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Rezensionen zu
Joe

Larry Brown

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Joe Ransoms Leben besteht aus regelmäßigem Alkoholkonsum, einer kaputten Ehe und Gewalttätigkeiten. Als er dem fünfzehnjährigen Gary einen Job in seinem Forstbetrieb anbietet, erwacht der Beschützerinstinkt in Joe. Denn Garys Eltern sind alkohol- und drogensüchtige Herumtreiber, die keinerlei Rücksicht auf das Wohl ihrer Kinder nehmen. Joe fühlt sich immer mehr verpflichtet, sich um Gary zu kümmern, damit dieser eventuell einen besseren Weg als seine Eltern einschlagen kann … . Larry Browns zweiter ins Deutsche übersetzte Roman „Joe“ kann in der gleichen Art wie sein Vorgänger „Fay“ von der ersten Seite an uneingeschränkt überzeugen. Brown schafft schon bei seinen ersten Kapiteln eine unglaublich dichte und realitätsnahe Atmosphäre, der man sich absolut nicht mehr entziehen kann. man fühlt mit den Protagonisten und möchte wissen, wie es ihnen weiter ergeht, wie sie es schaffen, in ihrer rauen Welt zu überleben. Wahnsinn, wie intensiv Larry Brown die Gedankenwelt seiner Protagonisten und die Umgebung, in der sie leben, beschreibt. Man riecht den Dreck, spürt die unangenehmen Seiten eines solchen Lebens während des Lesens und möchte nur allzu gerne in die Handlung eingreifen und seine Hilfe anbieten. „Joe“ schließt sich nahtlos in seiner Machart an „Fay“ an, der mich übrigens seinerzeit in gleicher Weise begeistert hat. Larry Brown wirft seine Leser in eine triste, unangenehme Welt voller Alkohol- und Gewaltexszesse, in der man sich dennoch unglaublich wohl fühlt, weil man eine ungeheuerliche Nähe zu den Personen (den Vater einmal ausgenommen) bekommt. „Joe“ ist ein äußerst deprimierendes Werk, das im Grunde genommen trostloser nicht sein kann. Larry Browns brutale, asoziale Welt beinhaltet aber auch auf wundersame Weise Romantik, Nostalgie und auch irgendwie Hoffnung, wenngleich diese sehr schwer aus den Zeilen herauszulesen ist. Letztendlich überwiegt die schonungslose Hoffnungslosigkeit in dieser Geschichte. Und am Ende weiß man, dass es niemals so etwas wie ein Happy End für die Protagonisten geben wird. „Joe“ ist aber auch eine Geschichte über „falsche“, unfähige Eltern und einen Mann, der versucht, seine eigenen Fehler wieder gut zu machen, in dem er einem Jungen hilft, der ein besseres Leben verdient hat. Es ist erstaunlich, wie detailliert und bildhaft Larry Brown die Welt der untersten Schicht darstellen kann, so dass man ihm jedes, wirklich jedes, Wort und Geschehen abnimmt. Die Dialoge zwischen den Personen wirken teilweise so realitätsnah, dass man meint, einen Tatsachenbericht zu lesen. Es ist schon verwunderlich, dass Romane wie dieser und Autoren wie Larry Brown relativ erfolglos sind. Vor allem durch den sehr direkten, aber wunderbar flüssigen Schreibstil und die hervorragende Ausarbeitung seiner Charaktere hätte Brown ein Millionenpublikum verdient. Ebenso wie übrigens die kongeniale Verfilmung dieses Romans durch Regisseur David Gordon Green mit Nicholas Cage in der Rolle des Joe Ransom. Cage ist diese Rolle wie auf den Leib geschrieben und vielleicht hatte Larry Brown ihn sogar vor Augen, als er seinen Roman schrieb, denn angeblich war Cage sein Lieblingsschauspieler. Roman und Film ergänzen sich hervorragend und vermitteln beide das gleiche trostlose Bild jener unteren Bevölkerungsschicht, in der nur das eigene Überleben und Wohlergehen zählt. Ich freue mich wahnsinnig, dass Heyne diesen wunderbaren Schriftsteller entdeckt hat und in ihrer Reihe „Heyne Hardcore“ veröffentlicht. Larry Brown macht, trotz seiner deprimierenden Geschichten, einfach süchtig und ich hoffe, dass uns der Verlag noch viele seiner Bücher beschert. Ein paar Romane und einige Kurzgeschichten hat er schließlich verfasst, die darauf warten, ins Deutsche übersetzt zu werden. Die immer wiederkehrenden Vergleiche mit William Faulkner oder Flannery O’Connor kann man ohne weiteres auf gewisse Art und Weise bestätigen, aber letztendlich besitzt Larry Brown einen unvergleichlichen, eigenen Stil, der seinesgleichen sucht. Interessant ist übrigens auch die Verbindung zwischen „Joe“ und „Fay“, die Browns Universum sozusagen ergänzt, erweitert, ja vervollkommnet. Ich bin schon wirklich sehr auf weitere Werke dieses leider viel zu früh verstorbenen Autors gespannt. . Fazit: Trostlos, düster, ohne jegliche Hoffnung und dennoch in widersprüchlicher Weise voller Romantik. © 2018 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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Oxford, Mississippi scheint ein gutes Pflaster für Autoren zu sein, die sich mit dem Leben im Armenhaus der Vereinigten Staaten literarisch auseinandersetzen. Denn von dort kommen William Faulkner, Richard Ford, John Grisham und nicht zuletzt der geniale Tom Franklin, der hierzulande nach dem Erfolg seines Rural Noir „Krumme Type, krumme Type“ hoffentlich endlich die Aufmerksamkeit erhält, die ihm gebührt. Und natürlich darf in dieser Aufzählung auch Larry Brown nicht vergessen werden, der schreibende Feuerwehrmann, der leider 2004 im Alter von 53 Jahren viel zu früh verstarb. In der Übersetzung war bisher nur „Fay“ (Original aus dem Jahr 2000) verfügbar, aber glücklicherweise scheint Heyne nun die Lücken zu füllen und hat mit „Joe“ (erstmals 1991 erschienen) nachgelegt. Aber wer ist nun dieser Joe? Ex-Häftling, Spieler, Gelegenheitstrinker mit einer gescheiterten Ehe, Vorarbeiter einer schwarzen Crew, die unrentable Bäume töten, damit auf den entstandenen Freiflächen im darauffolgenden Jahr gutes Holz gepflanzt werden kann. Ein Mann mit Moral, der sein Leben in den Griff bekommen will. Für den fünfzehnjährigen Gary ist er ein Vorbild. Einer, der ihm einen Job gibt und eine Perspektive zeigt, um dem trostlosen Leben seiner Landstreicher-Familie zu entkommen und sich aus den Fängen seines nichtsnutzigen Vaters Wade zu befreien. Wade ist erbärmlich, ein heruntergekommener Säufer, der seine Frau schlägt, seinen Sohn bestiehlt und seine kleine Tochter für die nächste Flasche Schnaps an schmierige Typen verkauft (die älteste Tochter ist übrigens Fay, und sie ist die einzige, die aus eigenem Antrieb und ohne fremde Hilfe der Familie den Rücken kehrt und sich mutterseelenallein auf den Weg in ein neues Leben macht). Anfangs hält Joe sich aus diesen interfamiliären Problemen heraus, aber schließlich gibt es da den berühmten Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, und es kommt zur finalen Konfrontation. Die Schicksale von Larry Browns Figuren treffen den Leser mitten ins Herz, was mit Sicherheit auch dem schlichten, authentischen Stil geschuldet ist. Er beschönigt nichts, zaubert keinen Gutmenschen aus dem Hut, der den armen Jugendlichen adoptiert und ihm ein sorgenfreies Leben garantiert. Bei ihm kämpft jeder jeden Tag ums Überleben. Muss sich seinen Dämonen stellen und immer wieder aufs Neue entscheiden, welchen Weg er gehen will. Und manchmal müssen auch gute Menschen schlimme Dinge tun um diejenigen, die ihnen etwas bedeuten, zu beschützen, und ihnen so die Hoffnung auf ein besseres Leben zu geben und zu erhalten.

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Ex-Sträfling Joe verdient sein Geld mit Baumarbeiten, trinkt und spielt etwas zu gern und gerät häufiger in Schwierigkeiten. Für den jungen Gary ist der Mann trotzdem vor allem eins: Die Hoffnung auf ein besseres Leben. Denn Garys Vater Wade ist ein gewalttätiger, wahrhaft bösartiger und durch und durch verkommener Kerl, der auf der Suche nach einer Einnahmequelle sogar seine 12-jährige Tochter verkauft. Joe, der regelmäßig Tagelöhner beschäftigt, gibt beiden einen Job. Wade ist allerdings nicht wirklich an ehrlicher Arbeit interessiert und kann überdies nicht mit dem Arbeitstempo mithalten. Joe feuert beide, hat jedoch Mitleid mit Gary. Der Junge, der nicht einmal weiß, wie alt er wirklich ist, bekommt eine neue Chance auf ein anständiges Leben. Und Joe, der viel in seinem Leben falsch gemacht hat, will Gary wirklich helfen. Das gefällt dessen Vater allerdings gar nicht … Die Werke des 2004 verstorbenen Larry Brown werden nun ,hoffentlich, nach und nach ins Deutsche übersetzt und somit auch dem hiesigen Markt zugänglich gemacht. Endlich, möchte man ausrufen. Denn der Schriftsteller verfasste große Südstaatenromane, die in den USA Kultstatus haben und auch hierzulande größere Rezeption verdienen. Das liegt nicht nur an dem hervorragenden Stil von Brown, der zwar schlicht, aber eindrücklich, verständlich und vor allem authentisch schreiben konnte. In seinen Geschichten überzeugen stets die Charaktere. War es in „Fay“ das naive Landei, dessen große Träume sich meist nicht mit dem vertrugen, was ihre Männer vom Leben erwarteten, so sind es hier Joe und Gary. Die beiden haben mehr gemeinsam, als es auf den ersten Blick scheint. Denn der harte Kerl und der Junge, der verzweifelt versucht seinem aussichtslosen Leben zu entfliehen, sind im Kern gute Menschen mit Moral und Werten. Das unterscheidet sie von ihrer trüben Umgebung, das unterscheidet beide auch deutlich von Garys grässlichem Vater, und das ist genau der Grund, warum es zum Konflikt kommen muss. Trotz des eher unprätentiösen Stils berührt das Buch sehr. Wer den Roman liest, muss Garys Vater hassen, muss aber auch den Kopf schütteln über Joes (der unter Alkoholeinfluss auch nicht mehr er selbst ist) Fehltritte, muss Gary bemitleiden. Wenn ein Buch das schafft, ist es ein gutes Buch, und „Joe“ hat dieses Prädikat mehr als verdient. Es ist harter Stoff, eine Story voller Drama, Armut und Dreck. Aber eben auch eine Geschichte, in der es zumindest Aussicht auf Hoffnung gibt. Und wer aufpasst, erkennt: Die bereits erwähnte Fay ist eine von Garys Schwestern. Beide Romane sind aber voneinander absolut unabhängig. Mein Fazit: „Joe“ ist nicht schwer zu lesen, aber sicher schwer zu verdauen. Doch es lohnt sich, den im Grunde unschuldigen Jungen und den fast gefühllosen älteren Mann kennenzulernen. Beide haben sich trotz niederschmetternder Erfahrungen einen guten Kern bewahrt, der sie über Figuren wie Wade erhebt. Bei allen grausamen Ereignissen gibt es die Aussicht, dass sich irgendwann, irgendwie etwas verbessern könnte. Es ist eine schmale Aussicht auf Hoffnung, aber sie ist da. Ob die Charaktere ihre Chance nutzen, bleibt offen – ein Happy End hätte zu diesem düsteren Südstaaten-Epos auch kaum gepasst. Wer hier einen rasanten Thriller erwartet, wird enttäuscht werden. Wer aber ein Buch über die Menschen und das Leben in den ärmeren Regionen des amerikanischen Südens lesen möchte, sollte unbedingt zugreifen. Der Roman wurde übrigens 2013 mit Nicholas Cage in der Hauptrolle unter dem gleichnamigen Titel (deutsch: Joe – Die Rache ist sein) verfilmt.

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Joe Ransom ist ein zäher Hund – hart im Nehmen und Austeilen, dem Alkohol verfallen und stets auf Kriegsfuß mit der Polizei. Seinen Unterhalt verdient er mit einem Trupp Tagelöhnern, die für wenig Geld Wälder abforsten, doch die verdienten Kröten werden umgehend verzockt und versoffen. Eines Tages suchen auch ein heruntergkommener Mann und sein Sohn Arbeit bei ihm. Der Alte ist ein fauler Sack, das merkt Joe gleich, aber der Sohn, Gary, aus dem lässt sich was machen. Gary und Joe freunden sich an, und nach und nach bekommt Joe mit, was der Junge alles durchstehen muss. Der Vater ist ein Tyrann, der auf seine Kinder einprügelt, ständig besoffen ist und für ein bisschen Kleingeld über Leichen geht. Joe hat zwar selbst einen nicht gerade kleinen Stapel an Problemen, fühlt sich dem Jungen aber verbunden. Er gibt ihm Arbeit, verbringt die Tage mit ihm und lässt ihn nur schweren Herzens immer wieder zurück nach Hause. Joe weiß, er ist vielleicht nicht der beste Umgang für den Jungen, aber immer noch besser als der Vater, denn bei dem wird Gary irgendwann zerbrechen. Eines Tages, da ist sich Joe sicher, wird der Alte über die Stränge schlagen. Und so kommt es auch… Larry Brown (1951-2004) gilt als einer der großen Chronisten des amerikanischen Südens. Seine Romane sind so rauh und trostlos wie das Hinterland in Mississippi, wo sie spielen. Die Menschen sind arm, die Häuser schief, jeder bescheißt jeden und für eine Flasche Fusel wird sich gerne mal der Kopf eingeschlagen. Eine harte Welt also, die Brown schildert, da fällt ein Engel wie Gary auf wie eine Blume auf Wüstensand. Wenn man aber genau hinschaut, hat jede der Figuren einen guten Kern in sich (außer Garys Vater vielleicht, der ist wirklich durch und durch schlecht). Dieser Umstand gibt dem kompletten Personal eine gewisse Tiefe und dem Leser die nötige Hoffnung und Motivation weiterzulesen, sonst wäre alles einfach nur deprimierend. Einen kleinen Nebenauftritt in dem Roman hat übrigens Fay, Garys jüngere Schwester, die sich von ihrem tobsüchtigen Vater losmacht und abhaut. Ihrer Geschichte widmete sich Brown ein paar Jahre später in einem eigens nach ihr benannten Roman. (Falls Ihr beide Romane noch lesen wollt, empfehle ich: erst JOE, dann FAY.) Der Stoff wurde 2013 mit Nicolas Cage als Joe verfilmt, eine Rolle, in der Cage nach langen Jahren endlich mal wieder glänzen konnte. Der Film ist mindestens so empfehlenswert, wie das Buch. Ein typischer Südsaatenroman, der nach Dreck und Whiskey schmeckt, realistisch und packend, brutal und ehrlich. Sehr Lesenswert.

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Ohne Ziel laufen der nichtsnutzige, alkoholabhängige Wade Jones, seine Frau, ihr ungefähr fünfzehnjähriger Sohn Gary und dessen beiden Schwestern Dorothy und die hochschwangere Fay eine wenig befahrene Straße entlang. Die drei verbeulten Dosen Budweiser, die der Vater im Graben findet, sind im Nu geleert, übernachtet wird an tristen Orten irgendwo in Mississippi, bis sie eine seit Jahren verlassene Blockhütte beziehen. Im Gegensatz zu seinem Vater will der für sein Alter etwas zu klein geratene Gary aus seinem Leben etwas machen und arbeiten. Für den ehemaligen Zuchthaus-Insassen Joe Ransom fängt Gary im Mai an, flächendeckend Bäume zu vergiften, damit dort Babykiefern gepflanzt werden können, doch sein Vater ist stets hinter dem Lohn her, den er nach Hause bringt, um Lebensmittel und vor allem Alkohol kaufen zu können. Als Gary aber angeboten bekommt, Joes alten Pick-up für zweihundert Dollar zu kaufen, versteckt der Junge das Geld vor seinem Vater, der seine Wut auf Joe kaum noch zurückhalten kann. Aber ebenso wie Wade ist auch Joe von gewalttätiger Persönlichkeit, verfügt im Gegensatz zu dem Alten aber über ein gutes Herz. Er hängt mit Connie zusammen, die mit seiner Tochter zusammen zur Schule gegangen ist, und bemüht sich um ein gutes Verhältnis zu seiner Ex-Frau Charlotte, aber in Beziehungssachen lässt sich Joe einfach treiben. Gary hängt immer öfter mit seinem Chef zusammen und hofft so, seinen Traum von einem besseren Leben verwirklichen zu können. „Er hatte schon festgestellt, wie gut das kühle Bier schmeckte. Er begriff jetzt, worauf der Alte in all den Nächten, an den Wochenenden und manchmal auch wochentags aus war, worauf es ihm ankam und was er spüren wollte. Nichts spielte jetzt eine Rolle, das wusste er beim ersten Mal, als er damit Bekanntschaft machte.“ (S. 256) Der in Oxford, Mississippi, geborene Larry Brown (1951-2004) hat erst spät angefangen zu schreiben, wollte seinem Vorbild Stephen King nacheifern, kam aber zunächst über einige kaum beachtete Kurzgeschichten nicht hinaus. Erst mit seiner ersten Kurzgeschichten-Sammlung „Facing The Music“ (1988) konnte der Feuerwehrmann anfangen, von seiner Schreiberei zu leben, und veröffentlichte bis zu seinem plötzlichen Tod im Jahre 2004 leider nur fünf Romane, die nun endlich sukzessive ins Deutsche übersetzt werden. Nachdem der Heyne Verlag im vergangenen Jahr Larry Browns vierten und erfolgreichsten Roman „Fay“ als deutsche Erstveröffentlichung präsentierte, folgt mit „Joe“ nun dessen zweites Werk, das vor allem von den beiden eindringlich charakterisierten Figuren Gary und Joe geprägt wird, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch so eng miteinander verbandelt sind. Joe ist als kleiner Unternehmer zwar sein eigener Herr und weiß sich gegen seine Arbeiter souverän zu behaupten, dabei hilft ihm aber auch sein Ruf als trinksüchtiger Raufbold, was ihm bereits eine längere Gefängnisstrafe eingebrockt hat. Davon abgesehen ist er eigentlich ein liebevoller Kerl, der sich um eine Annäherung zu seiner Ex-Frau und seiner Tochter bemüht, dem Geld so unwichtig ist, dass er es gern mal verspielt, und der auch sehr lockere Beziehungen zu den Frauen unterhält, denen er begegnet. Dagegen muss sich Gary erst einmal wie seine ältere Schwester Fay, der Larry Brown später seinen erfolgreichsten Roman widmet, von der völlig verkorksten Familie lösen, die unter der Fuchtel des ebenso brutalen wie alkoholsüchtigen Wade steht, der auch die einzige durch und durch unsympathische Figur im Roman verkörpert. Dem Jungen ist durchaus bewusst, dass er nur durch harte Arbeit zu Anerkennung kommen kann, und so legt er sich nicht nur bei Joe, sondern später auch bei einem Farmer mächtig ins Zeug. In der Ausgestaltung der Beziehung zwischen Joe und Gary demonstriert der Autor seine wahre Meisterschaft, authentische Figuren am äußersten Rand der Gesellschaft im Süden der Vereinigten Staaten zu zeichnen und ihren schweren Kampf um einen Platz im Leben zu beschreiben. Nach fast 340 Seiten sind Gary und Joe dem Leser so ans Herz gewachsen, dass man das Ende der Geschichte nur noch hinauszögern möchte.

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