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Rezensionen zu
Kintsugi

Céline Santini

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€ 20,00 [D] inkl. MwSt. | € 20,60 [A] | CHF 27,90* (* empf. VK-Preis)

Man stelle sich also vor, die Lieblingstasse zerbricht. Ein Graus, oder? Doch anstatt die Tasse wieder so zusammenzusetzen, dass man den Bruch nicht bemerkt, werden die Bruchstellen mit feinem Goldrand in Szene gesetzt und betont. Aus der bisherigen Tasse entsteht eine völlig neue Tasse mit Ecken und Kanten-so wie wir selbst. Warum Kintsugi uns im Alltag helfen kann Die Autorin Céline Santini vergleicht in ihrem Buch die Kunst des japanischen Kintsugi mit der Kraft, uns selbst zu heilen. Analog zum Kintsugi müssen wir uns der eigenen Narben und Schwachstellen bewusst werden, uns Zeit nehmen und sie genau betrachten. Anstatt unsere Schwachstellen zu ignorieren und in eine dunkle Kammer zu sperren, müssen wir uns deren bewusst werden. Hier zieht die Autorin auch den Vergleich zum inneren Kind, welches nur darauf wartet, befreit zu werden. Beim Kintsugi ist jeder Schritt wichtig: Vom Sammeln und Säubern der Scherben, bis hin zum Zusammensetzen, Kleben und Verzieren der Bruchstellen. Man nimmt sich für jeden Schritt Zeit, ist ganz im Moment und leitet die volle Achtsamkeit auf die Umsetzung der Tätigkeit. Für den Alltag können wir daraus ableiten, selbst im Hier und Jetzt zu sein, Achtsam zu sein und sich selbst zu vergeben und als die Person zu akzeptieren, die man ist. Nicht perfekt, sondern mit etlichen Narben und Rissen. Jede Narbe , jede schmerzliche Erfahrung, die uns im Augenblick großes Leid bereitet, macht uns auf lange Sicht stärker. Was ich aus dem Buch „Kintsugi“ mitgenommen habe Grundsätzlich hat mir die Idee, behutsam an schmerzliche Erfahrungen mit der Kintsgi-Technik heranzugehen, sehr gut gefallen. Ich glaube, dass sich die Methode besonders für Menschen, die Hilfe im Bereich Selbsthilfe suchen oder sich selbst besser kennenlernen möchten, geeignet ist. Für Menschen, die allerdings etwas sehr traumatisches erfahren haben, würde ich eher den Gang zum Psychologen empfehlen. Denn Kintsugi ersetzt keine klassische Therapie. Es ist z.B. kein Wunderheilmittel gegen Depressionen. Ansätze wie z.B. Achtsamkeit lassen sich einfach und ohne großen Aufwand in den Alltag integrieren. Fast jeder trinkt doch morgen eine Tasse Kaffee oder Tee, nicht wahr? Schon wenige Minuten voller Achtsamkeit bewirken wahre Wunder und stärken das Selbst. Gerade in der heutigen Zeit des immer schneller werdenden Konsums und immer kürzer werdenden Produktlebenszyklen (siehe zB Apple-Geräte) sehe ich die Kunst des Kintsugi als eine Art Gegenbewegung. Anstatt den alten Gegenstand zu ersetzen, wird er wieder repariert und gleichzeitig verschönert, eine Art Upcycling also. Teilweise waren mir allerdings die Vergleiche im Buch zu sehr gewollt, die Autorin ist zB immer wieder auf ihre beiden Scheidungen eingegangen.

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Kintsugi Anhand der japanischen Tradition des Kintsugi veranschaulicht die Autorin, wie man Verletzungen und Rückschläge in das Leben integrieren, hervorheben und dadurch Stärke in der Persönlichkeit gewinnen kann. Man wird dazu angeleitet und motiviert, eigene Bruchstellen zu reparieren und zu „verzieren“. Durch dieses Hervorheben zeigt man mit Stolz, welche Schwierigkeiten man im Leben gemeistert hat - anstatt sich zu verstecken und nach Perfektionismus zu streben. Denn auch unsere Schwächen und Erfahrungen machen uns zu dem liebenswerten Menschen, der wir sind. Ich finde die Übertragung des Kintsugi einen besonders interessant Ansatz für Beziehungsarbeit und Paartherapie. Denn anstatt Dinge aufzugeben oder wegzuwerfen, die Risse bekommen haben oder gar kaputt gegangen sind, ist es doch viel schöner, eben diese Dinge zu reparieren, ihnen Schönheit und Stärke zu verleihen. So kann man als Paar stolz darauf sein, welche Hürden man bereits gemeinsam meistern konnte. Das stärkt nicht nur die Beziehung und macht sie wertvoller, sondern schafft mit Sicherheit auch eine intensivere Bindung. Das Buch bietet wirklich viel Inspiration und Motivation zu mehr Selbstliebe, Selbstfürsorge und Achtsamkeit. Außerdem gibt es am Ende jedes Kapitels kleine Aufgaben und Platz für eigene Notizen zur Selbstreflexion. Das Buch stellt eine Kombination aus Motivations-, Inspirations- und Arbeitsbuch dar. Durch den Beititel des Buchs „Wie uns Bruchstellen im Leben stark machen“ hätte ich mir allerdings etwas mehr Hintergrundinformationen aus der Psychologie in Bezug auf psychische Verletzungen, Umgang mit Traumata und deren Heilungsmöglichkeiten gewünscht. Anmerkend möchte ich allerdings dazu sagen, dass sich das Buch nicht nur auf psychische Verletzungen bezieht, sondern eher allgemein das Augenmer auf mehr Selbstliebe und -akzeptanz gelegt hat, ganz gleich, ob e sich um eine Verletzung seelischen oder körperlichen Ursprungs handelt. Die Buchgestaltung ist relativ schlicht, aber wirklich sehr schön. Die Buchseiten sind im Sinne des Kintsugi mit Goldlinien gestaltet. Außerdem findet sich in jedem Kapitel ein tolles Zitat und zum Abschluss gibt es jeweils noch einen zum Thema passenden Exkurs in andere Traditionen oder kurze Geschichten. Die Methode des Kintsugi und deren Übertragung auf den Umgang mit Verletzungen gefällt mir prinzipiell sehr gut, allerdings wurde in diesem Buch jeder einzelne Arbeitsschritt des Kintsugi ausgewählt und auf die Persönlichkeitsarbeit übertragen. An der ein oder anderen Stelle klingt es für mich so, als wurden auf Krampf passende Übertragungen gesucht. Meiner Meinung sind einige Themen nicht ganz zutreffend, wenn gleich sie dennoch für die Persönlichkeitsarbeit eine Bedeutung haben - nur eben nicht unbedingt ganz zu dem entsprechenden Arbeitsschritt passend. Alles in allem ein tolles Buch voller Inspirationen für einen Weg zu mehr Selbstliebe und persönlichen Weiterentwicklung anhand der japanischen Tradition des Kintsugi. Wer sich gern mehr mit psychischen Verletzungen und deren Heilungsmöglichkeiten aus psychologischer Sicht beschäftigen möchte, für den ist dieses Buch vermutlich nicht ganz das Richtige.

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