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Rezensionen zu
Jäger, Hirten, Kritiker

Richard David Precht

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€ 20,00 [D] inkl. MwSt. | € 20,60 [A] | CHF 27,90* (* empf. VK-Preis)

Klappentext: Dass unsere Welt sich gegenwärtig rasant verändert, weiß inzwischen jeder. Doch wie reagieren wir darauf? Die einen feiern die digitale Zukunft mit erschreckender Naivität und erwarten die Veränderungen wie das Wetter. Die Politik scheint den großen Umbruch nicht ernst zu nehmen. Sie dekoriert noch einmal auf der Titanic die Liegestühle um. Andere warnen vor der Diktatur der Digitalkonzerne aus dem Silicon Valley. Und wieder andere möchten am liebsten die Decke über den Kopf ziehen und zurück in die Vergangenheit. Richard David Precht skizziert dagegen das Bild einer wünschenswerten Zukunft im digitalen Zeitalter. Ist das Ende der Leistungsgesellschaft, wie wir sie kannten, überhaupt ein Verlust? Für Precht enthält es die Chance, in Zukunft erfüllter und selbstbestimmter zu leben. Doch dafür müssen wir jetzt die Weichen stellen und unser Gesellschaftssystem konsequent verändern. Denn zu arbeiten, etwas zu gestalten, sich selbst zu verwirklichen, liegt in der Natur des Menschen. Von neun bis fünf in einem Büro zu sitzen und dafür Lohn zu bekommen nicht! Dieses Buch will zeigen, wo die Weichen liegen, die wir richtig stellen müssen. Denn die Zukunft kommt nicht - sie wird von uns gemacht! Die Frage ist nicht: Wie werden wir leben? Sondern: Wie wollen wir leben? Meine Meinung: Der Autor hat, ganz in der Tradition bekannter Philosophen, eine Utopie für eine digitale Welt entwickelt, in der sich Technik und Humanismus nicht ausschließen. Zunächst skizziert er den Status Quo der heutigen digitalen Welt und die verschiedenen Weltentwürfe von berühmten Denkern wie Marx oder Rousseau auf. Dabei spricht sich der Autor ganz klar gegen eine reine "Leistungsgesellschaft" aus, die Digitalisierung um um ihren Namen willen umsetzt, ohne ihr kritisch gegenüber zu stehen. Grundsätzlich fand ich seine Gedanken richtig, jedoch konnte ich mich mit dem Schreibstil des Autors nichts os ganz anfreunden. Für mich persönlich wären Infografiken und genaue Quellenangaben angebrachter gewesen. Stattdessen ist das Buch ein einziger langer Text, nur unterteilt in einzelne Kapitel. Vieles konnte ich nachvollziehen, wie z.B. die Tatsache, dass im Laufe der Jahre immer mehr Berufe aufgrund der Digitalisierung wegfallen werden. Vor allem für Niedrigqualifizierte wird es schwierig werden, eine Umschulung zu machen, denn zB Algorithmen zu entwickeln kann nicht jeder. Früher oder später wird man sich also der Frage nach dem BGE stellen müssen. Prechts Gedanken dazu fand ich sehr interessant und vor allem sehr sozial. Er regt dazu an, einer technologischen Dystopie entgegen zu wirken und sieht Unternehmen wie Google eher kritisch. Wirklich viel gelernt habe ich persönlich bei dem Buch allerdings nicht, zudem konnte ich mich mit dem Schreibstil des Autors nicht anfreunden. Ich denke, ich hätte eine Vorlesung zu dem Thema interessanter gefunden, als das Buch zu lesen.

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„Dieses Buch möchte einen Beitrag dazu leisten, aus dem Fatalismus des unweigerlichen Werdens aus- und zu einem Optimismus des Wollens und Gestaltens aufzubrechen. Es möchte helfen, ein Bild einer guten Zukunft zu malen.“ Unsere Welt ist in einem schnellen Wandel und manchmal scheint es, alle schauen gespannt zu. Es gibt verschiedene Lager der Zuschauer, die, welche die Entwicklungen als Fortschritt hochjubeln, und die, welche auf Ängsten gegründete Horrorszenarien an die Wand malen. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die fortschreitende Digitalisierung unser Leben stark verändern wird, dass wir uns in vielen Lebensbereichen mit neuen Umständen auseinandersetzen müssen. Berufe werden wegfallen, neue werden kommen, wie die genau aussehen, steht noch in den Sternen, was aber sicher ist: Diese Veränderungen werden sich sicher nicht zugunsten von den jetzt schon sozial Schwachen auswirken, die Schere zwischen Arm und Reich wird sich vergrössern, wenn wir nicht dagegen steuern und in einer humanen Weise auf die neuen Möglichkeiten reagieren. „Die Digitalisierung wird bereits von allen Volkswirtschaften als Macht anerkannt. Und es ist hohe Zeit zu zeigen, wo die Weichen liegen, die wir jetzt richtig stellen müssen, damit sie sich in einen Segen und nicht in einen Fluch verwandelt. Denn die Zukunft KOMMT nicht! […] die Zkunft wird von uns GEMACHT! Und die Frage ist nicht: Wie WERDEN wir leben? Sondern: Wie WOLLEN wir leben?“ Richard David Precht zeichnet ein sehr realistisches Bild der aktuellen Situation, der vierten industriellen Revolution, welche in vollem Gange mit noch offenem Ausgang ist. Er ruft dazu auf, sich nicht hinter Fortschrittglauben und Ängsten zu verstecken, sondern aktiv die Idee einer wünschenswerten Welt zu schaffen, in welcher Maschinen nicht zur Optimierung oder zum Ersatz von Menschen werden, sondern diese unterstützen. Er weist weiter auf die Chancen der Digitalisierung hin, welche es dem Menschen ermöglichen könnte, vom Arbeiten im Lohnhamsterrad zu einem selbstbestimmteren und erfüllteren Leben zu kommen, was allerdings nur mit einem bedingungslosen Grundeinkommen zu verwirklichen wäre, da gerade die wegfallenden Berufe in vormaligen Ausbildungsberufen ein würdevolles Leben ansonsten verunmöglichen würden. Precht nennt seine Lösungsansätze selber eine Utopie, beklagt aber den negativen Klang, den dieses Wort heute hat. Wenn wir den Begriff der Utopie als das sehen, was wir uns wünschen würden, könnten wir es uns aufs Papier schreiben und damit anfangen, das Leben und dessen Bedingungen und Umstände so zu gestalten, dass aus der Utopie die nächste Wirklichkeit wird. „Jäger, Hirten, Kritiker“ greift ein aktuelles Thema auf und vermittelt auf gut lesbare und verständliche Weise Hintergründe und Aussichten. Die Sprache ist ab und zu etwas gar plakativ und flapsig, die Ausführungen zu umfassend, doch die Grundbotschaft ist eine durchaus gute und bedenkenswerte. Fazit: Ein gut lesbares Buch über ein aktuell brennendes Thema, bei dem weniger mehr gewesen wäre, das aber viele bedenkenswerten Ansätze für den Umgang mit einer noch unsicheren Zukunft vermittelt.

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Wo soll die Reise hingehen?

Von: Harald Rädle aus Gotha

08.12.2020

Unsere Arbeit wird in Zukunft sicher wesentlich anspruchsvoller werden als in der Vergangenheit, deshalb ist für jeden eine möglichst umfangreiche Allgemeinbildung und daneben ein tiefgründiges Spezial-wissen auf einem bestimmten Gebiet erforderlich. Nur so wird der einzelne Mensch in der Lage sein, seine und die Zukunft der Menschheit, sinnvoll zu gestalten. Wer dazu keine Change bekommt oder es aus Bequemlichkeit nicht realisiert, wird unweigerlich auf der Strecke bleiben. Welche Motivation hat der Mensch? Er ist von Natur aus faul und gefräßig, er ist aber auch neugierig und möchte sich das Leben so leicht und bequem wie möglich machen. Dies trifft im Prinzip auf jeden Menschen zu, auf den einen eben etwas mehr und auf den anderen etwas weniger. Warum sollte es nicht möglich sein, die weniger werdende Arbeit möglichst gerecht aufzuteilen? Wer will schon mehr arbeiten als unbedingt erforderlich. Der Müßiggang dürfte in jedem Fall angenehmer sein als jede notwendige Arbeit. Auch in Zukunft wird nicht jeder seinen Traumjob machen können. Wer also soll die unattraktiven Tätigkeiten machen und warum? Wir sind sicher gut beraten, wenn wir uns unsere zukünftige Arbeitswelt weitestgehend erhalten, so dass der Mensch auch noch körperlich und geistig gefordert ist. Welchen Sinn macht es, wenn wir eine Arbeit haben, wo Körper und Geist kaum gefordert werden, dafür aber umso mehr Energie und Rohstoffe eingesetzt werden müssen. Eine gerechte Leistungsgesellschaft dürfte das Ziel für die Zukunft sein. Ohne den Anreiz auf ein besseres Leben durch mehr Leistung wird es wohl nicht gehen, sonst wollen sich alle ausschließlich dem Müßiggang hingeben. Dann würden wir wieder wie Adam und Eva im Paradies leben. Doch wo ist der Schöpfer der uns das ermöglicht und uns zugesteht? Würde er sich um alle unsere Belange kümmern wollen, und sich selbst zu unserem Sklaven machen? Ich glaube kaum. Neben dem Mindestlohn müsste es auch einen Maximallohn geben. Der Spielraum zwischen Mindestlohn und Maximallohn sollte einen bestimmten Wert nicht überschreiten, z.B. 1:10. Soll sich die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter öffnen, wie dies zurzeit geschieht? Soll ein Unternehmer oder Finanzspekulant, wenn er morgens aufsteht, bereits Millionen verdient haben, ohne dafür einen Finger gekrümmt zu haben? Die Ungerechtigkeit innerhalb unserer Gesellschaft könnte kaum größer sein, wenn wir dann noch die Flüchtlinge, diktatorisch regierte Staaten und Kriegsgebiete einbeziehen, dann stellt sich die Frage, warum ist das so, wer zieht Nutzen daraus, und wer hat das zu verantworten? Die bestehenden Zustände sind doch sicher nicht gottgewollt, sondern das Ergebnis von konkreten Machtinteressen, gemäß dem Naturgesetz „der Stärkere setzt sich durch“. Jeder will die Macht haben und verbindlich sagen, wo es langgeht. Eine echte Demokratie im Sinne einer Volksherrschaft oder möglichst einer Menschheitsherrschaft könnte die Lösung sein. Es muss aber ein einheitliches, gemeinsames Ziel bestehen, alle müssen am selben Strick ziehen und auch noch in dieselbe Richtung. Wird sich die Menschheit auf ein solches, großes gemeinsames Ziel einigen können? Eine Grundvoraussetzung wäre sicher die Einigung auf verbindliche allgemein gültige Menschenrechte, unabhängig von der Herkunft usw. Jeder müsste die gleichen Chancen haben, sein Leben entsprechend seinen Fähigkeiten und Neigungen, zu gestalten. Diese Rechte müssten dann auch einklagbar und durchsetzbar sein. Wer soll die erforderlichen Veränderungen innerhalb unserer Gesellschaft durchsetzen? Die derzeitigen Machthaber haben mit Sicherheit kein Interesse daran, sondern werden alles daransetzen, dass alles so bleibt wie es ist, oder für sie noch günstiger wird. Eine Veränderung kann und wird nur durch die benachteiligten Schichten erfolgen können. In Anbetracht der beginnenden Klimakatastrophe müssen wir uns auch fragen, wieviel Erde braucht ein Mensch, oder, wieviel Menschen kann unser Planet verkraften?

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Ein streitbares Buch, aber eines das wichtige Fragen stellt, ist ‚Jäger, Hirten und Kritiker‘ von Richard David Precht. ⠀ ⠀⠀⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ⠀ ⠀⠀⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ⠀ ⠀⠀⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀ Dass die Digitalisierung unsere Welt verändert hat, wird niemand bezweifeln, dass sie sogar vieles Gutes mit sich brachte auch nicht. Zur Wahrheit der Digitalisierung gehört aber auch, dass sie unser Arbeitsleben in weit größerem Maße beeinflussen wird, als wir uns heute trauen zuzugeben. Die kommende Digitalisierung wird eine Zeitenwende sein, die in ihren gesellschaftlichen Ausmaßen sogar noch die Industrialisierung in den Schatten stellen wird. ⠀ ⠀⠀⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ⠀ ⠀⠀⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ⠀ ⠀⠀⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀ Diese Digitalisierung in Verbindung mit Künstlicher Intelligenz wird viele Menschen in die Arbeitslosigkeit entlassen. Und diese Gefahr wird nicht, wie sonst so oft, die unteren Gehaltsklassen treffen, sondern alle. Auch Mediziner, Anwälte, Steuerberater, Börsenmakler, jedes Arbeitsfeld, das leicht algorhitmisiert werden kann, weil klare Regeln bestehen, ist bedroht. Dieses Szenario wird zu einer nie dagewesene Massenarbeitslosigkeit führen. ⠀ ⠀⠀⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ⠀ ⠀⠀⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ⠀ ⠀⠀⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀ Aber Precht sieht darin auch eine große Chance für die Menschheit und für die ewige Forderung von Links nach einem bedingungslosen Grundeinkommen. Würde, durch eine Finanztransaktionssteuer, jedem Bürger ein Grundeinkommen gezahlt, triebe dies, laut Precht, wundervolle Blüten. Denn keiner müsste mehr einer Arbeit nachgehen, die ihm nicht liegt, nur um Geld für nötigste Lebensführung zu verdienen. Stattdessen kann jeder den ganzen Tag machen, was er will. Tanzen, Bilder malen, Kochen oder Buchrezensionen auf Instagram schreiben. Die Menschheit steht vor einer Kreativitätserruption ungeahnten Ausmaßes. ⠀ ⠀⠀⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ⠀ ⠀⠀⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ⠀ ⠀⠀⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀ In diesen absurden Zeiten eine schöne Utopie, die ich gerne gelesen habe. Ich freue mich darauf. ⠀ ⠀⠀⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀

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Angesichts der Macht von Konzernen wie Google oder Amazon gibt man sich schnell dem Lauf der Dinge hin und nimmt eine fatalistische Haltung ein, nach dem Motto, die Digitalisierung ist ohnehin nicht aufzuhalten. Genau hier setzt Richard David Precht an und stellt mögliche Konzepte vor, wie wir digitale Technologien sinnvoll für ein menschenwürdigeres Leben und zum Schutz der Umwelt nutzen können, ohne unsere Autonomie zu verlieren. Im ersten Teil beschreibt der Philosoph, wie unsere Welt auf eine vierte industrielle Revolution zusteuert. Menschen werden in ihrem Verhalten immer transparenter und kalkulierbarer, gleichzeitig aber auch abhängiger und manipulierbar und verlieren damit zunehmend ihre Freiheit und Selbstständigkeit. Mehrmals fühlte ich mich ertappt, zum Beispiel wie offenherzig ich persönliche Daten zugänglich mache, um den Komfort von verschiedenen Dienstleistungen im Alltag genießen zu können. Der Autor trifft genau den Punkt, wenn er schreibt, dass das Eindringen in die Privatsphäre und die Ausweitung der Macht von IT-Konzernen in kleinen Schritten und so schleichend vor sich geht, dass man deren Auswirkungen unterschätzt. Möchte ich in einer Welt leben, in der alle Angebote auf mein Konsumverhalten zugeschnitten und alle Erfahrungen vorhersehbar und frei von Überraschungen ist? Die Dystopie, die Precht beschreibt, ist so verstörend, dass ich bei der Lektüre immer ungeduldiger wurde zu erfahren, worin er denn nun genau eine Chance sieht. Für einen notwendigen Schritt hält der Autor unter anderem ein bedingungsloses Grundeinkommen. Klingt einleuchtend, wenn man bedenkt, wie viele Berufe wie Fahrlehrer oder Versicherungsberater in naher Zukunft wegfallen werden. Ich kann mir noch nicht genau vorstellen, wie Menschen mit der Möglichkeit, ihr Leben freier zu gestalten ohne auf Erwerbsarbeit angewiesen zu sein, umgehen würden. Umso wichtiger erscheint mir Prechts Appell an die Politiker und Bürger, eine Arbeitswelt und Gesellschaft anzustreben, die nicht allein auf Effizienzsteigerung, Perfektionierung und Komfortmaximierung ausgerichtet ist, sondern die menschliche Urteilskraft und Handlungskompetenz fördert und die nötigen Rahmenbedingungen für eine kreative Entfaltung und unkonventionelle Denkweisen schafft. Precht bereichert seine Ausführungen durch Zitate und Ideen von Philosophen und Ökonomen aus verschiedenen Epochen und beschert uns eine lehrreiche und anregende Lektüre.

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Richard David Precht entwirft in seinem aktuellen Buch „Jäger, Hirten, Kritiker“ eine Utopie für die digitale Gesellschaft. Denn eins ist klar: Die Welt, wie wir sie kennen, wird nicht mehr lange existieren, denn die vierte industrielle Revolution ist im vollen Gang. Die Digitalisierung der Lebens – und Arbeitswelten wird unser gesellschaftliches Zusammenleben verändern, dass laut Precht nur in den Griff zu bekommen ist, wenn die Weichen heute gestellt werden und wir unser Gesellschaftssystem konsequent verändern. Der Grundton seines aktuellen Buches ist, sehr verkürzt ausgedrückt, dass es böse enden wird, wenn es so weiter geht wie bisher und wir bei einem „Weiter so“ bleiben. Der Buchtitel „Jäger, Hirten Kritiker“ geht dabei auf die Definition des Kommunismus in der "Deutschen Ideologie" von Marx und Engels, die in ihrem Buch ein Bild einer postkapitalistischen Gesellschaft entwerfen, zurück. Eine Gesellschaft, die es jedem ermöglichen soll, [Zitat]: „heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu betreiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden.“ In Marx Jahr 2018, in dem Marx 200 Jahre alt geworden wäre, sind viele Bücher erschienen, die immer wieder betonen, wie aktuell Marx und Engels sind und sein werden. Richard David Precht schließt sich dieser Strömung insofern an, richtet seinen Blick doch in die Zukunft mit der Suche nach Antworten auf die Frage des Zusammenlebens der Gesellschaft. Allerdings ist ein „Weiter so“ wie bisher allerdings nicht möglich, da sich viele der von der Globalisierung bedrohte Berufe auflösen und eine ungeahnte Kraft an Arbeitern freisetzen wird und somit zu einem Verschwinden von traditionellen Berufen führen wird. Dies wird das Traditionelle Rentenmodell überflüssig machen und ein neues Sozialsystem notwendig machen. Die Digitalisierung der Arbeitswelt (Industrie 4.0), die die „Zukunft“ der Gesellschaftsordnung“ gefährdet, ist dabei eine der vielen Gefahren von vielen. Dabei wird sich die Bedeutung und der Wert der Arbeit radikal verändern. Dabei mögen sich Politiker und Bürger dem anhaltenden und unumkehrbaren Fortschritt der Digitalisierung anscheinend nicht stellen und die Augen verschließen, obwohl dies in einigen Industiezweigen bereits etabliert wurde. Die sozialen Folgen des technischen Fortschrittes wollen oder können sich einige wohl nicht vorstellen. Wir leben in einer globalisierten und kapitalistischen Welt, in der wir uns den Folgen einer umfassenden Digitalisierung nicht werden entziehen können. Jedoch ist es möglich, die Digitalisierung zu steuern und vor allem ihre negativen Folgen durch politische Entscheidungen abzumildern und zum eigenen Vorteil umzuwandeln. In seinem Buch diskutiert Precht das Bedingungslose Grundeinkommen – kurz BGE – mit verschiedenen Finanzierungsmodellen sowie weitere Fragen zu einem sich in Zukunft abzeichnenden strukturellen Wandels der Gesellschaft und der Lebens – und Arbeitswelt, in der Retropien und Dystopien mit Katastrophen – Szenarien keinen Platz haben. Die einzige Möglichkeit besteht laut Precht darin, den gesellschaftlichen und arbeitsweltlichen Wandel als Chance zu begreifen. Richard David Precht hat mit Jäger Hirten Kritiker einen wichtigen und gut recherchierten Beitrag zur bevorstehenden und zwingend notwendigen Grundsatzdebatte über die Zukunft der Arbeit verfasst, der sich gut lesen lässt und der viele notwendige Fragen stellt und zum Teil auch beantwortet – zum Beispiel: Wie wollen wir leben? Wie soll der soziale Frieden gewahrt und unser Sozialsystem finanziert werden? Welcher Umgang ist mit dem Verlust der Arbeit großer Teile der Bevölkerung notwendig? Prechts Buch stellt den Ausgangpunkt und die Grundlage für eine gesamtgesellschaftliche Diskussion dar, die zwingend geführt werden muss.

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Vorweggesagt sei, dass allein die Nutzung der hochdeutschen Sprache durch Precht, wieder einmal, fast schon alleine die Lektüre dieses Werks lohnt. Zumindest aber in seiner Bildkraft, dem großen Wortschatz und ob des fließenden Stils, den Precht spielerisch beherrscht, das Buch in einem Guss vorliegt und ohne jede Länge oder Langeweile zu lesen ist. Gedankengebäude, innere Zusammenhänge, Analyse und Synthese geraten an keiner Stelle der Lektüre trocken oder langatmig, sondern lesen sich eher romanhaft unterhaltend. Auch wenn das Objekt der Precht´schen Betrachtung (leider) kein Roman ist. Fast jeder Satz zitierfähig, inhaltlich immer auf den Punkt kommend, man kommt eigentlich gar nicht dazu, den Stift zum Unterstreichen einmal aus der Hand legen zu können. Und zudem, kann man sagen, „endlich“, finden sich auch Ansätze, eine ernsthafte Auseinandersetzung mit „Neu-Nationalen“ Ideen, die mehr bietet als nur Schlagworte, sondern in denen Precht differenziert auf das schaut, was „hinter“ diesen vordergründig provozierenden Sprüchen als „Grundsehnsucht des Menschen“, nämlich die nach Überschaubarkeit, innerer Heimat und wiedererkennbarer kultureller Struktur im näheren Umfeld, zugrunde liegt. Ohne einer „neuen Rechten“ das Wort zu führen (dafür wäre Precht denkbar ungeeignet), setzt er sich doch im Rahmen seines Blickes auf das drängendste Problem der Zeit, der „Digitalisierung“ mit der „Entwurzelung“ des Menschen durch diese technische Revolution im „Höllentempo“, mit diesen Tendenzen auseinander, spricht ihnen ihre emotionale Grundlage nicht ab und verortet dort überzeugend die umfassende und zunehmende Verunsicherung der Gesellschaften und der einzelnen Menschen in diesen Gesellschaften. In klarer Analyse zerlegt Precht den „technischen, (kalten) Fortschrittswahn“ des „Silicon Valley“, arbeitet dessen „nicht auf den Menschen fixiert sein“ griffig heraus, schildert die Folgen (sehr lesenswert seine „Utopie von 2040“ im Buch) und bietet zwar letztlich nichts unbedingt Neues an Vision (eher etwas sehr Altes), begründet aber nachhaltig, warum in der antiken Philosophie und Lebenshaltung (immer schon) der Kern für eine konstruktive statt nur rein funktionale „Zukunft des Menschen“ angelegt ist. Dass damals der Mensch nur „freier Mensch“ war, wenn er sich nicht für seinen Lebensunterhalt „arbeiten musste“. Dass, in direkter Folge dieses Verständnisses des Menschen, die urtümliche Idee der technischen Progression eine absolut „linke Position“ war, das arbeitet Precht hervorragend noch einmal aus. Während in der Antike „Frauen und Sklaven“ für die „Arbeit“ zuständig waren, galt als „linke“ Vision und Utopie, dass der Mensch in Gänze davon einmal befreit sein würde und Maschinen die Rolle der „Frauen und Sklaven“ der Antike übernehmen würde. Was das titelgebende Zitat von Karl Marx zur Zeit der industriellen Revolution noch einmal bekräftigt. „Dass es jedem möglich sein soll, zu tun, wozu er gerade Lust hat“. Das Precht dabei, wie nebenbei, den „neumodischen“ Wertbegriff des Menschen der westlichen Kultur zerlegt (das Individuum gibt sich seinen (auch „inneren“) Wert durch seine Leistung in der „Arbeit“ und verlegt somit das Selbstwertgefühl von innen nach außen), fällt dabei erst nach zig Seiten Lektüre dem Leser erst wirklich auf, auch das der sprachlichen Kunst Prechts geschuldet. Wirtschaftliche Krise, politische Instabilität und individuelle Wertekrise, dass sind jene drei Gefahrenmomente, die Precht vor Augen stellt und die, jedes für sich und alle zusammengenommen, ohne Weiteres die Welt im bekannten Sinne nachhaltig aus dem Lauf bringen können. Daneben aber gäbe es eine Entwicklungsmöglichkeit in stringenter Linie der Lebenshaltung von der Antike bis zur näheren Zukunft. Nicht mehr arbeiten müssen fürs Geld, wobei Geld nur das Synonym für eine Existenzmöglichkeit darstellt, durchaus aber noch arbeiten zu können für „ein mehr an Geld“, das führt das aktuelle „kapitalistische System“ mit den Gedanken der „Freiheit des Menschen zu sich selbst“ zusammen. Dies paart Precht mit der klaren Erkenntnis, dass das aktuelle „System“ von Wachstum und „Jobs, Jobs, Jobs“ sich selbst ad absurdum führt und letztlich bereits gescheitert ist, schaut man sich die Verwerfungen der modernen Digitalindustrie an (wenig neue Arbeitsplätze, wenig Partizipation der Gesellschaft am gebildeten Gewinn, Zersetzung innerer Strukturen von „Heimat“, emotionale Kälte, Betrachtung des Menschen nur als „Kunden-Funktion“ samt, zusammenfassend, der Erkenntnis, dass sich die „Wirtschaft“ seit Langem bereits nicht mehr „dem Menschen“, sondern nur noch sich selbst, zur Verfügung stellt). Ob das bedingungslose Grundeinkommen von 1500 Euro, das Precht als Lösung anbietet, dabei der Weisheit letzter Schluss ist, kann natürlich trefflich diskutiert werden. Sollte es aber auch, um anstehenden Verwerfungen mit globalen Folgen endlich konstruktiv begegnen zu können. Denn eine andere Antwort als die, die stereotyp in Form eines „Weiter so“ gegeben wird, wird nicht tragfähig sein. Dass, wenn nichts geschieht, die Welt, wie man sie kennt, herausgerissen wird aus ihrer langsamen Entwicklung, aus ihrer politischen Stabilität und aus ihrem „Auskommen für Viele“ (eigentlich „für alle“) als Ziel gedacht, dass der Mensch nicht mehr der Mittelpunkt politischer und wirtschaftlicher Interventionen sein wird, dass legt Precht absolut überzeugend und aufrüttelnd offen. Eine hervorragende, differenzierte und überzeugende Lektüre.

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Gute Analyse, aber keine Lösung - Potential verschenkt

Von: Simone Marienfeld aus Köln

26.04.2018

“Vorsicht Spoiler!” 5 Sterne für die Analyse, aber leider fehlt die Lösung. Ein BGE, dass durch eine Tobin-Steuer / Finanztransaktionssteuer finanziert werden soll, wird immer utopisch bleiben. Seit 1972 (!) scheitert die Tobin-Steuer daran, dass sie nur global umsetzbar ist, weil man der Steuer sonst ausweichen kann. Da die USA, Großbritannien und fast alle anderen Finanzplätze nicht mitmachen, ist das keine Lösung. Die alten BGE-Modelle sind auch eine Form der Resignation nach der Devise "Gegen massenhafte Jobverluste kann man nichts machen, also speisen wir die Überflüssigen mit einem Almosen ab." Das kann es doch nicht sein. Den logischen Boom im Niedriglohnsektor durch den Kombilohneffekt hat das Buch auch nicht berücksichtigt. Leider hat R.D. Precht in seiner Recherche nicht "bge vergleich" gegoogelt. Sonst wäre er auf die "Unterbeschäftigungssteuer" gestoßen, die auch ein "Steuespar-BGE" enthält (beide Begriffe einfach googeln). Kurzfassung: Umsätze und Beschäftigungsintensität werden regional/national verknüpft. Wer im Inland zu wenige (fair bezahlte) Angestellte im Verhältnis zum Inlandsumsatz hat, muss eine so hohe Unterbeschäftigungssteuer auf seine Produkte aufschlagen, dass er aus dem Binnenmarkt ausscheidet. Wessen Beschäftigungsquote hoch genug ist, macht hingegen glänzende Geschäfte. Ergebnis: ALLE Menschen werden für immer an der Wertschöpfung der Wirtschaft beteiligt, und wer nicht arbeitet, erhält 2.000 € BGE als Steuersparmodell von Unternehmen (was als Referenz die Löhne hoch treibt). Die Digitalisierung sorgt für immer kürzere Arbeitszeiten, und der Verlust der Einkommen ist gebannt. Umgehen können es Unternehmen nicht, und das wollen sie auch nicht, weil sie damit in der viel höheren Kaufkraft der Kunden "baden" und gegen Billigimporte geschützt sind. Mehr Details und Antworten erläutert die Website. Das wäre doch ein schönes Thema für die Weiterentwicklung dieses Buches: Wie gelingt die Teilhabe aller Menschen an der Wirtschaft? Mit Almosen ist die Demokratie nicht zu retten.

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