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Rezensionen zu
Das Adelsgut

Iwan Turgenjew

Manesse Bibliothek (13)

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Dieses Buch habe ich durch Zufall entdeckt, weil ich mir vorgenommen hatte mal wieder etwas "anspruchsvollere" Lesekost bzw. etwas klassisches zu lesen. Mir hat die handliche Ausgabe sehr gut gefallen, genauso wie die Gestaltung des Covers, die Kombination der Farben und den Ästen. Außerdem habe ich schon öfter mit den Büchern aus dem Manesse Verlag geliebäugelt und schlussendlich habe ich mich aufgrund der guten Rezensionen für dieses Buch entschieden. Als ich es dann endlich in den Händen halten konnte war ich sogar noch begeisterter, denn hier wurde sich bei der Buchgestaltung so viel Mühe gegeben und es ist das Geld auf jeden Fall Wert! Russische Literatur ist schon etwas ganz besonderes und ich habe mich immer mal wieder daran gewagt, aber man braucht einfach Zeit um diese genießen zu können. Ich habe mich in der Landschaft angekommen gefühlt, denn sie ist so wunderbar bildlich beschrieben, dass ich das Gefühl hatte selbst dort zu sein. Hier wird ohne großes "Geschwafel" sehr umfangreich beschrieben, vor allem aber sehr poetisch und das auf eine ganz leichte Art und Weise. Ich hatte Angst dafür, dass die Geschichte zu schwer sein könnte aber das war überhaupt nicht der Fall. Eine ganz besondere und vor allem dramatische Liebesgeschichte ist hier zu finden, die zeigt dass es sich durchaus lohnt auch mal den Klassikern wieder Zeit zu geben. Fazit: Zwischendurch juckt es mir in den Fingern mal etwas klassisches zu lesen, diesmal habe ich mich für diese handliche Ausgabe entschieden und es hat mir wirklich gut gefallen. Es war sehr interessant zu lesen und ich habe mir mal wieder bewusst Ruhe und Zeit genommen und konnte deswegen das Buch genießen.

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Was uns in "Das Adelsgut" von Iwan Turgenjew begegnet ist keine weltverändernde Handlung, oder unvergessliche Romanze. Aber es ist eine Abschrift auf die Frage, "Was ist Glück?", eine mit wunderschönen literarischen Bildern. Fjodor Iwanytsch Lawrezki, unser Protagonist, kehrt nach Jahren im Westen zurück in seine russische Heimat, nachdem ihm seine Frau untreu geworden ist. Zurück in der Stadt O. möchte er pflügen, seine Bauern gut behandeln und redlich sein, da begegnet ihm die hübsche Töchter seiner Verwandten, Lisa Kalitina. Die Charaktere und wie sie scheitern sollen typisch sein für Turgenjew. Marfa, die Großtante besagter Lisa hat es mir am meisten angetan, trotz ihres Alters und ihres Pflichtbewusstsein setzt sie sich für das Glück der jungen Verliebten ein, die ihr ans Herz gewachsen sind, und dabei ist sie eine ganz knorzige, eigenwillige Figur. Was das Buch einzigartig für mich gemacht hat sind die Landschaften, die Häuser, die Einrichtungen. Sie werden bei Turgenjew zu ganz eigenen, schönen, auch romantischen Bildern. Sie sind das Gegenstück zu den unerfüllten Hoffnungen und dem Scheitern in den Figuren. Nebenbei portraitiert das Buch den Wandel des Adels im 19. Jahrhundert. Die Leibeigenschaft sollte abgeschafft werden und so überkam den Adel eine Perspektivlosigkeit und ein Gefühl überflüssig zu sein, dargestellt in der Hauptfigur. Aber auch einige der Bauern verkamen. Alles in allem: Lesen! Überhaupt vergesst ihr viel zu oft die russischen Klassiker! Vielen Dank für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar, lieber hübsch gestalteter Manesse Verlag.

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Kürzlich stellte sich bei einem Gespräch die Frage, wen denn eigentlich bei Rezensionen "dieses ganze Geschwafel über Ausstattung und Lesebändchen - ja oder nein - und derartige Dinge" interessiere. Nun, mich. Und zwar sehr. Gibt es mehrere Ausgaben eines Buches, nehme ich mit Sicherheit erstens die gebundene und zweitens die mit Lesebändchen. Und bei einem Verlag wie Manesse kann es mir passieren, dass mich der Inhalt überhaupt nicht interessiert, aber das Buch so schön ist, dass ich es trotzdem haben will. In diesem Fall war das ganz sicher nicht so, aber dazu kommen wir gleich. Bleiben wir noch ein bißchen bei der Ausstattung. Fast nichts macht mich so glücklich wie eine liebevolle und wohldurchdachte Ausgabe eines Werkes der Weltliteratur, eine, wo Schutzumschlag, Lesebändchen und Vorsatz eine Einheit ergeben, eine mit sinnvollen Anmerkungen und einer Einführung in Werk, Leben und Zeit des betreffenden Autors. Das gelingt kaum einem Verlag so durchgehend auf gleichbleibendem Niveau wie Manesse. Und dafür möchte ich mich einfach mal bedanken bei den Menschen, die sich so viele Gedanken machen und diese dann so liebevoll umsetzen. Also ganz, ganz lieben Dank für diese wunderschönen Bände! Und hier beginnt nun die Rezension für Kaltduscher und Lesebändchenverachter. Alle anderen lesen hoffentlich auch weiter... Ich habe schon immer ein besonderes Verhältnis zu russischer Literatur gehabt. Ich liebe die Sprache seit ich in der Schule die Möglichkeit hatte, sie zu lernen. Das war an westdeutschen Schulen nicht üblich, daher war es ein glücklicher Zufall, dass es bei uns eine Lehrerin für Deutsch und Russisch gab, die nachmittags eine AG eingerichtet hat, um uns Sprache und Kultur zu vermitteln. Mit fünfzehn, sechzehn Jahren habe ich dann angefangen, mich durch die russische Literatur zu lesen: Dostojewski, Tolstoi, Puschkin, Gogol, Tschechov... Kein Turgenjew. Warum? Das weiß ich nicht. Es ist mir aber wieder einmal bewußt geworden als ich "Das Adelsgut" entdeckte. Und so ist diese Erzählung tatsächlich meine erste Berührung mit diesem so wunderbar lyrischen Schriftsteller. Ich kann mir vorstellen, dass der Inhalt heutzutage die Geister scheidet. Der unglücklich verheiratete Fjodor Lawretzki verliebt sich in Lisa, die tugendhafte Tochter einer Verwandten. Als er eine Meldung vom Tod seiner Frau erhält, scheint das Glück kurz möglich, wird aber durch ihr persönliches Erscheinen zunichte gemacht. Lisa geht daraufhin in ein Kloster. Ich persönlich tue mich immer sehr schwer mit religiöser Schwärmerei und dem Versuch, andere zu einem entsagungsvollen Leben zu zwingen. Von daher musste Lisa mir sehr fremd bleiben. Ich glaube auch, dass der liebe Fjodor vom Regen in die Traufe gekommen wäre, aber darum geht es eigentlich nicht. An der Geschichte selbst ist nichts Besonderes. Ähnliches wurde schon zig Male geschrieben. Älterer Mann liebt unschuldiges junges Mädchen und möchte durch diese Liebe sein Leben quasi neu starten. Aber wie sie geschrieben wurde, dass ist schlicht wundervoll. Turgenjew lässt sich Zeit. Für Gespräche, Einrichtung, Charakterbeschreibungen, Lebensläufe. Er lässt eine ganze Welt entstehen, die des russischen Adels um 1842 mit seinen Landgütern, Kutschen, Bediensteten, mit seinen Eigenheiten und der Zerrissenheit zwischen traditionellem Russland und dem eleganteren Europa, zwischen Landesliebe und dem Wunsch auf der Höhe der Zeit zu sein. Durch das ruhige überlegte Erzählen erhält die Geschichte einen Fluss, der verhindert, dass man das Buch zwischendurch weglegen möchte. Man liest, ohne zu merken, dass die Zeit vergeht. Das Bemerkenswerte daran ist, dass gar nicht so viel passiert. Man sitzt am Klavier, man spielt Karten, man geht zur Messe, man plaudert. Und zwischen all diesen Alltäglichkeiten erblüht und vergeht eine Liebe und ein junges Mädchen nimmt den Schleier, um der grausamen Welt zu entsagen. Das ist exzellent komponiert und so wundervoll formuliert, dass man eigentlich ständig ganze Passagen vorlesen möchte. Ich bin also sehr glücklich mit meiner ersten Begegnung mit Turgenjew, und werde sicherlich weitere folgen lassen. Ich danke dem Manesse Verlag herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar.

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Scheint, Iwan Turgenjew wäre dieses Jahr 200 Jahre alt geworden. Davon hat Herr Turgenjew recht wenig, ich aber immerhin die Möglichkeit, einen gewissermaßen „neuen“ Turgenjew zu besprechen. Denn Manesse hat zum runden Geburtstag unter anderem Turgenjews Das Adelsgut (vormals u.a. Das bzw. Ein Adelsnest) in einer hübschen kleinen Ausgabe, neu übersetzt von Christiane Pöhlman, herausgegeben. Schick eingebunden und handlich mit auf Reisen zu nehmen, allerdings doch eher etwas für Leser mit guten Augen. Ein weiterer Vorteil von neuen Ausgaben etablierter Klassiker: Der Rezensent kann sich hier und da in der Forschungsliteratur oder auch einfach auf Wikipedia Hilfe holen. Denn sind wir ehrlich, die einmalige Lektüre, die einer Rezension meist zu Grunde liegt, wird immer Lücken lassen, die der Besprechung schaden können. Als Feuilletonist größerer Medien hat man, scheint’s, die Pflicht, Gewandtheit noch in den unbekanntesten Werken und Autorenbiografien der Weltliteratur zu suggerieren, bei den Kolumnisten dagegen gebe ich gerne zu: Ich nutze, was ich an Quellen zu fassen bekomme. Und sei es nur, um zumindest die verschlungene Handlung richtig wiederzugeben: Darum geht’s: Der noch relativ junge Fjodor Lawrezki kehrt in das russische Dorf O. zurück, nachdem er Jahre im Westen verbracht hat. Er hat die „Westlerin“ Warwara Pawlowna geheiratet, ist mit dieser nach Paris gezogen, wo er sich nie ganz einleben konnte und endlich auch noch erfahren muss, dass ihm seine Frau fremdgegangen ist. Nun soll er das Gut des Vaters übernehmen. Doch Lawrezki verliebt sich bald in Lisa, die aber von elterlicher Seite einem anderen versprochen ist. Die Nachricht vom Tod der Frau gibt Lawrezki den Freibrief, die Sache dennoch zu verfolgen. Doch dann taucht die Totgeglaubte ausgerechnet in O. auf. Ich bin mit dem heute viele berühmteren Väter und Söhne Turgenjews nie so wirklich warm geworden. Zu thesenhaft, zu konstruiert, zu plakativ dieser gewollt politische Roman, der Dostojewskis Karamasinow-Satire in Die Dämonen dann wirklich verdient erscheinen lässt. Meisterhaft dagegen sind kürzere Erzählungen wie Erste Liebe. Thematisch ist Das Adelsgut sicherlich eher im Bereich von letzteren zu verorten. Eine dramatisch zugespitzte Liebesgeschichte, große Gefühle, menschliche Abgründe. Und doch natürlich auch ein Thema, das obschon universell, sich politischen Perspektiven nicht ganz entziehen kann. Die Frage: Kann ein Mensch sein Glück finden? – Eingekeilt in das ideologische Schlachtfeld zwischen Heimatliebe, Slawophilie und Westlertum. Länge sorgt für Längen Allerdings scheint mir, die Länge bekommt diesem Autor nicht wirklich (und dabei ist Das Adelsgut noch nicht wirklich ein langer Roman, wie man sie von Tolstoi oder Dostojewski gewohnt ist). Eine deutliche Dialoglastigkeit und lange familienbiografische Rückblenden torpedieren die wohlkomponierte Entwicklung der Geschichte, mit denen Turgenjew ansonsten in vielen seiner Erzählungen zu begeistern weiß. Gewonnen wird darin nicht sonderlich viel, das meiste, was hier ausschweifend erzählt wird, wusste der Autor an anderer Stelle stärker zu pointieren. Nicht wirklich nachvollziehbar finde ich die konstanten Hinweise auf die lyrische Natur des Werkes und insbesondere dessen Naturbeschreibungen. Die stellen die Werbung, das Nachwort und auch die deutschsprachige Wikipedia in den Mittelpunkt. Gewiss gibt es ein paar Stellen, an denen sich die Stimmung von Protagonisten in der Natur reflektiert, dominant ist das allerdings keineswegs. Über weite Strecken stehen tatsächlich Dialoge im Mittelpunkt, die teilweise wie im Theater ohne jegliche Einrahmung durch erzählenden Text montiert werden. Man kennt das auch von Dostojewski. Den Einwänden zum Trotz handelt es sich bei Das Adelsgut allerdings um einen durchweg lesenswerten Roman. Auch in der Übersetzung spürt man dieses im Erzählen zuhause Sein eines großen Romanciers, wie sie die vormoderne europäische Literatur vielleicht ein knappes Dutzend hervorgebracht hat. Ob man dafür zur neuen Auflage greifen muss, sollte jeder Leser selbst nach Geldbeutel und Vorlieben entscheiden. Die Übersetzung liest sich gut, flüssig, scheint dabei aber – nach den ersten paar Seiten zu urteilen – eher größere Kompromisse einzugehen als vorherige. Insbesondere die im Russischen generell oft dichte Satzstruktur wird aufgebrochen, wo ältere Übersetzungen sie eher reproduzieren. Dafür erfindet Übersetzerin Pöhlmann wohl keine Satzteile gänzlich neu, was in Ausgaben aus dem 19. Jahrhundert durchaus vorkommt. In jedem Fall lesenswert ist auch das Nachwort von Machail Schischkin, das die Art und Weise beleuchtet, wie Turgenjew sich immer wieder vom Druck der öffentlichen Meinung hat hinreißen lassen, zeitpolitische Romane zu verfassen, die zwar nicht seinen politischen Überzeugungen, aber doch seiner schriftstellerischen Haltung deutlich entgegenstehen. Das dürfte einer der Gründe sein, warum Turgenjew unter den ganz großen Schriftstellern seiner – nein, jeder – Zeit das durchwachsenste Gesamtwerk produziert hat.

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