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Rezensionen zu
Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle

Stuart Turton

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€ 11,99 [D] inkl. MwSt. | € 12,40 [A] | CHF 16,90* (* empf. VK-Preis)

Schlichtweg genial mit einem kleinen Aber

Von: Lesemelody

15.05.2021

Die Idee und Umsetzung dieses Mordfalls ist in meinen Augen schlichtweg genial. Als Leser wird man bereits auf der ersten Seite mitten ins Geschehen hineingeworfen und ist für einen Grossteil des Buches genauso ahnungslos und verwirrt, wie der Protagonist selbst. Die Atmosphäre in Blackheath ist erdrückend und voller Misstrauen. Niemandem scheint man vertrauen zu können und das beweist Stuart Turton bis zum bitteren Ende. Stück für Stück bekommt man Erklärungen und Hinweise, wird immer wieder aufs Neue überrascht, wenn Aiden in einem Körper aufwacht, dessen Person man zuvor für einen „Bösewicht“ hielt. Auch die Auflösung schockiert und kommt unerwartet. Grosses Kino à la Agatha Christie. Kurz gesagt: Das Buch wäre ein absolutes Highlight, 5 Sterne wert. Wären da nur nicht die letzten 150 Seiten und die Handlung ausserhalb von Blackheath. Die Erklärung, weshalb Aiden auf diesem Anwesen ist und immer von Neuem diesen Tag erleben muss, ist in meinen Augen leider absolut misslungen. Es hinterlässt einen faden Beigeschmack beim Lesen dieses wirklich einzigartigen Buches. Sehr schade. Trotzdem in meinen Augen absolut lesenswert, alleine wie alle diese Figuren und Handlungsstränge zum Schluss zusammenkommen und jede noch so kleine Frage restlos beantwortet wird. In meinen Augen eine Glanzleistung vom Autor, hier den Überblick zu behalten.

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Knifflig, verzwickt und spannend

Von: SternenstaubHH

02.05.2021

Familie Hardcastle lädt zu einem Ball auf ihr Anwesen Blackheath und viele Freunde folgen dieser Einladung. Auch der Hauptprotagonist Aiden Bishop. Dieser erwacht aber zunächst in einem anderen Körper - und zwar in dem des Arztes Dr. Sebastian Bell. Schon bald findet Aiden heraus: Er erlebt den letzten Tag von Evelyn Hardcastle sieben Mal im Körper eines anderen und zwar so lange bis er den Mord an ihr lösen kann. Es klingt ein bisschen nach "Täglich grüßt das Murmeltier", doch es ist viel mehr als nur das Erleben ein und des selben Tages. Tag für Tag kommt Aiden dem Geheimnis um Evelyn Hardcastle näher und es beginnt schon bald ein Katz-und-Maus-Spiel, denn Aiden ist nicht der einzige der in diesem "Spiel" gefangen ist. Das der vermeintliche Selbstmord Evelyns ein Mord seien soll, wird auch für den Leser zu einem spannenden und vor allem undurchschaubaren Fall. Zusammen mit Aiden tappt man daher anfangs noch im Dunkeln, doch von Tag zu Tag und Seite zu Seite lichtet sich dieser verworrene Kriminalfall. Der Autor Stuart Turton hat ein ganz beachtliches Buch geschrieben, das mit Spannung und einer höchst intelligenten Handlung glänzt. Er hat zu jeder Zeit die Handlungsstränge gut im Auge und verzettelt sich zu keinem Zeitpunkt. Dadurch hat er einen ganz besonderen Krimi geschrieben, der mich komplett begeistert hat. Den Leser erwartet eine verzwickte Handlung, ein spannender Fall, großartige charaktere und ein angenehmer Schreibstil. Fazit: Für Krimi-Fans ein Muss!

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Der Plot liest sich wie ein ganz normaler Krimi, doch das Buch hat eine raffinierte Besonderheit. Protagonist Aiden Bishop steckt in einer Zeitschleife fest, er erlebt den Tag des Maskenballs immer wieder. Beenden kann er das Ganze nur indem er den Mörder von Evelyn Hardcastle überführt. Dazu kann er den Tag insgesamt acht Mal erleben und befindet sich dabei jedes Mal im Körper eines anderen Gastes. Schafft er es in dieser Zeit nicht den Mordfall zu klären so beginnt der Zyklus von vorne: er verliert seine Erinnerungen und beginnt wieder bei Tag eins. Ja, das ist genauso verwirrend wie es klingt! Der Leser ist zu Beginn genauso ahnungslos wie der Protagonist. Dessen Erlebnisse werden nicht gleich erklärt, sondern ergeben erst dann einen Sinn, wenn er den Tag aus der Sicht eines anderen Menschen nochmals erlebt. Je weiter man voranschreitet, desto verständlicher wird das bisher gelesene. Das hat zur Folge, dass man auf den ersten 100 Seiten erstmal sehr verwirrt ist und auch vieles im Kopf behalten muss, weil darauf später nochmal Bezug genommen wird. Auch die vielen Personen auseinanderzuhalten ist nicht ganz einfach. Dazu kommen deren Verwicklungen untereinander: Freunde, Verwandte, Feinde, Dienstboten, … - das alles zu überblicken ist nicht einfach. Wenn man aber erst mal in der Geschichte drinnen ist kann man das Buch nicht mehr weglegen. Die Informationshäppchen regen zum Spekulieren an und die Hinweise fügen sich wie ein Puzzle nach und nach zusammen. Es ist faszinierend, gemeinsam mit Aiden nicht nur den Mord aufzuklären, sondern auch den Tag und dessen Ereignisse in den richtigen Zusammenhang zueinander zu setzen und endlich zu verstehen was passiert ist. Zugegeben, an mancher Stelle hatte ich nur Fragezeichen vor Augen. Aber wie sich nach und nach alles zu einem Bild zusammenfügen ist super faszinierend!

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Ich habe mich auf diesen Titel wirklich unheimlich gefreut. Das hatte mehrere Gründe: 1. Das Cover. Ja, ich gehöre zu den "Cover-Opfern" und stehe dazu. Dieses hier ist wahrlich ein Träumchen. Die freistehende Treppe eines Herrenhauses, das Schachmuster des Bodens, die Schachfigur. (Endlich hat ein Cover mal wieder einen tollen Bezug zur Geschichte!) 2. Die Thematik. "Und täglich grüßt das Murmeltier" im Krimi-Gewand. Das ist ein Fest für Liebhaber beider Genre wie mich. Ich war ganz aus dem Häuschen über den Klappentext. 3. Stuart Turton - ein britischer Autor. Ich mag einfach wie die Briten schreiben! Ich habe mir also ein tolles Leseerlebnis ausgemalt. Es begann auch wirklich gut: Das Buch ist so schön gestaltet! Im Umschlag findet man eine Karte vom Anwesen der Hardcastles. Hier findet man eine Übersicht des Grundstücks inklusive der Stallungen, des Waldes, des Pförtnerhauses sowie eines Lageplans der Gästezimmer und weiterer Räumlichkeiten von Blackheath. Ich muss zugeben (auch wenn der Plan nicht zu 100 Prozent stimmte), dass ich solche Extras sehr schätze. Zu Beginn des Buchs findet sich dann eine Einladung zum Maskenball. In dieser Einladung sind die wichtigsten Personen inklusive ihrer Funktionen aufgelistet. Diese Seite war eine enorme Hilfestellung für das überaus komplexe Geschehen, das sich auf Blackheath ereignete. Und da kommen wir schon zum ersten großen Problem. Der Einstieg ins Buch fiel mir unheimlich schwer. Nicht, dass ich selbst noch damit beschäftigt war mit all den Namen und Beziehungen der Figuren untereinander zurecht zu kommen, nein - der Ich-Erzähler litt selbst unter Gedächtnisverlust und hatte keine Ahnung, wer all die Personen sind. Dieser Umstand erschwerte es mir sehr im Buch "anzukommen". Eines der nächsten Probleme lag darin, dass der im Klappentext und Titel angekündigte "erste" Tod der Evelyn Hardcastle weit über 100 Seiten lang auf sich warten ließ. Ich weiß nicht, wie andere Leser das sehen, aber mich stört sowas einfach! Auch bei einem Schmöker mit mehr als 600 Seiten möchte ich nicht, dass ich so lang auf die angekündigte Handlung warten muss. Das war leider frustrierend. Erst ab Tag 4 fand ich es richtig spannend, wurde aber aufgrund von Logikproblemen (die keine Logikfehler, sondern eher Verständnisprobleme meinerseits waren) in meiner Neugier wieder ausgebremst. Was mich trotz dieser Anfangsprobleme bei der Stange hielt, war die tolle Sprache, die sich der Autor bediente. Teils altertümlich anmutend, mal ein wenig holprig, dann vornehm britisch, manchmal sogar poetisch... das gefiel mir richtig gut! Der Mann kann mit Wörtern spielen - alle Achtung! Leider kann mich auch ein toller Schreibstil nicht 600 Seiten lang fesseln. Da braucht es schon etwas Spannung und hier liegt das Hauptproblem. Stuart Turton ist detailverliebt. Das ist auch gar nicht so tragisch. Er ergießt sich nicht stundenlang in Landschaftsbeschreibungen oder wiederholt ununterbrochen die Fakten (obwohl es aufgrund des Plots natürlich zu Doppelungen kommt). Turton schafft durch seine Sprache und die gewählte Detailtiefe eine ganz besondere Atmosphäre auf dem Anwesen Blackheath. Diese bedrückende, dunkle, teils unheimliche Stimmung wusste ich auch durchaus zu schätzen, leider hat sie aber das Tempo gedrosselt. Je weiter das Buch voranschritt, umso mehr Tempo hätte ich mir gewünscht. Der Autor blieb aber seiner Detailtiefe treu. In meinen Augen hat dadurch die Spannung des Buchs leider verloren. Ein weiteres Problem des Buchs ist dieser tolle Plot. Ihr denkt sicher, nun ist sie vollkommen durchgeknallt. Wie kann denn ein gelungener Plot ein Problem sein? Tja, ich finde, das Buch ist leider bis in die Haarspitzen konstruiert und bremst sich damit selber aus. Ich schreibe mir sehr gern während des Lesens kleine Spickzettel für die Rezension, damit ich mich auch später an die Handlung und mein Gefühlsleben beim Lesen erinnere. Der Spickzettel hier war dermaßen vollgekritzelt, durchgestrichen, mit Querverweisen und Pfeilen versehen, dass ich schon bei der Hälfte des Buchs nicht mehr durchblickte und ihn weggeschmissen habe. "Die sieben Tode der Evely Hardcastle" ist einfach ein sehr, sehr komplizierter Roman. In 100 Jahren wäre ich niemals auf die Auflösung gekommen. Was natürlich auch nichts Schlechtes ist, aber ich fühlte mich vom Autor um die Möglichkeit betrogen das Rätsel selber lösen zu können. Neben der Sprache hielten mich außerdem die Figuren bei der Stange. Durch die detailierten Darstellungen erfuhren auch die Figuren eine unheimliche Tiefe. Es war sehr interessant zu beobachten, wie Aiden Bishop jeden seiner "Wirte" beeinflusste und wie sie gleichermaßen ihn beeinflussten und veränderten. Hier hat der Autor echt ganze Arbeit geleistet. Das wirkte alles sehr authentisch und auf gar keinen Fall nur schwarz und weiß. Der Roman trieft nur so vor Rätseln und Geheimnissen, Schuld und Trauer, Rache und Vergebung, falschen Erinnerungen und der Frage, was Freundschaft und Liebe alles bedeuten kann. Für mich jedoch war (fast) alles zu lang, zu kompliziert, zu konstruiert. Der unglaublich tolle Schreibstil des Autors verbunden mit den interessanten und authentisch gezeichneten Figuren hat mir leider nicht gereicht. Wäre ich nicht so neugierig, hätte ich das Buch vermutlich abgebrochen. Aber ich wollte dann doch wissen, was es mit den Geschehnissen auf sich hat. Vielleicht war es also doch nicht so schlecht. ;-) Hier muss man sich vermutlich am besten selber eine Meinung machen.

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„Heute Abend wird jemand ermordet werden. Es wird nicht wie ein Mord aussehen, und man wird den Mörder daher nicht fassen. Bereinigen Sie dieses Unrecht, und ich zeige Ihnen den Weg hinaus.“ steht in der Nachricht, die ein geheimnisvoller Unbekannter Aiden Bishop zukommen lässt. Auf dem Anwesen Blackheath der Familie Hardcastle wird ein Maskenball zu Ehren der Verlobung von Evelyn Hardcastle, der Tochter des Hauses, mit dem äußerst wohlhabenden und deutlich älteren Lord Cecil Ravencourt vorbereitet, und eben an diesem Abend geschieht ein Selbstmord, der keiner zu sein scheint. Nur wenn Aiden Bishop die Lösung zu diesem Verbrechen findet, kann er aus Blackheath entfliehen. Dabei gehört er weder zur Familie noch zum Hauspersonal und steht auch auf keiner Gästeliste: Wer ist er, und wie kam er nach Blackheath? Dafür wacht er Tag für Tag in einem anderen Wirt sprich im Körper eines anderen Gastes auf und erlebt diesen Tag zum wiederholten Mal incl. des getarnten Mordes. Er kann sich bei den Ermittlungen nur auf seine Kombinationsgabe verlassen und ist gezwungen, die Talente seines jeweiligen Wirtes zu nutzen. Dabei scheint jede und jeder auf Blackheath seine wahren Beweggründe hinter einer Fassade zu verbergen, so dass es schier unmöglich scheint, Freund vom Feind zu unterscheiden. Zudem lauert ihm im Verborgenen eine dubiose Gestalt in der Maske eines Pestdoktors auf. Allein dieser Tatbestand würde schon für reichlich Schrecken sorgen, wäre da nicht dieser brutale Lakai, der nach dem Leben seines jeweiligen Wirtes trachtet. Und dann ist da auch noch Anna…! Wow! Stuart Turton hat – nach 3 Jahren Arbeit an diesem komplexen Werk – ein sensationelles Romandebüt abgeliefert, das gekonnt die Regeln von Raum und Zeit aufhebt, den Lesern nach allerbester „Whodunit“-Manier durch die Handlung treibt und mit den Elementen des Gothic-Thrillers spielt. Die umfangreichen Fakten eines Tages werden in viele kleine Hinweise aufsplittert und nur bruchstückchenhaft – manchmal auch nur rudimentär – dem jeweiligen Protagonisten präsentiert. Da werden Indizien schon auf den ersten Seiten verstreut, die erst zum Ende des Romans an Bedeutung gewinnen und den Leser veranlassen, nochmals zurückzublättern, um die Fakten aus den Blickwinkeln der unterschiedlichsten Protagonisten zu sichten. Das Symbol der Maske ist in diesem Kriminalroman allgegenwärtig: Niemand scheint in dieser Geschichte, die wahre Identität zu offenbaren. Aiden Bishop ist gezwungen, sich hinter den Gesichtern seiner Wirte zu verbergen. Die Familie Hardcastle, ihre Gäste wie auch die Dienstboten verstecken sich hinter Standesdünkel und Allüren, und auch der Pestdoktor verbirgt sein Antlitz hinter der charakteristischen Schnabelmaske. Sie alle treffen sich auf dem Maskenball in Blackheath! Wer nach der obigen Inhaltsangabe fälschlicherweise glaubt, eine äußerst krude Geschichte vor sich zu haben, den kann ich beruhigen: Die Verwirrung ist einzig und allein meiner mangelhaften Fähigkeit, eine kurze, prägnante Inhaltsangabe darzulegen, geschuldet und lässt somit keine negativen Rückschlüsse auf das Talent des Autors zu. Ganz im Gegenteil: Turton versteht es bravurös die einzelnen Puzzleteile zu einem logischen Ganzen zusammenzusetzen. Stellt sich die Handlung anfangs als ein scheinbar undurchsichtiges Wirrwarr dar, entwirrt er an jedem neuen Tag und mit jedem weiteren Protagonisten die Handlung Stück für Stück zu einem logischen Ganzen. In diesem geistreichen Ratespiel haben mich die facettenreichen Charaktere ebenso überzeugt, wie mich die unvorhersehbaren Wendungen, die die Handlung immer wieder in eine neue Richtung lenken, (positiv!) verwirrten. Die Antwort bleibt bis zum Ende im Dunkeln verborgen – oder sollte ich lieber sagen: hinter einer Maske? – und verblüfft mit einer überraschenden Auflösung! Dieses Debüt wirkt – trotz seines klassischen Stils – frisch und unverbraucht: ein Novum in der Krimilandschaft, in der alle schon alles gelesen zu haben scheinen. Bravo!

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Bewertung: "Die Zukunft ist keine Warnung, mein Freund, sie ist ein Versprechen - eines, das wir nicht brechen werden. Genau das ist das Wesen der Falle, in der wir geraten sind." (Glücksspieler Daniel Coleridge zu Bankier Cecil Ravencourt, Seite 133) Das Cover ist zeitgemäß wirklich gelungen. Hervorragend gewählt zur Kulisse und Geschichte. Mich stört jedoch der Scannercode auf der Titelseite, wo es ihn doch auch wie üblich auf der Rückseite des Umschlages gibt. Wozu dieser noch vorne angebracht wurde ist mir ein Rätsel und macht das Bild etwas kaputt. Der Titel könnte ebenfalls nicht besser gewählt werden. In der Innenseite - vorne und hinten - der Buchklappen hat der Autor den Grundriss mit kleinen Dingen, die in der Geschichte vorkommen gezeichnet. Diese Übersicht ist nicht bloße Zeichnungskunst, sie dient eher als kleines Hilfsmittel, die Örtlichkeit besser bildlich vor Augen zu haben. Das versteht man aber erst, wenn man angefangen hat, die Geschichte zu lesen. Da tauchen dann nach und nach die vielen Räume und Dinge auf, die auf den zwei Seiten festgehalten werden. Bevor ich mit der Bewertung fortfahre, muss ich noch den Hinweis geben, dass diese Geschichte sehr schwer zu rezensieren ist, ohne zu spoilern. Viele Erläuterungen meiner Beurteilung sind Spoilerangaben und würden somit zu viel von dem Zauber der Geschichte verraten. Daher werde ich bei der Rezension etwas schwammig bleiben müssen ... leider ist es für dieses Buch einfach nicht möglich (habe ich auch bei den Rezensionen meiner Lesekameraden gesehen), die Geschichte ausführlich zu bewerten ohne die Fragen im Vornherein für kommende Leser zu klären. Da das sehr ärgerlich wäre, geht das also nicht mit dem Rezensieren auf übliche Art. Ich werde aber versuchen, so genau wie möglich zu sein, ohne anderen Lesern die Lesefreude zu nehmen! Der Autor erklärt während der ganzen Geschichte sehr genau den Zustand unseres Mannes, ebenso seine Gefühls- und Gedankenwelt. Dabei wird es nie schräg oder unglaubwürdig - ganz im Gegenteil; der Autor belebt die Charaktere und ihr Innenleben mit solch einer Intensität, dass es wirklich realistisch rüberkommt. Manchmal wusste ich nicht, wie ich reagiert hätte, an seiner Stelle - und in manchen Situationen konnte ich sein Vorgehen nicht verstehen. Manchmal ist er so blind und naiv, dass ich Schmerzen hatte. Was mich am Wirt Dr. Sebastian Bell stört, ist, dass er so gar nicht, wo er sich eigentlich dort befindet oder ob er dort lebt und wer dieser Mann ist, mit dem er sich ausgiebig unterhält. Er hat sein Gedächtnis und somit seine Erinnerungen verloren und stellt keine dieser relevanten Fragen?! Er nimmt das alles so als gegeben an, was wohl im realen Leben niemand tun würde. Das ist wirklich ein ziemlich unrealistischer Moment, den der Autor erstellt hat, sehr unglaubwürdig. Doch unser Mann ist manchmal auch clever und nutzt die Talente seiner Wirte, indem er sich Hilfe sucht, um das Rätsel der Ermordung von Evely Hardcastle zu lösen. Das hat mich wiederum überrascht. Ich kann spüren, dass meine Erinnerungen fast in Reichweite sind. Sie haben eine Gestalt, haben Gewicht, wie verhüllte Möbel in einem verdunkelten Zimmer. Ich habe einfach nur die Lampe verloren, mit deren Lichtschein ich sie betrachten könnte. (Erzählung von Dr. Sebastian Bell, Seite 34) Es bleiben dennoch Fragen unbeantwortet für mich: Welches Jahrhundert haben wir? Das wird nicht ein einziges Mal erwähnt. Ich selbst kann mir einfach keinen richtigen Reim aus der Erzählung dazu bilden ... die Kulisse, die Kleider, das Benimmverhalten, der Erzählstil wirken eher wie im 19. Jahrhundert oder gar dem 18. Jahrhundert. Dann wiederum aber tauchen Sätze in der Erzählweise auf und bestimmte Gegenstände (z. B.: Tattoos), die so gar nichts mit diesen Jahrhunderten zu tun haben. Dann wirkt das Ganze wie aus dem 20. Jahrhundert gespielt. Ich bin also noch nach Beendung des Buches im Unklaren, zu welcher Zeit ich mich befand, das nervt mich. Wut ist greifbar, sie hat ein Gewissen. Man kann mit den Fäusten auf sie einschlagen. Doch Mitleid ist ein Nebel, in dem man sich nur verirren kann. (Erzählung von Dr. Sebastian Bell, Seite 24) Fast alle Personen, die in der Geschichte ihre Rolle spielen, sind auf der Einladung zu Beginn des Buches aufgeführt. Ich glaube nicht, dass der Autor dies bloß als Schmuckstück wie die Übersichtszeichnung auf den Buchdeckeln reingenommen hat. Ich denke, dies soll dem Leser helfen, die Übersicht über die vielen Charaktere zu bekommen und zu halten. Mir hat die Einladung sehr geholfen. Ich habe etliche Male nach vorn geblättert und mir die Namen immer wieder durchgelesen. Nur drei oder vier Personen stehen nicht darauf und musste ich mir selbst aufschreiben. Es ist ganz so, als hätte man mich aufgefordert, ein Loch zu graben, und mir zu diesem Zweck statt eines Spaten lauter wild durcheinanderschwirrende Spatzen in die Hand gedrückt. (Erzählung vom Butler Roger Collins, Seite 264) Ich kann die Kritiken (zu der Verwirrung vom Hin- und Herspringen der Wirte) meiner Lesekameraden verstehen ... auf den ersten Blick wirkt es wirklich willkürlich und wirr. Aber wenn man sich genauer mit der Geschichte befasst, verfliegt dieser erste Eindruck. Ja, es spielen sehr viele Charaktere in der Geschichte mit. Aber diese sind - bis auf drei oder vier von ihnen - alle auf der Einladung vorne mit Status aufgeführt. Ja, der Autor lässt unseren Mann und uns immer zu den Wirten hin- und herspringen. Aber er nimmt die Fäden immer genau an der Stelle auf, wo sie zuvor endeten. In diesem Hin- und Hergerucke bleibt dennoch alles chaosfrei und geordnet. Der Autor wirft uns nicht in einen anderen Wirt zurück und lässt uns erst mal umherirren. Er erzählt an der zuvor geendeten Stelle des Wirtes weiter, sodass man als Leser immer sofort mitgenommen wird. Da kenne ich doch ganz andere Geschichten, bei denen das nicht so ist. Ebenso lässt er uns die Wirte geordnet verlassen; wir springen immer nur zu einem anderen Wirt, wenn der jetzige aus irgendwelchen Gründen (Tod, Bewusstlosigkeit, Müdigkeit) einschläft. Wenn du zu wenige Informationen hast, bist du blind, bei zu vielen wirst du geblendet. (Die Stimme im Kopf, Seite 533) Aus diesen Gründen finde ich es wirklich sehr schade, wenn einige meiner Lesekameraden die Geschichte als schlecht geschrieben bezeichnen. Das ist sie keinesfalls! Jedoch ist sie nicht nach gängigem Schema der üblichen Romane erzählt. Man muss sich hier genau mit der Geschichte und ihren Charakteren befassen. Hier braucht es Konzentration und auch eine gewisse Offenheit der ungewöhnlichen Erzählung gegenüber. Wenn man da dicht macht, ist es vorbei. Ich selbst konnte nicht immer konzentriert lesen, dann musste ich pausieren, da es so einfach keinen Sinn gemacht hat. Einmal war ich auch am Überlegen, ob ich einfach eine lange Pause einlegen soll ... Das lag aber keinesfalls an der Geschichte, sondern an mir selber. Ich war teilweise einfach unkonzentriert, und dann wird es schwer, dieser Geschichte mitsamt seinem Rätsel zu folgen und die Zusammenhänge zu verstehen. Ich habe mir also viele Notizen gemacht, mir jeden Wirt und am welchen Tag er erscheint, aufgeschrieben. Die Einladung vorne im Buch, die Ortsübersicht auf dem Buchdeckel und die Notizen haben mir un heimlich geholfen, das Rätsel der Geschichte zu verstehen. Ich behaupte einfach, dass es nicht ohne Notizen geht, wenn man nicht hochkonzentriert ist und sich nicht alle Namen merken kann. Für mich war es unverzichtbar! Mitsamt dieser Hilfsmittel liest man eine Geschichte, die voller überraschender Wendungen Lösungen ist. Der Autor hat dieses Rätsel um Evelyns Tod so wunderbar verstrickt konzipiert, dass ich als Leser immer wieder mal verwirrt war und meine Notizen zur Hand nehmen musste. Ich bin total begeistert über seine Fähigkeit, nicht selbst durcheinander gekommen zu sein ... jede noch so kleine Einzelheit, die ich als nicht ganz so wichtig genommen habe, hat er Stück für Stück zu einem ganzen Bild zusammengeknüpft. Bildlich vorstellen kann man sich die Geschichte wie einen großen Raum, der gefüllt ist mit Sachen. Und die Charaktere sind im ganzen Raum verstreut. Unser Mann und wir erleben den Tag durch jeden dieser Charaktere mitsamt ihren Sichtweisen. Die eine Person steht am Fenster und hat den Blick auf das Draußen gerichtet, eine weitere Person steht in einer Ecke an der Tür und beobachtet die Person am Fenster samt seiner Aussicht, wieder eine andere Person sitzt auf dem Sofa und hat einen Tisch mit einem Buch vor sich ... jede von ihnen hat ihre eigene Wahrnehmung, die unser Mann und wir Leser nach und nach alle aufnehmen - wie Puzzleteile, die am Ende ein ganzes Puzzlebild ergeben. Stück für Stück, Wirt für Wirt kommen wir dem Rätsel und den Antworten der aufkommenden Fragen näher. "Niemand macht sich auf den mühsamen Weg hinaus in die Dunkelheit, ohne über ein paar Kenntnisse zu verfügen, die ihm den Weg weisen." (Evely Hardcastle zum Künstler Gregory Gold, Seite 581) Die Geschichte bietet aber weit mehr als nur das Rätsel um Evelyns Tod. Je weiter die Geschichte fortschreitet, desto mehr Rätsel tauchen noch auf; wer ist unser Mann eigentlich, der von Wirt zu Wirt springt? Warum ist er in Blackheath? Wer ist diese mysteriöse Anna, die ihm und uns zu Beginn den Verstand raubt? Wer ist dieser Pestdoktor? Was sind seine Beweggründe? Was hat es mit den Lakaien auf sich? Wieso überhaupt findet diese Dinnerparty statt? Es tauchen Fragen um Fragen und Personen um Personen auf, mit denen man als Leser zu Anfangs überhaupt nicht rechnet. Das Ganze ist wie ein Dominostein, der unkontrolliert gegen weitere stößt und somit eine Lawine an Ereignissen in Gang setzt. Es geht schon längst nicht mehr nur darum, die richtige Antwort zu finden, sondern darum, lange genug daran festzuhalten, um sie dem Pestdoktor auch überbringen zu können. (Erzählung vom Familienanwalt Edward Dance, Seite 307) Letzten Endes gilt nur folgendes zu bedenken: Nichts ist wie es auf den ersten Blick erscheint! Weder die Menschen, noch die Geschehnisse um sie herum. Fazit: Sie ist von dem fragilen Mut einer zum Tode Verurteilten erfüllt, die gerade die letzten Stufen zum Galgen hinaufsteigt. (Dr. Sebastian Bell über Evelyn Hardcastle, Seite 80) Zwei Logikfehler, eine unbeantwortete Frage zu Anna wie auch die ungeklärte Zeit des Geschehen lassen mich einen halben Stern abziehen. Dem Autor ist eine undurchschaubare Geschichte mit vielen Überraschungen gelungen, ebenso hat er unseren Mann eindrucksvoll die Wirte durchlaufen lassen und dabei Fragen aufgestellt, die am Ende alle - bis auf eine zu Anna - beantwortet werden. Der trockene englische Humor findet sich hier zwar wieder, ich hatte ihn mir aber viel präsenter vorgestellt. "Wissen Sie, woran man erkennen kann, ob es ein Monster verdient hat, wieder auf Erden zu wandeln? Ob sich ein Unmensch wahrhaftig von seiner schuld reingewaschen hat und Ihnen nicht einfach nur erzählt, was Sie hören wollen? Sie geben ihm einen Tag ohne jegliche Konsequenzen und beobachten dann, was er mit diesem Tag anfängt." (Der Pestdoktor zum Künstler Gregory Gold, Seite 537) Ich war sehr gespannt, wie der Autor das Gewirr an Rätseln entknoten würde ... und er hat es tatsächlich mit Logik glaubhaft geschafft. Ich persönlich war ja bei dem Buch auf alles vorbereitet; von langweilig auf der Stelle tretend, über gute Rätselerstellung bis hin zu verwirrende Erzählung ... Ich bin ganz unvoreingenommen an die Geschichte gegangen, weil ich schon anhand der Leseprobe gemerkt habe, dass diese Erzählung nicht für jeden Leser etwas ist. Und gerade eine Geschichte, deren Tag sich immer wiederholt ist heikel und schwer zu erzählen. Dem Autor ist dies aber in meinen Augen hervorragend gelungen. Aber wie bereits geschrieben; man muss auch dafür bereit sein, sich auf so eine Erzählung einzulassen und mitzuschwingen. Bloß die Geschichte runterlesen geht hier nicht. Dann bekommt man ganz schnell einen verwirrten und schlecht konstruierten Eindruck davon. Von mir gibt es 4,5 Sterne! Weitere Verlinkungen: https://www.krimi-couch.de/titel/20512-die-sieben-tode-der-evelyn-hardcastle/#comment69305 https://www.kriminetz.de/krimis/sieben-tode-evelyn-hardcastle#comment-6247 https://www.ebay.de/urw/success-review/10000000276764308?pageType=1&listingId=401858675167 https://www.pustet.de/shop/article/40141872/stuart_turton_die_sieben_tode_der_evelyn_hardcastle.html https://www.thalia.de/shop/home/rezensent/

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