Von:
Bücherverschlingerin
08.12.2019
Der Autor Gerhard Trabert (Professor für Sozialmedizin und -psychiatrie, Arzt für Allgemein- und Notfallmedizin) berichtet in diesem Sachbuch von seinen Erfahrungen als bundesweit bekannter "Armenarzt": Mit seinem "Arztmobil" versorgt er seit über 25 Jahren arme und obdachlose Menschen in Deutschland, die ansonsten den Weg in eine Arztpraxis nicht finden, geschweige denn sich eine ärztliche Versorgung leisten könnten.
Der Autor beschreibt anhand von persönlichen Erlebnisberichten seiner Patienten, durch welche Schicksalsschläge Menschen in Deutschland in der Wohnungslosigkeit landen und welche Herausforderungen das Leben auf der Straße mit sich bringt (z.B. im Hinblick auf Gewalt gegen Obdachlose im Allgemeinen und obdachlose Frauen im Speziellen, Süchte, Suizidalität...). Zwischendurch berichtet er auch immer wieder von einschneidenden Erlebnissen als Notarzt, die bei beteiligten Personen ebenfalls dazu führen können, nicht mehr mit dem eigenen Leben zurecht zu kommen.
Das Buch ist sehr lebendig und "nah an den Patienten" geschrieben, so dass man als Leser einen sehr guten Eindruck davon erhält, wie das Leben auf der Straße ist. Es regt definitiv zum Nachdenken an und lässt ein kleines bisschen nachvollziehen, wie ein Mensch in einer solchen Situation landen kann und auch dauerhaft darin bleibt. Mir persönlich gefällt der Schreibstil leider nicht sehr; inhaltlich kann ich das Buch aber jedem empfehlen, der noch nie die Chance hatte, sich mit der Sicht von obdachlosen Menschen auseinanderzusetzen!