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Rezensionen zu
Die Seele des Monte Pavione

Matteo Righetto

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Dieser Roman, ein historischer, literarischer Thriller, ist angesiedelt in Italien, im nördlichen, bergigen Bereich des Veneto um 1900. Tabakanbau hat in Italien eine lange Tradition und stand immer unter staatlicher Kontrolle. Der «Nostrano del Brenta» hat höchste Qualität, da er bis heute per Hand getrocknet wird. Um genau diesen Tabak geht es. Tabakschmuggel aus dem Veneto, Brentatal, hinüber ins österreichische Tirol – ein gefährlicher Weg, der mit dem Tod enden kann. Bauern, die nichts zu verlieren haben, weil ihnen der Staat nicht genug für den Tabak zahlt, Bergarbeiter, für die der Tabak die einzige Freude im Leben ist. Weiter zur Rezension: https://literaturblog-sabine-ibing.blogspot.com/p/die-seele-des-monte-pavione-von-matteo.html

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Nach seinem abenteuerlichen Vater-Sohn-Roman "Das Fell des Bären" 2017 hat der italienische Autor und Literaturdozent nun eine ebenfalls in den Dolomiten angesiedelte Vater-Tochter-Geschichte geschrieben, "Die Seele des Monte Pavione". Es geht darin um das harte Leben der Bergbauern im Veneto, die für ihren exzellenten, auf Terrassen angebauten Tabak von der Regia dei Tabacchi, der königlichen Tabakgesellschaft, unterhalb des Existenzminimums entlohnt wurden. Eine dieser armen Familien waren die De Boers, die mit ihren drei Kindern zu Ende des 19. Jahrhunderts trotz schwerster Arbeit nicht vom Tabakanbau leben konnten. Um das Überleben der Familie zu sichern, unterschlugen die Bauern einen Teil der Ernte, brachten sie auf gefährlichen Wegen zu den ebenso geknechteten Minenarbeitern auf der anderen Seite des Monte Pavione, tauschten ihn gegen unterschlagenes Edelmetall, das sie wiederum für Lebensmittel und Nutztiere einsetzten. Im Spätsommer 1894 unternimmt der Familienvater Augusto De Boer diese abenteuerliche Tour zum ersten Mal nicht allein, an seiner Seite ist die sechzehnjährige Tochter Jole, die ihn, einen „Mann wie ein Fels“ und „tragende Säule ihrer Welt“ hingebungsvoll liebt und bewundert. Zusammen überstehen sie die nur wenige Tage dauernde, durch italienische wie österreichische Grenzsoldaten, Schergen des Tabakmonopols, lauernde Banditen, wilde Tieren, Wetterunbill und riskante Wege bedrohte Reise. Bei der Heimkehr fühlt sich Jole erwachsen. Als der Vater von seiner nächsten Schmugglertour nicht zurückkommt, macht sich Jole zwei Jahre später, als das Auskommen der Familie erneut gefährdet ist, alleine auf den gefahrvollen Weg. Rund 70 Kilometer liegen bis Imer vor ihr und ihrem Haflinger, 80 Kilogramm Tabak möchten sie gegen Kupfer und Silber eintauschen. Drei Teile umfasst der nur 240 Seiten starke Roman. Im ersten, der mir ausgezeichnet gefallen hat, stehen die Lebensbedingungen der Bergbauern und die gemeinsame Schmugglertour von Vater und Tochter im Mittelpunkt. Nicht nur die Tabakpflanzer, auch die Minenarbeiter sind, wie Augusto ihr erklärt, aus „Hunger und Not dazu gezwungen, Dinge zu tun, die sie bei ein wenig mehr Brot auf dem Tisch niemals getan hätten: Gesetze zu brechen, die Obrigkeit und den König zu hintergehen und Aufseher zu narren“. Teil zwei und drei verfolgen ausführlich Joles abenteuerlichen Weg auf eigene Faust mit guten, aber vor allem auch lebensbedrohlichen Begegnungen, mit einem Berg, der ebenso majestätisch und fast sakral wie gefährlich und tückisch ist, und mit einem bösen Gerücht, das alles, an was sie glaubte, zu erschüttern droht. Dass Kommissar Zufall am Ende eine entscheidende Rolle spielt, war für mich weniger störend als überraschend, gab es doch schon vorher märchenhaft anmutende Szenen und zahlreiche Klischees. Dafür hätte ich mir an der ein oder anderen Stelle etwas weniger Pathos gewünscht. Trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen, auch wenn mir "Das Fell des Bären" noch besser gefallen hat.

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Es ist die Zeit zum Ende des 19. Jahrhunderts hin. In den Dolomiten mit ihrer bewegten Geschichte und den Folgen des Wechsels der Herrschaft von Österreich hin nach Italien, vom Kaiser zum König. Was den abgeschieden lebenden, bitterarmen Bewohnern der Bergdörfer am Ende herzlich egal ist, denn beide Herrschaften haben weitgehend (und die italienische Monarchie vollzieht dies auch in der Gegenwart des Romans) immer nur genommen und gerade das nötigste zurückgelassen, damit auch im nächsten Jahr die Arbeitskraft und die Erträge sich ausnutzen lassen. Was Augusto de Boer, Tabakbauer in einem abgelegenen Flecken an Einöde, nicht nur mental sauer aufstößt, sondern auch, wie bei den anderen Bewohnern der Gegend, ihn immer ins Risiko des Hungerleidens setzt. Denn es muss ja nur eine Kleinigkeit schief gehen am komplexen Vorgang von Zucht und Ernte des Tabaks, und schon reicht das Geld nicht mehr für das nächste Jahr. Was angesichts von Frau und drei Kindern keine Option für Augusto ist. Der klug ist und einen Plan hat. Nicht nur, wie so manch anderer, ein wenig Tabak abzuzweigen und auf eigene Rechnung aus dem Anbaugebiet (das unter Bewachung und Kontrolle des Finanzamtes steht) in eine benachbarte Umgebung zu schmuggeln. Nein, Augusto will mehr. Und geht gewagte Wege über Schleichpfade und Grenzen. Wo er auf der einen Seite gute Ergebnisse beim Verkauf des Tabaks erzielt und auf der anderen Seite dann dies eintauscht an andere Stelle gegen begehrte Waren und am Ende einen guten Schnitt macht. Allerdings unter hoher Gefahr, entdeckt zu werden, in den unwegsamen Bergen zu verunglücken oder schlichtweg auf einer der anderen Stationen seiner regelmäßigen Schmuggelreisen entdeckt und enttarnt zu werden. Doch Augosta ist geschickt. Und nimmt eines Tages seine 16jährige Tochter mit, um diese in das „Geschäft“ einzuführen. Bis es doch geschieht und er von einer seiner Touren nicht zurückkehrt, seine Tochter Jole sic aufmacht, ihn zu suchen und dabei vielleicht einen ganz anderen Vater entdecken könnte, als sie ihn bisher kannte. Was auch den Moment darstellt, in dem der Schwerpunkt des Romans sich ändert und eine neue Erzähllinie mit installiert, die nun die Fremdheit selbst unter sich nahestehenden Menschen mit in den Blick nimmt, Misstrauen wachsen lässt, überraschende Wendungen im Binnenverhältnis von Tochter und Vater mitaufnimmt und den Leser hoch gespannt Seite für Seite mit in die Frage hineinnimmt, ob Vertrauen gerechtfertigt ist, ob Enttäuschungen dazugehören und wie das mit dem „Stille-Post-Prinzip“ so funktioniert, wenn jeder meint, etwas zu wissen oder verstanden zu haben, was vielleicht doch nur Gerüchte sind. Und das ganze bietet nicht nur als Geschichte eine mitreißende Lektüre, sondern ist auch sprachlich fein umgesetzt, bildkräftig und doch fast sachlich geschrieben, das harte Leben der Bergbauern ebenso treffend in Szene setzend, wie die gefahrvollen, heimlichen Schmugglergänge und die ständig im Raum stehende Möglichkeit, plötzlich entdeckt zu werden (denn die Gegenseite schläft beileibe nicht). „Sie hatte leicht klobige Hände, deren rötliche Haut auf dem Handrücken schrumpelig und in den Handflächen von unzähligen feinen Falten durchzogen war“. Kurz und auf den Punkt formuliert, so dass der Leser umgehend ein Bild des ganzen Lebens der Frau (Augustos Ehefrau) vor Augen geführt bekommt und ein treffendes Beispiel für die sprachliche Kunst des Autors, mit wenigen Worten ganze Geschichten im Leser freizusetzen. Gepaart mit der tief ausgeloteten Tochter-Vater Beziehung setzt Righetto eine ganze Form des Lebens und eine dazugehörende Zeit in Szene, die atmosphärisch und, im zweiten Teil des Buches, auch psychologisch den Leser mitten hinein nimmt in die Personen und Ereignisse des Romans.

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Nach "Das Fell des Bären" gibt es nun ein weiteres gewaltiges Werk von Autor Matteo Righetto. Auch dieses Mal habe ich die knapp 300 Seiten innerhalb kürzester Zeit verschlungen. Das Leben als Tabakbauern ist nicht leicht und meist reicht die Ernte nur geradeso um das Überleben der Familie zu sichern. Daher sieht sich Augusto gezwungen hier und da etwas beiseite zu schaffen, um durch Schmuggel das Leben seiner Liebsten zu verbessern und ihr Überleben zu sichern. Nach seinem Verschwinden ist es nun an Jole diese Aufgabe zu übernehmen und wir begleiten sie auf ihrem waghalsigen Weg über die Grenze. Während man im einen Moment gemeinsam mit ihr die beeindruckende Schönheit der Natur beobachtet und den Augenblick genießt, ändert sich mit dem Umblättern der nächste Seite einfach alles und Jole befindet sich in größter Gefahr. Die aufrecht erzählende, schnörkellose Art des Erzählens von Matteo Righetto ist überaus kraftvoll und entführt den Leser auf eine abenteuerliche Reise, bei der man immer wieder auch zum Nachdenken angeregt wird. Trotz der überschaubaren Seitenzahl des Buches gelingt es dem Autor eine tragende Tiefe zu erzeugen, die eine so bedeutende Botschaft erzählt, wie es manche Bücher mit 1000 Seiten nicht schaffen. Ich bin wieder einmal mehr als beeindruckt!

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