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Rezensionen zu
Die goldenen Jahre des Franz Tausend

Titus Müller

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Top ! Anregend ! Bewegend !

Von: Jens Hartmann aus 22145 Hamburg

29.08.2020

Top! Anregend, bewegend, Neugierde weckend auf Werke der im Inhalt genannten Schriftsteller!

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Zunächst muss ich anerkennen, das sich der Autor sehr genau mit dem vertraut gemacht hat, welches er nun in Buchform verfasst hat und dazu verdient er Respekt und Anerkennung. Kritisch betrachten möchte ich allerdings das Cover, den Buchtitel und den Klappentext, da Franz Tausend hier eher eine blasse Nebenrolle spielt. Er bleibt nicht unerwähnt, aber er ist nicht Hauptakteur, da er von Thomas Mann und Carl von Ossietzky gekonnt abgelöst wird. Der Schreibstil ist gekonnt der damaligen Zeit angepasst und auch wenn die Story sehr hochwertig inszeniert wurde, lassen sich die fast 400 Seiten mühelos lesen und verstehen. Es weckt mein Interesse, da das politische Geschehen der damaligen Zeit, in der die NSDAP entsteht und sich vieles im Umbruch befindet gekonnt wiedergegeben wird, hinzu kommen die Wehrmacht und das Grauen, welches dadurch entstanden ist und der Person des Carl von Osssietzky bitter mitspielt. Niemand darf seine Meinung frei äußern, ohne sich in Gefahren zu begeben. Es spiegelt das Verhalten der Menschen gekonnt wieder und gibt schonungslos und authentisch wieder, wie sich die politische Lage verändert und dem Drang des Menschen Wahrheiten ans Licht zu bringen, auch wenn man sich dabei selbst treu bleiben muss, wenn auch die Angebote für eine Lüge ein besseres Leben versprechen würden. Für mich ist "Die goldenen Jahre des Franz Tausend" nicht nur ein Roman, sondern mitunter auch ein Krimi, da sich eine gewisse Hochspannung definitiv nicht leugnen lässt. Die verschiedenen Erzählperspektiven, die der Autor wählt, dienen einem flüssigen Lesevergnügen, zumal Personen, Orte und Geschehnisse dadurch um einiges bildlicher werden. Karl Tausend, der als Aufhänger dieses Romans dient, spielt zwar nur eine Nebenrolle, aber die Gerissenheit und dessen Wortgewandheit sind wirklich überzeugend. Ihm gelingt es vielfach Menschen zu überzeugen und ihnen Geld aus der Tasche zu ziehen, die in seine wandern und diese auch nicht verlassen werden. Franz Tausend ist ein von sich überzeugter Betrüger, der wirklich fasziniert und gekonnt dargestellt werden konnte. Ehrlich gesagt benötigt dieser Mensch auch nicht mehr Worte, da Thomas Mann und auch Carl von Ossietzky um einiges spannendere Lebensgeschichten zu erzählen haben. Einen Roman zu schreiben, der sich mit wahren Geschehnissen auseinandersetzt benötigt eine gewissenhafte Auseinandersetzung mit mitunter knallharten Fakten, die auf mich sehr authentisch wirkten. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung, da mir "Die goldenen Jahre des Franz Tausend" sehr zugesagt hat. Ich flog förmlich durch die Seiten und war entsetzt und fasziniert, da es eben nicht immer nur diejenigen gab, die sich anpassten, sondern eben auch die, die dem Geschehen um sich herum eine Stimme gaben und dabei eben nicht lautlos waren. Diesen Menschen wird hier regelrecht Respekt und Ehrerbietung erwiesen und das zu Recht.

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Titus Müller hat wieder einen beeindruckenden Roman geschrieben, der bei seinen Lesern lange nachhallen wird. Das Cover ist sehr edel gestaltet in Schwarz, Weiß, Gold was gut zum Titel passt. Der Klappentext ist ausführlich und anregend, doch leider ist er eine totale Mogelpackung. Denn sowohl der Titel als auch der Klappentext gaukeln uns vor, dass es in erster Linie um Franz Tausend geht, doch dem ist leider nicht so. So kam es bei mir dazu, dass ich mit ganz anderen Erwartungen an den Roman herangegangen bin und ich das Gelesene neu sortieren musste, bevor ich mich ganz auf das Buch einlassen konnte. Im Mittelpunkt des Romans stehen Carl von Ossietzky und Thomas Mann, hinzu kommen die Figuren Franz Tausend und Kommissar Heinrich Arndt. Aus der Sicht dieser vier Protagonisten wird der Roman erzählt. Wobei Franz Tausend definitiv die leiseste Stimme hat. Meine Lieblingsfigur war der Kommissar Heinrich Arndt, der mit seiner geradlinigen und ehrlichen Art bei mir einfach immer mehr punkten konnte. Eine authentische Persönlichkeit, der man sein Handeln und sein Verhalten einfach abnimmt. Die verschiedenen Erzählstränge laufen erst parallel zueinander und als Leser fragt man sich wie dies alles wohl zusammenhängt. Der Roman ist sehr politisch, sowie gesellschaftlich in der Zeit verankert. Es geht um die Folgen des Versailler Vertrages, um den Wiederaufbau der Wehrmacht, aber auch um den Pazifismus und die Liebe zur Literatur. Natürlich werden auch die Anfänge der NSDAP beschrieben und deren Machenschaften in den politischen und staatlichen Apparaten. Der Roman verlangt seinen Lesern einiges ab, wer leichte Kost sucht, der sollte zu einem anderen Buch greifen. Dieser Roman ist fordernd, anspruchsvoll und erwartet einen wachen Geist von seinem Leser. Der Erzählstil ist dem Roman angepasst und unterstreicht somit noch einmal mehr das Anliegen des Romans. Als Ich-Erzähler erleben wir den Kommissar Heinrich Arndt. Die anderen drei Erzählperspektiven werden aus der Sich eines auktorialen Erzählers geschildert. Gerade die Passagen über Thomas Mann und Carls von Ossietzky sind literarisch sehr gut umgesetzt und zeichnen sich durch eine gehobene Sprache und anspruchsvolle Sätze aus. Titus Müller hat sehr gut recherchiert und eine hervorragende Arbeit geleistet, um dem Leser Thomas Mann und Carl von Ossietzky in ihren Gedanken näher zu bringen, wir tauchen ein in die Gedankenwelt dieser Schriftsteller und erleben ein Berlin und München Ende der zwanziger Jahre, dass kritisch hinterfragt wird. Der Roman ist sowohl für Frauen als auch Männer geschrieben worden, die anspruchsvolle Romane mögen und sich zusätzlich mit der Zeit und der Gesellschaft tiefgreifend auseinandersetzen wollen. Ein ausführliches Nachwort und eine sehr interessante Literaturliste zeigen, wie der Autor gearbeitet hat: akribisch, auf Fakten basierend und sehr genau. Was zuerst noch als eine Erfindung des Autors gehalten werden konnte, wird dadurch auf einmal zur Realität und man kann nur staunen. Mir hat der neuste Roman von Titus Müller gefallen, nachdem ich meine Erwartungen korrigiert hatte und mich mit anderen Leserinnen und Lesern der Leserunde auf Büchereule.de ausgetauscht hatte. Für mich ist es nicht der beste Roman von Titus Müller, sicherlich kein schlechter, aber mein Favorit bleibt ein anderer 😉 Ich bedanke mich sehr bei der Verlagsgruppe Random House und dem Blessing Verlag für die Bereitstellung des Rezensions- und Leseexemplars, Titus Müller für diesen interessanten Einblick in das Berlin und München Ende der zwanziger, Anfang der 30er Jahre, sowie meinen Mitleserinnen und Mitlesern der Leserunde.

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Thomas Mann, Carl von Ossietzky und ein Gesellschaftsporträt der "Goldenen Zwanziger": Das klingt zunächst nach verkopftem Intellektuellenroman für die gehobene Feuilleton-Leserschaft, während der Klappentext wiederum einen Neuzeit-Historienroman im Fahrwasser von Ken Follett und Jan Guillou verheißt. Zum Glück stimmt beides nicht. Während der krimiartige Handlungsstrang um Heinrich Ahrndt und seine politischen Ermittlungen für die Zugänglichkeit des Buchs sorgt, liefert Müller in den Szenen mit den beiden Schriftstellern eine Liebeserklärung an die deutsche Literatur ab, für die es kurz vor dem Dritten Reich um alles ging. Eine Zeit in der nichts unpolitisch sein konnte, sein durfte. Jedes Verhalten wird als Unterstützung von wahlweise Kommunismus oder Nationalismus gewertet, also bemüht sich jeder, im Zweifelsfall möglichst auf der richtigen Seite zu stehen. Eine spannende Ausgangssituation, die vor allem der titelgebende Franz Tausend für die unverschämtesten Betrügereien ausnutzt. Kaum zu glauben, dass ein windiger Geselle mit ausgerechnet diesem Namen existiert haben soll, aber der Anhang des Romans und die eigene Recherche bestätigen: ja, so war es! Das Goldmachen war nur der Gipfel, daneben betrog Tausend mit gefälschten Schecks, umlackierten Geigen und anderen chemischen Unmöglichkeiten. Dass gerade die Nazis und diverse wohlhabende Bürger aus ihrem Umfeld ihn zum Goldesel machen wollten, liefert einen wiederum wahren aber fast schon lachhaften Gegenentwurf zu den Gewaltmaßnahmen der Machtergreifung, die in den letzten Kapiteln Thema ist. So spannt Titus Müller den Bogen von den frühen Zwanzigern bis zur Nobelpreis-Kampagne für von Ossietzky und deren überraschendem Ergebnis. Vereinzelt hätte man sich noch eine Vertiefung mancher Figuren gewünscht, gerade Franz Tausend verschwindet nach einiger Zeit bis kurz vor dem Ende aus der Handlung, was dem Roman insgesamt aber nur wenig schadet. Mit seinem für dieses Genre relativ knappen Umfang ist er trotzdem dicht vollgepackt mit spannender Handlung, historischen Ereignissen und exzellent recherchierten biografischen Notizen zu Thomas Mann und Carl von Ossietzky. Gerade das Porträt des ewigen Selbstzweiflers Thomas Mann, der es noch zu Lebzeiten zu Ruhm und Preisen brachte und sich zuweilen als Hochstapler sah, dürfte viele Erfahrungen anderer Autoren widerspiegeln, die sich schon im "ernsthaften" Literaturbetrieb ausprobiert haben. Während Mann heute als literarisches Nationalheiligtum gilt, stand er selbst einst im Schatten des "heimlichen Kaisers" Gerhart Hauptmann. Gerade der Bezug zur großen Literatur ist hier ähnlich großartig herausgearbeitet wie in Uwe Tellkamps wuchtigem Ost-Epos "Der Turm", nur ist "Die goldenen Jahre des Franz Tausend" deutlich angenehmer zu lesen. Insgesamt eine hochinteressante Mischung verschiedenster Aspekte und ein damit einzigartiger Blick auf eine brodelnde Epoche, der sich von vielen gewöhnlicheren Werken abhebt. Bonusmaterial: Anhang mit historischem Hintergrund und Literaturverzeichnis

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Kommissar Heinrich Ahrndt darf an einem geheimen Treffen teilnehmen. Er erlebt wie Franz Tausend verschiedene Elemente zusammenmischt, um seine Zuschauer von seinen Fähigkeiten als Alchemist zu überzeugen. Seine reichen Zuschauer sind begeistert. Sie wollen seine großen Anlagen zur Herstellung von Gold unterstützen, und überschütten ihn mit Geld. Obwohl Kommissar Ahrndt große Zweifel an den Fähigkeiten Tausends hat, verbieten ihm seine Vorgesetzten der Sache auf den Grund zu gehen. Stattdessen soll er eine mittellose Mutter einschüchtern, die ihren wertlosen Goldgutschein zurückgeben möchte, da sie das Geld dringend braucht. Weil Ahrndt sich in Tausends Geschäfte einmischt, wird er entlassen. Wie gut, dass ihm eine vielversprechende Stelle in der Hauptstadt angeboten wird. Von München zieht er nach Berlin. Dort soll er vor allem einen aufrührerischen Mann beschatten, Carl Ossietzky. Weil dieser Pazifist offen darüber schreibt, dass das deutsche Volk unerlaubterweise aufrüstet, soll er unschädlich gemacht werden. In diesen aufregenden Vorkriegsjahren lebt und wirkt auch der Dichter Thomas Mann. Sowohl seine Schaffenskunst als auch sein gespaltenes Verhältnis zum nationalsozialistischen Reich werden in diesem Buch thematisiert. Dieser historische Roman vermittelt einen guten Einblick in die Stimmung unter den Volk in diesen bewegten Jahren zwischen den beiden Weltkriegen. Der ganz normale Alltag wird gut dargestellt. Da gibt es die stolzen Automobilisten, die über ihre neuen Fahrzeuge fachsimpeln, die Angst wegen der vielen Menschen, die einfach spurlos verschwinden, die unerwartete Popularität der Nationalsozialisten, erschreckend ist aber vor allem, wie Menschen zum Schweigen gebracht werden, die eine andere Meinung vertreten. Diese Geschichte ist gut recherchiert. Viele der Charaktere sind bekannte historische Figuren. Die Geschichten von Tausend, Ossietzky und Mann sind gut erzählt und faszinierend, gelegentlich wirkt das Buch jedoch fast wie ein Sachbuch oder Lexikontext. Wer eine Geschichte über Franz Tausend erwartet, wird vielleicht enttäuscht, denn die spannendste Geschichte in diesem Buch ist eigentlich die vom mutigen Journalist Carl Ossietzky. Doch da diese Geschichte so wichtig ist, ist das mit Sicherheit kein Nachteil. Fazit: Ein historischer Roman, der die Stimmung in Deutschland vor der Machtübernahme der Nazis begreifbar macht. Sehr gut recherchiert, verfolgt der Leser an der Seite von einem sympathischen, authentischen Kommissar, wie schwer Gewissensentscheidungen in einer solchen Zeit sein können. Ein wichtiges und wertvolles Buch!

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Franz Tausend war ein Hochstapler und Betrüger. Viele reiche und geltungsbedürftige Menschen kauften auf gut Glück und sehr naiv seine „Goldgutscheine“. Gold? Er behauptete sich viele Jahre bis zu seiner Verhaftung als Chemiker, der Gold „wachsen lassen konnte“. Und viele glaubten ihm. Vorrangig solche, die im Hintergrund pro Adolf Hitler die Fäden zogen. Sie alle ließen sich gewaltig blenden und blendeten selbst andere. Man könnte also sagen, es traf die Richtigen. Müller nimmt außer Tausend auch Literaten und den Journalisten Carl von Ossietzky ins Visier. Als mittelnde, fiktive Figur kommt ein so genannter politischer Polizist ins Spiel. Durch seine Brille erlebe ich die 1920- und 1930-er Jahre auf eine recht spezielle Art. Zuerst ist er Franz Tausend in München auf der Spur. Wohl etwas zu sehr und er begeht einen formellen Fehler, seine Vorgesetzten entlassen ihn. Jemand, der einen guten Schnüffler gegen Ossietzkys Zeitungsredaktion in Berlin braucht, bringt in auf die Idee bei der Berliner Politischen Polizei anzuheuern. Doch der Polizist wird zum Pazifist. Sehr zum Knurren der Strippenzieher, die die SA und SS aufbauen. Müller bringt so intensiv das Geschehen auf den Punkt, dass man glaubt, er wäre dabei gewesen. Auch von den Konzentrationslagern wussten viel recht früh. Auch Leute, wie unangenehm-intellektuelle Journalisten kamen bereits vor 1936 in KZs, bekamen Tuberkulose und anderes gespritzt, wurden mundtot „gearbeitet“. Einerseits sehr erschreckend. Andererseits so gut verfasst und miteinander in Zusammenhänge gebracht: Die Dummheit der Nazis, ihre Verblendung und ihr Vorgehen. Ein hervorragender Roman!

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Ich habe schon einige Romane von Titus Müller gelesen und war immer begeistert von seinen spannenden Geschichten, die auf wahren Tatsachen beruhen. Laut Titel sollte es eigentlich um Franz Tausend gehen, der viele mächtige Männer in unserem Land an der Nase herumführte, in dem er behauptete aus Blei Gold herzustellen. Ich muss gestehen das ich noch nie von dem Mann gehört hatte und das hat mich neugierig gemacht. Auch wenn Franz Tausend wenig Raum einnahm, umso mehr Thomas Mann und der mir leider unbekannte Carl von Ossietzky . Er hat Quasi drei verschiedene Geschichten, mit Authentischen Menschen, die viele Parallelen zueinander aufweisen zu einem spannenden zeitgenössischen Roman verpackt. Alles geschieht in einer Welt im Umbruch, der 1. Weltkrieg ist verloren, die Regierung in Deutschland am Boden , Arbeitslosigkeit, Machtgierige Industrielle, heimliche Wiederaufrüstung, und der Aufstieg der Nazis. Er hat alles sehr Bildhaft und mitreißend verpackt , und nimmt seine Leser mit in die Welt, der wilden zwanziger Jahre. Eine sehr facettenreiche Geschichte mit vielen verblüffenden Wendungen. Sehr gut gefiel mir Kommissar Heinrich Ahrndt, ein wirklich gradliniger und Gewissenhafter Mensch, mit großem Gerechtigkeitssinn, gerade ihm viel die unangenehme Aufgabe zu, Franz Tausend bei seiner Demonstration, aus Blei Gold herzustellen zu, er sollte ihm auf die Finger schauen. In einem abgelegen Gebäude unter strenger Geheimhaltung, unter den hochrangigen Männern war General a.D. Ludendorff, Alfred Mannesmann, Bankdirektoren, und führende Industrielle. Es war schon unvorstellbar, wie er diese hochgebildete Menschen so an der Nase herumführen konnte. Nur unser lieber Ahrndt ist sehr misstrauisch, aber seine Meinung ist nicht erwünscht, dafür ist die Gier zu groß, und der Staat hat hohe Kriegsschulden. Was tut man mit unbequemen Menschen, man versetzt sie von München, nach Berlin. Auch weil er der armen Elisabeth und ihren Kindern helfen wollte, da ihr Mann einen wertlosen Goldgutschein gekauft hatte. Genau das Gegenteil sollte sein, er sollte dafür sorgen das sie Ruhe gibt. Es geht hoch und heiß her, die Presse kommt ins Spiel. Dadurch kreuzen unsere Wege Thomas Mann, der ebenfalls das ganze durchschaut, und Carl von Ossietzky, diese drei Männer haben eines gemeinsam, der Sinn Wahrheit und Gerechtigkeit. Das besonders unserem Carl zum Verhängnis werden wird, er schreibt für die Weltbühne, eine Zeitschrift, die den oberen ein Dorn im Auge ist. In Berlin soll nun unsere Heinrich Carl beschatten, was ihm gegen den Strich geht. Die Geschichte um Carl ist mehr als spannend, es war mir eine Freude ihn kennen zu lernen und auf seinen Wegen zu begleiten. Das sein Leben und wirken so tragisch Endete, war mir ein Wehmutstropfen, warum hat er nicht auf die Warnungen gehört. Aber er war besessen, die Welt vor dem aufkommenden Regime zu retten. Zitat von Carl Ossietzky Seite 132: „Ludendorff ist ein Mathematiker des Schlachtfelds, ein Grundbuchbeamter des Todes, von dem kein wärmender Strahl ausgeht.“, Carl hat ihn gut wiedergegeben.

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Fazit: Die große und absolut zufällig entstandene „Im reisswolfblog gibt es Bücher zu Kaiserreich und Weimar“-Reihe geht in ihre nächste, vermutlich auch erst mal letzte Runde. Von Anfang an stand für mich fest, dass Titus Müllers neuer Roman in den Bereich der „muss-ich-haben“-Bücher gehört, da mich einerseits Bücher faszinieren, die auf historischen Tatsachen beruhen, zum anderen Hochstaplergeschichten im speziellen, weil ich mich immer frage, wie, mit Verlaub, hinterfotzig die einen und wie leichtgläubig die anderen Menschen sein können, und letztlich natürlich eben auch, weil mich die Zeit, in der „Die goldenen Jahre des Franz Tausend“ spielt, momentan sehr interessiert. Und ich bekam mit diesem Roman nicht nur das, was ich wollte, sondern tatsächlich unerwarteterweise noch sehr viel mehr. So viel mehr, dass ich gar nicht genau weiß, wo ich anfangen soll. Relativ schnell wird dem irrtierten Leser deutlich, dass die Geschehnisse rund um den namensgebenden Franz Tausend zwar das Hintergrundthema für Müllers Roman bieten, dass aber eben jener Franz Tausend vielleicht nicht wenig, aber doch vergleichsweise wenig Erzählzeit spendiert bekommt, denn im Vordergrund stehen hier ganz eindeutig ganz andere Personen, namentlich Thomas Mann und Carl von Ossietzky. Und Titus Müller gelingt hierbei beeindruckend das absolute Gegenteil von „Namedropping“: Es gelingt ihm, die beiden berühmten Persönlichkeiten wirklich umfassend und lebendig zu charakterisieren. So wird beispielsweise Thomas Mann als eine Person gezeichnet, die eigentlich unter veritablen Selbstzweifeln leidet, zumindest, was das eigene literarische Werk angeht, und der oftmals mit Dingen, die nichts mit dem Schreiben zu tun haben – beispielsweise seinen eigenen Kindern – überfordert scheint. Ähnlich verhält es sich mit Ossietzky, der ebenfalls an sich und eigentlich der Sinnhaftigkeit von allem zweifelt, sich Hals über Kopf in eine Affäre stürzt, aus der er nur schwer wieder entkommen kann, der aber zumindest hinsichtlich seiner politischen Überzeugungen unumstößlich wirkt, und gerade deswegen leider letztlich viel erleiden musste. Dazu gesellt sich mit dem Polizisten Heinrich Arndt ein Protagonist, der ähnlich gut gelungen ist. All diesen Figuren ist gemein, dass sie – ganz im Gegensatz zu all den Materialien, von denen Franz Tausend behauptet, er könne sie zu Gold machen – tatsächlich eine Entwicklung durchmachen. Thomas Mann vom Zweifler zum Nobelpreisträger, Ossietzky vom Fremdgänger zum unbeugsamen Pazifisten und Friedensnobelpreisträger und Heinrich Arndt vom weisungsgebundenen Mitarbeiter des Staatsapparates, der eigentlich nur seine baldige Unkündbarkeit aufgrund seiner absolvierten Dienstjahre im Kopf hat, hin zu einer Person, die den Staat und seine Mechanismen hinterfragt und nach seinen Überzeugungen handelt. Müller gelingt aber noch viel mehr als diese überzeugenden Charakterzeichnungen. Es gelingt ihm, ein wirklich komplexes Bild der wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse der damaligen Zeit zu entwerfen. Und das ist für Leser gänzlich ohne entsprechende Vorkenntnisse vielleicht manchmal nicht ganz leicht, überfordernd wirkt der Roman allerdings an keiner Stelle. Auch weil man, wenn man mal eine der zuhauf genannten politischen oder literarischen Persönlichkeiten nicht kennt, diese auch guten Gewissens einfach mal ignorieren kann. Auffällig ist dabei, wie häufig sich, zumindest für mich Parallelen in die heutige Zeit finden lassen: Beispielsweise im Umgang mit der NSDAP, deren Erfolge kleingeredet werden, weil sie bei den Wahlen im September 1930 ja „nur“ 18,3 Prozent erreicht hat, und man sie schon noch wird klein halten können. Mehr muss ich dazu wohl nicht sagen … Beispielsweise hinsichtlich des Gerichtsprozesses gegen Ossietzky. Dieser hatte in seiner Zeitung lediglich erwiesene Fakten zu Rüstungsprojekten der Reichsregierung veröffentlicht, welche gegen die Bestimmungen des Versailler Vertrages verstoßen. Anstatt ihn zu belobigen, verklagt man ihn. Ein bisschen erinnert mich das an die Ereignisse rund um die Cum-Ex-Geschäfte, bei denen nicht etwa zuerst die Leute vor Gericht gezerrt wurden, die dafür verantwortlich sind, sondern die, die sie publik gemacht haben. Beispielsweise hinsichtlich der Justiz und ihrem Umgang mit rechtsradikalen Politikern, Gewalttätern und sonstigen Idioten. Während die Justiz damals bereits zu großen Teilen mit den Rechten sympathisierte und man sich beispielsweise damit hervortat, die Verantwortlichen des Röhm-Putsches vergleichsweise milde zu bestrafen und/oder verzeitig zu begnadigen, hatte man heute lange Zeit einen Verfassungsschutzpräsidenten, der Flüchtlingsboote im Mittelmeer als „Shuttle-Service“ bezeichnet und eine Justiz, die sich standhaft weigert, Verbindungen zwischen einzelnen Mitgliedern rechter Terrornetzwerke in Bundeswehr, speziell KSK, und Polizei zu ziehen, und diese stattdessen als Einzeltäter bezeichnet, weil man ja für eine terroristische Vereinigung eine Mindestpersonenanzahl braucht, die „nachhaltig“ versuchen müssen, „politische Ziele“ umzusetzen, man aber mindestens einen der Begriffe „nachhaltig“ oder „politische Ziele“ seitens der Justiz vehement bestreitet, und das alles augenscheinlich nur, weil es nicht im Sinne der Justiz sein kann, wenn man zugeben müsste, dass sich in Polizei und Militär rechte Terrornetzwerke bilden. Beispielsweise wenn es heißt: „Die SPD ist ein kläglich verlassenes Wrack, dem die Massen nach links und rechts wegströmen.“ (S. 132) – Okay, der war gemein. Aber ich darf das. Außerdem stimmt es. Insgesamt betrachtet also eigentlich ziemlich erschreckend, oder!? Titus Müller schafft es darüber hinaus auch stilistisch, dem ansonsten hohen Niveau des Romans in nichts nachzustehen. Vor dem Hintergrund des ohnehin schon komplexen Romanthemas finde ich es umso erfreulicher, dass der Stil nicht überkomplex daher kommt und sich, mag es auch nach einer Floskel klingen, einfach gut lesen lässt. In Summe ist „Die goldenen Jahre das Franz Tausend“ ein wirklich wunderbarer Roman, den ich am Setting interessierten Leserinnen und Lesern wirlich mit Nachdruck empfehlen kann. Ich danke der Buchhandlung meines Vertrauens, die mir dieses Buch als Bestandteil meiner zuletzt getätigten und, für meine Verhältnisse, recht umfangreichen Solidaritätsbestellung, erfreulich schnell bis vor die Haustür zukommen ließ.

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