Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
Das Tor

Basma Abdel Aziz

(6)
(5)
(3)
(0)
(0)
€ 11,99 [D] inkl. MwSt. | € 11,99 [A] | CHF 17,00* (* empf. VK-Preis)

Der achtunddreißigjährige Yahya hat ein Problem: In seinem Körper steckt eine Kugel, doch um sie entfernen zu lassen, braucht er eine Genehmigung. Also muss er sich am sogenannten "Tor" anstellen. Doch er ist nicht der Einzige: Eine lange Schlange von Menschen bildet sich, um Gehör zu finden. Aber niemand weiß, ob und wann das Tor öffnen wird – und für Yahya wird die Zeit knapp ... Ein Brot kaufen, operiert werden, eine Reise antreten: In einem unbenannten Land im Nahen Osten ist all dies nur möglich, wenn man eine Genehmigung dafür bekommt. Was zunächst nach langweiliger Bürokratie aussieht, ist in Wahrheit ein ausgeklügelter Unterdrückungsapparat, um Feinde des Systems zu eliminieren. Durch Zufall gerät auch Yahya in die Reihen derer, die sich am Tor für eine Genehmigung anstellen müssen. Auf diese Weise lernen wir nicht nur Yahya und seine Freunde, sondern auch andere Wartende und ihre Geschichten kennen, und können uns dadurch ein Bild machen von der Welt und Kultur vor Ort. Ob die Türen sich jemals öffnen, ist fraglich, aber die Menschen verharren in Hoffnung und mangels Alternativen. Die Warteschlange entwickelt eine eigene Dynamik, da werden Informationen und Meinungen ausgetauscht, stehen sich Regierungstreue und –gegnerInnen gegenüber, wird Handel getrieben und nach Wahrheiten ebenso wie nach Menschen gesucht. Die Erzählweise von Aziz ist leicht und ruhig, trotz der dauerhaft angespannten Atmosphäre kommt keine Hektik auf. Dafür sorgt auch die Art und Weise der Menschen, mit den ihnen in den Weg gestellten Hindernissen umzugehen. Zunächst hatten wir Schwierigkeiten, einige Personen auseinanderzuhalten bzw. beim nächsten Auftauchen wieder richtig zuzuordnen, da so manche Person aus der Schlange nicht namentlich, sondern nur mittels Beschreibung vorgestellt wird. Auch das Ende ist nicht unkompliziert und hat bei uns Redebedarf ausgelöst. Selbst nach einigen Monaten haben wir dieses Buch nicht vergessen und denken immer wieder einmal darüber nach. Die Autorin des Werkes ist Ägypterin und die Parallelen zu politischen Vorfällen in ihrer Heimat sind offenkundig. Abseits von dem, was bei akuten Vorfällen in Ägypten in den Medien zu sehen ist, haben wir wenig Ahnung vom Leben und Alltag der Menschen dort. Deshalb ist – trotz seines fiktiven Charakters – "Das Tor" ein wertvoller Einblick in die Gedankenwelt und Kultur der Autorin und war ebenso faszinierend wie frustrierend. Unser Fazit: 4 Sterne für einen manchmal mühsamen, aber überwiegend spannenden Einblick in ein von politischen Ränkespielen gebeuteltes Land, in dem der Wandel hin zur diktatorischen Herrschaft anhand eines unbekannten und unverbrauchten Settings fesselnd bis zum Schluss dargestellt wird.

Lesen Sie weiter

Vorsicht geringfügige Spoiler enthalten - nein ich verrate nicht wies ausgeht und sollte trotzdem noch gelesen werden. Yahya war zur falschen Zeit am falschen Ort. Bei den schädlichen Ereignissen wurde er verletzt. Mit einer Kugel im Bauch wird er zuerst in ein normales Krankenhaus gebraucht, später holt man ihn von dort ins Militärkrankenhaus, welches dem Tor untersteht, und sämtliche Röntgenaufnahmen verschwinden. Die Kugel wird nicht entfernt. Und so findet er sich in der Warteschlange am Tor ein um einen Antrag auf Entfernung der Kugel in einem nicht staatlichen Krankenhaus zu stellen. Doch das Tor öffnet nicht. Ein Staat der sich gegen seine eigenen Bürger wendet. Verdrehung von Tatsachen, Lüg und Betrug. Dieses Bild zeichnet Basma Abdel Aziz in Das Tor. Es spielt im Nahen Osten, Land und Zeit wird nicht genau benannt, doch man kann wohl davon ausgehen, dass es aktuell ist. Denn im Mittelalter wurden Handys wohl nicht abgehört. Oder? Basma zeigt hier wie Religion und Staat Hand in Hand ein gesamtes Volk unter der Knute halten können und dabei nicht einmal wirklich etwas tun. Schön zu lesen ist es nicht, aber wichtig. Denn auch wenn es so ein Tor vermutlich nirgendwo wirklich gibt, bewegt sich die ein oder andere Regierung dieser Welt gefährlich nah in seine Richtung.

Lesen Sie weiter

Inhalt: In einem Land im Nahen Osten wird das Leben der Bevölkerung seit geraumer Zeit vom Tor bestimmt. Für fast alle Dinge des täglichen Lebens braucht man eine Genehmigung vom Tor, nur niemand weiß wie lange es dauert, bis man sein gewünschtes Dokument in Händen hält. Die Warteschlange vorm Tor wird länger und länger und niemand weiß, wann das Tor wieder seine Pforte öffnet. Wie verändert sich eine Gesellschaft, deren Leben von Genehmigungen und Dekreten abhängt? Leseeindruck: Schon allein die Kombination einer Dystopie mit dem Schauplatz des arabischen Raums, hat mich angesprochen. Geht es doch um Meinungsfreiheit in einem autoritären System. Wieviel Systemkritik steckt wohl in solch einem Roman? Sehr viel. Alle versuchen sich mit den neuen Regeln zu arrangieren, obwohl dies immer schwieriger wird, da ständig neue Bestimmungen hinzu kommen. Auch als Leser versteht man erst nach und nach das Ausmaß der Gesetze, obwohl man schnell die Willkür dahinter erkennt. Stück für Stück lernt man die Protagonisten kennen und merkt welch unterschiedliche Charaktere in der Warteschlange aufeinandertreffen und was sie verbindet: Niemand ist gerne Teil der Warteschlange, aber alle wissen, dass es ohne nicht geht. Man trifft auf einen Verfechter des Regims, auf religiöse Fundamentalisten, auf eine Lehrerin, die einfach ehrlich war, eine Mutter, die um die Gesundheit ihrer Kinder kämpft und einen jungen Mann, der eine Genehmigung für eine lebensrettende Operation braucht. Yahya ist sozusagen der Mittelpunkt des Geschehens, alle Figuren lernt man mehr oder weniger durch sein Schicksal kennen. Gerade an seiner Figur wird die Absurdität des Tores und dessen Macht immer deutlicher. Schritt für Schritt entfaltet sich das autoritäre System. Eine Verordnung wird durch die nächste ersetzt, ohne das man dafür nachvollziehbare Gründe erkennen kann. Obwohl das Regime hinter dem Tor immer willkürlicher handelt, steigt auch die Normalität. Das Warten in der Schlage gehört nun für viele einfach zum Alltag. Es hat mich wirklich erschreckt, wie schnell ein totalitäres Regime zur Gewohnheit werden kann. Der Erzählstil ist sehr nüchtern und distanziert, außerdem strotzt er nur so vor Verallgemeinerungen. Man erfährt nur von „den schändlichen Ereignissen“ ohne genau zu wissen, worum es sich handelt, außer, dass das Tor alle Informationen darüber kontrollieren will. Es wird von „dem Scheich“, „dem Direktor“ oder auch von „der Frau“ gesprochen. Viele Protagonisten bekommen kein eigenes Gesicht. Damit schützt sich die Autorin sicher davor angegriffen zu werden, da sie so wenige Dinge genau benennt. Ich brauchte allerdings einige Seiten, um mich an diesen eigenwilligen Stil zu gewöhnen. Lieblingsnebencharakter: Die Charaktere könnten unterschiedlicher nicht sein und doch hatte ich bei keinem ein klares Bild vor Augen, da man recht wenig individuelles über die einzelnen Figuren erfährt. Am meisten berührt hat mich das Schicksal von Umm Mabrouk und ihren Kindern. Sie kämpft auf ihre ganz eigene Weise, indem sie einen neuen Alltag im Umfeld der Warteschlange kreiert. Außerdem gehört sie zu den wenigen, bei denen sich in meiner Fantasie ein Bild von ihr gebildet hat. Fazit: Eine erschreckend zeitlose und gleichzeitig aktuelle Dystopie über das Leben in einem Überwachungsstaat. Der nüchterne Stil und verschachtelte Aufbau sind zwar anstrengend, aber trotzdem ist das Buch sehr lesenswert. Wer sich darauf einlässt, wird ganz besondere Lesestunden haben.

Lesen Sie weiter

Das Buch stand schon vor Erscheinen auf meiner Wunschliste und ich war sehr gespannt. Die Autorin Basma Abdel Aziz hat hier eine interessante Dystopie erschaffen, die gar nicht mal so unrealistisch ist...Ich fand es sehr interessant und gut geschildert... Wir sind in einem Land im nahen Osten (vermutlich Ägypten) und es gibt ein Tor, das über alles entscheidet. Die Menschen müssen dort anstehen, um sich für ganz normale Dinge die Erlaubnis zu holen. Das Tor steht quasi für einen unterdrückenden Staat, für Gewalt und Diktatur, in der keine Selbstbestimmung mehr vorhanden ist. Die Menschen stehen dort in einer Schlange, in der Hoffnung, dass sich das Tor irgendwann öffnen wird, total abgefahren. Eine sog. Sicherheitsgarde achtet auf die Einhaltungen der Gesetze. Es ist heiß und bedrückend, die Schlange vor dem Tor wird immer länger. In diesem totalitären System versuchen die Menschen irgendwie zu überleben und wir lernen einige dieser Protagonisten kennen bspw. Yahya, der eine Kugel im Becken stecken hat und bald operiert werden müsste oder Ines, die eine Unbedenklichkeitsbescheinigung benötigt. Die Situation scheint immer aussichtsloser und verzweifelter... Das Cover ist sehr gut gewählt, es passt super zum Inhalt. Mir hat das Buch gut gefallen. Anfänglich fiel mir der Schreibstil nicht ganz leicht und ich musste erst mal in die Geschichte finden. Die Spannung steigt jedoch von Kapitel zu Kapitel und die Handlung bekommt einen roten Faden. Die junge Autorin und Menschenrechtlerin hat hier vermutlich die Revolution , die Aufstände und den arabischen Frühling thematisiert und somit eigene Perspektiven und Erfahrungen mit einfließen. Die Szenen vor dem Tor sind sehr bedrückend und düster. Es ist teilweise sehr bedrückend und der Gedanke, dass man in so einer Schlange stehen muss,um bspw. Zum Arzt gehen zu können ist schrecklich, ich konnte die Hitze und Enge förmlich spüren. Trotzdem hätte ich mir phasenweise mehr Szene vor dem Tor gewünscht. In dem Buch geht es auch viel um zwischenmenschliche Beziehungen der Protagonisten, die mir persönlich etwas blass geblieben sind. Fazit: Ein kluges Buch, sehr bildhaft und realitätsnah geschildert. Eine Geschichte um Unterdrückung und die Folgen von totalitäre Staatsformen. Von mir gibt es 4 Sterne.

Lesen Sie weiter

Dass dieses Buch im Jahre 2013 veröffentlicht wurde ist natürlich ebenso zufällig wie der Schauplatz in einem fiktiven arabischen Staat. Natürlich. Ein geschickt gewählter Schachzug der ägyptischen Autorin, um Niemandem auf die Füße zu treten. Die Schlange Die Idee der Dystopie ist schön schräg und über aller Maßen absurd. Vor allem, wenn es darum geht, eine Kugel aus dem Körper eines Menschen zu entfernen. Eine Kugel, die sich der Protagonist während der Unruhen eingefangen, die nie stattgefunden haben. Und damit zum Staatseigentum wurde, das nicht von einem x-beliebigen Arzt in einem x-beliebigen Krankenhaus entfernt werden darf. Das klingt nach willkürlicher Bürokratie. Und das ist gewollt. Und so warten die Menschen nicht nur für Stunden, sondern für Tage und Wochen. Das Traurige ist, dass eine solche Abstrusität wirklich vorstellbar ist. Es ist absehbar, dass es nicht wirklich um die Warteschlange vor dem Tor geht, sondern um die Menschen und die Beziehungen, die sie untereinander aufbauen. Und selbst das Tor als solches wird nur zur Randerscheinung und steht bis zum Ende lediglich symbolisch für die Bürokratie, die Willkür und die Unterdrückung. Allerdings bleiben die Figuren auf Distanz und berühren den Leser nicht auf emotionaler Ebene. Ich denke, dass diese “bürokratische Sprache” ein Stilmittel ist, um das Gesamtsystem besser darzustellen und die dargestellte Unterdrückung zu verstärken. Propaganda mit der einen Zeitungen und dem einen Fernsehsender wird ebenso dargestellt, wie massive Einschnitte in die Freiheiten des Alltags. Dabei überschreitet die Autorin bewusst realistische Grenzen, wodurch das Buch einen überzogenen, schwarzenhumorigen Anstrich erhält. Fazit Ich denke nicht, dass diese Dystopie in einem Atemzug mit Orwells 1984 genannt werden wird, aber “Das Tor” zeigt sehr eindrücklich, wie eine Unterdrückung der Bevölkerung durch Willkür und Propaganda vollzogen und von ihr erduldet wird oder besser werden muss. Der Sprachstil dürfte allerdings nicht jedem zusagen, so dass ich das Buch nicht grundsätzlich jedem empfehlen mag, zumal Dystopien für so manchen Leser etwas zu schwer sein dürfte. Wer allerdings gerne in düstere Zukünfte schaut, sollte unbedingt einen Blick wagen.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.