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Rezensionen zu
Rückkehr in die Tuchvilla

Anne Jacobs

Die Tuchvilla-Saga (4)

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Herzlich willkommen zurück in der Augsburger Tuchvilla! Inmitten der politisch unruhigen 30iger Jahre werden wir nun in einem 4. Band – nach längerer Wartezeit – wieder in das Leben rund um die Fabrikantenfamilie Melzer mitgenommen. Wobei seit dem letzten Band viel Neues passiert ist, was mich erst einmal nicht so leicht in die Geschichte zurückfinden ließ. Gut, dass es gleich zu Anfang ein Personenregister gibt ;) Aber im Laufe der ersten Kapitel bekommt man immer wieder Rückblenden bzw. typische Personeneigenschaften serviert, die nicht nur diejenigen mitnimmt, die die vorherigen Bücher kennen, sondern auch Neueinsteiger sicherlich in den Bann dieser außergewöhnlichen Familiensaga zieht. Neben der jungen Generation rund um die Melzer-Zwillinge Leo und Dodo, bekommen auch die Angestellte Liesl und die unglückliche Tante Tilly ihre eigene Geschichte, so dass erneut ein buntes Potpourri an Unterhaltung geboten wird. Geschickt verbindet die Autorin zeitgenössische Fakten mit einer erfundenen Geschichte, die sich vielschichtig Themen wie Scheidung, Berufstätigkeit der Frau und die Abhängigkeit zum Ehemann, starres Frauenbild und natürlich erstarkender Nationalsozialismus annimmt. Kluge Ausführungen in Verbindung mit einer bildhaften, humorvollen und vor allem unterhaltsamen Sprachführung haben mich quasi durchfliegen lassen durch die über 600 Seiten. Und ich gebe zu: mit Bedauern habe ich das Buch beendet... dabei bleibt aber die Hoffnung, dass es vielleicht doch eine weitere Fortsetzung gibt – ich würde mich freuen! Ein Wort noch zu dem Buchcover: Eigentlich mag ich ja die Aufteilung „Frau geht/schaut aus dem Bild“ ja nicht so, aber hier ergibt sich aus dieser Zusammenstellung ein guter Wiedererkennungswert und es sind so Kleinigkeiten wie der Mann auf dem Cover, welcher der Frau entgegenschaut – verbunden mit den wunderschönen Farben. Das Bild bietet einen interessanten Kontrast zu dem Covertext, der düster und schwer wirkt – das Bild erscheint eher fröhlich und positiv in die Zukunft gerichtet! Und somit schließt sich der Kreis: „Wenn die Not am größten ist, ist die Hilfe am nächsten.“ (Auszug Buchcover)... denn Teil 4 hat wirklich so manche Überraschung parat und zeugt von Zusammenhalt und Zukunftsperspektive – Hoffnung eben :-)

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Hach, es war wieder so schön zu lesen, wie es mit der Tuchvilla weitergeht. Wie auch schon in den vorangegangenen drei Bänden wird aus wechselnden Perspektiven erzählt, was die Menschen in den herrschaftlichen Räumen, aber auch in der Küche, im Garten und in der Fabrik so erleben. Dazu kommen noch Kitty und ihre Familie aus der Frauentorstraße, Tilly aus München und Großtante Elvira auf dem Gut in Pommern. Dieser Clan ist ziemlich groß, aber man weiß immer, wo und bei wem man gerade in der Geschichte ist. Anna Thalbach liest wieder wunderbar mit sehr unterschiedlichen Stimmen die vielen verschiednen Figuren.

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Ich gebe zu, nachdem ich eigentlich von dem dritten Band vor drei Jahren recht enttäuscht war, ging ich mit geringen Erwartungen an diesen ganz überraschenden Band vier ran. Und so habe ich mich dann am Anfang auch recht schwergetan, wieder in die Familie Melzer zurück zu finden. Irgendwie ähneln sich diese Familiensagas oft. Aber ich muss sagen, der kleine Ausflug zurück hat mir Spaß gemacht. Es ist doch einiges passiert und ich denke mal, Frau Jacobs hat sich da Raum für einen eventuellen fünften Band gelassen. Und warum nicht? Die anbrechende Zeit des Nationalsozialismus würde sich einiges an Stoff hergeben. Ganz großes Kino war hier natürlich auch wieder die wunderbare Anna Thalbach, die dem Hörbuch und all seinen Figuren ihre unverwechselbare Stimme leiht. Ich vergebe für die Kombination gerne verdiente vier Sterne. Für die dunklen Winterstunden genau das richtige!

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Im vierten Teil der Tuchvilla geht es nicht immer ruhig zu. Marie und Paul müssen sich mit den politischen Gegebenheiten arrangieren und einen Teil ihrer Tuchvilla stilllegen, um die Tuchvilla, das Ansehen der Familie und natürlich in erster Linie die Fabrik zu retten. da wird schon mal ein Tannenbaum wieder abbestellt, Fleisch reduziert und auf fette Sahnetorten verzichtet – erst Recht wenn es manchen nicht passt, aber Paul und Marie halten zueinander und stehen Kritik an ihren Entscheidungen durch. Auch Tilly trifft weitreichende Entscheidungen für sich und ihre Zukunft. Nach einem beruflichen Misserfolg versucht sie privat und beruflich ihren Weg neu zu finden, was ihr trotz einiger Schwierigkeiten und Missverständnisse gelingt. Dodo und Leo entwickeln sich derweil prächtig und sind zwischenzeitlich zu eigenständigen und klugen Teenagern herangewachsen, die an ihren Träumen festhalten. Dodo tut das eher bewusst, Leo hingegen wehrt sich nach einem kreativen Desaster gegen sein großes Talent. Später sieht er ein, dass es für ihn nur eines gibt: Musik! Doch was wären all diese Schicksale ohne die Geschichten der Dienerschaft? So trägt Anne Jacobs ihre Leser mit auf eine Reise in die Vergangenheit des Küchenmädchens Liesl und lässt sie teilhaben an dem Schicksal eines Kindes, welches auf der Suche nach ihrem leiblichen Vater ist. Hoffnungen, Ängste und Enttäuschungen verpackt sie spannend und berührend, sodass selbst über 600 Seiten an keiner Stelle langatmig werden. „Rückkehr in die Tuchvilla“ ist perfekt für lange Winterabende gemacht und entführt seine Leser in eine Zeit voller Wohlstand, Gegensätzlichkeiten und schüchterner Romanzen.

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Begonnen hat alles mit dem Waisenmädchen Marie Hofgartner. Marie hat Paul den Sohn von Johann Melzer geheiratet. Das war 1913. Mittlerweile schreiben wir das Jahr 1930. Paul hat Tuchfabrik seines Vaters übernommen und ihr drittes Kind Kurti ist bereits vier Jahre alt. Das Leben in Augsburg ist auch für die Bewohner der Tuchvilla in diesen Jahren der Wirtschaftskrise hart geworden. Paul muss viele Leute entlassen und Teile der Fabrik stilllegen. Als die Bank auch noch den Restbetrag des laufenden Kredites einfordert, überlegt Paul, ob er die Tuchvilla verkaufen soll, um wenigstens die Fabrik zu retten. Als nach langem wieder ein Auftrag für die Spinnerei hereinkommt, schöpft Paul Hoffnung. Doch die alten Spinnmaschinen weigern sich, wieder anzulaufen. Das ist zu viel für Paul und er kippt um. Im Krankenhaus offenbart sich eine Herzmuskelentzündung. Marie verspricht Paul, sich um die Fabrik zu kümmern, das hat sie schließlich auch während des Krieges geschafft. Doch die Spinner sind einfach nicht mehr in Gang zu kriegen. Dodo, die Tochter der Melzers, ist technikbegeistert. Sie will später einmal Pilotin werden. Als sie hört, dass es Probleme in der Spinnerei gibt, will sie helfen, doch keiner hört dem Mädchen zu. Weiterhin ist da noch Liesel, die Tochter von Auguste. Als ihr Vater wegen einer Entzündung des Beines stirbt, erfährt sie durch Zufall, dass er nicht ihr leiblicher Vater war. Auf der Suche nach ihrem Vater, reist das Mädchen nach Pommern, wo ihr biologischer Vater als Baron auf einem Gutshof lebt. Doch bei ihrer Ankunft, erlebt sie eine große Überraschnung. Anne Jacobs erzählt die Saga im gewohnten Stil weiter. Ihr Erzählstil gefällt mir sehr gut und die Umsetzung durch Anna Thalbach als Sprecherin war auch wieder hervorragend. Es gibt mehrere Erzählstränge, die sich aber letztlich alle um die Tuchvilla und ihre Bewohner drehen. Das Hörbuch hat mich gut unterhalten und ich vergebe 5 von 5 Sternen.

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Nach einer langen Pause hat Anne Jacobs doch noch einen 4. Teil ihrer Erfolgssaga „Die Tuchvilla“ veröffentlicht. Die Fans waren glücklich, der Verlag sicher auch. Ich war - wie immer, wenn augenscheinlich der Erfolg Treiber eines weiteren Teils ist - erst einmal skeptisch. Denn wenn eine Reihe auserzählt ist, wirken weitere Teile irgendwie „rangeklatscht“ und nicht mehr aus einem Guss. Doch diese Sorgen hätte ich mir hier nicht machen müssen.   Schon nach kurzer Zeit war ich wieder mitten drin, Bilder kamen wieder vors geistige Auge, die Erinnerungen weckten an die ersten drei Teile. Und so bin auch ich ganz schnell wieder zum Tuchvilla-Fan mutiert J   Natürlich ist die Zeit vorangeschritten und in diesem Band, der im Jahr 1930 spielt, sind auch die Kinder aus den vorigen Bänden schon ein wenig größer geworden und haben eigene Sorgen und Probleme. Neben den bekannten Charakteren hat die Autorin hier also auch Raum geschaffen, um Leo, Dorothea (Dodo) und Henny eine eigene Stimme zu verleihen. So ist Leo ein zartes Kind, das einen großen Hang zum Künstlerischen entwickelt und bei dem sich große Musikalität abzeichnet. Doch er hat es nicht leicht bei seiner russischen Klavierlehrerin, die ein Wunderkind aus ihm machen möchte. Seine heimlich gefertigten Kompositionen behält der Junge für sich, da er von seinem eigenen Schaffen (noch) nicht überzeugt ist.   Ganz im Gegensatz dazu interessiert sich Dodo für technische Zusammenhänge und hat ein ausgeprägtes naturwissenschaftliches Verständnis. Leider bemerken das ihre Eltern nicht bzw. nehmen es nicht für voll. Erst, als die Existenz der Tuchfabrik von Dodos Wissen abhängt, kommen die Erwachsenen dahinter, wie bemerkenswert ihre Tochter ist.   Auch bei den anderen Bewohnern der Tuchvilla gibt es wieder ein Potpourri von Verwicklungen und Schicksalsschlägen. Ärztin Tilly will sich scheiden lassen, Tuchfabrikant Paul wird schwer krank und die junge Bedienstete Liesel kommt dahinter, dass sie adliger Abstammung ist. Genug Stoff, um daraus wieder eine mitreißende Geschichte zu spinnen, die den Fans der Tuchvilla viel Freude bereiten wird.   Da ich die ersten drei Bände kenne, fällt es mir schwer einzuschätzen, ob die Geschichte auch für Tuchvilla-Neulinge geeignet wäre. Ich denke, man sollte schon ein gewisses Vorwissen aus den bisherigen Bänden mitbringen. Aber der bevorstehende Jahreswechsel bietet hoffentlich Ruhe und Zeit zum Lesen oder Hören – warum also nicht in allen Bänden der Tuchvilla schwelgen und die Geschichte genießen? Geeignet für die Weihnachtszeit ist so eine Familiensaga auf jeden Fall!   Und auch für Sprecherin Anna Thalbach muss ich wieder eine Lanze brechen – sie macht aus dem doch recht umfangreichen Roman ein kurzweiliges Hörbuch, bei dem die 16 Stunden Spielzeit wie im Flug vergehen, und bringt mit ihrer aufgeweckten Art viel Pep in die Geschichte.

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Handlung Augsburg 1930 Glücklich und zufrieden leben Marie und Paul Melzer mit ihren drei Kindern in der Tuchvilla. Doch so rund es privat auch läuft, hält die weltweite Wirtschaftskrise die Menschen noch immer in ihren Klauen und auch Paul kämpft tagtäglich um das Fortbestehen seiner Tuchfabrik. Und mit dem Schicksal der Fabrik hängt auch ganz stark das Schicksal der Familie zusammen, es steht zur Debatte, ob die geliebte Tuchvilla verkauft werden soll um die Kreditschulden zu mindern. Eines steht jedoch fest, egal, welche Entscheidung getroffen wird: Solange die Familie zusammenhält, ist vieles möglich. Meinung Das Cover orientiert sich schon ein wenig an den der vorherigen Bände, wenngleich ich finde, dass es viel farbenfroher und kräftiger daherkommt. Dieser Eindruck wird nicht nur durch die Farbe des Titels, sondern auch durch die Blumen und Büsche an den Seiten, sowie durch die Dame und ihr schickes Kleid verstärkt. Im Hintergrund sieht man die Schemen eines staatlichen Hauses, einige Details sind leicht zu erkennen. Es kommt auf jeden Fall herrschaftlich daher und ich kann mir gut vorstellen, dass es sich bei dem Gebäude um die titelgebende Tuchvilla handelt. Eine Dame läuft eine Allee entlang, wie erwähnt ist sie sehr edel gekleidet, man merkt auch anhand ihres Kleides, dass die Zeiten andere geworden sind und die Mode freier geworden ist. Sie strebt nicht nur dem Haus, sondern auch einem Herrn entgegen, der am Rande des Weges steht und sie aufmerksam betrachtet. Auch er ist ausgewählt gekleidet und macht einen selbstbewussten und offenen Eindruck. Der Himmel ist eine Mischung aus hellen, cremefarbenen und dunkelblauen Tönen. Einerseits könnten dadurch gute Zeiten, gleichzeitig aber auch Gefahren dargestellt sein, die immer lauern und vor denen sich die Protagonisten in Acht nehmen müssen. Insgesamt kann man also ein wenig in das Bild hineininterpretieren und ich finde es sehr ansprechend. Ich denke sogar, dass es aufgrund seiner Aussagekraft und Intensität mein Lieblingscover der Reihe ist. Die ersten drei Bände hatte ich jeweils kurz nach dem Erscheinungstermin gelesen und ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich diese wahrlich verschlungen habe. Mit dieser Reihe wurde mein Interesse für die 1920er Jahre geweckt und sie hat mich auch ein wenig weg von mittelalterlichen Romanen geführt, die ich bis dahin fast ausschließlich gelesen habe. Sie hat meinen Horizont erweitert und mir neue Zeiten gezeigt, die ich bis dahin nicht so interessant fand. Ich hatte eigentlich gedacht, dass nach den drei Bänden wirklich Schluss ist und ich kann mich noch erinnern, dass ich das Ende rund und gelungen fand. Als ich nun in der Vorschau vom Blanvalet Verlag gesehen habe, dass es tatsächlich eine Fortsetzung gibt, war ich ziemlich überrumpelt. Klar habe ich mich einerseits gefreut und war sehr gespannt darauf, für mich stand sofort fest, dass ich den vierten Band lesen möchte. Gleichzeitig hatte ich auch ein paar Bedenken, ob ein weiterer Band nach so vielen Jahren an die Reihe anknüpfen kann und ich war mir unsicher, ob die Klasse der anderen Teile wieder so eingefangen werden kann. Ich war also sehr gespannt auf den Roman und möchte mich noch einmal beim Bloggerportal für die Zusendung des Rezensionsexemplars bedanken! Mir hat es wirklich sehr geholfen, dass es vor dem Beginn ein Personenverzeichnis gibt. Immerhin ist es ein paar Jahre her, seitdem ich die anderen drei Bände zuletzt gelesen habe und auf diese Weise konnte ich meine Erinnerungen etwas auffüllen. Den tatsächlich sind mir einige, wenige Zusammenhänge beim Lesen der Namen direkt wieder eingefallen und ich bin dadurch nicht ganz so ahnungs- und orientierungslos in die Handlung gestartet, wie es sonst der Fall gewesen wäre. Außerdem finde ich es gut, dass auch die Geburtsjahre der Personen genannt werden. So kann man sich stets vor Augen führen, wie alt die Figuren gerade sind, in welcher Phase ihres Lebens sie sich befinden und man kann teilweise Spekulationen anstellen, was ihnen in der Zukunft widerfahren könnte. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich einige Probleme beim Start in den Roman hatte. Dafür ist es doch etwas zu lang her um mich an viele Details aus den vorherigen Bänden zu erinnern. Und genau das ist der Grund, weshalb ich einen etwas holprigen Start hatte und ich mich mit den ersten Seiten schwer getan habe, auch, dass mich die Geschichte lange Zeit nicht so recht fesseln konnte. Ich denke, es wäre für mich sehr angebracht gewesen, wenn ich vorab noch einmal die ersten drei Bände gelesen hätte und dadurch alle Ereignisse aus ihnen vor Augen gehabt hätte. Hab ich aber leider nicht gemacht und so musste ich mich durchkämpfen. Und irgendwann ist es mir auch leichter gefallen der Handlung zu folgen und ab und an werden ja doch ein paar kleine Andeutungen gemacht, was in den vorherigen Bänden geschehen ist. Und irgendwann hat es mich auch nicht mehr so gestört, dass ich nicht alle Informationen zur Hand hatte, sondern konnte mich einfach auf diesen Band konzentrieren. Was ich von der ersten Seite an direkt sehr angenehm empfand war die Schreibweise. Diese wurde in einem recht einfachen Ton gehalten und nur selten gibt es Stellen, wo die Sprache anspruchsvoller wird. Dies geschieht meist in technischen Zusammenhängen, als auch mit der Politik und den Veränderungen der Wirtschaft. Hier kommt eindeutig mehr Anspruch in die Erzählung und an diesen Stellen habe ich dann auch viel aufmerksamer lesen müssen, um alles nachvollziehen und einordnen zu können. Zudem waren mir hier manch angesprochene Punkte recht unbekannt und ich konnte mein Wissen erweitern. Ansonsten war die Sprache recht einfach und ließ sich dadurch sehr flüssig und locker lesen. Es gibt solide Personenzeichnungen und die Szenen wirkten lebendig und authentisch. An keiner Stelle kam bei mir ein Gedanke auf, dass die Handlung zu überzogen oder zu einfach ist. Anhand der Schreibweise konnte ich mir einige Teile des Settings recht gut vorstellen, dabei hatte ich vor allem bei der Darstellung der Tuchvilla zahlreiche Bilder vor Augen. Kurz gesagt trägt die Sprache viel dazu bei, dass sich die Geschichte als interessant herausstellt und man sich gut in die beschriebene Welt und Situation einfühlen kann. Besonders gut hat es mir gefallen, dass der Erzähler unterschiedliche Positionen einnimmt. Es gibt sowohl Beschreibungen aus der Sicht der Familie Melzer, als auch von deren Angestellten. Und auch eine Verwandte, die nicht in Augsburg lebt kommt zu Wort. Auf diese Weise entsteht eine bunte Abwechslung, man lernt die Gedanken und Lebensweisen verschiedener Menschen kennen und kann sich so ein gutes Bild der Gesellschaft machen. Zugleich lernt man den Umgang von Angestellten und der Herrschaft kennen und man merkt, wie sich die Konventionen im Gegensatz zu den vorherigen Bänden schon etwas gelockert haben und die Grenzen zwar immer noch da, aber kleiner geworden sind. Besonders interessant fand ich die Sicht der Angestellten der Tuchvilla. Dort herrschte stets ein sehr bodenständiger und natürlicher Umgang, die Personen haben auch mal frei gesprochen und man konnte sehen, was es bedeutet, bei einer so angesehenen Familie und in einem staatlichen Haus zu leben und zu arbeiten. Die Sichtweise einer Verwandten der Melzers hätte ich nicht gebraucht. Durchweg habe ich mich ein wenig gefragt, warum diese eingebunden wurde und was sie für eine Bedeutung hat. Diesen Erzählstrang hätte man auch gut nebenbei abarbeiten und dafür noch einer anderen Person Platz einräumen können. Ich finde ja, dass Alicia Melzer etwas zu kurz kommt, vielleicht wären ein paar Kapitel aus ihrem Blickwinkel interessanter gewesen. Und auch die Spannung ist leider nicht so ausgeprägt, wie ich es mir erhofft hatte. Die Handlung war interessant und ich bin auch flüssig mit dem Lesen vorangekommen, mir hat aber eine Wendung, ein Ereignis gefehlt, welches den Höhepunkt der Handlung darstellt und bei dem man sich fragt, wie dieser ausfallen wird. So bleibt die Spannung auf einem niedrigen Niveau und ich hatte mir in dieser Hinsicht mehr erwartet. Als Setting dient Augsburg, stellenweise finden auch ein paar Kapitel in München statt. Wobei man bei der Darstellung dieser Stadt eindeutig merkt, dass sie hinten angestellt ist und ihr nicht so viel Platz und damit auch weniger Beschreibungen gegeben wird als es bei Augsburg der Fall ist. Im Grunde findet lediglich das Wohnhaus von Tilly Bräuer eine etwas ausführlichere Nennung, die anderen Gebäude bleiben blass und werden kaum umschrieben. Und das Haus der Bräuers bleibt vor allem durch die kühle und distanzierte Stimmung im Gedächtnis, aufgrund derer ich die Beschreibungen auch immer ziemlich düster empfand und mir die Räume in gedeckten Farben vorgestellt habe. Im Gegensatz dazu erhält Augsburg eine bessere Umschreibung. Hier wird nicht nur die Tuchvilla zum Leben erweckt, sondern auch die Fabrik und die Innenstadt mit ihren Geschäften. Hier werden die Handlungsorte viel besser und auch freundlicher umschrieben, es entstehen dadurch auch ansprechendere Eindrücke und allein dadurch hat mir die Handlung in dieser Stadt besser gefallen. Mein liebster Handlungsort war die Tuchvilla. Es gibt nicht nur zahlreiche Kapitel, die in den oberen Stockwerken stattfinden, sondern auch viele, die in den Räumen der Angestellten spielen. Hier treffen zwei Welten aufeinander und diese Zusammenspiel und die vorhandene Dynamik waren einfach nur toll! Zudem wirkte dieser Ort auf mich am freundlichsten und wärmsten. Viele der Protagonisten sind auch in den vorherigen Bänden aufgetreten und mir daher bereits bekannt. Es kommen nur wenige neue hinzu und auch diese haben interessante Wesen erhalten, die sie auszeichnen und einen hohen Wiedererkennungswert bieten. Es treffen Menschen mit eigenen Ambitionen und unterschiedlichen politischen Handlungen aufeinander, wo natürlich viel Platz für Diskussionen bleibt und man anhand ihrer Überzeugungen ihre Standpunkte erkennen kann und sich davon selbst eine Meinung bilden kann. Und gleichzeitig wird hier auch gezeigt, wie die Menschen den aufkommenden Nationalsozialismus bewerten und einschätzen. Ich finde es schade, dass manche Protagonisten eine etwas untergeordnetere Rolle spielen, allen voran bei Alicia finde ich dies bedauerlich. Sie verkörpert bei der Herrschaft die alte Generation und zu vielen Geschehnissen wäre ihr Blickwinkel und ihre Meinung interessant gewesen. Den schließlich agieren Paul und Marie und die anderen Figuren mit einem anderen Zeitgeist und haben lockerere Ansichten als die Mutter oder Schwiegermutter. Fazit Kann dieser vierte Band nahtlos an die vorherigen anschließen? Ich finde nicht. Der Roman ist nicht schlecht und hat mich gut unterhalten, aber die anderen drei Bände spielen für mich in einer anderen Liga und man kann sie immer als positive Beispiele für historische Romane nennen. Und weil ich einen so famosen Eindruck von den anderen Teilen habe, sind meine Erwartungen für diesen recht hoch gewesen und wurden leider nicht ganz erfüllt. Es hat mir Spaß gemacht, wieder in die Welt der Melzers und ihrer Tuchvilla zu reisen, gleichzeitig hat mir an einigen Punkten etwas gefehlt oder manche Aspekte waren nicht richtig ausgereift. Dadurch vergebe ich dem Roman gute 4 Sterne, was ich als sehr angebracht empfinde. Trotzdem kann ich mir jetzt gut einen weiteren Band vorstellen. Irgendwie habe ich doch noch ein paar Fragen und zudem zieht der Nationalsozialismus langsam auf. Hier frage ich mich natürlich, was dies für Auswirkungen auf die Familie Melzer, als auch auf die Fabrik hat. Und daher erhoffe ich mir sogar eine weitere Fortsetzung!

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Vor 4 Jahren ist mit „Das Erbe der Tuchvilla“ eigentlich der letzte Band der Saga um die Tuchfabrikantenfamilie Melzer von Anne Jacobs erschienen, der in den 1920ern spielte. Doch schon damals hatte ich das Gefühl, dass sich die Autorin ein Türchen für eine evtl. Fortsetzung lassen will – und jetzt geht es wirklich weiter. Inzwischen schreiben wir das Jahr 1930. An der Tuchvilla wurde angebaut, sodass fast die ganze Familie darin wohnen kann: Elisabeth mit ihrem Mann Sebastian und 3 Kindern, Paul mit Marie und ebenfalls 3 Kindern und natürlich Alicia, die Mutter von Paul und Elisabeth. Dazu kommen unzählige Bedienstete, das Haus ist voll und immer was los. Wie schon in den ersten 3 Bänden, geht es auch hier wieder um die einzelnen Familienangehörigen und Angestellten und deren jeweiligen Probleme. Die Weltwirtschaftskrise macht sich langsam bemerkbar und auch Familie Melzer muss sehen, wie sie die Zeit übersteht. Paul leitet die Firma, musste für die Anschaffung neuer Maschinen und die Erweiterung der Villa Kredite aufnehmen. Diese sind jetzt fällig, aber es kommt kaum noch Geld rein. Er möchte ein gutes Familienoberhaupt sein und reibt sich auf, um die (Geld-) Probleme so lange wie möglich zu verheimlichen. Seine Frau Marie führt ihr Modeatelier, aber die Kundinnen können sich Maßkonfektion nicht mehr leisten oder bezahlen einfach nicht. Die Zwillinge Leo und Dodo sind in der Pubertät und haben ihre eigenen Vorstellungen von der Zukunft. Leo soll eigentlich seinem Vater in der Fabrik nachfolgen, ist aber ein begabter Pianist und Komponist ohne Sinn für Zahlen. Auch seine Schwester Dodo macht es ihren Eltern nicht leicht – an ihr ist ein echter Junge verloren gegangen. Sie hat ein unglaubliches technisches Verständnis und träumt davon, Pilotin zu werden. Sie war für mich der heimliche Star des Buches und meine Lieblingsprotagonistin. Sebastian stammt aus einfachen Verhältnissen, ist in der KPD aktiv, hält Vorträge und versucht, in der Firma einen Betriebsrat zu etablieren. Er steht immer auf der Seite der Arbeiter und sorgt so mehrfach für hitzige Diskussionen und gefährliche Situationen. Seine Frau Elisabeth unterstützt ihn bei seinen Plänen – auch wenn sie sich damit gegen die Familie stellt. Tilly von Klippstein, die Frau von Pauls ehemaligem Partner Ernst hat ebenfalls ein schweres Los. Sie und Ernst führen eine reine Vernunftehe. Er kann keine Kinder zeugen, dafür lässt er sie als Ärztin arbeiten. Doch ihre männlichen Kollegen akzeptieren sie nicht und Ernst entfernt sich politisch immer mehr von ihr. Er ist ein glühender Anhänger von Hitler und der NSDAP. So kommt es, dass auch Tilly wieder bei den Melzers unterkriecht und ihr Leben überdenkt. Unter den Angestellten ist es vor allem das Küchenmädchen Liesl, die Tochter der Gärtnerin, die ihr Glück und ihre Wurzeln plötzlich außerhalb der Villa sucht. Geschickt verknüpft Anne Jacobs auch im 4. Band das damalige aktuelle Welt- und politische Geschehen mit den unterschiedlichen Schicksalen der Familienmitglieder und ihrer Angestellten. Sie zeigt, wie sich die Weltwirtschaftskrise und das Erstarken der NSDAP auf die einzelnen Gesellschaftsschichten auswirken. Besonders irritierend aus heutiger Sicht fand ich, dass verheiratet Frauen damals (wieder) die Zustimmung ihres Mannes brauchten, wenn sie einen Beruf ausüben wollten – im 1. Weltkrieg hatte schließlich auch niemand danach gefragt, ohne die Frauen wäre die Wirtschaft zusammengebrochen und das Wahlrecht hatten sie schließlich auch schon seit 1917. Sehr amüsant fand ich auch das Wiederlesen mit der überkandidelten Kitty, die nie ein Blatt vor den Mund nimmt oder ihre Meinung zurückhält. Dabei schießt sie zwar auch manchmal über das Ziel hinaus, aber sie erreicht das Gewünschte damit oft. Sie und Tilly sind zwei starke, moderne Frauen und damit Dodos Vorbilder. Auch Serafina, die ehemalige (immer noch intrigante) Gouvernante, taucht wieder auf und versucht, Unfrieden zu Stiften. Spannungsgeladen, fesselnd und unterhaltsam (ich habe die reichlich 600 Seiten in nur 4 Tagen verschlungen) – hier vergebe ich sehr gern 5 Sterne und hoffe auf eine weitere Fortsetzung – schließlich steht mit Dodo und Leo schon die nächste Generation in den Startlöchern …

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