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Rezensionen zu
Gott wohnt im Wedding

Regina Scheer

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Interessante Geschichten, die jedoch durch ständiges hin und her schwierig zu lesen waren. Ich konnte mir bei den Personen nicht merken wer wer war und brauchte zu lange um mich in die jeweilige Geschichte rein zu finden. Jede Geschichte für sich war sehr interessant, aber mir zu viel für ein Buch.

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Ein Mietshaus in Berlin Wedding, seit 120 Jahren steht es in der Utrechter Straße. Es hat viele Geschichten über seine Bewohner, über all die Zeiten zu erzählen. „Ich bin das älteste Haus in der Straße“, so beginne Regina Scheers Roman Gott wohnt im Wedding, und es ist tatsächlich das Haus, das eine Erzählerrolle übernimmt. So erzählt das Haus von Gertrud, der über 90-jährigen Bewohnerin, die ihr ganzes Leben in dem Haus verbracht hat. Vom entscheidenden Tod eines Hitlerjungen in den 1930ern. Von Manfred und Leo, den jungen Juden, die Getrud versteckt hielt, von denen einer nicht überlebte und der andere als sehr alter Mann aus Israel nach Berlin mit seiner Enkelin zurückkehrt. Aber auch von Leila, der Sintiza und den vielen Frauen und Familien, Roma und Sinti, die in den letzten Jahren in dem immer baufälligeren Haus logieren. Regina Scheer hat sich für diesen Roman viel vorgenommen. Der Nationalsozialismus in all seinen wahnsinnigen Auswüchsen, Antisemitismus und die heutige Israelfrage, Randgruppern, Ausgrenzung, prekäre Arbeitsverhältnisse und Wohnsituationen, Gentrifizierung und das Mit- und Gegeneinander in multikulturellen Gesellschaften. Das Buch spiegelt gelebte Geschichte, leider verliert sich die Autorin aus meiner Sicht manchmal zu sehr im Detail. Das Haus und Gertrud sind die Konstanten an den sich das Buch orientiert. Die einzelnen Fäden lassen sich immer wieder neu verbinden und auflösen. Manches an der Erzählung war mir zu dokumentarisch, zu wenig emotional und las sich eher wie ein Zeitzeugenbericht. Für die Fülle an Personen gibt es glücklicherweise ein Glossar zum Ende des Buches

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Leo Lehmann kehrt nach 70 Jahren in Israel mit seiner Enkelin Nira nach Berlin zurück, um dort das Erbe seiner verstorbenen Frau zu regeln. Nira möchte er die Stadt zeigen, die Orte, die er aus seiner Jugend kennt und das Haus, in welchem sein bester Freund Manfred von der Gestapo verhaftet wurde und den Zweiten Weltkrieg nicht überlebte. Leo verdächtigte Gertrud, bei der die beiden Unterschlupf fanden, Manfred verraten zu haben. Gertrud ist noch heute am Leben und wohnt nach wie vor in dem Haus im Wedding, dessen Mieter sukzessive verdrängt worden sind und das inzwischen von mehreren Sinti-Familien bewohnt wird, um die verbliebenen Mieter mürbe zu machen. Laila ist eine der integrierten Sinti, die sich als eine Art Sozialarbeiterin einsetzt, für die Familien bei Behördengängen übersetzt und die sich auch um die alte Dame Gertrud kümmert. Der Roman ist aus der Sicht der Hauptcharaktere Gertrud, Leo und Laila geschrieben, aber auch das Haus kommt selbst zu Wort und erzählt seine über hundertjährige Geschichte. Der Roman handelt primär davon, wie sich die Schicksale von Juden und Sinti/ Roma gleichen, Bevölkerungsgruppen, die während des Nationalsozialismus verfolgt wurden und bis heute mit Stigmatisierungen zu kämpfen haben. Durch die überfrachtende Anzahl - nicht nur der aktiv handelnden Personen in der Gegenwart - sondern auch der zahllosen Rückblenden in die Vergangenheit und Erzählungen über Widersacher während des Holocaust und verstorbene Angehörige, ist es denkbar schwierig, konzentriert den Überblick zu behalten oder einen emotionalen Zugang zu einer der Hauptfiguren zu erhalten. Die Sprunghaftigkeit der Erzählung ohne Kennzeichnung, in welchem Jahr man sich nun befindet, empfand ich als anstrengend und minderte den Lesefluss. Zudem empfand ich das Buch, das ambitioniert die Verfolgung von Minderheiten in der Geschichte Deutschlands und darüber hinaus sowie die Situation von Migranten und (illegalen) Einwanderern mit all ihren Erschwernissen in der Gegenwart schildert, zu überladen. Holocaust, Geschichte der Sinti und Roma, Rassismus, Flüchtlingsdebatte, Gentrifizierung, Armut, Heimatlosigkeit sind gewaltige Themen, mit denen es sich tiefer gehend zu beschäftigen lohnt, die aber in ihrer Gesamtheit zu viel für einen Roman sind. "Gott wohnt im Wedding" ist keine leichte Kost. Es ist ein Roman, der voller Fakten ist, die den Leser erschlagen können, weshalb man sich mit der Lektüre Zeit lassen sollte. Es ist keine schicksalhafte Erzählung, die durch Spannung eine Sogwirkung entfaltet oder zu Tränen rührt, sondern eine nüchterne Darstellung erschreckender Tatsachen anhand fiktiver Einzelschicksale, die sich im Laufe der Geschichte allesamt in einem Haus im Wedding wiederfinden.

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In ihrem zweiten Roman „Gott wohnt im Wedding“ erzählt Regina Scheer die Geschichte eines hundert Jahre alten Berliner Mietshauses. Dabei taucht sie tief in die Familiengeschichten seiner Bewohner ein – und wendet sich vor allem auch den verschiedenen Entortungs- und Vertreibungserfahrungen zu, die deren Biografien prägen. Tragische Geschichten und bewegte Schicksale sind es, die sich seit der Grundsteinlegung im Jahr 1890 hinter den Mauern des Mehrfamilienhauses in der Utrechter Straße abgespielt haben. Um diesen auf den Grund zu gehen, zeichnet Scheer nicht nur die Lebensläufe verschiedener Mieter nach, sondern lässt auch das Haus selbst zu Wort kommen, das mehr als bloßer Schauplatz sein will: „Die meisten denken, ein Haus sei nichts als Stein und Mörtel, totes Material. Aber sie vergessen, dass in meinen Wänden der Atem von all denen hängt, die hier gewohnt haben.“ Einer von ihnen ist Leo Lehmann. Geboren und aufgewachsen im Wedding, hat er den Großteil seines Lebens in Israel verbracht, wohin er – dessen gesamte jüdische Familie von den Nationalsozialisten ermordet wurde – Ende der 1940er Jahre ausgewandert ist. Als er im Alter von 94 Jahren wegen einer Erbschaftsangelegenheit erstmals zurück in seine Geburtsstadt kehrt, ist dies für ihn vor allem auch eine Reise in eine traumatische Vergangenheit. Während er durch die Berliner Straßen streift, werden die dunklen Erinnerungen an eine Zeit voller Bedrohungen wieder lebendig: Die antisemitischen Anfeindungen, denen er hier ausgesetzt war, seine Verpflichtung zur Zwangsarbeit, die Deportation seiner Eltern und die darauf folgenden Monate, die er gemeinsam mit seinem Freund Manfred als sogenanntes ,U-Boot' im Untergrund verbrachte. Das Haus im Wedding nimmt dabei in Leos Erinnerungen einen besonderen Platz ein: Hier fanden Leo und Manfred für einige Wochen Unterschlupf bei der gleichaltrigen Gertrud Romberg – bis Manfred schließlich in ihrer Wohnung von der Gestapo verhaftet wurde. Aber handelte es sich bei der hilfsbereiten jungen Frau wirklich um einen Nazi-Spitzel? Oder gibt es am Ende vielleicht mehr als die eine Wahrheit, die Leo zu kennen glaubt? Als Leo Jahrzehnte später wieder vor eben jenem schicksalhaften Gebäude steht, ahnt er noch nicht, dass das Schicksal ihn und Gertrud ein zweites Mal zusammenführen wird. Tatsächlich hat die betagte Seniorin das Haus ihrer Kindheit nie verlassen und wohnt noch immer in den gleichen vier Wänden. Dass sie ihr gesamtes Leben an einem Ort verbracht hat, macht sie dabei unter den Mietern zu einer echten Ausnahmeerscheinung. Weit entfernt von einem sesshaften Leben sind es Flucht, Vertreibung und Migration, die die Biografien der restlichen Bewohner prägen, die überwiegend aus Osteuropa stammen und nun im Wedding – wenn auch unter zum Teil prekären Umständen – ein Dach über dem Kopf gefunden haben. Zu ihnen zählt auch Laila Fiedler, eine Sintiza, die zu Beginn der 1990er Jahre gemeinsam mit der Mutter als sogenannte Spätaussiedlerin von Polen nach Berlin kam. Mit Deutschland ist Laila dabei seit je her auf ambivalente Weise verbunden: Auch ihre Großeltern haben einst hier gelebt, bis sie von den Nazis ins KZ Auschwitz deportiert wurden. Mit den Einblicken in Lailas weitverzweigte, von mehrfachen Gewalterfahrungen geprägte Familiengeschichte, wendet sich Scheer dabei einem von der Literatur bisher noch kaum bearbeitetem Thema zu: Über die sich kreuzenden Lebenswege von Leo und Laila stellt sie so eine Verbindung her zwischen den jüdischen Opfern des Nationalsozialismus und der – in der Auseinandersetzung mit dem nationalsozialistischen Terror lange nur am Rande thematisierten –Verfolgung der Sinti und Roma im Dritten Reich. Ein ambitioniertes Anliegen, das allein bereits genug Stoff für einen vielschichtigen Roman geliefert hätte. Doch damit nicht genug, versammelt „Gott wohnt im Wedding“ eine ganze Fülle weiterer Themen, die mit den Lebensgeschichten und alltäglichen Erfahrungen der Protagonisten verknüpft sind. So setzt sich der Roman mit Erinnerungskultur und öffentlichem Gedenken ebenso kritisch auseinander wie mit der Frage, wer in der Öffentlichkeit als legitimer Sprecher und Vertreter einer (Opfer-)Gruppe auftreten kann und darf. Er thematisiert die oft Jahrzehnte währenden Erbschaftsprozesse um enteigneten jüdischen Besitz und die Rückübertragung von Grundstücken, erzählt von traumatischen Erfahrungen und verdrängten Erinnerungen und jahrelangem Schweigen. Er widmet sich Generationenkonflikten in unterschiedlichen historischen Konstellationen, beschäftigt sich mit familiären Wurzeln und Wahlverwandtschaften. Er liefert Innenansichten aus dem Leben im Kibbuz und beschäftigt sich zugleich mit dem nachbarschaftlichen Miteinander in einem großstädtischen Mehrfamilienhaus und schließlich – wie könnte es in einem Berlin-Roman der Gegenwart anders sein – darf am Ende auch das Thema Gentrifizierung nicht fehlen. Das ist, so interessant und von aktueller Relevanz die einzelnen Aspekte auch sein mögen, viel für einen Roman – in diesem Fall vielleicht ein wenig zu viel. Etwas inkonsistent erscheinen zudem auch die Figuren, von denen es im Roman ebenfalls reichlich gibt. Während der Roman hier einerseits mit den historisch erkenntnisreichen Passagen rund um Laila und Leo zu überzeugen weiß, präsentieren sich andere Charaktere – wie etwa die Gertrud-Figur, die ein wenig zu bemüht das Bild der netten alten Dame von nebenan bedient – zu eindimensional, um als wirklich glaubwürdig wahrgenommen zu werden. Dass zudem die finale Begegnung zwischen Gertrud und Leo, auf die die Handlung über weite Strecken zuläuft, am Ende inmitten der Vielzahl an Handlungssträngen geradezu untergeht, wirkt zumindest irritierend. Aller inhaltlichen Überfrachtung zum Trotz, hat Scheer mit „Gott wohnt im Wedding“ dennoch insgesamt nicht nur ein durchaus anschauliches Panorama gegenwärtiger Lebenswelten und Konfliktlagen vorgelegt. Anerkennung verdient hier auch ihr Versuch, insbesondere mit dem Fokus auf die Geschichte(n) der in Deutschland lebenden Sinti und Roma eine Leerstelle in den literarischen Verhandlungen deutscher Vergangenheit und Gegenwart zu füllen.

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Gott Wohnt im Wedding von Regina Scheer ist ein ordentliches Buch, Passagenweise sogar mehr als ordentlich bis gut. Ich habe zwei offizielle Rezensionen gefunden, ein Lob, einen Verriss. Gott Wohnt im Wedding liegt qualitativ tatsächlich irgendwo dazwischen. Hoch gesteckte Ziele Das Projekt ist an sich sehr anspruchsvoll. Die Geschichte eines Hauses und seiner Bewohner wird vom Ende des 19. Jahrhunderts bis fast heute erzählt. Der Fokus liegt auf den Erniedrigten und Beleidigten. Lose strukturierte Geschichte, die lang herausgezögerte Wiederbegegnung zwischen dem aus Israel zurückgekehrten Leo Lehmann, der in den vierziger Jahren als jüdisches „U-Boot“ (Bezeichnung für untergetauchte Juden) in Berlin gelebt hat und der etwa gleichaltrigen Gertrud Romberg, bei der er manchmal übernachtet hat, und von der er glaubt, verraten worden zu sein. Ansonsten schieben sich mit der Zeit vor allem die im Haus lebenden Romafamilien in den Mittelpunkt. Die systemischen und privaten Vorurteile gegen Roma bilden den politischen Schwerpunkt des Romans. Gelungene und misslungene Geschichten Der hat seine Stärken und Schwächen. Gut erzählt sind alle Geschichten, die direkt aus den Lebenserfahrungen von Gertrud und Leo erwachsen. Auch die Art und Weise, wie die neuen Besitzer des Hauses im Wedding Minderheiten gegeneinander ausspielen, Besetzungen und Überbelegung, erst durch russische Familien, dann durch Roma, bewusst dulden, und sogar ermöglichen, um an bestehende Vorurteile anzudocken und neue zu schüren, damit langfristige Mieter herauszuekeln und am Ende das Haus abzureißen und einen teuren Neubau hinzustellen, ist gut erzählt, gibt dem Schlagwort „Gentrifizierung“ ein Gesicht. Auch die Gruppendynamiken innerhalb der Bewohnerschaften wirken glaubhaft, Scheer zeichnet keine heile Welt der Benachteiligten gegen die Mehrheitsgesellschaft, sondern selbst zutiefst von Vorurteilen durchzogene Minderheiten, die sich menschlich längst nicht immer korrekt verhalten – im Gegenteil. Gebrochene Helden also. Das ändert allerdings nichts daran, dass das gesamte Personal des Romans ein wenig wirkt, als sei es nur dazu da, Geschichtsdiskurse anzustoßen. Gott Wohnt im Wedding versammelt wirklich alles an Lebensgeschichten, was es braucht, um die vergangenen 150 Jahren mit Schwerpunkt auf den Nationalsozialismus durchzuackern. Das gerät Scheer stellenweise sehr hölzern und auch mehr als nur ein wenig bemüht. Ernsthaft? Ein sprechendes Haus? Apropos bemüht. Die Autorin hat sich tatsächlich dazu hinreißen lassen, Teile des Romans aus der Perspektive des Hauses zu erzählen. Ja: das Haus sagt „ich“. Das steckt so nervig quer im Text, dass man geneigt ist, die Szenen zu überblättern. Vor allem weil es relativ unnötig ist. Zwar wird so die Zeit „vor Gertrud“ abgedeckt, aber selbst das hätte man aus dem Text heraus angehen können. Alle diese Momente wären in Gesprächen zwischen Protagonisten besser aufgehoben gewesen, zumal ein Nebencharakter Historiker ist. Im Ganzen aber lohnt Gott wohnt im Wedding als Lektüre. Es ist ästhetisch keine Meisterleistung. Ein Modernismus mit angezogener Handbremse, der genau so viel an wechselnden Perspektiven erlaubt, wie sie auch Durchschnittsleser noch leicht ertragen können sollten. Politisch ist das Buch allein schon deshalb bedeutsam, weil es die immer noch herrschende Romaverfolgung in vielen Staaten Europas und die Ignoranz der wenigen Staaten, in denen Sinti und Roma zumindest mit etwas Glück halbwegs unbehelligt leben könnten, in den Blick rückt, insbesondere die Erklärung von osteuropäischen Staaten zu „sicheren Herkunftsländern“. Ja: Für die meisten seiner Bewohner mag der Balkan größtenteils sicher sein. Für Sinti und Roma definitiv nicht.

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Familienepos für Berlinfans

Von: Wibke

28.04.2019

Dieser Roman handelt von einem Berliner Stadtteil namens Wedding und dessen Bewohner. Man erfährt beim Lesen vor allem sehr viel über die Geschichte und Schicksale dieser Menschen, die eng mit diesem Stadtteil verknüpft sind . Die Autorin versteht es das Wedding zur Zeit des Nationalismus lebendig werden zu lassen. Generell erhält man viel Einblick in die -nicht nur Deutsche- Geschichte über Erinnerungen und Rückblenden der Charaktere des Romans. Da gibt es den siebzigjährigen Leo Lehmann, der unfreiwillig nach etlichen Jahren aus Israel nach Wedding zurückkehrt und mit seinen Erinnerungen konfrontiert wird. Seine Enkelin ahnt davon jedoch nichts, da sie nicht sehr viel über die Vergangenheit ihres Großvaters weiß. Der Leser/ die Leserin erfährt auch wie und warum Leo damals von Wedding nach Israel flüchtete. Die Autorin Regina Scheer beschreibt in Leos Erinnerungen sehr plastisch wie das damalige Wedding ausgesehen hat. Sogar ein Gebäude, das behauptet das älteste in Wedding zu sein, berichtet wer schon alles ein-und ausgezogen ist und was sich alles über die Jahrzehnte hinweg verändert hat. Diese Idee ein Gebäude zu Wort kommen zu lassen finde ich sehr gelungen. Die Charaktere Leo , sein damaliger Freund Manfred , Leila und Gertrud sind schicksalshaft miteinander verbunden. Gertrud hatte damals Leo und Manfred nicht an die Nationalsozialisten verraten und auch Leila ahnt nicht, dass ihre Geschichte und die ihres Volkes -den Sinti -eng mit Wedding bzw mit diesem einen Gebäude verbunden sind. Nicht nur, dass man Einblick in die Deutsche Geschichte erhält, sondern auch die Geschichte des Sinti-Volkes aber auch die der Polen-Deutsche, die zu früheren Zeiten Unterschlupf in dem ältesten Gebäude Weddings gefunden haben. Und da komme ich auch schon zum Knackpunkt: Nach meinem Empfinden gibt es viel zu viel geschichtliche Hintergründe zu verschiedenen Familien, die mehrere Generationen zurückreichen. Das macht das Lesen schwierig:Es kommen zu viele verschiedene Personen darin vor, deren Geschichte und Hintergründe zu detailliert erzählt wird. Der Schreibstil ist trotz alledem sehr plastisch und man kann förmlich den berühmt berüchtigten Gestank Berlins wahrnehmen in den Beschreibungen der Autorin. Der Roman ist für mein Empfinden sehr erzähllastig mit wenig Dialogen und wie erwähnt zu sehr verschachtelt mit zu detaillierten Hintergründen. Ich habe teilweise einfach den Überblick verloren. Die Geschichte/der Plot hat mir ansonsten gut gefallen, aber ich musste mich wirklich durchquälen, weil viel zuviele Details und Personen, die nicht alle notwendig sind für die Geschichte. Ich kann mir vorstellen, dass das Buch etwas für Leserinnen/Leser ist, die Berlin-Wedding kennen und/oder Berlinfans sind und gerne etwas von derenGeschichte erfahren möchten.

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Ungewöhnlicher 'Protagonist'

Von: M.G.

28.04.2019

Die Idee, einem Haus quasi eine Stimme zu geben, ist im ersten Moment etwas irritierend, aber nach kurzer Gewöhnung eine sehr spannende Perspektive. Stil und Wortwahl ist manchmal etwas ungewöhnlich, aber mit der Zeit konnte ich das Buch gut lesen. Thematisch werden verschiedene Schicksale von 'Verfolgten' erzählt. Sei es von deren Geschichte, der Gesellschaft oder auch durch familiäre Schicksale. Dir Rückblenden sind hochspannend erzählt und auch mit dem heutigen Blick auf Migration, Kiez-Leben und dem Leben in der Großstadt konnte ich viel anfangen. Insgesamt ein ganz gutes Buch, nur leider stellenweise etwas langatmig.

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Keine leichte Kost!

Von: Sabrina

27.04.2019

Das Buch "Gott wohnt im Wedding" von Regina Scheer ist ein Roman und gleichzeitig ein Stück deutscher Zeitgeschichte. Leo Lehmann, ein jüdischer Überlebender des Holocaust, kehrt nach Jahrzenten aus Israel zurück nach Berlin, um juristische Angelegenheiten zu klären. Er suchte damals, gemeinsam mit seinem Freund Manfred, Unterschlupf bei Gertrud Romberg in dem Haus in der Utrechter Straße. Als er nun wieder, mit inzwischen 94 Jahren, vor eben jenem Haus steht, kommen die Erinnerungen an die damalige Zeit zurück. Wer hat ihn und seinen Freund an die Gestapo verraten? Wer ist somit für Manfreds Tod verantwortlich? Das Haus kommt in diesem Buch ebenfalls zu Wort und erzählt von seiner Vergangenheit und den vielen Bewohnern, die innerhalb der Jahre ein und aus gegangen sind. Die Autorin bringt, neben Leo und Gertrud, eine weitere Hauptfigur ins Spiel...die Sintiza Laila, die als Spätaussiedlerin über Umwege nach Berlin in das Haus in der Utrechter Straße kam. Ich hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut, da mich die Thematik interessiert. Aber schon auf den ersten Seiten musste ich feststellen, dass ich mit so unzähligen Fakten und Fremdwörtern beinahe erschlagen wurde. Ich habe überhaupt nicht in die Geschichte hinein gefunden. Die einzelnen Handlungsstränge ziehen sich teilweise sehr in die Länge und ich habe zeitweise nur quergelesen. Es war schwierig sich die vielen Personen und wie sie zusammen gehören, zu merken. Vor allem die mehr als ausführliche Geschichte der verschiedenen Roma-Gruppen mit ihren Traditionen hat mich vollends aus dem Tritt gebracht. Der Roman wird beim Lesen immer mehr zu einem Sachbuch und die eigentliche Handlung tritt vollkommen in den Hintergrund. Sehr schade, denn ich hatte mir viel mehr von diesem Roman versprochen.

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