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Rezensionen zu
Über Menschen

Juli Zeh

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Dora hat genug von Berlin, der Wokeness und ihren Freund. Sie kauft sich während Corona ein Haus im ländlichen Bracken und hofft ihr Glück auf dem Land zu finden. Was sie aber zunächst findet ist ihr Nachbar Gote, selbsternannter Dorf-Nazi. Aber auch die anderen Dorfbewohner sparen nicht mit latent rassistischen und AfD-mäßigen „die da oben“ Bemerkungen. Über Menschen polarisiert. Ich weiß noch wie das Buch hier diskutiert wurde. Denn während man dieses Buch liest, muss man sich vom schwarz-weiß denken verabschieden. Der hilfsbereite, Horst-Wessel-Lied singende Nazi-Nachbar, der homosexuelle AfD-Wähler… Juli Zeh weiß (mal wieder) wie sie die Wunde der Gesellschaft trifft. Und genau damit hadert auch Dora. Vor allem bzgl Gote: je mehr sie über ihn erfährt desto mehr fragt sie sich, ob sie ihn mögen kann/darf oder geschweige denn helfen. Und als Leser:in hadert man mit Dora. Ich weiß noch wie Zeh vorgeworfen wurde mit diesem Buch Neonazis zu verharmlosen. Denn man fragt sich irgendwie ob man Gote nun sympathisch finden soll? Ist der Mensch mehr als die politische Einstellung? Und ist die politische Einstellung überhaupt mehr als ein „Dagegensein“? Denn Dora wird mit plötzlich mit dörflichen Problemen konfrontiert und kann nun die ein oder andere (Anti-)Haltung nachvollziehen. Über Menschen will sicher nicht Rechte verharmlosen. Aber beleuchtet eben auch die menschliche Seite von („Pseudo“-)Rechten, die man diesen in der eigenen Bubble gerne abspricht. Denn klar, auch der Neo-Nazi kann zu Menschen (die in seine Ideologie passen) nett sein. Interessant ist hier wie Dora selbst nicht weiß wie sie damit umgehen soll und wie es sich entwickelt. Dass hier aber jede:r anders handeln und denken würde: klar. Je nach der eigenen (konsequenten) politischen Haltung variiert dieses extrem. „Es geht nicht darum, Widersprüche aufzulösen“, sagt Steffen, „sondern sie auszuhalten.“ (S. 162) Das Buch ist definitiv eine durchgehende Gratwanderung, stößt (bei manchen ggf sauer) auf und regt zum Denken an.

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Als die erste Welle der Corona-Pandemie Deutschland überrollt, flieht Dora nicht nur vor Lockdown und Kontaktbeschränkungen, sondern auch vor ihrer Beziehung mit Robert. Im brandenburgischen Dorf Bracken hat sie sich wenige Monate zuvor ein Grundstück mit Haus gekauft. Schicksalshaft, so erscheint ihr die Situation. Gemeinsam mit ihrer Hündin "Jochen-der-Rochen", versucht Dora herauszufinden, ob ihr das Leben auf dem Land eine Zukunft bietet. Schnell muss sie feststellen, dass das Landleben nicht nur Idylle und Ruhe zu bieten hat. Der Nahverkehr ist quasi nicht vorhanden, der Anbau von Kartoffeln alles andere als leicht und der Nachbar stellt sich mit den Worten "Ich bin hier der Dorfnazi." vor. Ich habe bereits mehrere Romane von Juli Zeh gelesen und bin auch hier wieder begeistert von ihrer Gesellschaftskritik. Ganz gleich, welche politische Einstellung, welche Meinung man zum Lockdown, Klimaschutz oder ganz anderen Dingen vertritt: Juli Zeh schafft es, mit der Präzision eines Brennglases und doch mit viel Humor, jeden von uns abzubilden, die breite Gesellschaft! Dabei gibt es nicht nur Schwarz und Weiß, das muss auch Dora in ihrem neuen Alltag erkennen. Wie sich die Dinge dann aber entwickeln, wohin Doras Entscheidungen und neue Einstellungen sie führen, hat mir persönlich nicht gefallen. Zu unrealistisch und konstruiert habe ich den Verlauf der Handlung empfunden. Die Erfahrung habe ich bereits bei anderen Romanen der Autorin gemacht. Vom Grundsatz her und bis zu einem gewissen Punkt bin ich begeistert, vom Ende dann aber nicht selten enttäuscht. Dennoch: Ein lesenswerter Roman, der uns den Spiegel vorhält und keine Tabus kennt.

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Hoch aktuell

Von: Romina

19.07.2022

Autorin: Juli Zeh 412 zu lesende Seiten Roman Luchterhand Verlag Dies ist bereits mein zweites Buch der Autorin und war sehr gespannt, wie mir dieses gefallen wird. Darum geht es in dem Buch: Dora zieht mit ihrer Hündin "Jochen-der-Rochen" aufs Land nach Bracken. Dort trifft sie auf aussergewöhnliche Nachbarn. Zuerst hat sie viele Vorurteile gegenüber ihnen, doch sie merkt mit der Zeit, dass diese sich nicht bestätigen lassen. Dabei beschäftigen sie aktuelle Themen wie Corona oder "Black lives matter". Den Einstieg in die Geschichte viel mir etwas schwer, da die Autorin einen sehr speziellen Schreibstil hat. Nachdem ich mich aber daran gewöhnt habe, bin ich ziemlich gut voran gekommen. Auch wenn in der Geschichte eigentlich kein grosses Drama stattfand, wollte ich doch wissen wie es weiter geht mit Dora, Gote und Franzi. Natürlich war das Ende tragisch, es gab aber nicht dieses Hin und Her, wie es in vielen Büchern der Fall ist. Die Autorin schreibt nicht um den grossen Brei herum und trotzdem kann man sich die beschriebenen Szenen gut vorstellen. Die ganzen Vorurteile gegenüber Städtern und Landleuten konnten durch Figuren wie Dora oder Gote grösstenteils beseitigt werden. Bei Gote blieben mir am Ende aber immer noch ein paar Fragezeichen zurück. Auch wenn er am Ende von seiner Kindheit erzählt, blieb bei immer noch die Frage offen, warum er zu seinem Namen "Dorf-Nazi" genau gekommen ist. Dies könnte daran liegen, dass die ganze Geschichte nur von der Perspektive von Dora erzählt wurde. Einen Perspektivenwechsel hätte ich an dieser Stelle noch interessant gefunden. Auch um zu sehen, was in seinem Kopf für Gedanken umhergehen und wie seine Gefühle aussehen. Da ich sehr oft Bücher lesen mit einer Liebesgeschichte, war ich sehr überrascht, dass mir diese Geschichte trotzdem gefallen hat. Es gab zwar diese gewisse Vertrautheit zwischen Gote und Dora, doch diese war anders. Zusammen mit Franzi hatten sie so etwas wie eine Familie, auch wenn für nur eine ganz kurze Zeit. Das Buch behandelt sehr aktuelle Themen, unter anderem Corona, Rassismus oder Krieg. Diese werden gut in die Geschichte eingearbeitet und die damit zusammenhängenden Probleme zusammen anhand von den Charakteren aufgezeigt. Fazit: "Über Menschen" behandelt sehr aktuelle Themen und integriert diese gut in die Geschichte von Dora und ihren Nachbarn in Bracken.

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Juli Zeh nimmt den Leser mit auf zwei diametral entgegengesetzte Milieustudien zu Beginn der Corona Lockdown Zeit. Einmal ein Kreuzberger Intellektuellenpärchen, alle Klischees erfüllend und in ihrer Haltung zu Corona und den getroffenen Maßnahmen eher gegensätzlich bis extrem. Auf der anderen Seite eine eingeschworene Dorfgemeinschaft in der Prignitz, ein Sehnsuchtsort eingesperrter Großstadtbewohner mit allen denkbaren und undenkbaren Charakteren einer 30% AfD-Wählerschaft. Dora eine Werbegraphikerin zieht der Liebe wegen mit einem Online-Journalisten zusammen. Dieser wiederum belächelt die Tätigkeit seiner Partnerin, da er als Prophet der Apokalypse seinen Job als Weltrettung sieht. Aus dieser Situation kann sich Dora entziehen, da sie ein Gutsverwalterhaus in der Prignitz erwerben konnte. Sie verschwindet in die Provinz ohne ihrem Partner Dauer und Ort mitzuteilen. Der gewählte Zufluchtsort erweist sich als der komplette Gegenentwurf zu dem Stadtleben und es zeigt sich umgehend, dass eine Existenz dort ohne die Akzeptanz des Nachbarn auch mit seinen abzulehnenden politischen Überzeugungen nicht denkbar wäre. Und, auch wenn man es kaum erträgt, der Dorfnazi kann auch freundlich sein - zumindest zu einer erkennbar deutschen Frau, die Unterstützung benötigt. Insgesamt ist die Schilderung der Dorfidylle und der Clash-of-Culture sehr oberflächlich und mir persönlich viel zu flach, aber trotzdem eine gut lesbare und vergnügliche Geschichte. Ich hätte mir etwas mehr gewünscht, eine Fortsetzung ist denkbar...

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„In Bracken ist man unter Leuten. Da kann man sich nicht mehr so leicht über die Menschen erheben. Wirst dich dran gewöhnen müssen.“ Über Menschen ist nach Unter Leuten und Dunkelblum mein drittes Buch in diesem Jahr, das sich mit der Dynamik in Dörfern beschäftigt. Nun könnte man denken, dass dieses Thema schnell ausgelutscht wäre. Doch das Gegenteil ist der Fall. Natürlich gibt es Gemeinsamkeiten (jeder kennt jeden), es ergeben sich aber immer andere Konstellationen. Zu Beginn der Corona-Pandemie flieht Dora mit ihrer Hündin ins ländliche Brandenburg. Dort hatte sie schon vor der Pandemie ein Haus gekauft. Sie erhofft sich Ruhe, ist aber gegenüber der örtlichen Bevölkerung und deren politischer Einstellung ein wenig skeptisch. Ihr Nachbar begrüßt sie dann auch mit den Worten „Ich bin hier der Dorf-Nazi.“ Doch Dora gibt sich entschlossen und möchte sich nicht entmutigen lassen. Nach und nach lässt sie sich auf die örtlichen Gegebenheiten ein und fängt an, in Bracken Fuß zu fassen. Wieder einmal schafft Juli Zeh es meisterhaft, die Charaktere vor dem inneren Auge entstehen zu lassen. Sie beschreibt gekonnt und witzig die Situation in einem kleinen ostdeutschen Dorf, das sich vom Rest der Welt abgehängt fühlt. Manche politische Einstellung dieser Menschen wird dadurch klarer. Das Buch ist sehr aktuell und sollte auch gerade deswegen genau jetzt gelesen werden.

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Das Buch ist wie eine Sternschnuppe zu mir gekommen

Von: Maxym Makedonskyi aus Vienna

08.12.2021

Ich habe dieses Buch in einer kreativen Tauschbörse in Wien bekommen, schon beim lesen hatte ich das Gefühl, dass mich das Buch entdeckt hat. Die Inhalte mit den ich mich total identifizieren kann, treffen total auf mein derzeitiges Gedankengut da, vor allem weil ich das Projekt www.openwing.me betreibe. Das Portal das ich mit Herz erschaffen hat, passt total zu diesem Buch und zur Entstehungsgeschichte

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Dora ist 36 Jahre alt und flüchtet Anfang 2020 von Berlin ins brandenburgische Umland - sie hat sich ein Haus in dem (fiktiven) Dorf Bracken gekauft, und der Umzug dorthin hängt bei weitem nicht nur mit dem Beginn der Corona-Pandemie zusammen. Der eigentliche Grund für ihre Flucht ist ihr Partner, der sich zuerst in das Thema Klimakatastrophe und schließlich auch Corona verrannt hat. Dora zweifelt an ihrem Leben und will in Bracken zur Ruhe kommen. Diese Ruhe wird aber schnell durch ihren Nachbarn Gote gestört, der sich ihr als "Dorf-Nazi" vorstellt, was leider nicht nur so dahingesagt ist ... Selten war ich mir so unschlüssig, wie ich ein Buch bewerten soll, wie bei diesem hier. Dass die Geschichte so aktuell ist, machte mir weniger aus als erwartet. Im Gegenteil finde ich es schon jetzt, nur knapp 1,5 Jahre später, interessant, wie bekannt und gleichzeitig fremd mir die Gedanken vom Beginn der Pandemie sind. Genauso war es "damals"; genauso anders hat sich das Empfinden mittlerweile entwickelt. Auch weitere zeitgenössische Themen und Blickwinkel wurden scharf beobachtet und überzeugend eingefangen. Was ich möglicherweise nicht ganz verstanden habe, ist, was genau die Autorin letztlich mit der Figur des Gote aussagen wollte. Im besten Fall "Begegne jedem Menschen als Mensch, was auch immer er getan hat, damit du selbst Mensch bleibst", im schlimmsten Fall "Nazis können eigentlich auch ganz nett sein (jedenfalls zu denen, die nicht zufällig die aus ihrer Sicht falsche Hautfarbe haben)"? Ich möchte sehr gern ersteres annehmen, fand den zweiten Aspekt aber leider auch recht deutlich mitschwingend, und das geht mir ziemlich gegen den Strich. Ich vergebe 4/5 ⭐ für ein lesenswertes, aber schwieriges Buch.

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Juli Zeh nimmt uns in ihrem 416-seitigen Roman „Über Menschen“, erschienen am 22.03.2021, mit in die Zeit des ersten Corona-Lockdowns im Frühling 2020 und von Berlin ins kleine Straßendorf Bracken, in der tiefsten brandenburgischen Provinz, und erforscht dabei tiefgründig Klischees, aktuelle gesellschaftsrelevante Themen und die menschliche Natur. Vielen lieben Dank @bloggerportal und @luchterhand_verlag für das kostenlose Rezensionsexemplar! Dora zieht mit „Jochen dem Rochen“ (einfach nur genial!), ihrer kleinen Hündin, ins brandenburgische Nirgendwo, wo sie ein stark renovierungsbedürftiges, unmöbliertes altes Gutsverwalterhaus mit verwildertem Garten gekauft hat. Sie sucht ländliche Idylle, Freiheit, Raum zum Atmen und ein Ausbrechen aus ihrem konformistischen Großstadtleben. Berlin im ersten Lockdown der Pandemie mit seinen leergefegten Straßen, die sich spaltende Gesellschaft zwischen Panik und Leugnung, die scheiternde Beziehung zu ihrem verbissenen Freund Robert, innerer Unruhe und Unzufriedenheit lassen sie aufs Land fliehen. Sie findet mentalen und physischen Abstand, wird jedoch auch mit Herausforderungen konfrontiert, wie der extrem sporadischen Busverbindung in die nächste Kreisstadt und finanziellen Problemen. Zudem scheint Bracken jedes Klischee der ostdeutschen Provinz zu bedienen, wie Rechtsradikale mit kahlrasierten Köpfen, die Nazi-Lieder grölen, Alltagsrassismus par excellence, AfD-Wähler und platin-blond gefärbte Dorftussis. Doch je heimischer Dora wird, desto schwieriger wird es scharf zwischen Gut und Böse zu trennen. Die Menschen passen nicht in eindimensionale Raster basierend auf ihren politischen Ansichten, sei es der schwule AfD-Wähler, der hilfsbereite Nachbar R2-D2 und vor allem Gote, der von sich selbst als „Dorf-Nazi“ bezeichnete direkte Nachbar, der Dora hilft, den Alltag zu bewältigen und ihr Anker wird. Sowohl Dora als auch wir als Leser müssen uns von unserem Schubladendenken verabschieden und unsere Moralvorstellungen werden massiv herausgefordert. Letztlich stellt sich die Frage: Können Nazis trotzdem gute Menschen sein? Und gerade dieses Trotzdem macht den Reiz aus und regt zum kritischen Betrachten ein, denn wie kritisch zu sehen auch die politischen Ansichten sein mögen, so sind sie doch immer nur ein Teilaspekt der mannigfaltigen Charakterzüge und Gedanken eines Menschen. „Über Menschen“ ist ein unglaublich treffend gewählter Titel, denn in diesem kritischen, reflektierenden und bewegenden Gesellschaftsroman geht es vorrangig um menschliche Charaktere, ihre Vielschichtigkeit, ihre Ängste, Schwächen und Befangenheiten, aber auch um ihre Stärken. Juli Zeh zeichnet ihre Charaktere mit scharfem Blick, höchst präzise und authentisch vielschichtig. Klischees werden im Spannungsfeld Toleranz und Akzeptanz ausgelotet, Grenzen verschwimmen. Ich war von Juli Zehs Wortwitz, scharfsinniger Beobachtungsgabe und bildhafter Beschreibung begeistert, schon angefangen bei den Spitznamen, von „Jochen dem Rochen“ über „R2-D2“ oder dem Fahrrad „Gustav“. Bracken und seine Einwohner sind mir sehr plastisch vor meinem geistigen Auge erschienen! Sie lotet zudem die Gefühlswelt der deutschen Gesellschaft im Pandemiemodus sehr nuanciert und differenziert aus, in all ihren Extremen und trüben Zwischenausprägungen. Ich bin begeistert von diesem augenöffnenden, spannenden und facettenreichen Roman, der tiefgründige gesellschaftsrelevante Themen und aktuelle Fragen aufgreift! „Über Menschen“ war mein erster, aber sicherlich nicht mein letzter Roman von Juli Zeh! Eine große Leseempfehlung von mir!

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