ist: Es muss nicht immer eine eindeutige Message geben, Unklarheit ist auch mal in Ordnung. Man muss nicht immer eine Seite wählen, es ist nicht alles nur Schwarz/Weiß, absolute Aussagen sollten hinterfragt werden. Dies hat sich auch in der Hauptprotagonistin Dora widergespiegelt, die unentschlossen war, sich in dem Chaos verloren gefühlt hat und sich von Anfang an schwer getan hat, zu wissen, was sie jetzt eigentlich denken, sagen und machen soll. An vielen Stellen der Geschichte konnte ich mich sehr gut mit ihr identifizieren und habe es als entspannt empfunden, nicht zu einer konkreten Meinungsbildung gezwungen zu werden. Man begegnet in diesem Buch vielen verschiedenen Menschentypen und Sichtweisen, bei denen gezeigt wird, dass Vorurteile nicht immer stimmen müssen - es aber durchaus auch mal können. Man lernt, dass eines nicht immer das andere ausschließt, es immer mehrere Perspektiven und Erklärungen gibt und Menschen nicht in Schubladen gesteckt werden können. Ich war ständig hin- und her gerissen, was ich von dem ganzen Passierten halten soll, die Nebencharaktere waren irgendwie schwer einzuschätzen, weil sie einfach nicht in die „üblichen“ Muster gepasst haben, die man (leider) immer im Kopf hat - was dann direkt zur nächsten Selbstreflexion führt. Auch hier gilt nun mal, dass man nicht alle Menschen über einen Kamm scheren kann, auch nicht diejenigen, die vermeintlich alle in die eine (zu) große Nazi-Schublade passen. Der Roman gipfelt schließlich in der Frage, ob man als Nicht-Nazi denn nun tatsächlich ein Übermensch sei, automatisch besser als alle anderen. Und ob man dadurch ausnahmslos allen Nazis wirklich den erbarmungslosen Tod wünschen würde.

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Dora muss raus. Raus aus Berlin und raus aus ihrer verstockten Beziehung zu Robert. Robert hat zu Greta gefunden und nachdem ihm hier die Puste ausgeht, kommt Corona als sein neues Thema gerade recht. Dora kann ihren Job als Marketing-Expertin selbstverständlich im Homeoffice erledigen, aber Mitte Berlin, anfangs noch interessant und spannend, wird es mit Robert zum reinsten Hindernislauf. Kurzentschlossen kauft Dora heimlich in Bracken ein Häuschen auf dem Land. Mit dem Mietwagen geht es inklusive Jochen, der Hündin, ab ins Grüne. Wo sich Fuchs und Hase noch in ihrer natürlichen Umgebung gute Nacht sagen, lebt Dora den reinsten Minimalismus. Ohne Möbel kommt Dora klar und kann ihre laufenden Projekte in der Agentur endlich in Ruhe und in ihrem Rhythmus fertigstellen. Eingewöhnt beginnt Dora ein neues Projekt. Der verwilderte Garten braucht ihre Aufmerksamkeit und der erste Nachbar zeigt ihr nach einiger Plackerei mit großem Gerät, wie es richtig geht. Der Nachbar Grote entpuppt sich als Nazi und Menschenfreund. Dora findet, egal wo hin sie in Bracken sieht, Zwiespalt. Als Franzi, die Tochter von Grote, von ihrer nach Berlin geflüchteten Mutter im Bauwagen abgeladen wird, entsteht aus ferner Nachbarschaft ein Hauch von Freundschaft. In „Über Menschen“ kommt man nicht umhin, sich irgendwie selbst wiederzufinden. Kleinkarierte Dorfbevölkerung trifft auf junge weltverbessernde Städterin, kann das gut gehen? Dora beweist im Laufe der Zeit, dass sie großzügig über ihren eigenen Schatten springen kann. Sie fängt an, die Menschen zu hinterfragen und findet so endlich zu sich selbst. Ein Roman, nicht mehr als ein Blick in den Spiegel! Ob Dörfler, ob Städter, Corona-Leugner oder notorischer Weltverbesserer – mit offenen Augen und Ohren findet man seinen Sinn im Leben. Mit wachem Blick auf Fake-News, verdrehten Wahrheiten und hartnäckigem Hinterfragen schafft man es heute, den Überblick über uns selbst nicht zu verlieren und auch mal ein wenig Abstand zum Trend der Selbstoptimierung zu finden.

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In „Über Menschen“ kommt man nicht umhin, sich irgendwie selbst wiederzufinden. Kleinkarierte Dorfbevölkerung trifft auf junge weltverbessernde Städterin, kann das gut gehen? Dora beweist im Laufe der Zeit, dass sie großzügig über ihren eigenen Schatten springen kann. Sie fängt an, die Menschen zu hinterfragen und findet so endlich zu sich selbst. Ein Roman, nicht mehr als ein Blick in den Spiegel! Ob Dörfler, ob Städter, Corona-Leugner oder notorischer Weltverbesserer – mit offenen Augen und Ohren findet man seinen Sinn im Leben. Mit wachem Blick auf Fake-News, verdrehten Wahrheiten und hartnäckigem Hinterfragen schafft man es heute, den Überblick über uns selbst nicht zu verlieren und auch mal ein wenig Abstand zum Trend der Selbstoptimierung zu finden.

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