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Rezensionen zu
Der Fremde aus Paris

Isabella Hammad

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Guter Roman

Von: deathdealer

25.02.2022

Kurz vor dem Ausbruch des 1. Weltkrieges kommt der Palästinenser Midhart nach Europa um Medizin zu studieren. In Marseille wird er von der Familie Molineu als Gast aufgenommen und lernt die europäische Lebensart kennen. Als nur noch Alte, Kinder und Frauen in der Stadt zurückbleiben beginnt zwischen dem Fremden und der Tochter Jeanette eine Liebesbeziehung. Diese endet abrupt als Midhart erfährt, dass er von seinem Gastgeber als Studienobjekt der „arabischen Weltsicht“ dient. Der junge Palästinenser verlässt die Familie und beginnt in Paris Philosophie zu studieren. Zahlreiche Frauenaffären und drei Jahre später verlässt er als Doktor Europa. Zurück in der Heimat überwirft er sich mit seinem Vater, der seien Lebenswandel in Europa missbilligt und muss sich eine Frau suchen. Er entscheidet sich für Fatima, mit der er vier Kinder haben wird. Immer wieder denkt er an Jeanette. Als Midhart nach 20 Jahren einen Brief von ihr entdeckt – den der Vater versteckte – bricht er zusammen.

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Selten hat mich ein Buch so verwirrt wie dieses. So viele Beziehungen, so viele Namen und Familien. Aber zum Glück hat die Autorin dem Leser einen Leitfaden mit an die Hand gegeben. Penibel sind alle Protagonisten und Protagonistinnen inklusive ihrer Zugehörigkeit zu einer Familie, unterstützt mit Querverweisen, wer zu wem in Beziehung steht aufgeführt, was sich während des Lesens als sehr hilfreich erwies. Die Geschichte des jungen Arabers Midhat, der zum Studieren nach Paris kommt, zeigt deutlich die Unterschiede der verschiedenen Kulturen auf. Das Haus seines Gastgebers, einem Professor, verlässt er, weil er einige Äußerungen in wissenschaftlichen Gesprächen des Professors mit Kollegen, die ihn betreffen als rassistisch empfindet. Damit verlässt er auch seine große Liebe, die ihn nie mehr loslassen wird. Enttäuscht, verletzt, fast schon verbittert schließt er sich in Frankreich politischen Gruppierungen an. Als er kein Geld mehr hatte und nicht mehr unterstützt wurde, reist zurück nach Palästina, gründet eine Familie, nimmt am gesellschaftlichen und politischen Lben teil, aber dort ist und bleibt er "Der Fremde aus Paris". Für mich ungewöhnlich lange habe ich zum Lesen des Buches gebraucht und zwischendurch auch schon mal einige Tage nicht gelesen, damit ich dem Geschehen besser nachspüren konnte. Aber trotz allem und vielleicht gerade deswegen halte ich dieses Buch für sehr empfehlenswert, weil sich hier für mich eine total neue Welt auftat, sowohl was die Kultur, als auch die historische Darstellung betrifft.

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Identität und Zugehörigkeit ... Innere und äußere Konflikte. Ein komplexer, interessanter und lesenswerter Roman! „Der Fremde aus Paris“ spielt vor dem Hintergrund der Konflikte des Nahen Ostens von 1914 bis 1936 und ist angelehnt an die Lebensgeschichte des palästinensischen Urgroßvaters der Autorin. Midhat, den seine Großmutter aufgezogen hat, weil seine Mutter verstarb, als er noch sehr klein war, lebt in Palästina und ist der Sohn eines reichen Tuchhändlers. Eines Tages, unmittelbar vor Beginn des ersten Weltkrieges, schickt ihn sein Vater nach Frankreich, um dort Medizin zu studieren. Midhat ist erstaunt, beeindruckt und regelrecht überwältigt von dieser neuen und ihm fremden Welt, in die er sich nur bedingt integrieren kann. Vergeblich versucht er, in Montpellier Fuß zu fassen. Sowohl in seiner Gastfamilie, in der Universität als auch auf den abendlichen Feierlichkeiten und Festen bleibt er außen vor. Auch was die Liebe zur Tochter seines Gastgebers, eines Professors, betrifft, hat er keinen Erfolg. Schließlich zieht er nach Paris, wo er letztlich ungebunden und weiterhin als Fremder und mehr oder weniger als Außenseiter mehrere Jahre mit zahlreichen wechselnden Frauengeschichten verbringt, bevor ihn sein Vater nach insgesamt fünf Jahren in seine Heimat, in das Dorf Nablus, zurückruft. Dort kommt er erneut dem Wunsch seines Vaters nach: er heiratet die Muslimin Fatima und gründet mit ihr eine Familie. Midhat wird Vater von vier Kindern und Besitzer eines Tuchladens. Und das alles vor dem Hintergrund gewalttätiger Unruhen, kämpferischer Auseinandersetzungen mit Rebellen und Kriegen zwischen Juden und Arabern. Während der Lektüre empfand ich viel Mitgefühl und Sympathie für Midhat, der sich weder in Frankreich noch später in seiner ursprünglichen Heimat zugehörig fühlt. In Frankreich zu sehr Palästinenser und zu wenig Europäer. In seinem Dorf zu wenig Palästinenser und zu viel Europäer. Hier wie dort kommt er sich heimatlos und fremd vor. Es war unglaublich interessant über Midhat und seine Geschichte eine andere, mir ziemlich fremde Kultur, Geschichte und Geographie kennenzulernen und Einblicke in das Leben der Palästinenser und den Alltag von Muslimen zu bekommen. Die britisch-palästinensische Schriftstellerin Isabella Hammad ist eine präzise Beobachterin und eine begnadete Erzählerin, die in ihrem Debutroman unaufgeregt, detailreich, geistreich und feinfühlig eine vielschichtige und atmosphärische Geschichte erzählt, die den damaligen Zeitgeist wunderbar vermittelt. Mit Midhat hat sie einen sympathischen Protagonisten entworfen, den sie tiefgreifend, vielschichtig und mit all seinen Ecken und Kanten beschreibt. Ich empfehle diesen klug und raffiniert komponierten historischen Roman, der in einer schönen, leicht und flüssig lesbaren Sprache geschrieben ist, sehr gerne weiter. Obwohl dieses imposante Werk über 700 Seiten umfasst, empfand ich es zu keinem Zeitpunkt langweilig oder langatmig. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten und konnte meinen Horizont erweitern. Was will man mehr? Ein Debutroman? Chapeau!

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Ein 730 Seiten starker Debütroman von einer jungen britisch-amerikanischen Autorin mit palästinensischen Wurzeln, der sich mit eben jenen Wurzeln beschäftigt, hat im vergangenen Jahr für einige Furore in der englischsprachigen Welt gesorgt. Die New York Times bezeichnet den Roman Der Fremde aus Paris von Isabella Hammad gar als einen der wichtigsten Romane des Jahres 2019. Was ist dran an diesen Lobeshymnen? Die Geschichte startet zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der junge Midhat Kamal, Sohn eines wohlhabenden und erfolgreichen Tuchhändlers aus Nablus, befindet sich auf der Überfahrt von Alexandria nach Marseille, um von dort nach Montpellier zu reisen. Hier beginnt er ein Medizinstudium. Für Midhat ist es ein Aufbruch in ein neues Leben, heraus aus der Enge seiner palästinensischen Heimat und hin zum freien Leben im bewunderten Frankreich. Als Gastvater fungiert der ehemalige Professor Fréderic Molineu, in dessen freigeistige, fröhliche Tochter Jeannette sich Midhat schnell verliebt. Die beiden werden ein Paar, Midhat denkt an Heirat. Das Ganze ist nicht ganz so mit Kitsch beladen, wie sich das vielleicht anhört. Die Grenze dazu streift Isabella Hammad in Der Fremde in Paris aber immer wieder einmal. Midhat wird nicht nur von den Molineus freundlich aufgenommen, sondern findet sich auch recht gut im französischen Alltag zurecht. Ein gewisses Fremdheitsgefühl ist aber naturgemäß immer da, zudem fühlt sich Midhat trotz seiner hervorragenden Französischkenntnisse, seiner Kultiviertheit und WAufgeschlossenheit oft nicht ganz gleichwertig zu seinen Kommilitonen. Dennoch ist er bestürzt, als er entdeckt, dass Professor Molineu ihn zum Objekt von Studien über Muslime und ihre Integrationsfähigkeit in westliche Gesellschaften gemacht hat. Verärgert bricht er nicht nur mit ihm, sondern auch mit Jeanette und zieht nach Paris. Das Medizinstudium gibt er auf und schreibt sich an der Sorbonne für Geschichte ein. Während der Erste Weltkrieg immer präsenter wird und das Osmanische Reich zu zerfallen beginnt, führt Midhat ein einigermaßen ausschweifendes Leben. Zugleich wird aber auch der Druck durch seinen Vaters immer größer. Midhat soll heimkehren und endlich heiraten. Die blutjunge Fatima wird seine Frau, er übernimmt das väterliche Geschäft, während der Vater mit seiner zweiten Frau in Kairo lebt. Isabella Hammad gelingt es in Der Fremde aus Paris sehr gut, das Leben im zerfallenden osmanischen Reich und unter der britischen Mandatsherrschaft nach dem Krieg zu beschreiben. Die aufkommenden Unabhängigkeitsbestrebungen der arabischen Nationalisten, die immer gewalttätiger werden, die brutale Niederschlagung durch die Briten. Immer mehr Zionisten ziehen ins Land, wodurch die Palästinenser sich immer mehr in ihrer Existenz bedroht fühlen. Diese Umbruchszeit, die die Wiege für den andauernden israelisch-palästinensischen Konflikt ist, bildet den spannendsten Teil des Buchs. Midhat selbst ist eher wenig politisch engagiert, er kämpft mit seinem eigenen Schicksal, als er nach dem Tod des Vaters sein Erbe verliert und sein Tuchgeschäft einem Brand zum Opfer fällt. Auch die Ehe mit Fatima verläuft nicht glücklich. Isabella Hammad präsentiert einen opulenten Roman, breit ausufernd, behält aber ihr umfangreiches Personal immer im Blick. Ein dreiseitiges Personenregister hilft, dass es den Leser:innen ebenso gelingt. Ihre Sprache ist zum Glück nicht so wuchernd, da bleibt sie elegant und klar. Leider schmuggelt sich an manchen Stellen etwas Kitsch in die Geschichte, was aber nicht wirklich ins Gewicht fällt. Anders erging es mir mit manchen ausufernden Gesprächspassagen. Da hätte man im Lektorat einiges kürzen können. Ich habe da oft etwas quergelesen. Ein etwas kompakterer Roman wäre im Endeffekt der gelungenere gewesen.

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Kurz vor dem 1. Weltkrieg kommt Midhat, ein junger Palästinenser aus Alexandria, zum Medizinstudium nach Frankreich. Er lernt eine ihm völlig fremde Kultur kennen und verliebt sich in die Tochter des Hausherrn. Dazu schließt er Freundschaften und glaubt nun, zu dieser Gesellschaft zu gehören. Aber die abschätzige Meinung des Gastgebers verletzt ihn außerordentlich. Er bricht überstürzt auf und geht nach Paris. Dort lebt er ein mit anderen Arabern ein freies, ungezügeltes Leben. Als sein Geld aufgebraucht ist, kehrt er zurück zu seinem Vater. Aber nun fühlt er sich auch in der Heimat als Fremder, er hatte sich an das europäische freie Leben gewöhnt. Nun will er den Erwartungen seiner Familie gerecht werden, aber seine große Liebe ist in Frankreich. Zur Lebens- und Liebesgeschichte des jungen Midhat zeigt der Roman die Geschichte und politischen Wirren von fast 20 Jahren, um den ersten Weltkrieg bis in die dreißiger Jahre. PS Erwähnenswert ist das wirklich gut gelungene Buchcover

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Der Fremde aus Paris ist die Geschichte des jungen Mannes Midhat Kamal, der von seinem Vater 1914 aus Palästina nach Frankreich geschickt wird. Der Vater möchte ihn davor schützen in den Dienst der osmanischen Armee eingezogen zu werden. Midhat ist ein intelligenter Junge, der das Glück hat in dem Haus eines Anthropologen, Professor Molineu und seiner Tochter Jeanette unterzukommen. Die Kultur und Sprache der Franzosen ist ihm noch nicht ganz begreiflich. Aber das ändert sich schnell und Midhat verliebt sich in die hübsche Tochter seines Gastgebers, während er Medizin in Montpellier studiert. Doch eines Tages findet Midhat heraus, dass er selber zu einem Studienobjekt geworden ist und verlässt die Molineu’s Hals über Kopf. Er geht nach Paris und genießt die weltoffene Stadt in vollen Zügen. Seinem Vater erzählt er nicht, dass er nun Geschichte studiert. Und nicht nur Geschichte, sondern auch die Freizügigkeit der Frauen. Er debattiert mit arabischen Nationalisten, die er seine Freunde nennt. Im Oktober 1919 kehrt Midhat in seine Heimat Nablus zurück. In eine Welt, die sich kaum verändert hat. Das Buch Der Fremde aus Paris wurde schon in 16 Sprachen übersetzt und viele loben das Debüt der 28 jährigen Schriftstellerin über die Maßen. Ich empfinde den Roman allerdings etwas zu verworren. Ich war mit französischen Sätzen konfrontiert und all die vielen (für mich seltsam klingenden arabischen und französischen Namen) verwirrten mich. Noch dazu fehlten mir die geschichtlichen Grundlagen aus dem arabischen Raum. Freundlicher Weise gibt es eine Zeittafel hinten im Buch und nachdem ich mich durch die Geschichtstafeln palästinensischer und syrischer Nationalbewegungen gelesen habe, fing ich an, das Buch zu verstehen. Midhat ist hin und her gerissen zwischen dem freien Leben in Europa und der Enge seiner Heimat. Im Grunde passt er, nachdem er aus Europa zurück gekehrt ist, nicht mehr in die Familie. Sein Vater zwingt ihn in eine Ehe, wobei Midaht sich dazu allerdings eine Frau aussuchen kann. In seiner Heimatstadt Nablus bleibt er immer der Sonderling, der Fremde aus Paris. Für mich sehr interessant war die Entwicklung und das Wirken der Besatzermächte Frankreich und England. Welche Auswirkungen das Einmischen in die Grenzziehung, bzw. das Erlauben von enormen Mengen von jüdischen Einwanderern nach Palästina nach sich zog. Da wird begreiflich, wieso es nie zu Frieden in diesem umtosten Land kommen wird. Die Palästinenser wollten sich selbst bestimmen und taten alles, um sich zu befreien. Ganz nebenbei wabert auch noch die Frauenbewegung durch den Roman. Die arabischen Frauen werden schleierfrei, doch nicht lange und sie verschleierten sich wieder, um sich von den jüdischen Frauen im nahen Jerusalem und den jüdischen Siedlungen rund um Nablus zu unterscheiden. Für mich war dieses Buch zwar spannend, hatte aber auch seine Längen. Die Hauptfigur Midhat ist der Urgroßvater der Autorin, den man in sein Herz schließen möchte.

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Um es vorweg zu sagen, das Buch "Der Fremde aus Paris" ist ganz nach meinem Geschmack. Es wird eine faszinierende Lebensgeschichte - angelehnt an das Leben des Großvaters der Autorin - erzählt und gleichzeitig bekomme ich als Leser Einblicke in arabische Familienstrukturen, die uns in der westlichen Welt fremd sind. Für mich begann es schon mit dem wunderschönen Cover, welches die Düfte arabischer Gärten und Märkte in meiner Vorstellung beflügelte. Doch was wäre ein eindrucksvolles Buchcover ohne mitreißenden Text? Meine Bedenken, dass ich bei den vielen aufgeführten arabischen Namen nicht den Überblick behalten würde, erwies sich als gegenstandslos. Was mich an diesem Buch von der ersten Seite an fesselte, war die wunderschöne, fast blumige Sprache der Autorin. Die harten und abgehackten Sätze, wie sie in der modernen Literatur vielfach Verwendung finden, sind nicht ihr Stil. Für mich ein sehr gelungenes Erstlingswerk. Um den Roman zu verstehen, denken wir uns zurück in die Zeit des 1. Weltkrieges. Midhat, ein junger Palästinenser kommt zum Medizinstudium nach Frankreich und findet sich in einer ihm fremden Kultur. Er ist ein Fremder. Doch er hat das Glück, im Hause eines weltoffenen Mannes wohnen zu dürfen. Nach und nach fühlt er sich heimisch, schließt Freundschaften, verliebt sich in die Tochter des Hauses und glaubt, dazu zu gehören, um letztlich festzustellen, dass er immer ein Fremder blieb. (S.114) "...er ist eindeutig ein Beweis dafür, dass man Araber erziehen kann..." Diese Feststellung seines Gastgebers, bringt ganz deutlich zum Ausdruck wie man ihn einschätzt und verletzt ihn zutiefst. Überstürzt flüchtet er nach Paris, lebt dort mit anderen Arabern und führt ein freies Leben mit vielen unverbindlichen Liebschaften. Midhat, der Frauenliebling. Doch als das Geld aufgebraucht ist, musste er zurück zu seinem Vater. Bis zu dieser Episode lernen wir einen jungen Mann kennen, dem die Welt zu Füßen liegen wird. Ortswechsel: Midhat ist wieder in Nablus bei seiner Familie. Doch auch hier ist er nun ein Fremder. Zu sehr hatte er sich and das europäische Leben gewöhnt. Ihm bleibt nichts übrig, als ein folgsamer Sohn zu werden und sich dem Willen seines Vaters zu beugen. Nichts bleibt von dem Midhat, der er in Frankreich geworden ist. Als Leser bekommt man in dem Roman zusätzlich eine geschichtliche Lehrstunde. Waren es zuvor Türken, die das Land eroberten, so bestätigte nun der Völkerbund die Mandate der europäischen Mächte Frankreich und Großbritannien. (S.428) Doch die dortigen Menschen fanden sich mit der Unterdrückung nicht ab und es brodelte. Überall regte sich der Widerstand. Selbst beim Lesen wird man erfasst von dieser Energie der Menschen, dem Aufbruch und dem Wunsch nach Selbstbestimmung. Das Tragen des Kopftuches wird für die Frauen ein Symbol ihrer Abgrenzung zu den Kolonialmächten. Nur Midhat bleibt ängstlich distanziert. Hat ihn sein Vater, die erzwungene Unterordnung - gebrochen? Wie von der Familie gewünscht entschließt er sich zur Brautwerbung (S.430). Es ist, als werde er von seiner Familie gelebt. Ganz deutlich kommt dies auf S. 446 zum Ausdruck: "Er war wütend. Er hatte alles für diesen Mann getan. Hatte sich all seinen Ansichten gefügt, jeder Entscheidung. Und das mit Erfolg!... Midhat hatte das Gefühl, dass sein Leben ein schwankendes Gebilde war, das rings um ihn zusammenbrach." Als Leser hat man Mitleid mit diesem Mann, der es jedem in seiner Familie recht machen wollte, um seine große Liebe betrogen wurde und sich selbst, seine eigenen Wünsche dabei aus den Augen verlor. Die tiefe persönliche Not von Midhat kommt bei einem Gespräch mit Antoine zutage, als er sagen kann: "Vater... ich vergebe dir". Die Zeittafel am Ende des Romans erleichtert dem Leser, die geschichtlichen Abfolge der Ereignisse zu erfassen.

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Was bedeutet Heimat und wann findet man die eigene ? Durch die Flucht aus Palästina in ein besseres Leben in Frankreich verliert er die Verbindung zu seinen eigenen Wurzeln. Ein erfolgreiches Medizinstudium in Frankreich, eine große Liebe und dann doch wieder die Heimkehr. Hier hat sich ebenfalls alles verändert und Midhat fängt von vorne an. Es gilt die Erwartungen der eigenen Familie zu erfüllen und sich dabei nicht selbst zu verlieren, wäre da nicht die damalige Liebe in Paris. Wortgewaltig und sehr ausschweifend sucht man mit Midhat nach der eigentlichen Heimat und einem erfüllten Leben. Ich kann dieses Buch mehr als empfehlen und freue mich auf weitere Romane der Autorin.

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